[1067] Rat und Tat [Giada, Iulia]

[März '22]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ja, das ist wahr, die Unterschiede können groß und reich an Kontrasten sein”, stimmte Giada zu. “Doch allen gemein und darum typisch sollte die Einhaltung der Traditionen sein. Die Wahrung der Stille, der Schleier zwischen unserer Existenz und der Welt der Menschen, gehört dazu. Dies dient der Ewigen Jagd, nach der unser Hunger verlangt, aber es dient auch den Menschen.”

“Über diese Dinge lässt sich lange sprechen, streiten und auch wohl vieles lernen. Doch mir scheint gewiss, dass eine ganze Stadt voller Menschen, die in Angst und Rachsucht aufgebracht sind und mit Feuer und Hassreden Kainiten aufzuspüren trachten, eine Gefahr für uns alle sind. Das ist wohl ein einleuchtendes Argument für die Einhaltung der Stille für selbst den größten Rebellen, Hallodri oder Zweifler. Auch das will ich wohl als typisch werten, ganz ohne Träumereien und hehre Ideale.
Sie hob das Kinn ein wenig an.
“Genua hat solche Auswüchse gesehen und kainitisches Blut ist hier in Sonne, Feuer und Hass verbrannt. Wenn ich dazu verhelfen kann, solcherlei zu verhindern, dann will ich das tun. Ich sollte wohl den Ersten Liktor danach fragen, was ihm in seinen Pflichten eine Unterstützung sein könnte. Was mir an Gerüchten unter den Menschen zu Ohren kommt, klingt ganz danach als wäre diese Pflicht ohne Ende.”

Giada schien nun einen neuen Gedanken aufzugreifen. “Lictores umringten einst als Leibwächter die Mächtigen Roms. Sie waren an sie gebunden, ligare. Wie sehr spiegelt sich all das in diesem Amt der Liktoren der Gesellschaft der Nacht in Genua wider?” Giada wechselte bei dieser Frage zwischen den älteren und klareren Silben des Lateinischen und dem dagegen verwaschen und mit allerlei Einflüssen durchmischten Sprachgebrauch in den gegenwärtigen, italienischen Ländern.
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue wechselte offenkundig mühelos ins Lateinische über, als sie feststellte, dass Giada die Sprache beherrschte, bevor sie vorschlug: „Nun, so lasst uns doch in der alten Sprache verbleiben.“ Für einen Moment wartete Iulia die Zustimmung des Schattens ab, bevor sie je nach Einverständnis oder Ablehnung, weiter im Lateinischen verblieb, oder aber in die Sprache des gewöhnlichen Volkes zurückfand.

So die beiden Kainiten im Lateinischen verblieben, mochte Giada auffallen, dass das Latein der Harpyie wohl einst durch die christliche Kirche geprägt gewesen sein mochte, jedoch gerade in der Wahl mancher Worte deutlich älter wirkte, fast so als hätte sie das ursprüngliche mit den Jahren verlernt, und sich das Latein vergangener Tage womöglich unbewusst angeeignet.

„Ich bin mit den sterblichen Geschichten über jene Lictores nicht bewandert.“, */** stellte die Ventrue schulterzuckend fest, bevor sie korrigierte: „Doch grundlegend bedeutet das Wort ligare nicht zwangsweise abhängig von etwas zu sein, sondern auch jemandem nahe zu stehen.“ Die Ventrue machte eine kurze Sprechpause, bevor sie gemahnte: „Grundsätzlich mag es jedoch gewagt sein, ein Wort aus der sterblichen Welt zu reißen und anzunehmen, es hätte auch in der Nacht dieselbe Bedeutung.“

Iulia schwieg erneut für einen Moment, bevor sie erläuterte: „Ganz davon ab täuscht ihr euch jedoch in eurer Annahme, dass allen Kainiten die Einhaltung der Traditionen gemein wäre. Allein wenn dem so wäre, würde eine Domäne keine Geissel mehr benötigen, um widerrechtliche Eindringlinge aufzuspüren und festzusetzen. Auch überseht ihr den Fakt, dass es Autarkis in unserer Welt gibt, die die kainitische Gesellschaft und ihre Gesetze ablehnen. Von Jenen, die unsere Abstammung von Kain verneinen und damit unsere Traditionen per se, einmal ganz zu schweigen.“

„Nicht, dass ich eure Ansicht nicht teile, dass die Einhaltung der Traditionen, insbesondere die Wahrung der Stille essenziell für die Sicherheit von uns allen ist.“, relativierte sie charmant ihre Aussage, bevor sie jedoch zu verstehen gab: „Aber die Realität ist bei Zeiten nun einmal anders, als wir sie uns vorstellen oder auch wünschen würden.“ Offenkundig hatte die Harpyie diesbezüglich bereits mehr leidige Erfahrungen gemacht, als die Lasombra.

