[1067] Warmes Land [Giada, Arash]

[Arash]

Das Schmunzeln verschwand nicht vom Gesicht des Gangrels, als die Lasombra sich zu ihm gesellte. "Es freut mich das ihr nicht bereut." Ohne eine Erklärung für diese Aussage zu liefern setzte der Gangrel sich in eine Richtung in Bewegung die den Hang vorerst weiter entlang führte. Es schien Arash nichts auszumachen über diesen unebenen Boden zu laufen. Im Gegenteil, es sah sogar recht natürlich aus. Währenddessen fuhr er allerdings fort zu sprechen.

"Ihr irrt euch, wenn ihr glaubt ich würde den Hunger ertragen. Mein Weg legt Wert darauf nicht zu hungern. Ich verschließe mich nur nicht den Instinkten des Tiers und folge Ihnen. Hunger bedeutet Jagd. Angriff bedeutet Gegenangriff. Angst bedeutet Flucht. Das Überleben steht an erster Stelle. Aber Jagd, Angriff, Flucht...all dies entscheide ich selbst. Ich folge lediglich meinen Instinkten. Es ist eine Art der Kontrolle ohne Käfig. Ohne Leine. Ich reite die Wellen des Tieres und versuche mich nicht übermannen zu lassen."

Er sah über die Schulter hinweg zu Giada. "Ich würde mich über ein erneutes Treffen und eine Wiederholung dessen freuen....Nur vielleicht nicht noch einmal auf einem Boot." er lachte leise bei diesen letzten Worten.

[Giada Salvaza Rossi]

“Wohl wahr”, stimmte Giada zu und setzte sich in Bewegung, um Arash zu folgen. “Ah, wo wir unser Wesen zeigen, da gehen die Dinge auch einmal zu Bruch.”
Sie schwieg eine kleine Weile, in der sie sich ihren Weg an einigen Wurzeln und Gestrüpp vorbei suchte.

“Ich hatte einen Cousin, der mit seiner Stirn einen Felsen gespalten hatte, nur um dann fest zu stellen, dass eben dieser Fels tragend für den Hang darüber war. Ein ganzes Bergtal verschüttet, weil wir das Maß verlassen, mit dem die Menschen sich mit dieser Welt vergleichen müssen.” Sie schüttelte den Kopf und lachte.
“Außerhalb der Stadt und weit weg von den Menschen. Das sind die besten Orte für derlei.”

“Mir gefällt die Art, wie Ihr von Eurem inneren Ringen sprecht. Doch ohne Kette oder Käfig heißt das auch, dass Ihr Euch dafür öffnet. Ihr gebt Kontrolle auf, um sie nicht ganz zu verlieren. Gefährlich.”

[Arash]

Der Gangrel schien bei dem Weg durch das Gestrüpp und den Dornenbüschen weniger Skrupel zu kennen. Nun war seine Kleidung auch aus rauem Leder und daher weit weniger anfällig an den Zweigen und Dornen hängen zu bleiben, geschweige denn Schaden durch diese zu nehmen. Auch seine Haut schien keinerlei Schaden durch die Umgebung zu nehmen. Trotzdem schien er einen Weg für Giada zu suchen, der nicht vollständig durch die Dornen führte.

"Unsere inneren Instinkte sind immer gefährlich. Wir sind Raubtiere. Aber mir kommt es deutlich weniger gefährlich für die Umgebung vor, als es wegzuschließen, nur damit es im unpassendsten Moment die Ketten sprengt und meinen schwimmenden Untersatz zerstört." er schmunzelte und blickte dabei zu Giada hinüber. "Ich denke es sollte nicht schwer sein einen Platzt weit ab von den Menschen und außerhalb der Stadt an Land zu finden. Gerne können wir das Treffen dort widerholen. Wer weiß. Vielleicht habt ihr euch diesmal besser unter Kontrolle, denn ich fand diese Begebenheit sehr...belebend." Bei den letzten Worten beobachtete er die Reaktionen der Lasombra sehr genau.

Wahrnehmung + Empathie (+ Spezi):
Arash (Daniel) Roll: [10, 7, 5, 5, 3, 3, 1, 1] Result: 35

[Giada Salvaza Rossi]

Der schwarze Blick der Lasombra machte es schwerer, ihre Reaktion richtig zu deuten. Ihr Gesichtsausdruck war hart und spätestens bei ‘vielleicht habt Ihr Euch diesmal besser unter Kontrolle’ runzelte sie die Stirn. Doch aus irgendeinem Grunde ließ das ihren vielleicht ewig schwelenden Zorn nicht aufflammen. Im Gegenteil, als sie dann antwortete klang es entschlossen:

“Entweder, mein Wille wird stärker, oder ich bin dies Blut nicht wert.” Auf diesen bitteren Worten kaute sie selbst eine Weile herum, während sie sich durch das Gestrüpp kämpfte. Irgendwann jedoch hielt sie an, um ihrerseits Arash zu beobachten.

