[1067] Schach und matt [Iulia, offen]

[März '22]
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Iulia Cornelia
Ventrue
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[1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Langsam, geradezu nachdenklich wog die Harpyie die kleine schwarze Spielfigur zwischen ihren feingliedrigen Fingern hin und her, bevor sie diese auf dem gemusterten Spielbrett drehte, ganz so als würde sie sie gründlich von allen Seiten betrachten wollen. Ihr hochgewachsener Körper war dabei gewohnt von weißer feinster Seide bedeckt, während ihre langen Haare unter einem Schleier aus eben solchem Material verborgen blieben. Jedweder andere Schmuck fehlte daran, bis auf die zarten Stickereien, die die Schönheit und Wertigkeit des Stoffes weiter betonten. Die Ventrue selbst derweil saß ohne große Körperspannung über den Tisch in der Casa des Elysiums gebeugt, während ihre andere Hand ihr Kinn stützte. Offenbar in Gedanken verloren, berührte Iulia anschließend die Figur an ihrer Spitze, kippelte diese sanft hin und her, bevor sie ihre Hand beinahe lustlos wieder sinken ließ und einige Zeit regungslos auf das Feld vor ihr blickte. Dann änderte sich die Haltung der stützenden Hand an ihrem Kinn, als sie diese drehte, nur um anschließend den Fokus auf eine andere Figur zu legen, um mit ihr in ähnlicher Weise zu verfahren, wie mit der vorherigen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Benjamin »

Sie musste so in Gedanken gewesen sein, dass sie die andere Präsenz nicht wahrgenommen hatte. Erst als eine leicht gebräunte feingliedrige Hand den schwarzen Seneschall aufnahm und aufs Brett stellte, würde sie wenn sie nach oben blickte Benjamin erkennen der gerade einen Schritt zurückgemacht hatte. Benjamin neigte den Kopf und ein freundliches Lächeln war unter dem Schopf zu erkennen. Er schien zu erwarten ob sie das Wort ergreifen würde oder es an ihn übergab. Die einfach Kleidung eines Bauernjungen war durch einen Schafswollmantel ergänzt worden. Sollte Iulia ihren Blick nochmalig aufs Brett richten würde ihr spätestens auffallen, sollte dies nicht schon während der Handlung geschehen sein, dass der schwarze Seneschall nicht auf die Startposition gestellt worden war sondern auf das Feld der südwestlichsten oder nordöstlichsten Ecke, je nachdem welchen von ihren beiden Blickwinkeln man einnahm.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia zuckte sichtbar zusammen, als die dunkle Hand sich dermaßen unerwartet oder auch ungefragt in ihr Spiel eingemischt hatte. Unter dem plötzlichen Schlag ihrer Hand, die von ihrem Kinn auf den Tisch gefallen war, wackelten manche der Figuren bedrohlich, die bereits auf dem Brett oder auch danebengestanden hatten, während der Stuhl hinter ihr gefährlich ins Schwanken geraten war, als die hochgewachsene Kainitin derart abrupt aufgestanden war.

Ihr Kiefer mahlte erkennbar und ihre blaugrauen Augen fixierten zusammengekniffen den Assamiten mit der eisigen und kalten Aura eines uralten Monsters, welches dereinst in die zarte Hülle der ewigjungen Frau gesperrt worden war, und die ihre ansonsten so entspannt und sympathisch wirkende Schönheit, blanke Lügen strafte. Nicht nur das weichfallende Kleid wirkte an ihren Schultern zum Zerreißen angespannt, sondern ihr kompletter Körper, der entgegen der ansonsten beherrschten Ruhe der Harpyie, eine Bedrohlichkeit ausstrahlte, die widerspiegelte, dass sie nicht nur nett und höflich sein konnte, sondern auch eine deutlich dunklere Seite besaß.

