[1067] Rat und Tat [Giada, Iulia]

[März '22]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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[1067] Rat und Tat [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Das Jahr neigte sich bereits dem Ende zu. Mit dem Herbst waren die Nächte wieder ein wenig länger geworden, doch sie brachten auch kühlere Winde und den einen oder anderen Sturm vom Meer her. In dieser Nacht heulte ein solcher Seewind durch Genuas Gassen und Straßen, dass er fast den Gestank der Stadt austrieb und ganz gewiss viele Menschen in den Schutz der Mauern trieb.

Giada schien den harschen Wind eher zu genießen, so wie sie durch das Elysium schritt. Letztlich suchte sie jedoch bei der Casa Schutz, um von da aus in die Nacht zu blicken und zu sehen - oder gesehen zu werden.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Harpyie Genuas flanierte bereits seit einiger Zeit ruhigen Schrittes und mit aufrechter Haltung durch den Garten. Gekleidet wie so oft in weißer Seide, die unter dem wollenden grauen Mantel mit Lammfellbesatz hin und her geweht wurde. Ihre Kopfbedeckung war mit feinen Nadeln unter dem zarten Faltenwurf sicher fixiert worden und bedeckte ihre langen Haare trotz des Windes züchtig.

Dann und wann blieb sie hier und da stehen, streichelte sanft beinahe gedankenverloren über die Blätter und Blüten der Gewächse, die hier unter fähigen Händen wuchsen und gediehen. Sie war offenkundig nicht in Eile. Nutzte den Ort, und die damit gegebene Möglichkeit anscheinend, um nachzudenken, während sie sich dabei langsam immer weiter der Casa näherte.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada sah Iulia dabei zu. Ihre Miene wirkte still dabei, passiv - wie jemand, der Kunst oder vielleicht ein Schauspiel der Natur betrachtete ohne selbst Teil daran zu haben. Doch als Iulia nahe genug kam, neigte sie das Haupt vor der Harpyie und trat die paar Stufen, die zur Tür der Casa führten, herab, um für diesen Gruß nicht höher zu stehen als die andere.

“Ich freue mich, Euch heute Nacht hier anzutreffen”, sagte sie. Der Wind wollte ihr die Worte von den Lippen reißen. “Seid gegrüßt, wohlwerte Iulia Cornelia.”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue erwiderte den Gruß der Lasombra, als sie ihr ein warmes Lächeln und ein respektvolles Nicken ihres Hauptes schenkte. „Seid auch ihr mir gegrüßt, werte Giada Salvaza Rossi.“, erwiderte die Harpyie, bevor sie freundlich entgegnete: „Die Freude ist ganz meinerseits. Ich hoffe ihr seid wohlauf?“ Dezent deutete Iulia mit ihren hellen, langen, schlanken Fingern in Richtung Casa, wohl um dem Schatten zu signalisieren, wohin sie ihr weiterer Weg führen würde, oder womöglich auch als höfliche Einladung, sie dorthin zu begleiten.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das bin ich in der Tat”, bestätigte Giada nach einem kurzen Zögern. Anscheinend dachte sie über die Frage und die Antwort mit einem gewissen Ernst nach und behandelte sie nicht einfach wie eine leere Foskel.
“Ich lerne diese Stadt und Domäne schätzen. Das weite Meer und der Seewind sind mir noch immer fremd und neu, doch jede Stadt und Domäne haben wohl für einen jeden Gast oder Reisenden neue Seiten zu zeigen.”