„Aber ja, Genua täten hinsichtlich erneut aufflammender Gerüchte ein paar Liktoren gut, die nicht durch Ausscheiden, Verschwinden, degradiert oder gar vernichtet werden auf sich aufmerksam machen, sondern durch die erfolgreiche Ausübung ihrer Pflichten. Und was diese sind, nun, das hatte ich euch ja bereits zuvor gesagt, nicht wahr?!“, schloss Iulia den Kreis, Giada diskret und zugleich höflich zu verstehen gebend, dass sie ihr bereits zuvor erklärt hatte, was Liktoren in der Gesellschaft der Nacht denn waren.


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*Wissen über Lictores im römischen Reich: -> 0 Erfolge
**Wissen über Liktoren in der kainitschen Gesellschaft: -> 3 Erfolge
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das habt Ihr”, bestätigte die Lasombra. Für einen Augenblick ließ sie Stille einkehren. Dann schnitt sie ein anderes Thema und doch sehr verwandtes Thema an.

“Seit ich hierher nach Genua kam, hat mich diese Frage beschäftigt, was einen Eidbruch zu heilen vermag. Für jene, die auf dem Pfad der Könige gehen, ist dies eine Frage von großer Tragweite. Doch hier, in Genua, und in dieser Zeit ergeben sich andere Blickwinkel. Ich sprach mit dem von mir verehrten Ferrucio als jemandem, der wohl klar einem Pfad des Christenglaubens folgt und darin selbst in unserer Nacht Stärke findet. Ich sprach auch mit solchen, die wie so viele aus der See der Schatten einem Pfad der Nacht folgen. Ich suchte die Gelegenheit, mit einem Weisen der Via Regalis zu sprechen und hörte mir auch an, was weitere, die so durch die Nacht gehen, zu dieser Frage zu sagen wissen.”

Giada neigte den Kopf ein wenig. “Indirekt habe ich auch Euch bereits in dieser Richtung einmal herausgefordert. Ich konnte nicht sagen, wieviel Wert Ihr dem an dem Abend Eurer Einladung hier ins Elysium beigemessen habt, zumal danach der Auftritt und Abgang der Geißel folgte. Doch mir war dies wert. Würdet Ihr mit mir darüber Gedanken austauschen wollen?”
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ich bin mir offengesagt nicht sicher, was sich die Enkelin des Prinzen von Mailands hiervon erhoffen mag.“, erklärte die Harpyie mit einer ruhigen und unaufgeregten Stimme. Dann beschrieb ihre Hand eine einladende Geste, als sie weiterhin diplomatisch zu verstehen gab: „Doch so ihr darüber sprechen wollt, werde ich euch gerne zuhören.“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ah, das ist bereits ein Teil dieser Fragen. Ich bin die Enkelin des höchst verehrten Totila, das ist wahr. Und diese Enkelin wird wohl, vielleicht Euch ganz ähnlich, all ihre Schritte und Taten, Worte und sogar Wünsche mit jenen ihres Ahnen in Einklang zu bringen suchen.”
Die Lasombra machte eine knappe, einfache Geste zu Iulia hin als wollte sie damit sagen, dass diese eine solche Verpflichtung wohl selbst kenne. Doch dann ließ sie die Hand sinken.
“Ich bin auch das Kind meiner Erzeugerin, einer Blutsheiligen. Dies kann ich nicht ableugnen und der Santa Noellina gehört meine Achtung, Dankbarkeit und die Verpflichtung, die ein Kind gegenüber seiner Erzeugerin hat..”