Mit einem gefährlich wirkenden Blick hielt sie den einstigen Liktor weiter fest, während man für einen Moment den Eindruck haben mochte, dass sie innerlich geradezu danach gierte, dass er einen weiteren Fehler begehen und etwas sagen mochte, nur um ihn hierfür auf der Stelle zerfetzen zu können. Nicht im verbalen Sinne so schien es, sondern vielmehr im Wortwörtlichen.

Dann legte sich ihre Stirn auf Grund der Bewegung der Spielfigur, die sie wohl aus den Augenwinkeln wahrgenommen haben musste, einen Wimpernschlag später in sichtbare Fältchen, ganz so als hätte Benjamin sie damit abgelenkt, als sie mit kleinen Bewegungen kurz ihren Kopf schüttelte, bevor sie sich wieder langsam auf den Stuhl zurücksinken ließ. „Was willst du?“, erkundigte sich Iulia mit einem hörbar kehligen Knurren in der Stimme.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

In einem Moment wie diesem konnte es sein, dass die Geräusche des allnächtlichen Einerleis, des Gartens umher, der Wächter, des Brunnens oder der Stadt völlig bedeutungslos wurden und vielleicht für beide Kainiten ungehört blieben. Ebenso konnte es wohl sein, dass selbst der kleinste Laut den fragilen Augenblick zerbrechen konnte so wie er zwischen den beiden hing.

Es waren leise Schritte, die näher gekommen waren. Leise nicht unbedingt, weil die Magistra sich um einen stillen Auftritt bemühte, sondern vielmehr, weil der Garten wohl gepflegt und ihre Sandalen weich geflochten und nach Maß gefertigt worden waren. Doch diese dritte Kainitin, als sie einen Blick auf die Szene werfen konnte, die sich vor ihr zeigte, verstand die Anspannung sofort - wie wohl nahezu jeder, der schon eigene Kämpfe mit der Bestie in sich ausgefochten hatte.
Sie maß die Situation mit einem Blick ab, von Benjamin zu Iulia und zurück. Und dann tat sie etwas, das wohl einen gewissen Mut forderte und das wiederum wohl nicht jeder Kainit getan hätte: Sie ließ ihre Hand an ihre Seite sinken, so dass die Geste wie zufällig die beinernen, hölzernen und metallenen Perlen des Rosenkranzes an ihrer Seite aneinander klappern ließ. Der Zufall war ganz offensichtlich keiner und nach dieser Geste hielt die Lasombra vollständig inne und wartete.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Benjamin »

Benjamins Kopf blieb leicht geneigt. „Entschuldigt meinen allzu forsche Initiative. Ich wollte euch eine Frage stellen wohlwerte Iulia Cornelia.“ seine eine Hand zeigte in Richtung des Brettes und sein fragender Blick richtete sich leicht nach oben so als wolle er sagen. Darf Ich?
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue war anscheinend nicht interessiert an dem Klappern gewesen, oder aber sie hatte es schlicht nicht mitbekommen, denn für einen langen Moment blickte sie Benjamin weiterhin starr an. Dann erst hob sich ihre helle Hand nach oben, die feingliedrigen Fingern dabei in einer flatterhaften Geste drehend, bevor sie schließlich ihren nach oben angewinkelten Ellenbogen erneut auf dem Tisch absetzte. Offenkundig ein Wink, welche ihrem Gegenüber gestatte, die Frage zu stellen, auch wenn das Zeichen von einem zarten Augenrollen begleitet wurde, als wollte sie sagen: Wenn es denn sein muss.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Höflichkeit gebot, dass die Magistra nun nicht einfach in diese Situation hinein trat. Jedoch machte sie aus ihrer Anwesenheit sicher keinen Hehl, legte nun die Hände ineinander und würde wohl bezeugen, was dort vor sich ging. Jenes Schachbrett im Elysium war in der Tat ein Ort für viele Spielarten des Kräftemessens.
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Benjamin
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin trat an das Brett heran und nahm mit gewohntem Griff die Figuren vom Brett, stellte nur noch vier Figuren darauf. Die zwei Fers und zwei Könige. "Das hier ist eine Mansube. Mansuben sind Stellungen innerhalb einer Partie, in denen man durch Voraussicht einen Sieg oder ein Remis erreichen muss. Sie wurde gestellt von Abu-Bakr Muhammad ben Yahya as-Suli. Er gilt in der arabischen Welt als der stärkste jemals lebende Meister des Schantradsch. Selbst nach einer halben dekade ist es mir immer noch nicht gelungen diese von ihm gestellte Mansube zu lösen. Weiß am Zug gewinnt. Ich dachte möglicherweise wollt ihr mit mir die Möglichkeiten erörtern?" er trat wieder einen Schritt zurück. Aus seinem Augenwinkel beobachtete er die eingetroffene Giada kurz widmete seine Aufmerksamkeit dann jedoch wieder vollständig Iulia und dem Brett.