Die Lasombra folgte der Geste Iulias zur Casa hinein. Der Wind zerrte an ihrem Umhang und ihren Kleidern, so dass sie im Windschutz des Gebäudes einen Augenblick innehielt, um ihre Erscheinung wieder etwas zu richten.
“Ich hoffe, auch Eure Nächte sind Euch zugeneigt? Trotz der harten Hungerjahre in der Vergangenheit blühen Genua und ihre Menschen. Oft wirkt derlei auch auf uns in der Nacht zurück.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue nickte mehrfach auf die Worte der Lasombra hin. „Ja, das tut es wohl.“, bestätigte Iulia mit einem sanften Lächeln schließlich in der Casa höflich, nachdem auch sie den Sitz ihrer Kleidung nach dem Betreten kurz überprüft und mit geschmeidigen Bewegungen ruhig korrigiert hatte. „Nun, was meine eigenen Nächte anbelangt, so kann ich dankenswerterweise nicht klagen.“, erklärte die Harpyie, bevor sie berichtete: „Vielmehr fühle ich mich erfüllt davon, derzeit so vielen Projekten auch auf sterblicher Seite nachgehen zu können, denen ich mich nebst den Veranstaltungen und Diensten als Harpyie widmen darf, weshalb ich jene kurzen Momente des Müßiggangs sehr zu schätzen weiß.“ Ihre hellen Finger deuteten dezent in den stürmischen Garten hinaus, aus welchem sie mit einem so erhabenen und aufrechtem Gang geschritten war, dass ihre Worte in Frage stellen mochten, ob das Kind des Prinzen tatsächlich überhaupt so etwas wie Müßiggang kennen mochte, während sie zart dabei lächelte.

Dennoch machte die Ventrue eine kurze Sprechpause, in der sie ihre Hand ohne Eile zurückführte und in der sie der Lasombra weiterhin in die Augen blickte, bevor sie ihr ernster zu verstehen gab: „Allerdings beschäftigt mich ebenfalls noch immer das vermehrte Verschwinden von so vielen Kainiten in den vergangenen Jahren.“ Iulia machte eine stilistische Unterbrechung, bevor sie ergänzte: „Und auch wenn ich meinen Clansbruder sehr zu schätzen weiß, so besorgt es mich doch, dass er derzeit der einzige Liktor auf genuesischem Grund und Boden geblieben ist.“

Für einen Moment betrachtete sie den Enkel Totilas nachdenklicher, bevor sie sich bei ihr interessiert erkundigte: „Sagt, wie steht es um euch und eure eigenen Ambitionen, werte Giada?“ Ihre feingliedrige Hand beschrieb eine sanfte Geste als sie respektvoll zu verstehen gab: „Sicher, ganz ohne Zweifel, ihr seid ein Neugeborener aus einem angesehenen Blut und eure Herkunft mag in vielen Dingen für euch sprechen. Doch derzeit reisen sehr viele Neugeborene in die Domäne ein, die großes Potenzial, auch auf ein Amt mitbringen, während andere Neugeborene auch ohne Amt momentan einen sehr rasanten gesellschaftlichen Aufstieg hinlegen.“ Dass Giada dadurch selbst über kurz oder lang immer weiter nach unten durchgereicht wurde oder dies womöglich bereits geschehen war, betonte die Harpyie nicht weiter, doch lag ihn ihren blaugrauen Augen ein ehrlich besorgterer Blick, als sie sich bei ihrem Gegenüber erkundigte: „Deshalb frage ich mich, wie wohl eure eigenen Pläne in Genua aussehen mögen, nachdem ihr doch nun bereits seit einigen Jahren hier in der Domäne verweilt?“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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Giada schien von einer solchen Anmutung Iulias einen Moment lang überrascht. Sie hob die Augenbrauen, doch sie schien durchaus angetan von den Worten.
“Eure Worte ehren Euch und mich zugleich”, erwiderte sie. “Euch für Eure Hingabe und Euer Wirken für Genua, dass jene, die hier weilen und das Gastrecht genießen, auch zum Wohl und Gedeihen von Stadt und Domäne beitragen. Mich, dass Ihr Euren Blick in diesem Sinne auf mich lenkt.”
Sie neigte einmal knapp das Haupt und faltete dann die Hände vor dem Bauch.

