[1067] Winterhafen [Arash, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Es war eine kalte winterliche Nacht nach dem Jahreswechsel. Der Wind ließ die Wolken schnell über den ansonsten klaren Himmel ziehen. Auch wenn es nicht regnete, hielten sich nur wenige Kinder Seths in einer solchen Nacht draußen auf. Das Rauschen des Meeres war in solchen Nächten ein paar Straßen mehr landeinwärts von PLatealonga zu hören. Durch das Dunkel der Nacht schälte sich nur eine Gestalt in einer langen ledernen Hose gegen den kalten Wind. Sie trug einen dunklen Umhang, der den Oberkörper vollständig verhüllte und sogar Schuhe. Mit gleichmäßigen Schritten näherte sich die Gestalt dem hölzernen Steg, der das Land vom Meer trennte. Der Wind zerstob die schwarzen Locken als er hinaus aufs Meer blickte.

Plateaonga Gabriel hatte schon viel von dieser Gegend gehört und war bereits einmal im Schatten dieses Sesterie umhergewandelt. Der Brujah erwartete niemanden bestimmtes in einer solchen Nacht. In einigen Gassen hatte er Bettler gesehen, die sich vor der Kälte des Winters zwischen einigen Kisten zusammengerollt hatten, auch aus einer Schänke hatte er Lärm vernommen. Doch hier, so nah am Meer konnte man die Stadt hinter sich beinahe vergessen. Das Rauschen der Wellen half dabei die unruhigen Gestalten der Nacht zu vergessen. Jede mit ihrer eigenen Agenda. Die wenigsten kooperierten miteinander. Vier Jahre und ich konnte die Politik bislang gut meiden. er schmunzelte bei dem Gedanken und nickte sich selbst aufmunternd zu. Hoffentlich bleibt das so!

[Arash]

Kälte, Wind, der Geruch des Meeres. Er genoss diese Winternächte. Anders wie die Menschen störte ihn die Kälte nicht. Sein Blick wanderte über den Steg an dem das Fischerboot mit dem Otterkopf als Gallionsfigur vertäut lag. Dort stand jemand. Eine Gestalt mit lockigen Haaren. Trotz des Windes und der späten Stunde schien die Person einfach die Stille zu genießen.

Interesse flackerte in seinem Blick auf und er bewegte seine Schritte ebenfalls auf den Steg hinaus. Trotz das dieser aus Holz war, übertönte das Rauschen der Wellen und der Wind seine leisen Schritte. Arash trug wie meist, wenn er in der Stadt war einen dunkelgrünen Umhang mit einer hochgeschlagenen Kapuze, um die Hörner zu verdecken die aus seinem schwarzen Haar herausstachen. Seine grünen Augen musterten den Rücken und die lockigen Haare des Fremden interessiert, bevor er nur zwei Schritte hinter diesem stehen blieb und den Wind übertönend sagte: "Eine schöne Nacht."

[Gabriel Ducas]

Langsam wandte der Brujah sich um und musterte die Person, die das Wort an ihn gerichtet hatte. Er schien nicht sonderlich überrascht das plötzlich jemand hinter ihm stand und das Wort ergriff. Offenbar hatte er die leisen Schritte, trotz des Rauschens der Wellen bemerkt.* Beim Anblick des Umhangs verengten sich die Augen einen Augenblick, ehe er schließlich auch diesem Kainiten Genuas sein freundliches und dennoch leicht melancholisches Lächeln schenkte.
„Eine wunderschöne Nacht.“ Gab er mit einem sanften Nicken an seinen Gegenüber zurück, bevor er mit fragender Miene in die grünen Augen sah.

„Neunter Mai im Jahre 1064 oder irre ich mich?“ er war sich ziemlich sicher diesen Mantel und die Bewegungen bereits einmal gesehen zu haben. Die Harpyie hatte es nicht gut mit dir gemeint. Vollendete er in Gedanken den Satz. Auch wenn er sich sicher war, gebot es die Stille sich zu vergewissern, bevor man sich den Pflichten der Etikette widmete.

Spoiler!

Wahrnehmung Aufmerksamkeit: Gabriel Ducas (Karsten) Roll: [9, 8, 8, 7, 6]

[Arash]

"Möglich." erwiderte der Neuankömmling und zuckte mit den Schultern. Sein Blick glitt hinaus auf das Hafenbecken. "Wo ist die Zeitrechnung der Sterblichen noch für uns interessant werter Gabriel vom Clan der Gelehrten?" fragte Arash nach und lies damit den Anderen wissen, dass ihm durchaus bewusst war wem er hier gegenüber stand.

"Wie ist euer bisheriger Aufenthalt in der Domäne verlaufen?" Interesse schwang in der Stimme mit. "Und was treibt euch in den Hafen?" War da etwas lauerndes? Sicher die Augen und der intensive Blick wich kaum von ihm, nur als er kurz auf das Wasser geblickt hatte. Ansonsten hielt er den Brujah die ganze Zeit im Blick.