Ob dies von Anfang die Frage gewesen war die er stellen wollte, oder ob er im letzten Moment durch die Anwesenheit von Giada diese Variante bevorzugt hatte war schwer einzuschätzen.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ihr Blick ging ungewohnt langsam von dem Brett zu Benjamin hoch und wieder zurück, bevor sie den Kopf schüttelte, erneut aufsah und erklärte: „Bedauere. Auch wenn ich das Spiel in meinen sterblichen Jahren gesehen habe, spielte ich es nie selbst. Doch so diese…“ Sie schwieg einen Moment, in dem sie nachzudenken schien, bevor sie mehr fragend widerholte, offenbar unschlüssig darüber, ob sie sich richtig daran erinnerte oder auch das Wort korrekt aussprach: Mansube, so schwer zu lösen ist wie ihr sagt, will ich euch gerne den Gefallen tun und die Veranstaltung im kommenden Jahr dazu nutzen, um sie der kainitischen Gemeinschaft zu präsentieren. Gemeinsam mit einem Turnier womöglich, so sich im Vorfeld genügend interessierte Spieler melden würden, sowie Jemand, der in den Regeln versiert ist und den fairen Ablauf garantieren kann.“ Dann ging ihr Blick zu Giada über, die sie wohl erst wahrgenommen hatte, als Benjamins Blick abgedriftet war und welche, sie mit einer zarten Geste zu ihnen an den Tisch einlud, um ihr mit einem Nicken zu begegnen, so sie ihr zuvor die gebührende Aufwartung machte, bevor sie an sie gerichtet fragte: „Was haltet ihr davon?“ Dabei offen lassend, ob sie damit wohl das Spiel oder die Mansube meinte, oder auch was genau, so diese denn nicht gelauscht hatte.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Schach und matt [Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Damit trat Giada mit einem durchaus dankbaren Nicken für diese Überleitung Iulias hinzu. Sie warf einen Blick auf das Brett und versuchte, die Spielart Benjamins und die Mansube selbst einzuschätzen*.

“Ich hätte große Freude an einem solchen Wettstreit”, antwortete sie. “Meine Fähigkeiten sind blass im Vergleich mit denen meines höchst verehrten Großerzeugers, doch der Wettstreit allein schärft den Verstand und lehrt allerlei neue Arten, um auf die Dinge zu sehen. Es wäre mir eine Ehre und Freude, mich Euch als Schiedsgericht zur Verfügung zu stellen oder aber mich mit Eifer dem Wettstreit zu stellen.”

“Es ist oftmals so, dass so manche Konstellation auf dem Brett einer Konstellation in der Welt umher ähnelt: Auf dem Schlachtfeld, in der Politik, in Fragen des Handels und mehr. Oft sind die Prinzipien sich ähnlich, auch wenn sie auf dem Spielbrett auf das Wesentlichste heruntergebrochen sind.”
Bei diesen Worten beobachtete sie auch Benjamin wenigstens aus dem Augenwinkel heraus und widmete sich dann doch wieder dem Spielbrett, um zu sehen, ob dies vielleicht auch hier der Fall war.


Spielbrett einschätzen: 3 8 5 9 7, 3 Erfolge
Gesperrt

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