[1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

[März '22]
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Liutprand
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[1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Auf dem letzten Treffen der Domäne im Elysium im Jahre 1064 hatte sich Liutprand an Vergonzo gewandt und ihn zu einem Treffen unter vier Augen gebeten. Die beiden hatten sich auf eine Nacht im Jahr 1067 im Elysium in der Casa geeinigt.

Die Nacht war kühl aber kündigte schon die milden Auskäufer des Frühlings an. Tagsüber, wenn es sonnig wurde, war tatsächlich schon einigermaßen warm und kühlte des Nachts dennoch empfindlich ab. An der Küste war dieser Temperaturunterschied allerdings nicht so stark wie im Inland. Der Wind blies also recht mild von der See her und die Luft roch leicht salzig.

Liutprand wartete in der Casa auf seinen Gesprächspartner, er trug einen ledernen Wams mit Nieten verziert über einer wollenen und mit Fell besetzten Tunika. Seine Waffe hatte er wie immer bei den Wachen abgegeben und der weite Umhang mit der Kapuze, mit dem er sich durch die Nacht zu bewegen angewöhnt hatte, war zusammengefaltet auf einem kleinen Schemel in der Ecke des Raumes abgelegt worden. Zwei Kerzenständer mit einigen brennenden Kerzen darauf erhellten den Raum ein wenig. Außerdem waren zwei Stühle aufgestellt worden. Auf dem einen, dem Eingang zugewandt, hatte Liutprand Platz genommen. Dort wartete er mit ruhiger und gedankenverlorener Miene auf den Nosferatu.
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Vergonzo Faro
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Nosferatu erschien recht zeitig in der Casa.
Er hinkte durch den Eingang, gekleidet in seinem alten geflickten Mantel, die Kapuze war bereits nach hinten geschlagen würde.
Nachdem er die Schwelle überschritten hatte trat er auf Liutprand zu und blieb in etwas Abstand stehen und verneigte sich respektvoll, den Blick zu Boden gesenkt und blieb genau so lange in dieser Position um dem Ersten Liktor vom Clan Ventrue seinen Respekt zu zollen, ehe er sich aufrichtete.
Kurz hielt er inne, wartete auf die Erlaubnis näher zu treten, welche nach einem kurzen Moment mit einer knappen geübten Geste kam.
Sollte er die Erlaubnis haben, würde sich der Nosferatu Liutprand gegenüber hinsetzen. Falls nicht würde er stehen bleiben, was vermutlich wenig ausmachte, wenn man die gedrungene Gestalt des Buckligen betrachtete, welche stehend dem Sitzenden fast auf Augenhöhe war.
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Liutprand
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Sobald der Nosferaut den Raum betreten hatte, war die Aufmerksamkeit des ersten Liktors Genuas auf den alten Baumeiester gefallen. Mit einem ruhigen, aber ernsten Blick betrachtete er seinen Gesprächspartner und versuchte, so gut es ihm möglich war die Stimmung von Vergonzo zu ermitteln.

"Guten Abend, werter Vergonzo. Ich danke Euch für Euer Kommen. So Ihr wollt, dürft Ihr Euch gerne setzen."

Seine Stimme klang zwar höflich, aber durchaus reserviert, so als wäre für den Ventrue vollkommen eindeutig, wie die Rangordnung in dieser Zusammenkunft verteilt war. Er beobachtete, wie der Baumeister schwerfällig auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz nahm.

"Ich hoffe Euch ist es in den vergangen Nächten gut ergangen?"
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Vergonzo Faro
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Als einer der wenigen Kainiten, die recht oft Gefühlsregungen zeigte, konnte Liutprand erkennen, dass der Nosferatu neugierig war, wie auch interessiert und einen Hauch überrascht. Dazu lag die angeborene typsiche Vorsicht in seinem Gebahren. Wie echt diese Gefühle waren konnte man nur ahnen, jedoch waren sie sicherlich nahe an der Wahrheit. Oder über Jahrzehnte einstudiert.

Er nickte dankend und nahm Platz.
"Wohlwerter Erster Liktor Liutprand vom Blute der Könige, Nachfahre des Mithras, dem Herrn der Sonne, Ahnherr vom Blute der Könige. Ich bedanke mich für dieses Treffen." begann er mit einem altmodischen Gossenitalienisch, etwas das man von einem älteren Kainiten dieses Blutes wohl beinahe erwartet hätte.
Um der Etikette gerecht zu werden stellte er sich vor, wobei seine Stimme sicher aber trocken klang.
"Vergonzo Faro, Erster Baumeister Genuas vom Clan Nosferatu,...ins alter gekommener Neugeborener."