“Ich habe die Gastfreundschaft Genuas lange Jahre genossen. Es scheint nur recht, ihr auch zu dienen. Das ist der Grund, weshalb ich so gern in den verschiedenen Angelegenheiten mitwirke, die den Ausbau angehen. Doch die Gesellschaft der Nacht ist etwas anderes als Geld und Handwerk, Steine und Menschenhände, welche sie setzen und zusammenfügen.”
Sie sah Iulia interessiert an.
“Es ist das Vorrecht des Prinzen in der Gesellschaft einer Domäne, die Amtsträger zu bestimmen. Wäre es der Wunsch des Prinzen, so würde ich mich beugen oder die Gastfreundschaft nicht länger beanspruchen.”
Giada lächelte kurz und grimmig.
“Meine Eitelkeit jedoch wäre ein schlechter Ratgeber in solchen Dingen. Wenn die verschlungen gewobenen Fäden der Politik es so bescheiden, dass ich als Neugeborene ohne Amt in einer Domäne weile, dann sollten es nicht Stolz oder Geltungsdrang sein, die mich nach einem Amt streben lassen… …auch wenn ich kaum leugnen kann, dass Eure Worte meinen Ehrgeiz wecken. Allein, ich werte diesen Ehrgeiz nicht höher als jenes Geflecht der Politik, in welchem Ihr und ich gleichermaßen nur sehr kleine Teile sind.”

Sie machte eine lockere Geste, wie um das Gewicht ihrer Worte etwas abzufedern. Dann gab sie zu:
“Das Amt der Liktoren imponiert mir. Ich habe darum bereits zuvor schon dem werten Benjamin meine Unterstützung bei seiner Arbeit als Liktor zugesprochen - und das trotz der Dinge, die zwischen ihm und mir liegen. Es war meine Achtung vor diesem Amt, die mich so handeln ließ. Diese Unterstützung würde ich auch dem letzten verbliebenen Liktor zukommen lassen, doch ich hatte nicht eben viel Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.”

“Doch Ihr habt einen besseren Blick auf sowohl das Amt als auch auf den Ersten Liktor, welcher wohl nicht zuletzt sein Amt auch als einen Schritt hin zum Amt des Blutvogts sieht. Würdet Ihr mir von beiden erzählen?”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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„Mein Clansbruder ist ein sehr ambitionierter Kainit.“, stellte die Ventrue mit einem milden Lächeln und einem durchaus hörbaren Respekt vor diesem in ihrer Stimme fest, bevor sie ergänzte: „Derzeit bin ich allerdings vornämlich sehr gespannt darauf, wen er wohl in den kommenden zwei Jahren zu den zwei neuen Liktoren ernennen wird, nachdem ihm vom Prinzen eben dies zu tun vor fünf Jahren aufgetragen worden war.“ Ihre blaugrauen Augen lagen ruhig auf der Lasombra, bevor sie weiter zu verstehen gab: „Bisher sind mir noch keine konkreten Namen dahingehend bekannt und ich freue mich darauf zu sehen, wen er selbst wohl als fähig erachten mag und wen nicht. Aber auch, wieviel diplomatisches Fingerspitzengefühl er dabei beweisen kann. Schließlich wird dies sicherlich auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf seinen eigenen weiteren Werdegang haben.“

„Ihr sagtet, das Amt der Liktoren imponiert euch also?“, erkundigte sich die Harpyie durchaus interessiert, wenn auch offenkundig rhetorisch, hatte Giada dies doch selbst kurz zuvor gesagt, nachdem die Ventrue sprachlich zuvor, wie auch nach dieser Feststellung, eine kurze Sprechpause gemacht hatte. „Nun, das Amt selbst ist wohl eine genuesische Eigenheit.“, begann Iulia den anderen Teil von der tatsächlichen Frage des Schattens zu erläutern. „Liktoren sorgen vornämlich dafür, dass die Geheimhaltung aufrecht erhalten bleibt und sich kein Kainit aus Versehen oder gar absichtlich den Menschen offenbart.“, erklärte die Harpyie, die offenbar wohl nicht viel von solchen Schusseligkeiten oder Vorsätzen anderer Unsterblicher halten mochte. „Zudem kümmern sich Liktoren darum, dass die Menschen nichts von den nächtlichen Geschäften unserer Art mitbekommen.“, ergänzte sie, bevor ihre Finger einen kleinen Kreis beschrieben, als sie mit ihren Worten zurück zu ihrem Clansbruder kam.