“Es macht euch nichts aus, weder die Dornen noch das Gestrüpp.” Sie hob ihre eigene Hand, an der ein kleiner Kratzer heilte, kaum, dass er entstanden war. “Ich habe davon gehört, von so einer Kraft im Blut. Vielleicht habe ich sie auch bezeugt, ein paar Male. Schwer einzuschätzen.” Ihr einer Mundwinkel hob sich etwas. “Im Kampf kann das Auge einen leicht trügen.”

“Doch Euer Blut scheint wie geschaffen für dies.” Sie machte eine Geste über die nächtliche Landschaft hinweg. Wieder entstand eine kleine Pause, in der sie sich wieder in Bewegung setzte.
“Es erging mir ebenso. ‘Belebend’. Dicht am pulsierenden Herzen dieser Welt.”

[Arash]

"Dann lasst es uns wiederholen!" Fast euphorisch drehte Arash sich zu Giada und besah sie erneut mit einem gewissen Funkeln in den Augen, bewegte sich aber ansonsten einfach weiter durch das Unterholz, als müsste er überhaupt nicht darüber nachdenken wohin er in der Finsternis seine Schritte lenkte. Ihre weiteren Worte ließen ihn Nicken. "Viele denken so." er zuckte mit den Schultern. "Was sagt unser Blut über uns aus? Es macht uns zu dem was wir sind. Aber uns an denen zu messen, die uns Erschufen...ich tat einst dasselbe und ich scheiterte. Scheiterte durch diese Domäne. Scheiterte durch eigenes Versagen, durch eine andere Auffassung...andere Ziele an all dem was Selan mit beibrachte und was sie ausmachte." er schüttelte traurig den Kopf. "Ich verstand erst später das ich meinen eigenen Weg finden muss und nicht den meiner Erzeugerin gehen kann. Ich fand eine Mentorin und ich fand etwas das die Leere füllte, die mich nach dem Fall in das Loch der Bestie erfüllte."

Auch er blieb nach einigen weiteren Schritten stehen und wandte sich um. "Die Stärke meines Körpers ist genauso Bestiengegeben, wie die Stärke die in eurem Körper wohnt und die ihr mir bereits zeigtet." Er strich dabei mit der Hand durch einen Dornenbuch, was allerdings keinerlei Effekt hatte. Er hielt die Hand hoch und betrachtete sie selbst. "Das Tier und ich haben gelernt, dass es mich schützt, wenn wir angegriffen werden oder wir Schaden erleiden. Es will das ich überlebe, denn nur dann kann es selbst überleben. Das ist sein höchstes Ziel und auch meines." Er breitete die Arme aus. "Dies ist das Reich meines Clans und nur wenige andere Clans sind so sehr an die Wildnis angepasst, wie der Clan Gangrel. In meinem Clan gibt es Geschichten das wir nicht von Kain oder der mysteriösen zweiten Generation abstammen, sondern von Lilith. Die Ältere. In einer Zeit voller Magie wurde Ennoia in die Nacht geholt. Ennoia die EInsiedlerin...die Wächterin der Natur. Eine Naturgewalt, magisch, mächtig..."

[Giada Salvaza Rossi]

“Es sind alte Legenden wie diese, die mich staunen und schaudern lassen. So viel alte Wahrheit liegt darin verborgen… .”
Giadas Stimme klang dunkel und flach… ehrfürchtig womöglich?
“In unserem Blut finden wir Spuren davon.” Sie ahmte Arashs Geste nach. “Wenn dies so sei, dann wäre Euer Blut tatsächlich anders als das der Kinder und Erben Kains. Es wäre kein Wunder, weshalb so viele Eures Blutes abseits der Gesellschaften der Nacht ihren eigenen Wegen und Gründen folgen.”

Sie hielt einen Augenblick inne und fügte dann langsam hinzu: “Es hieße auch, dass die Euren keine “Kainiten” wären sondern Kinder Liliths. Es wäre nicht die einzige Legende dieses unerhörten, an den Grundfesten unseres Verständnisses rüttelnden Gedankens. Sagen die Kinder Haqims nicht Ähnliches von sich? Oder die Kinder Seths?”