“So ist mir in dieses Erbe hinein gelegt, dass ich auch einen Blick auf die feinen Unterschiede zwischen diesen beiden werfe. Einer der Unterschiede ist wohl der Pfad, auf dem diese beiden durch die Nacht gehen, ein jeder von ihnen mit Stärke, die hart errungen wurde. Darin sind beide zu bewundern.”
Die Magistra faltete die Hände vor dem Bauch. Wie beiläufig hatte sie in der Geste den Rosenkranz aufgenommen, den sie sonst lose an ihrer Seite oder um den Hals trug. Die metallenen und beinernen Perlen klickten leise aneinander.

“Was hier in Genua geschah, in bezeugten Eidbrüchen, Krieg und Zwist, das können weder Ihr noch ich verändern. Ich mag Euch ein Jahrhundert oder mehr voraus haben, doch wir beide gelten als neugeboren. Doch als Neugeborene haben wir auch die Pflicht, zu lernen. Und so versuche ich, Lehren aus dem zu ziehen, was geschah.”

“An jenem Abend, auf den Ihr eingeladen habt, habt Ihr angedeutet, dass die Umstände für einen Eidbruch diesen vielleicht verzeihlich machen könnten. Würdet Ihr mir Eure Worte erklären?”
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der Blick des Kindes des Prinzen lag ruhig in den Augen der Lasombra, als diese mutmaßte, dass sie all ihre Schritte und Taten, Worte oder sogar Wünsche mit jenen ihres Ahnen in Einklang zu bringen suchte, keine weitere Reaktion außer einem leichten Lächeln dazu zeigend, dabei völlig offenlassend, ob die Lasombra wohl damit recht haben mochte oder sich vollkommen darin irrte. Als der Schatten dann weitersprach, wurde ihr Gesicht wieder entspannter und fand in seine neutrale Miene zurück, während sie offenbar weiterhin geduldig und aufmerksam ihrem Gegenüber zuhörte.

Als die Lasombra geendet hatte, machte die Ventrue eine längere Sprechpause, bevor sie mit einer ruhigen Stimme erklärte: „Ich kann mich nicht daran erinnern angedeutet zu haben, dass die Umstände einen Eidbruch vielleicht verzeihlich machen könnten. Wohl aber, dass es eine äußerst gewagte Anmaßung eurerseits gewesen war, auf dem Treffen einen Eidbruch öffentlich thematisieren zu wollen, von dem wir Beide doch wissen, dass dieser erst durch die Euren herbeigeführt worden war.“

Die blaugrauen Augen der Harpyie lagen starr auf dem Schatten, als sie weiter zu verstehen gab: „Entsprechend ja, ich mag womöglich bedeutend jünger sein denn ihr, aber ich bin auch politisch versiert genug, um zu wissen, dass ich nichts davon gehabt hätte, euch in jener Nacht öffentlich bloßzustellen. Schlimmstenfalls damit, die ohnehin angeschlagenen Beziehungen nach Mailand, weiter zu verschlechtern. Vor allem da uns die Feindschaft gegen die Tedeschi, die noch immer weiter in den Süden vordringen wollen, doch eigentlich eher einen denn trennen sollte?!“ Fragend blickte sie auf den Schatten, bevor sie ergänzte: „Entsprechend verstand ich nicht, was ihr euch davon erhofftet, Öl in ein Feuer gießen zu wollen, an dem ihr euch letztlich nur selbst verbrannt hättet.“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada beließ Iulia diese Zurückhaltung und feine Art, doch es war nicht unbedingt ihre. Anstelle der Zurückhaltung besaß sie eiserne Beherrschung, wenn es sein musste. Anstelle der Schönheit und Feinheit dieses Potential von Stärke, das Iulia schon ein- oder zweimal bezeugt hatte.

“Ihr habt Recht darin, dass diese Feindschaft mit den Tedesci uns eint.” Giada nickte knapp. “Doch Ihr irrt darin - oder seht nicht weit oder tief genug - wenn Ihr daran glaubt, dass es die meinen waren, die einen Eidbruch herbei zwangen. Ich wäre nicht hier, wäre es so. Und doch bin ich es.”

“Ich scheue mich nicht davor, ein Neugeborene in der Gesellschaft mit klaren Worten zu erschrecken. Mit dem Getuschel und Gehabe anderer werde ich allezeit leben müssen, ebenso wie Ihr, auch wenn sich wohl unsere Art des Umgangs damit unterscheidet.” Die Lasombra schien dies eher mit einer Art von trockenem Humor zu sehen und zuckte mit den Schultern. “Eure Art macht Euch ebenso Feinde wie die meine mir. Was wir entscheiden, das ist wohl nur, welches Gesicht wir ihnen zeigen und wie wir ihren Winkelzügen und Attacken begegnen. Das Überdauern und der Erfolg geben uns recht - und zumindest letzterer lässt sich schwerlich mit nur einem Maß bemessen.”