Eine kurze Pause folgte um die Vorstellung abzuschließen und etwas neues zu beginnen.
"Ich danke euch für die Fürsorge, mir ist es gut ergangen. Selbiges hoffe ich für euch. Lasst mich zuerst meine Gratulation aussprechen zur Ernennung zum Ersten Liktor der Domäne Genua, dies war ein schneller aber, da bin ich mir sicher, gerechtfertigter Aufstieg. Dennoch bin ich, so ich recht offen sprechen darf, neugierig was der Inhalt dieses Treffens werden wird." neugierig musterte er sein Gegenüber respektvoll.
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Liutprand
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand nickte ob der Vorstellung sachte und antwortete, um dem Protokoll zu genügen.

"Liutprand, Neugeborener vom Blute der Könige, Erster Liktor der Domäne Genua, Nachfahre des ehrwürdigen Mithras, dem Herrn der Sonne, Ahnherr vom Blute der Könige."

Die schmeichelnden Worte des Nosferatu nahm er mit einem dankenden Nicken entgegen. Doch ging er nicht näher auf diese ein, so als wäre der Aufstieg des Ventrue nicht weiter der Rede wert.

"Ich kann Eure Neugier nachvollziehen, werter Vergonzo, deswegen will ich Euch auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe den Auftrag Ihrer höchst verehrten Majestät erhalten Euch zu den chaotischen Nächten vor dem Pakt der Asche zu befragen. Ich muss Euch also darauf hinweisen, dass Eure Aussagen in einem Bericht in die Hände ihrer höchst verehrten Majestät gelangen und mit Hilfe von Aussagen anderer Zeugen jener Nächte überprüft werden."

Sein Blick und sein Ton wurden schlagartig kühler und war nun eindeutiger dem ersten Liktor zuzuordnen, der im Auftrag seiner Herrin eine Art Verhör...? zumindest eine genaue Befragung durchzuführen hatte.
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Vergonzo Faro
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er beobachtete die Regung und Gestik des Ventrue und schien erleichtert, dass sein Gegenüber damit zufrieden zu sein schien, die Etikette akurat aber nicht übertrieben bespielen zu müssen.
Als Liutprand den Grund für dieses Treffen nannte gingen seine Augenbrauen überrascht nach oben und erzeugte ungleichmäßige Falten auf der hohen Stirn des Nosferatu.
Dennoch blieb das freundliche Lächeln bestehen.

"Ah, das ist interessant." gab er ehrlich zu Protokoll.
"Danke für die Belehrung was für Konsequenzen meine Aussagen gegebenenfalls nach sich ziehen könnten. Lasst mich erwähnen, dass es durchaus erheiternd ist nach über drei Jahrzehnten darauf angesprochen zu werden, wo zuvor keiner sich für das interessierte was unsereins gesehen haben könnte. Ich bin selbstverständlich gerne bereit Rede und Antwort zu stehen, da es meine Pflicht und mein Privileg ist. Welches Ereignis wird aus den genannten Nächten derzeit genauer untersucht?" erklärte er offen und ehrlich, wobei letztere Frage sich lediglich darauf bezog dass er wissen musste zu welchem Ereignis er Stellung beziehen sollte. Ebenfalls würde dies beiden etwas Zeit sparen, vor allem die des vielbeschäftigten Liktors.
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Liutprand
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand verzog ein wenig nachdenklich den Mund, dann jedoch antwortete er, ohne zu lange zu zögern.

"Drei Dekaden sind für manche unserer Gesellschaft weniger Zeit als für andere und die Bedeutung mancher Ereignisse und Taten ergeben sich erst viel später...oder ziehen erst jetzt die Aufmerksamkeit ihrer höchst verehrten Majestät auf sich."

Mit diesen Worten relativierte er den versteckten Vorwurf des Nosferatus, ohne zu viel Energie darauf zu verschwenden dagegen zu argumentieren. Es tat auch nicht wirklich etwas zu Sache, dass Vergonzo bisher noch nicht zu einer Aussage geladen wurde.