“‘Häresie’ müssen diejenigen rufen, deren Macht allein auf den fest eingetretenen Pfaden der Macht geht. Doch Gelehrte, Wissenssuchende, können keinen Hinweis, keine Spur einfach abtun.” Ihr Gesicht verhärtete sich. “Ich selbst habe über mein eigenes Blut so manche harsche Lehre erfahren und darin mein Schicksal gefunden, eine Pflicht für die Ewigkeit. Und hätte ich nicht das Fragen und das Lernen selbst gelernt, so wäre ich ewig blind geblieben wie die meisten.”

“Eure Worte wecken nur neue Fragen, neue Möglichkeiten. Doch zuerst habe ich meine eigene Prüfung vor mir so wie Ihr die Eure hattet. Ich kann davon nicht sprechen, doch ich werde zuerst jeden Hauch meines Willens brauchen, um zu bestehen.”

[Arash]

"Nur die Alten können wissen wie viel Wahrheit darin schlummert." antwortete er leise. "Und doch ist es auch unsere Aufgabe diese Geschichten und Legenden am leben zu erhalten. Wer weiß welche Geheimnisse und welches Verständnis sich in ihnen verbirgt?"
Arash trat wieder näher an Giada heran. "In meinem Clan gibt es mehr Wissensucher und noch mehr Wissensbewahrer, als in den anderen Clans die sich Gelehrte nennen. Konzentrieren sich diese Clans doch oft auf das was in Büchern steht. Mein Clan lehrt die alten Geschichten bevor es Bücher oder Schrift gab. Wir tragen sie weiter und verbreiten sie."
Nun war er fast so nah, dass sich ihre Körper wieder berührten. "Lilith war damals älter als Kain und sie gab ihm ihre Magie...oder stahl er sie? Und daraufhin schuf sie Ennoia? Trat Ennoia der Nacht freiwillig bei, um Kain zu jagen? So viele Fragen." flüsterte er der Lasombra ins Ohr, bevor er einen Schritt zurück trat, den Blickkontakt mit seinen grünen unergründlichen Augen aber nicht abreißen lies.

"Tun das nicht viele? Insbesondere die Jungen? Aber vielleicht stimmt es bei diesen Kainiten auch? Immerhin kamen sie von jenseits des Meeres. Was, wenn Kain nicht der Einzige gewesen ist?" er schüttelte den Kopf und versuchte wohl wieder Ordnung in seine Gedanken zu bekommen. Scheinbar musste der Gangrel sich ein wenig zurückhalten. Aber ein aufgeregtes Glitzern lag in seinen Augen. "Ihr sagt wahre Worte. Kein Wissensucher sollte jemals einen Hinweis ignorieren oder einer Spur nachgehen." E leckte sich über die Lippen. "Wir sollten allerdings langsam einen Unterschlupf finden. Es gibt hier in der Nähe eine Höhle." mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung. Und überlies es der Lasombra ihm zu folgen.

[Giada Salvaza Rossi]

Sie folgte ihm. Was er gesagt hatte, beschäftigte sie tief. Alte Lehren, alte Geheimnisse, sein Blickwinkel auf die ältesten Geschichten der Nacht. Giada war keine weltfremde Gelehrte. Jeden noch so kleinen Splitter ihres Wissens hatte sie nicht geschenkt bekommen sondern sie hatte ihn erkämpft, verdient, der Nacht abgerungen - manchmal sogar wortwörtlich. Und so wusste wie, wie wertvoll selbst ein neuer Blickwinkel auf uralte Fragen sein konnte. Es gab keine klaren Antworten, nur den dünnen, zerbrechlichen Grund dieser vergänglichen Welt unter ihren Füßen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Welt zerbrechen würde - doch wenn sie es konnte, dann würde sie dies hinaus zögern solange es nur ging.

Die Höhle, welche Arash aufgespürt hatte, war eine schmale Kluft im unwegsamen Gelände. Während Arash seine eigene Art der Ruhe für den Tag fand, zerrte Giada einen umgestürzten Baumstamm davor, so dass der Eingang besser verborgen wurde und das Freiräumen gewiss auch Mühe kosten und Lärm erzeugen musste. Es war gewiss nicht der beste oder sicherste Schutz, doch war es besser als ein gescharrtes Loch und Laub oder das Sonnenlicht selbst. Sie hatte schon auf schlimmere Weisen die Tage überstehen müssen.

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Geschick+Überleben: 9 5 5 8 1.
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Unmittelbar nach dem Schiffbruch von Arash und Giada findet der Gangrel die Lasombra wieder, die sich durch die Wildnis die Küste entlang kämpft. Giada schuldet Arash nun ein Fischerboot, doch das Gespräch zwischen beiden spinnt sich weiter, eine Herausforderung und von Interesse für beide. Beide sprechen ihr großes Interesse an den alten Mysterien aus, beide wohl mit jeweils ganz eigenen Gründen.