Sie neigte knapp den Kopf. “Dennoch weiß ich zu schätzen, dass Ihr die Gelegenheit nicht genutzt habt, um mir gleich auf gleich zu antworten. Auch dies hat Bedeutung und es zeigt Euch auf eine Weise, die wahrscheinlich den meisten an jenem Abend völlig entgangen ist.”

“Ob mich dieses Feuer jedoch verbrannt hätte, will ich nicht bestätigen. Diese Frage um Eidbruch und Vergebung hat Bedeutung, nicht allein auf einer Ebene der gelehrten Rede sondern auch auf einer der Politik. Genua hat eine Vergangenheit, die von der Via Regalis gezeichnet wurde, ebenso wie von der Via Caeli - und nun auch von der Via Noctis. Die Frage um einen oder mehrere Eidbrüche ist bedeutungsvoll für die Via Regalis. Und dies wiederum hat Bedeutung für die übrigen, beeinflusst Entscheidungen, setzt Entscheidungen und Handlungen in Bewegung.”

“Was die Ältesten und die Herrschenden in diesen Dingen zu tun belieben, wie sich dies in Macht und Herrschaft mengt und die Politik im Kleinen und Großen bestimmt, das ist eine Sache. Doch auch wir müssen unsere Schritte, unsere Taten und Worte bestimmen, müssen Klarheit für uns selbst gewinnen, ebenso Erfahrung und Wissen. In den niederen Clans und Familien mag man sich allerlei Fragen, Zweifel, Verwirrungen und Unklarheiten leisten, zusammen mit dem hübschen Trugbild von Freiheit und anderen Traumtänzereien. Doch die jungen Blutserben der hohen Clans haben härtere Pflichten - und dazu gehört auch die, Klarheit für sich, die eigenen Taten und Worte zu gewinnen. Wenn ich die Werte der Wege durch die Nacht betrachte, so tue ich eben genau das.”

Giada zuckte mit den Schultern.
“Doch ich bin hier um eine Straße wieder instand zu setzen. Manchmal heißt das wohl auch, dass ich verwachsene Hindernisse angehen muss - oder hier und da eine neue Strecke finden, wo die alte zu abschüssig oder trügerisch geworden ist. Derlei geht nicht ohne anzupacken. Wenn es heißt, dass ich mir dabei die Finger verbrenne, dann muss ich den Preis wohl zahlen. Auch Euch wird nicht fremd sein, dass man Opfer bringen muss, um zu tun, was wir nun einmal zu tun haben.”
Sie sah Iulia nachdenklich an.

“Doch wenn wir schon von dieser Straße sprechen und dass sie schlechter geworden ist als sie einst war… und wenn wir zugleich von Feinden sprechen, die Ihr und ich gemeinsam haben: Vielleicht könnten wir in einer Sache zusammen kommen? Sagt mir, was wisst Ihr über Pavia, das zwischen Mailand und Genua gelegen ist, und dessen neuen Herrn?”
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Nun, ich war damals dabei, als Adalbert von Schwaben, der einstige Prinz von Pavia, von Mattia Bragadin auf dem Hundertjährigen meines Erzeugers in binnen nicht einmal eines Wimpernschlages vernichtet worden war. Doch durch die darauffolgende Okkupation der See der Schatten, hatte ich mich, wie ihr sicher versteht, mehr der politischen Situation und den Beziehungen innerhalb der Fraktion unseres neuen Lehnsherrn gewidmet, denn dem Konflikt der Tedeschi mit Mailand. Ich könnte mich jedoch bezüglich Pavia diskret umhören, so dies von Relevanz wäre.“, bot die Harpyie an.