"Vorrangig zunächst ist die Nacht, an dem am Hafen in Platealonga zwei Ancilla vernichtet wurden und den Sterblichen Genuas die Existenz unserer Art so unmittelbar und ohne einen Rest eines Schleiers vor Augen geführt wurde. Nach meinen Informationen wart Ihr ebenfalls in jener Nacht vor Ort. Würdet Ihr mir Eure Beobachtung der Geschehnisse schildern, so ausführlich es Euch möglich ist. Jedes Detail, an das Ihr Euch erinnert, könnte von Bedeutung sein"
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Vergonzo Faro
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Über die kurze Erläuterung des Liktors legte der Nosferatu den Kopf ein wenig schief.
Denn genau darin lag das Problem. Es gab denen die vielleicht Unrecht getan hatten die Zeit sich einen so guten Stand zu erarbeiten, dass ein so sehr spät gesprochenes Urteil den Taten nicht gerecht wird. Was bedeutet, das eben jene mit diesen Taten davon kamen.
Doch diese Gedanken behielt er für sich.

Dann richtete er seine Gedanken jedoch auf die Bitte des Liktors sich an Details zum Geschehen zu erinnern, und dieser Bitte folgte er. Es würde an seinem Gegenüber liegen, wie er den Bericht beurteilen würde.
Der Nosferatu würde sachlich und objektiv bleiben und jede Tat und Erscheinung versuchen richtig wieder zu geben.
"Ihr sprecht von der Vernichtung der Kainiten Mattia und Accacia. Ich kann euch von der vierten Nacht des Krieges berichten und das was an der Piazza di San Giorgio geschah, wo beide sich zu diesem Zeitpunkt aufhielten.

Als ich dort, verborgen vor den Augen der Sterblichen eintraf, war der Platz von mehreren hundert Leuten gefüllt, überwiegend einfache Genuesen, Bäcker und Schuster, Hafenarbeiter und Tagelöhner, bewaffnet mit Hackmessern, Äxten fürs Feuerholz, Forken und Knüppeln, vor allem aber mit vielen Fackeln. Sie wurden von nachströmenden Menschen weiter auf den Platz geschoben.
Dazu diverse Gruppen von Soldaten und Söldnern, wie auch Mattia und Accacia gedeckt von einem dutzend Seesoldaten mit Kurzbögen.
Schwer dies genauer wiederzugeben, da heilloses Chaos herrschte.
Ich konnte beobachten wie Mattia mit höchster Effizienz und Schnelligkeit tötete, wie auch das Accacia ihre Macht über die Schatten ausübte um sich gegen einige deutsche Söldner zu wehren.

Als die angetriebene Meute dieser Übernatürlichkeit gewahr wurde und Accacia eine Wolke aus schwarzer Finsternis beschwor und auf die Menschen los ließ, trat aus der Mitte der Menge eine Person durch das Chaos und über Leichen hinweg nach vorne, unbeeindruckt und unbehelligt von all dem.
Dieser barfüssigen Mann mit den eisblauen Augen in zerschlissener Kleidung, trat der heran rollenden Wolke aus Finsternis mit Bestimmtheit und starr ruhendem Blick entgegen, Menschen wichen vor ihm zurück, und wo die umherstehenden grade mit dem Gedanken spielten vor Panik zu fliehen, öffnete er die Arme und empfing die Finsternis die sogleich ihn und alle anderen überrollte... mit lauten Gebeten.
Mit dem letztem Satz des Gebetes verschwand die Wolke und ließ Tote, halbtote und keuchende, wie auch panische Leiber zurück, abgesehen von besagtem barfüssigen Mann. Dieser schien eher zufrieden und hatte keinen Kratzer.
Accacia schien die Panik zu ergreifen und sie ergriff die Flucht.
Die nun noch unschlüssig dar stehende Meute blickte er mit diesen stechend blauen Augen an und befahl ihnen die Dämonen zu verbrennen und trieb sie mit recht eindeutig anstachelnden Worten an.
Die Meute stürmte somit auf den zurück gebliebenen Mattia los und trotz seiner Fähigkeiten, waren es zu viele und sie hinterliessen nur Asche als sie darauf hin die Verfolgung Accacias aufnahmen.
Der barfüssige Mann war verschwunden."


