[1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

[März '22]
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

"Macht muss sich nicht rechtfertigen. Da habt ihr wahrscheinlich Recht. Dies bedeutet aber nicht dass sie keine Rechenschaft ablegen muss. Die Banu Haqim zwingen all jene Rechenschaft abzulegen die sich sonst so gerne im Schatten der Regeln des dunklen Vaters verstecken. Denn der einzige Weg ein Geschwür zu entfernen ist es mit allem was es bereits korrumpiert hat herauszuschneiden. Ich werde mich hüten weitere Worte gegen den verehrten Hofgelehrten zu erheben. Doch sein Versprechen von Vergebung ist ein falsches. Der Fluch der unsere Art zeichnet kann nicht vergeben werden. Wobei das stimmt nicht ganz. Die Frage sollte eher lauten. Wieso sollte der Herr uns vergeben, wir die sich an seiner Schöpfung vergehen. Die er aus seinem Angesicht verbannt hat? Viele nennen mich einen Heiden. Doch dem ist nicht so. Es fällt mir nur schwer zu sehen wieso unsere Vergehen mit einem einfachen Ave Maria und ein bisschen Reue in den Augen des Herrn Vergebung finden sollten.“ auf den Vorwurf er hätte sein Amt gerne weggegeben und wäre froh darüber ging er erstmal nicht ein.

„Um aber auf den Grund unseres heutigen Treffens zu sprechen zu kommen. Die Grotte ist tatsächlich Ort Kainitischen Wirkens. Die werte Euphemia Neugeborene aus dem Blute der Schatten hat dort mit den Ihren Eine Art Badis für Raubzüge aufgeschlagen. Wo genau diese sie hinführen konnte Ich noch nicht herausfinden. Aber Ich dachte ich überbringe euch diese Information. Sodass ihr entscheiden könnt was ihr damit anfangen wollt.“ fragend schaute er Giada an.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada schien irritiert durch diese Eröffnung über Euphemia. Sie nickte einmal, doch war wohl recht offensichtlich, dass sie nicht einmal mit dem Namen dieser Lasombra etwas beginnen konnte. Fürs erste wischte sie die Angelegenheit mit einer Geste beiseite und widmete sich zuerst den anderen Worten Benjamins:

“Gott opferte seinen Sohn, Jesus Christus. Und wir alle sehen: Ein jeder Sünder mag Vergebung finden. Dies zu glauben, ist kein Verbrechen, das die Messer der Banu Haqim verdient.”

“Was Strafe verdient, sind schlechte und sündige Taten. Wenn Sünder sich hinter dem Deckmantel von Kirche und Glauben verbergen und Übles tun, so verdienen sie Strafe für ihre Sünde und mehr noch: Sie verdienen eine Strafe dafür, dass sie das Ansehen der Kirche besudeln und das Wort Gottes für ihre eigenen Ziele verdrehen und verzerren!” Die Lasombra war dabei, sich in Rage zu reden und machte nun eine Pause, um sich zu zügeln. Dann setzte sie neu an, um mit kaltem Zorn fortzufahren:

“Ich hätte erwartet, dass solcherlei zu Eurem Ziel wird. Nicht einfach ein Mann des Glaubens, der diesen Glauben wahrhaftig in seinem Dasein zu entfalten versucht. Euer Weg der Nacht mag Euch sagen, dass dies vergebens ist. Sein Weg der Inbrunst im Glauben mag ihm die Hoffnung geben, dass es nicht so sei, ebenso wie die Verzweiflung, dass dieser Weg unendlich schwer ist. Doch allein dieser Unterschied sollte Euch nicht von ihm entzweien.”