Nachdem ein Moment vergangen war, fügte sie an: „Und ja, ich bin durchaus in vielerlei Dingen anders als ihr.“ Doch die Ventrue führte nicht weiter aus, worin sich die Beiden wohl unterscheiden mochten, noch machte sie Anstalten, in irgendeiner Form so sein zu wollen wie die Lasombra. Geschweige denn deren Worte weiter ausführen zu wollen. Stattdessen ging sie auf andere Dinge weiter ein. „Was dagegen euer Hiersein anbelangt, so gibt es diesbezüglich vielerlei Gründe.“, stellte die Harpyie mit einem neutral verbleibendem Tonfall fest.

„Und was den Eidbruch anbelangt.“, ergänzte sie, bevor sie mit einer ruhigen Bewegung ihre Arme unter ihrer Brust verschränkte, den Schatten einige Momente stumm musternd betrachtend und schließlich erklärend: „Sagen wir ich wäre gewillt, euch zu glauben. Sagt mir, in wessen Gewahrsam soll sich Gaius Marcellus Palatino der Vasall Aurores sonst nach dem Krieg 1002 mit Mailand befunden haben, wenn eben nicht in dem des Seneschalls von Mailands Himerius? Und wer, wenn nicht er, hat ihn versteigert, und somit letztlich an Jemand Anderen denn dessen Lehnsherrn Aurore oder dessen Erzeuger Matthias von Bath übergeben?“
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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“Wer nun in Pavia herrscht, wird Godehardt von der Drau genannt”, sagte Giada auf Iulias Worte wegen Pavia hin. “Er ist ein Ancilla vom Blut der Gelehrten und er trägt den Beinamen “Il Tedesco Duro”.” Giada verzog das Gesicht ein wenig. “Ich gehe davon aus, dass er im Sinne der Tedesci handelt. Doch vielleicht könnt Ihr mit diesem Wissen und Euren Möglichkeiten mehr für Euch erfahren? Es ist stets besser, den Feind zu kennen als über ihn zu rätseln.”

Als das Gespräch sich dann wieder zurück zum Thema das Eidbruchs bewegte, gab sie auf Iulias Worte hin zu bedenken: “Doch die Fragen von Gründen und Hintergründen, Ursachen und Folgen enden dort nicht. Selbst der hoch verehrte siniscalco di Milano folgt den Notwendigkeiten in der Nacht.”
Sie ließ die Finger ihrer rechten Hand nachdenklich über die Perlen des Rosenkranzes an ihrer Seite gleiten.
“Die Via Regalis ist hart mit ihrem Urteil über einen Eidbruch. Doch diese Härte findet ein Gleichgewicht durch die Möglichkeit einer Vergebung. Vergebung jedoch muss gegeben werden und dazu gehört jener, der sie gibt, und jener, welcher sie empfängt.”

“Ihr habt mir Naivität vorgeworfen, einen Hang zu Idealen vielleicht. Vielleicht benötigt es den Glauben an höhere Tugenden als allein die Härte, um zu denken, dass es solche Umstände gibt, die das Erbitten und das Gewähren von Vergebung wohl erleichtern könnten?” Giadas Hand schloss sich um den Rosenkranz und sie lächelte schmal und traurig.
“Die Tedesci werden früher oder später auch an den Grenzen der See der Schatten rütteln. Gewiss haben sie im Blick, was in Genua geschehen ist und geschieht. Vielleicht ist es in der Tat richtig, dass gemeinsame Feinde vereinen können, was schwer vereinbar schien.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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„Nun, tatsächlich führen die Tedeschi und die See der Schatten bereits seit vielen Jahrzehnten Krieg miteinander.“, erklärte die Ventrue mit einer unaufgeregten Stimme. „Davon ab jedoch nein, ich warf euch keine Naivität vor. Dies war euere eigene Auslegung.“, korrigierte die Harpyie sanft die Mutmaßung des Schattens, bevor sie ergänzte: „Ebenso, wie zu glauben, dass ich mit Fragen nach Gründen oder Hintergründen an dem Punkt enden würde, an denen ich mit meinen für euch offenbar rhetorisch anmutenden Fragen pausiert hatte.“ Die Harpyie schüttelte nur sacht den Kopf, ob der Fehleinschätzung ihrer Person und Position durch die Lasombra. Was derweil das Thema Vergebung anbelangte, so ging das Kind des Prinzen hierauf nicht weiter ein. Womöglich stand es ihr nicht zu, hierzu etwas zu sagen. Oder aber die Ventrue verstand die subtilen Andeutungen, des mit dem Rosenkranz spielenden Schattens schlicht einfach nicht.
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