Wie um einem Szenenwechsel einzuleiten, machte Vergonzo eine kurze Pause, auch um aufkommende Fragen des Liktors diesbezüglich zu beantworten. Während er erzählt hatte, war seine Mimik recht neutral geblieben, auch lag weder Euphorie noch sonstige emotionale Wertung in der Geschichte.

"Ich hatte mich verborgen und ungesehen auf ein Dach zurück gezogen und folgte dort oben Accacias Flucht.
Ihr Weg führte zuerst Richtung Wasser, ihr Weg wurde allerdings von einem plötzlich dort erscheinenden Mob abgeschnitten und trieb sie somit weiter ins Sestirie hinein.

Auf dieser Flucht bog sie dann zwangsweise von den Mobs vor sich her getrieben in eine breite Gasse ab worauf hin sie plötzlich gegen eine unsichtbare Wand rannte. Irgendetwas hatte sie jedenfalls von den Füßen gefegt. Dann nahm ich wahr, was Accacias Spurt beendet hatte. Es war ein Lied gesungen von vier Personen die Hand in Hand am Ende der Gasse standen, einige Schrittweit vor Accacia.
Unbewaffnet und aufrecht standen sie dort, sangen in vier verschiedenen Stimmen lateinische Worte voller Inbrunst und Hoffnung.
Zwei junge Männer, zwei junge Frauen, alle samt in einfacher Kleidung. Eine hatte graue Haare, eine braune, einer schwarz und einer keine.
Accacia wich vor ihnen zurück, rappelte sich auf und flüchtete in die entgegengesetzte Richtung, auf den Mob zu.
Die vier Singenden folgten langsamen Schrittes Accacia während sie weiter singend beteten.

Bevor ich an dieser Stelle weiter berichte, möchte ich anmerken, dass mir diese Art Gesang und Gebet bekannt war. Ich hatte so etwas schon einmal erlebt. Ich bin kein Gelehrter, nur ein einfacher Baumeister, daher ist das was ich nun sage, rein meine Interpretation: damals wurde diese Art Gesang scheinbar als Waffe eingesetzt um Kainiten zu verletzen."


Kurz überlegte er wo er aufgehört hatte zu berichten, fuhr dann weiter fort.
"Accacia war nun zurück geflüchtet und fand sich dann eingeschlossen von der Meute wieder, welche Accacia förmlich überrannte. Die Menschen schienen vor Gier nach Blut und Gewalt nicht mehr Herr ihrer Sinne zu sein, so dass Accacias Ende von wahrer rasenden Wut besiegelt wurde. Auch von ihr blieb nur Asche zurück.
Wie ich bereits berichtete war ich vor den Augen der Menschen verborgen auf einem der umliegenden Dächer, welche die Straße säumten. Doch dann geschah etwas das mir unerklärlich ist. Einer der vier Singenden hob den Finger und zeigte auf mich, etwas das noch kein Mensch zuvor geschafft hatte.
Wie ihr euch denken könnte ist unsereins ein Meister darin, verborgen vor den Blicken der Menschen zu bleiben, da dies unser Überleben sichert. Ich verkehre selbstredend auch nicht mit Menschen. Neben der Frage wie diesem Menschen das gelungen ist, beunruhigte mich eine weitere Frage. Eine Person, die ich leider nicht ausmachen konnte, schien mich zu kennen, denn sie rief und befahl der Meute etwas wie *es ist der Bucklige, bringt mir seinen Kopf*. Daher liegt hier die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Kainiten handelte, der sich getarnt unter den Menschen aufhielt, oder mindestens ein Ghul, und gezielt die kopflosen Mobs auf ausgewählte Ziele richtete. Aber auch hier ist letzteres nur meine unerfahrene Sicht der Dinge."
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Liutprand
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Mit ruhiger aber aufmerksam interessierter Miene verfolgte er dem Bericht des Nosferatu. Ohne irgendeine Reaktion hörte er sich die Worte bis zum Schluss an und dachte anschließend für ein paar Augenblicke darüber nach.

"Ich habe einige Rückfragen zu Euren Ausführungen. Der Mann, mit den eisblauen Augen und den zerschlissenen Kleidern, der barfuß durch die Menge geschritten war...kanntet Ihr ihn?"