Sie runzelte die Stirn. “Ich bitte Euch: Erzählt mir mehr von Eurem Weg durch die Nacht. Offenkundig erkenne ich die Notwendigkeit noch nicht.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamins Stimme war dieses mal klar und hart. Nachdem er gesehen hatte wie die Lasombra dem Punkt immer näher kam ihrem gerechten Zorn ein Ventil zu verschaffen, sagte er folgendes. "Ich glaube eine Fortführung dieses Gesprächs könnte zu weitgehenden Irritationen führen. Seid ihr euch sicher, dass wir diesen Schritt gehen wollen und dabei eine Verwerfung zu riskieren? Versteht mich nicht falsch, Ich spreche uns beiden keineswegs die Fähigkeit ab unseren Standpunkt klar und deutlich zu formulieren. Doch die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass dies nicht immer von Nöten ist und dass es manchmal sogar besser ist wenn unergründete dunkle Nebel in Diskussionen unserer Art verbleiben." fragend schaute er Giada unumwunden an.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für eine Weile schwieg Giada. Es war genug Zeit, um den eigenen, ewig schwelenden Zorn im Zaum zu halten. Es war genug Zeit, um die eigenen Worte und vor allem die Worte Benjamins im Geiste noch einmal zu hören.

“Ich bin der Überzeugung, dass ich lernen muss, wie Ihr und andere auf Eurem Weg durch die Nacht auf die Welt blickt”, stellte sie dann fest. Da war kein Zorn mehr in diesen Worten, da war Gewissheit.
“Ebenso denke ich, dass wir eher Verbündete als Feinde wären, wenn wir weniger um die Dinge herumschleichen wie Katzen um heißen Brei, der ihnen die Mäuler verbrühen muss.”

Sie machte eine lockere Geste zu Benjamin hin. “Was ich Euch für meinen Teil sagen kann, ist dies: Ich glaube nicht, dass ich Läuterung und Erlösung erfahren kann. Meine Herrin Mutter im Blute und ich sind einander in vielen Dingen verschieden. Und so sehr ich auch die leuchtende, vielleicht verzweifelte und vielleicht blinde Hoffnung bewundere, welche die aufbringen können, die wahrhaftig an die Erlösung glauben… .” Sie hielt inne und dann geschah etwas seltenes. Sie korrigierte sich. “...nein, ich bewundere nicht diese Hoffnung. Verzeiht die Ungenauigkeit. Ich bewundere die große Kraft, zu der diese Hoffnung befähigt. Diese Kraft ist groß genug, dass sie die Welt verändern kann.”

Sie sah Benjamin mit einem merkwürdig milden Blick an. “Dennoch. Ich bin eine Tochter meiner Erzeugerin, eine Enkelin meines Großerzeugers und ich bin aus der Linie von Boukephos. Vielleicht gab es niemals zuvor eine in einer Lage wie der meinen. Ich bitte Euch also, erklärt mir Eure Sicht. Ich werde Euch dafür nicht zürnen.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin musste unvermittelter Weise bei ihren Worten lächeln. Es war ein ehrliches, fast schon herzhaftes Lächeln.

"Wenn man mir eines nicht nachsagen kann, dann das Ich jemals um den Brei herumgeschlichen wäre." der Gedanke dass, jemand diese Worte benutzen könnte um ihn zu beschreiben schien ihn zu erheitern.

"Aber gut so dann... Mein Weg kennt keine Vergebung, er kennt auch keine Reue, denn diese müsste man empfinden um Vergebung nach der heiligen Schrift gewährt zu bekommen. Wir alle lehnen die Idee ab Teil von Gottes Schöpfung zu sein. Wir sind der blinde Punkt, das was nicht sein sollte. Wohin diese Überlegungen führen können ist verzweigt. Manche entfernen sich komplett von ihrer Menschlichen Natur und entfremden sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte komplett. Manche versuchen deswegen Menschliches Leben davon abzuhalten korrumpiert zu werden indem der Fluch Kains an sie weitergegeben wird. Der Fluch Kains ist in den Augen der Via Noctis das schlimmste was der Seele eines Sterblichen angetan werden kann. Unter diesen Voraussetzungen und mit diesem Wissen bin Ich damals den langen Weg in die Welt der Dunkelheit hinabgestiegen. Ich hoffe ihr vergebt mir also wenn Ich sage, dass Ich nie verstehen werde wie jemand Macht an den Platz der unsterblichen Seelen von Menschen stellen kann, für mich wird sie immer nur eins sein. Ein Mittel zum Zweck." interessiert und neugierig begegnet der Assamit wieder Giadas Blick. Sein eigener zeigt weiterhin eine fordernde Erkundungsfreude, so als ob er die Dinge neu entdecken müsste.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Sie ist ein Werkzeug. Eines, das auch dafür gebraucht werden kann, die unsterbliche Seelen von Menschen vor Verderben zu bewahren oder sie auf Wege der Läuterung zu senden.”
Giadas schien dieselbe Art von Erkundungsfreude zu haben wir ihr Gegenüber.