[Gabriel Ducas]

Interessiert hob Gabriel die Augenbraue als er direkt mit Namen angesprochen wurde. Werter? Scheinbar sieht er seine Position nicht ganz so niedrig, wie die Harpyie. Interessant. Er beließ es bei dem Gedanken.

„Ist die Zeitrechnung wirklich so uninteressant? Immerhin lebt und stirbt alles. Das ist der Lauf alles Irdischen, nicht nur der Sterblichen?“ sagte er mit einem leichten schmunzeln, bevor er nachdenklich fortfuhr. „Da ihr meinen Namen zu kennen scheint, seid ihr mir doch sehr im Vorteil, weiß ich doch nicht wem ich hier gegenüberstehe. Euren leisen Schritten, der mangelnden Erwähnung durch andere und nicht zuletzt der offenkundigen Geringschätzung der hohen Herrschaften nach müsst ihr wohl, in den Augen der Herrschenden, einer niederen Familie angehören und die Stadt und das höfische Spiel meiden.“ die Stimme des Zeloten blieb gleichmäßig. Lediglich die leichte Betonung der Worte hohe und niedere machte deutlich, dass er vermutlich nicht ganz mit der Einteilung in niedere oder höhere Clans einverstanden sein mochte. Mit dem Zeigefinger tippte er sich leicht auf die Unterlippe und sah sinnierend in den Himmel. „Mutmaßlich also ein Jüngling. Niedere Geburt. Das schließt eine Menge aus. Einen Namen habe ich jedoch nicht.“ mit einem auffordernden Lächeln bedachte er seinen Gesprächspartner, vermied aber weiterhin sich offen als Kainskind erkennen zu geben auch auf die Nennung seines Clans ging er nicht genauer ein.

„Jedoch ist es kein Geheimnis das die Malerei Ducas, vergleichsweise neu in dieser Stadt ist. Daher will ich euch gern sagen das ich nicht klagen kann. Die Stadt ist voller zahlender Kunden. Die Obrigkeit lässt mich weitestgehend arbeiten und für die Sicherheit wird gesorgt. Von daher ist es bislang durchaus positiv verlaufen.“ Gabriel zuckte kurz mit den Schultern.

„Um eure Neugier bezüglich meiner Anwesenheit am Hafen zu stillen will ich euch sagen, dass das Meer eine vorzügliche Inspiration darstellt. Die Wellen sind in steter Bewegung. Das Heben und Senken des Wassers hat etwas Majestätisches. Darüber hinaus wird man hier an die Zivilisation erinnert. Welchem Sinneseindruck man hierbei folgt hängt wohl von den Präferenzen ab.“ erneut schmunzelte er kurz und richtete seine volle Aufmerksamkeit nun auf seinen Gesprächspartner.

„Mit wem habe ich also das Vergnügen und was verschlägt euch in diese Gegend?“

[Arash]

Wieder zuckte der Gangrel nur mit den Schultern, beobachtete Gabriel aber stets weiter. "Alles vergeht mit den Jahreszeiten. Leben, Wärme, Kälte, Dunkelheit, Licht, Ebbe und Flut. All diese Dinge verändern sich. Wozu benötigt man eine Einteilung gemacht von Menschen in noch kleinere Einheiten?" stellte er die gewagte These in den Raum, die vermutlich nur jemand aufstellen würde, der einen anderen Rhythmus als den der Städte und Menschen kannte und lebte.

Gabriels weitere Worte entlockten ihm hingegen ein amüsiertes Schnauben. "Niedere Familie ist eher eine Ansichtssache." er zuckte mit den Schultern. "Aber es stimmt. Ich habe früher die höfischen Anlässe gemieden. Sind sie doch nur Zeitverschwendung. Was tut man dort? Man wirft mit freundlichen Worten um sich und zielt mit dem Messer hinter dem Rücken auf den Rücken anderer." er schüttelte den Kopf. "Versucht einmal einem Raubtier zu erklären das es sich nun umdrehen soll und dort viel bessere Beute wartet." Die Vorstellung schien ihn tatsächlich zu amüsieren. "Das Wolfsrudel hätte ich gerne gesehen."

Schließlich machte er eine wegwerfende Handbewegung. "Ich kann eure Faszination des Meeres verstehen. Die See ist weit und kennt weder Freund noch Feind. Sie bedeutet Freiheit und führt uns selbst unsere Unbedeutsamkeit vor Augen." Ein schmunzeln legte sich auf seine Lippen.

"Aber ihr habt recht. Einen Namen verdient ihr." fuhr er dann fort und hob die Stimme nur leicht, nicht soweit das man sie weit hören konnte, aber doch weit genug, dass die Art der Vorstellung als offiziell sehen könnte.

"Mein Name ist Arash vom Clan des Tieres, Geißel der Domäne." Die Vorstellung war kurz und Schmucklos. Nur das nötigste an Informationen. Entweder war ihm seine Ahnenlinie nicht wichtig, oder aber er hielt es nicht für nötig diese vor Gabriel auszubreiten.