"Verzeiht, ich kenne mich mit der Kraft der Verschleierung nicht aus. Ihr erwähntet, dass Sterbliche nicht in der Lage wären, Euch zu entdecken, wenn Ihr diese Kraft einsetzt. Und somit vermutet Ihr, dass derjenige, der die Menge dazu aufrief Euch zu jagen ein Kainit gewesen sei oder ein Blutsdiener. Wie wäre es denn einem Kainiten oder einem Ghul möglich, Euch trotz Eurer Verschleierung zu erblicken? Und wäret Ihr auch für alle anderen sichtbar, wenn einer Euch entdeckt und alle anderen auf Euch aufmerksam macht? Und Ihr erwähntet, dass einer der vier singenden Personen Euch zuerst entdeckt hatte, indem er auf Euch deutete. Habt ihr diese vier später noch einmal gesehen oder von ihnen gehört?"

Die Aufmerksamkeit lag weiterhin auf dem Baumeister.

"Und wie seid Ihr entkommen?"
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Vergonzo Faro
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Re: [1067] Rettung widerwillens? [Vergonzo, Liutprand]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo nickte bezüglich der Nachfragen, da damit zu rechnen war.
Allerdings legte sich seine Stirn in falten als er einatmete und die Augenbrauen hochzog über die erste Nachfrage.
Jetzt war er es der nachdachte und Liutprand konnte erkennen, dass er intensiv nachdachte.
Die klaren hellblauen Augen sahen den Liktor recht eindringlich an, allerdings ohne diesen irgendwie heraus zu fordern. Scheinbar suchte er die Information in dessen Gesicht, ob dieser bereits ahnte wer die beschriebene Gestalt war.
„Ihr warntet mich bereits im Vorfeld, dass meine Aussagen in einem offiziellen Dokument erscheinen werden. Ihr sagtet, es wird in die Hände unser aller Herrscherin gelangen. Ich vertraue darauf, dass ihr dieses Dokument als erstes Ihr, ohne das ein Dritter es zuvor zu Gesicht bekommt, übergebt.“
Eine kurze Pause entstand, in der er Liutprand Raum für eine Reaktion gab.

„Da das Risiko sehr hoch einzuschätzen ist, dass ich mir einen Feind mit meiner Aussage machen werde, gebe ich hiermit zu Protokoll, dass ich den verehrten Hofgelehrten Ferrucio über meine Aussage persönlich in Kenntnis setzen werde, da es sich bei besagter Person, nach der ihr fragtet, um eben jenen handelte. Sollte es einen Kainiten geben, der sein Äußeres verändern kann und ein sehr guter Schauspieler ist und die Macht besitzt es mit der von Accacia aufnehmen zu können, könnte ich durch eben diesen getäuscht worden sein.“ Antwortete er schließlich ehrlich. Er hatte sich entschlossen den direkten Weg der Offenheit zu gehen was diese Frage anging.
Liutprand würde der erste sein, der nun erfahren hatte, was Ferrucio in dieser Nacht getan oder nicht getan hatte. Doch es würden weitere folgen, die von dieser Aussage erfahren würden… so würden einige davon wissen, sollte der Baumeister urplötzlich verschwinden.

Als Liutprand Fragen der Blutskraft stellte zuckte kurz sein Mundwinkel zu einem schmunzeln und es blitzte kurz in den Augen des Nosferatu auf.
„Wohlwerter Liutprand, verzeiht mir aber die Antworten auf eure Fragen sind äußerst kostbar wie ihr sicher wisst, da es sich dabei um wohl behütete Geheimnisse handelt, daher werde ich euch nicht alle davon einfach so beantworten können.
Daher möchte ich erst auf die vier Betenden eingehen. Ich habe sie nach dieser Nacht nicht wieder gesehen. Dazu sollte ich erwähnen, dass es zwei Kainiten in Genua gibt, zu denen ich bislang nie Kontakt gesucht habe. Zum einem dem verehrten Chronisten und zum anderen dem verehrten Hofgelehrten. Ich erwähne dies, da man bei solchen Besuchen oftmals das Gefolge oder Diener jener Kainiten sieht.“