“Soweit ich es sagen kann, gilt auch auf der Via Caeli, dass der Fluch Kains wohl das Schlimmste sei, was einem angetan werden kann: Es ist die beinahe unüberwindbare Verdammnis. Allein Jesus Christus, der Hoffnungsbringer, erlaubt diese Hoffnung selbst den zutiefst Verdammten. Zumindest die Via Caeli, welche dem Christengott zugewandt ist, folgt einem Silberstreif der Hoffnung. Ob diese berechtigt ist? Oder ob dieser Silberstreif nur letztlich in den Bruch des eigenen Selbst und in den Brand der Sonne führen muss?”

“Und ist die Kirche nicht vielfältig? Es gibt doch gerade jetzt, in diesen bewegten Jahren, Gläubige, die sich gegen eben dasselbe auflehnen, was auch Euch erzürnt: Sie lehnen sich gegen die Falschheit von so manchem Priester und fettem Pfaffen auf. Sie klagen die Falschheit im gelebten Glauben so mancher Geistlicher an. Und sie nennen sich dennoch selbst Christen und Gläubige - und auch aus ihren Reihen könnte einer vom Blute werden. Er könnte jener Via Caeli folgen, könnte Euch aus vollstem Herzen Recht geben und wäre zugleich aber dem eigenen Glauben verpflichtet und seine Hoffnung wäre ihm ein Leitstern durch die Nacht.”

Sie senkte kurz den Blick und hob den Rosenkranz an, der wie gewöhnlich an ihrer Seite hing. “In der Bibel steht eine Lage beschrieben: Eine Ehebrecherin wurde von den Pharisäern vor den Herren Jesus geschleppt. Sie fragten ihn, was mit ihr zu tun sei. Nach dem Gesetz des Landes hätte sie zu Tode gesteinigt werden müssen.”

“Erst gab der Herr Jesus ihnen keine Antwort, doch sie drängten ihn mit Macht. Da sagte er ihnen: ‘Wer von euch frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!’”

Giada hob die Augenbrauen ein wenig an. “Ihr scheint schnell damit zu sein, jenen ersten Stein zu werfen. Doch Ihr selbst sagt, dass Ihr nicht frei von Sünde sein könnt, denn Ihr seid verdammt.”

“Ich frage Euch währenddessen: Warum denkt Ihr, dass Ihr überhaupt einen Stein werfen müsst? Dieser Hofgelehrte, Ferrucio, ist ein Werkzeug im Gefüge Genuas und im Gefüge der Macht. Ist es wirklich der Glaubenseifer des Hofgelehrten, der Euch auf ihn zielen lässt? Oder ist es vielleicht eher dieses Gefüge der Macht, das Euch den Hofgelehrten angreifen lässt?”

Giada schien nun keine feste Antwort zu erwarten. Im Gegenteil beobachtete sie wachsam, was Benjamin mit diesen Fragen und Andeutungen tat.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hob eine Augenbraue und begann sich anschließend langsam auf seinem Stuhl nach vorne zu lehnen, spiegelte sie fast ein bisschen. Er beobachtete sie ebenso genau, wie sie ihn. "Ich sehe wie sich eure Lippen bewegen wohlwerte Giada, doch Ich höre wieder die Worte eines Anderen..." seine Augen verengten sich zu schlitzen, dann zuckte er mit den Schultern.