„Als erster Liktor genießt Liutprand derzeit zudem die Befugnisse weitere Liktoren ernennen und sich ihr Anführer nennen zu können.“, ergänzte Iulia, bevor sie für einen Moment ihr Gegenüber schweigend betrachtete. Dann wurde ihr Blick weicher. Ihre Hände öffneten sich und höflich ergänzte sie: „Also ja, wie ihr bereits hören konntet, bin ich durchaus bereit dazu, euch von beidem zu erzählen.“ Ein freundliches Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie weiter zu verstehen gab: „Und weshalb auch nicht?! Aber womöglich wäre es für euch zielführender, so ihr eure Fragen doch etwas konkreter stellen würdet?!“ Fragend lagen ihre blaugrauen Augen auf der Lasombra, bevor sie mit einem gewissen leichten Humor in der Stimme feststellte: „Es sei denn ihr wolltet, dass ich als Harpyie weiter rate.“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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“Das müsst Ihr nicht”, meinte Giada. “Eure Erläuterungen helfen mir, meine Fragen klarer zu stellen.”

Sie machte hier jedoch eine kleine Pause und gab zu: “Mir imponiert diese offene Ambition des wohlwerten Liutprand ebenso. Falsche Demut und Zögerlichkeit sind eine Schwäche vieler junger Kainiten. Einige würden es nicht einmal als Schwäche sehen sondern als einen Weg zum Überleben und Überdauern. Doch der Erste Liktor lässt mich ein paar Zeilen aus dem Studium alter Gelehrter erinnern: ‘Wahre Demut ist nicht die Herabsetzung eines selbst sondern die wahrhaftige Erkenntnis des Selbst, seines Platzes in der Welt und das ehrliche Bestreben, jenen einzunehmen und nach bestem Können auszufüllen. So dient ein jeder nach bester Art dem größeren Wohl.’”

Kurz sinnierte Giada und meinte dann: “Es war einer der alten, römischen Gelehrten mit einem Werk über die Staatskunst.”

Letztendlich war das Zitat aber wohl nur ein Einschub, auch wenn es zugleich wohl zumindest eine Anerkennung für Liutprand war.

“Meine erste Frage ist wohl, was den Liktoren von einem gewöhnlichen Gast dieser Domäne unterscheidet. Sollte nicht jedem einzelnen von uns daran gelegen sein, die Stille zu wahren? Immerhin sind wir alle den Traditionen verbunde
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Rat und Tat [Giada, Iulia, offen]

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Ob Iulia das Zitat bekannt war oder sie schlicht nicht sonderlich philosophisch veranlagt war, war schwer zu sagen, doch ging sie auf die Überlegungen der Lasombra nicht weiter ein. Stattdessen lächelte die Ventrue nur sanft auf Giadas letzte Worte hin, bevor sie mit einer milden und anerkennenden Stimme erklärte: „Ihr besitzt eine äußerst idealistische und edle Weltanschauung, werte Giada Salvaza Rossi. Nicht sonderlich verwunderlich, betrachtet man eure Abstammung. Doch bedenkt, nicht jeder Kainit genoss eine solch gute Erziehung wie ihr.“ Die Harpyie machte eine kurze und respektvolle Sprechpause.

„Sicherlich sollte jedem Einzelnen daran gelegen sein, die Stille zu wahren.“, stellte die Ventrue fest, bevor ihre Stimme einen leicht seufzenden Unterton erhielt, als sie meinte: „Aber die Realität dessen was offenkundig geschieht, ist nun einmal eine andere. Schließlich wurden vor einem Vierteljahrhundert wohl nicht ohne Grund derart viele Kainiten auf Grund des Bruchs der Stille einem vollständigen Tophet überführt.“ Die Ventrue schüttelte nur sanft ihr Haupt.

Nach einem weiteren Augenblick der bewussten Stille stellte Iulia fest: „Doch um eure Frage noch weitergehender beantworten zu können, müsstet ihr wohl abgrenzen, was ihr wohl unter einem gewöhnlichen Gast verstehen mögt? Schließlich gibt es nicht den typischen Gast und weit mehr als nur den einen Grund, weshalb Kainiten nach Genua einreisen.“
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