Nach einer kurzen Pause ging er dann auf das kostbare Thema ein.
„Nun, für eine Feststellung der Ereignisse ist es meines Erachtens nach nicht relevant, wie die Blutskraft wirkt. Auch für eine Beurteilung reicht es denke ich aus, dass alle wissen, dass unsereins besonders talentiert darin ist verborgen zu bleiben. Denn im Endeffekt wurde ich gesehen oder entdeckt, trotz des Talentes und meiner redlichen Mühen das dies nicht geschehen sollte.
Von mehr als einer Person, durch den Hinweis und das anstacheln dieser Person. Ich weiß das es Kainiten gibt, meist eher Ältere will ich meinen, die eine Fähigkeit besitzen uns trotz allem zu entdecken. Es ist nur logisch, da die Welt stets ein Gleichgewicht erschafft. Maus und Katze. Katze und Hund.
So natürlich auch unter den besonderen Mächten der Blutskräfte.
Eine Wolke der Finsternis aus der Hölle und ein gläubiges Gebet.
Vielleicht können auch Ghule von ihrem Herren solche Dinge bekommen. Euch ist sicher bekannt, dass Ghule einen geringen Teil der Blutskraft aufnehmen.“
Er lächelte Liutprand an, da es durchaus Möglich war, dass dieser noch nicht alles darüber wusste von dem was der Nosferatu berichtete.

Dann wandte er sich dem Thema der eigenen Flucht zu.
„Meine Flucht. Es passierte alles sehr schnell und chaotisch. Nach drei Jahrzehnten versuche ich mir Mühe zu geben es verständlich wiederzugeben.
Nachdem ich also entdeckt wurde auf dem Dach, flogen bereits die ersten Fackeln zu mir hinauf, wie auch der Beschuss mit Pfeilen auf mich begann. Somit begann ich mich schnell zurück zu ziehen und über die Dächer zu flüchten.
Ich gewann etwas Vorsprung, so dass man mich aus den Augen verlor. Einige Versuche meine Verschleierungsfähigkeiten zu nutzen erwiesen sich als Reinfall, als ob sie mich verflucht hätten oder anderweitig die Kräfte blockierten.
Außerhalb der Blicke des Mobs gelang es mir ein Dach zu öffnen und hindurch zu schlüpfen, in der Hoffnung mich verstecken zu können, so dass die aufgebrachte Meute an mir vorbei eilen würde.
Es war ein Lagerraum mit Kisten. Ich versteckte mich hinter selbigen und verhielt mich ruhig und erneut verborgen.
Das Haus war im Erdgeschoss mit vier Wachen bestückt, welche den Mob einließen.
Alle kamen zum Lagerraum hinauf. Auch jetzt wurden meine Fähigkeiten noch blockiert und einer des Mobs entdeckte mich, alarmierte die anderen und die Verfolgung begann erneut. Es gelang mir an dem Mann vorbei, durchs Gebälk zurück durchs Loch aufs Dach zu gelangen, wo ich die Hände in die Hand nahm und weiter flüchtete, grob in Richtung Clavicula.

Die Meute schien gewachsen zu sein und folgte mir, man beschoss mich ununterbrochen mit Pfeilen und brennenden Bolzen. Einige davon trafen mich, mal weniger schlimm, mal schwerer.
Als mich ein brennender Pfeil in den Rücken traf, ich innehielt diesen heraus zu ziehen, erkannte ich, dass mein einziger noch möglicher Fluchtweg zurück Richtung Hafen war, da dort die wenigstens Menschen und Wachen mir den Weg versperrten.
Noch immer flogen Pfeile und Rufe zu mir hinauf. Ich erreichte das Letzte Dach der Straße, ein tiefer Sprung auf die Gasse, hindurch an den Wachen vorbei Richtung Hafenbecken, wo ich letztendlich ankam und durch einen Sprung ins Hafenbecken entkam.“


Er hielt kurz inne ehe er ergänzte.
„Ich habe keinen Menschen verletzt. Wären die Sänger nicht gewesen, wäre ich auch nicht entdeckt worden, wie immer, da bin ich mir sicher. Sollte das ganze also von einem Kainiten inszeniert worden sein, hätte dieser wohl den Bruch der Tradition begannen da er mich absichtlich verraten hat. Sollten es tatsächlich nur Menschen gewesen seien, müssen es besondere Menschen gewesen sein, und der Bruch muss tatsächlich mir zugerechnet werden, welchen ich bereue und die Strafe dafür anerkannt und vollumfänglich vollzogen habe, wie vom prinzlichen Recht gefordert.“

Er hatte nun bereits viel berichtet und erklärt. Gab dem Liktor Zeit alles aufzunehmen und zu verarbeiten.
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