"Ich werde aber trotzdem auf Teile eures Bekehrungsgebahrens eingehen. Ich denke Ich muss mich falsch ausgedrückt haben. Ich lehne in keinster Weise die Bedeutung der heiligen Schrift ab. Ich bezweifle die Worte Jesu Christi und ihre Wahrheit nicht. Sie haben nur keinerlei Bedeutung für unsere Art und jene die von unserem Blut befleckt sind. Ihr könnt euch also eure Lektionen über die Kirche und die Worte aus der Schrift sparen. Was passiert mit jenen Seelen die vor dem Opfer Jesu Christi gestorben sind? Haben sie nicht auch Barmherzigkeit verdient? Kains Strafe Gottes war der Fluch, die Vertreibung und die Aufhebung der Gemeinschaft mit IHM. Und von wem wurde dieses Urteil gesprochen? Dem Barmherzigen und Gütigen des neuen Testaments dessen Sohn Jesu Christi für die Sünden der Menschen, der Menschen, am Kreuz starb oder dem Gerechten, dem Retter, dem Heiligen des alten Testaments? Kann nun die Vergebung der Sünden alls ewiglich geltend gelten? Bedeutet dies, dass ein Sünder welcher im Alten Testament in die Hölle eingegangen ist nachträglich doch noch die Vergebung seiner Sünden in der Gemeinschaft mit Gott erfahren kann? Das nämlich würde es bedeuten sollten jenen unserer Art Vergebung erfahren." Benjamin immitierte den vorherigen Stimmtonus und Art Giadas präzise. Seine Worte und die Art wie er sie sprach ließen nur einen Schluss zu. Er hatte zumindest Teile der Schrift gelesen.

"Ich frage euch währenddessen: Wieso denkt ihr, dass ihr mich von der Rechtmäßigkeit eures Handelns, der des verehrten Ferrucios und dem der Kirche überzeugen müsst? Ist es wirklich nur meine Ablehnung gegenüber der Möglichkeit dass unsere Art Vergebung erfahren kann oder ist es vielleicht das Gefüge der Macht was euch dazu veranlasst mich bekehren zu wollen?" fragte er während sich seine Haltung und Mimik zu einem exakten Spiegelbild der Ihren verwandelte. Zwei Seiten von ein und derselben Münze.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Da nickte Giada. “Das will ich in der Tat.”
Sie ließ diese Worte einfach zwischen sich und ihm stehen. Der Moment zog sich, doch dann fuhr sie doch fort. Mit einer harten, wie abschneidenden Geste erklärte sie:

“Es geht mir darin nicht um Eure Anerkennung für den verehrten Ferrucio. Auch wenn ich wohl mit Vorsicht und Achtung gleichermaßen auf das Feuer seines Glaubens blicke.” Sie neigte sich vor zu Benjamin wie um ihn noch eine Handbreit näher zu betrachten. Wie um seine Worte heraus zu fordern.

“Ich will sehen, wie Ihr auf diese Ereignisse seht und wieviel Ihr seht. Wie Ihr auf die Herrschaft der Weißen Prinzessin seht. Ihr habt Eure Vermutungen in dieser Richtung indirekt und verhohlen mir gegenüber bereits schon geäußert. Die Herrin Aurore lag einst wehrlos darnieder. Sie musste gefunden und gerettet werden - und es war eine, wenn auch unwissentliche, Botin des Ketzers höchstselbst, die sie rettete. In dieser Rettung dann lag eine Lebensschuld. Die Herrschaft von da an geht von Gnaden des Retters. Versteht Ihr nun, weshalb ich so wachsam auf Euren Unwillen gegenüber dem Hofgelehrten blicke? Dies ist nicht ein Teil irgendeiner Bestrebung meinerseits - es ist eine gesunde Wachsamkeit dafür, dass Ihr versucht, ein sehr scharfes Messer an den Puls des Machtflusses zu legen.”
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Benjamin
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin lehnte sich zufrieden lächelnd zurück. "Das ist eine Sichtweise der Dinge... oder aber jemand schmückt sich mit den Lorbeeren fremder Cäsaren. War es nicht einst der Herr selbst der den freien Willen gewähren ließ? Heißt es nicht, du sollst dir kein Bildniß machen?!"