[Gabriel Ducas]

Nun war es an Gabriel mit den Schultern zu zucken. „Auch für einen Jäger Abseits der Stadt, spielt es wohl eine Rolle, ob es Sommer oder Winter ist? Der Bauer bestellt sein Feld nicht im Februar und manche jagen wohl nur nachts.“ er schmunzelte einen Moment als er eine wegwerfende Geste machte und damit das Thema für sich offenbar beendete.

„Doch habt Dank für eure Vorstellung. Gewisslich ist die Frage, ob Hoch oder Nieder eine Sache des Standpunktes und ich kann euch vergewissern, dass von meinem Standpunkt aus, diese Unterscheidung wenig bedeutet.“ er grinste kurz bevor er fortfuhr und dabei die Worte der Geißel ein wenig aufgriff. „Wozu benötigt man eine Einteilung in kleinere Einheiten?“ Gabriel legte die Fingerkuppen seiner Hände aneinander.

„Wie kommt es, dass die Harpyie euch und eurem Amt so wenig Achtung entgegenbringt? Ist es schlicht die Tatsache, dass ihr außerhalb der Stadt lebt? Oder weil ihr höfische Anlässe bislang gemieden habt? Oder ist es die Frage wer das Raubtier und wer die Beute ist?“ nun hatte die Stimme des Brujah einen lauernden Unterton, während er den Gangrel aufmerksam beobachtete.

[Arash]

"Ihr scheint meine Worte misszuverstehen was die Jahreszeiten angeht. Aber nun. Man kann sicher geteilter Meinung darüber sein." Der Gangrel wischte das Thema mit einer Handbewegung zur Seite. Die weiteren Worte des Brujahs schienen Arash wieder zu amüsieren. "Glaubt mir. Ihr werdet über kurz oder lang herausfinden das die Ansichten der Harpyie und der wahre Stand in der Domäne nicht unbedingt ein und dasselbe sind."

Sein Blick wandte sich gen der Stadt hinter ihnen. "Die werte Iulia Cornelia ist durch ihren Clan und ihre hohe Geburt, sowie den Stand ihrer Erzeugerin der höchstverehrten Aurore di Genua sehr von ihrer Wichtigkeit überzeugt. Was sie dabei außer acht lässt sind Dinge die sich nicht auf die Gesellschaft beziehen, sondern auf andere wichtige Dinge, wie den Schutz der Grenzen. Aber lasst sie in ihrem leuchtenden Palast auf alle herunterschauen. Sie wird irgendwann merken, dass ihre Art und Weise sie nicht weit bringt. Aber bis dahin." er zuckte mit den Schultern. Offenbar hatte er keine hohe Meinung von der Ventrue. Sein Stand schien ihn aber nicht weiter zu kümmern.

"Sie und ich haben einfach eine andere Sichtweise auf gewisse Dinge." beendete er seine Abhandlung.

[Gabriel Ducas]

Ruhig und regungslos lauschte der Brujah den Ausführungen des Gangrel. Nur der Wind brachte ein wenig Bewegung in die Kleidung und die Haare des Zeloten. Nachdem Arash geendet hatte, lächelte Gabriel freundlich und erwiderte. „Nun so haben Harpyie und Geißel, trotz offensichtlicher gegenseitiger Ablehnung doch offenbar mehr als eine Gemeinsamkeit. Dürfte ich erfahren, wie der Schutz der Grenzen so verläuft?“ er breitete langsam die Arme aus, um Stadt und Umland in seine Frage mit einzuschließen. „Immerhin sind mir noch nicht allzu viele Informationen jenseits der Stadtmauern zugetragen worden. Wie geht es der Bevölkerung? Gibt es vielleicht Orte an denen neben all der Arbeit auch die Kunst ihren Platz findet?“

Gabriel wirkte sichtlich interessiert an Schilderungen des genuesischen Umlands. „Auch wir beide mögen ebenfalls unterschiedliche Sichtweisen auf gewisse Dinge haben doch, ist dies meiner Meinung nach eher eine Bereicherung.“

[Arash]

Arash zuckte auf die Worte des Brujahs hin nur mit den Schultern. "Welche Gemeinsamkeiten meint ihr?" Er hob bei dieser Frage eine Augenbraue und fixierte Gabriel wieder mit dem Blick eines Jägers.

Schließlich schüttelte er aber den Kopf. "Außerhalb der Stadt in den Dörfern ist das Leben härter und doch freier als in den Mauern der Stadt. Nach der Hungersnot erholen sich die Dörfer wieder. Viel Kunst werdet ihr unter den hart arbeitenden Menschen aber wohl nicht finden. In Borgio di Bisano gibt es Steinmetze. Ich denke das ist das Naheste was ihr an Künstlern dort finden werdet. Die Kunst der Menschen dort draußen ist das Tagwerk. Es mag einfach sein, hat aber gerade hierdurch seine eigene Schönheit."

Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. "Solltet ihr euch in den Dörfern umsehen wollen, so empfehle ich euch ein schnelles Pferd. Die Wege sind recht weit."