Benjamins Blick hatte etwas trauriges als er Giada unverhohlen ansah. "Ich wusste das alles bereits und noch viel mehr wohlwerte Giada. Ich trauere um euch genauso wie Ich um die höchst verehrte Majestät, den verehrten Hofgelehrten, die wohlwerte Iulia und den wohlwerten Liutprand trauere. Aufgespannt an den Fäden mächtiger Puppenspieler, ein Theaterstück aufführend auf welches man keinen Einfluss hat. Ist das die Macht die ihr vor einigen Momenten noch so innig beschworen habt?"

"Man hat immer eine Wahl wohlwerte Giada. Aber am Anfang steht die Erkenntnis das sie einem bisher verwehrt wurde. Und wenn das Geschwür der Täuschung und der Manipulation bereits Teile des Selbst befallen hat dann ist der einzige Weg es zu entfernen das Messer. So wie ihr gerade den ersten Schleier präzise entfernt habt, entferne Ich für euch den nächsten." vervollständigte er den Kreis.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Grotten, Straßen und Banditen [Benjamin, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Trauert nicht um mich, wenn Ihr nicht in der Lage seid, um Euch selbst zu trauern.” Das klang harsch. Giada war niemand, die sich mit Mitleid aufhielt. Noch viel weniger war sie jemand, die Mitleid für sich duldete.

“Den Luxus von Illusionen über den eigenen Stand können sich vielleicht andere gestatten. Ich nicht.” Keine Trauer, keine Bitterkeit. Sie sprach über die Dinge, wie sie waren.
“Und so weiß ich zu schätzen, dass wir uns nicht mit Schleiern aufhalten. Mehr noch, wenn wir sie entfernen.”

“Ich verstehe deshalb nicht, weshalb Ihr Euch mit diesem Gerede von einer Wahl aufhaltet. Ob ich eine habe, ob Ihr eine habt, dass sie uns allen verwehrt ist… . Das ist nichts als Eitelkeit, so zu sprechen. In dieser Welt, vom jüngsten Menschen bis zum Ältesten unserer Art, sind wir doch alle den Notwendigkeiten, Zwängen und Gesetzen unterworfen, welche wir noch nicht überwinden konnten.” Das ‘noch’ in diesen Worten klang nicht sehr laut, doch es war nicht zu leugnen. Sie ließ es klingen wie eine natürliche Selbstverständlichkeit, ein natürliches Gesetz in der Welt.

“Einige mögen uns sogar nützen und zum Schutz gereichen. Andere halten uns nur im Zaum, halten uns auf, halten uns zurück bis wir sie sprengen können - oder an ihnen zugrunde gehen. Andere können wir ewig tragen, uns von ihnen formen und stärken lassen und beobachten, wie andere an ihnen zugrunde gehen.” Das wiederum hatte eine beinahe sadistische Note: Eine Grausamkeit, für die jene, von denen sie sprach, nicht einmal einen Finger heben müssen.
“Und vielleicht ist dies die Wahl die wir doch immer haben: Wie weit und wie lang wir dies alles zu tragen bereit sind. Ob wir die Preise zu zahlen bereit sind, die der nächste Schritt kostet.”

Sie schloss ihre Hand um die Perlen ihres Rosenkranzes, als sie dann sagte: “Der gottgegebene freie Wille ist groß. Er ist Fluch und Segen. Er ist Paradies und Sündenfall, er ist die Begründung des Menschengeschlechts und der Brudermord Kains. Er wird uns nicht genommen, doch wir, hier und heute, im Schatten so vieler großer und alter Puppenspieler, gebrauchen ihn oft allein für die Wahl des geringsten Übels.” Sie hob das Kinn ein wenig und nickte zu Benjamin hin:
“Weder Ihr noch ich gehen deshalb in die Sonne. Und ich sehe Euer Messer ebenso wie die Schärfe Eurer Gedanken. Wundert Euch also so sehr, dass ich Euch nach dem Warum frage? Und ist dies Warum wahrhaftig einfach dies, dass Ihr die Fäden durchschneiden wollt, an denen diese oder jene Puppe hängt?”
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