[1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

[März '22]
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Iulia Cornelia
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[1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ein hochwertiges helles Pergament verschlossen von einem weißen Siegel ohne jedwedes Emblem war bei Yishmael Levi abgegeben worden, welches ihm in silberfarbener Tinte und lateinischer Schrift in Namen des Prinzen die Einreise nach Genua gestattete. Ihm wurde darin mit höflichen Worten ein Datum, sowie eine Zeit genannt, zu der er sich am Leuchthaus zwischen Genua und Quinto al Mare einfinden möge. Ein Gebäude, welches sich der Beschreibung nach, einige hundert Meter östlich von Genua entlang der Küstenlinie befinden musste. Dort würde ihn der Verfasser des Schreibens gerne persönlich empfangen und willkommen heißen. Eine gewisse Iulia Cornelia, offenkundig die Harpyie Genuas und Neugeborene vom Blut der Könige, wie sie schrieb, und zudem wohl Kind des Prinzen Aurore von Genua selbst. Bis dahin verblieb diese abschließend mit dem Wunsch einer angenehmen Reise für Yishmael Levi, sowie allzeit sicheren Wegen.

Den ganzen Tag über hatte ein emsiges Treiben in dem von außen mit Kränzen geschmückten Gebäude geherrscht, welches sich eine gute halbe Stunde von der genuesischen Stadtmauer in Richtung Quinto al Mare befand. Kein gepflasterter Weg führte an einen Ort wie diesen und doch wies das Feuer, welches nun da sich die Nacht über das Land gelegt hatte und gut sichtbar an der Spitze des hier gebauten Turmes brannte, den Weg entlang der scharffelsig zum Meer hin abbrechenden Klippen. Von der Straße her war der Schein durch die gut einen Kilometer bewaldete Gegend nur gedämpft zu erahnen.

Hier draußen an den Klippen war es bei Nacht inzwischen ruhiger geworden. Einzig das wiederkehrende Brechen der Wellen an der Steilküste und das entfernte Prasseln des Leuchtfeuers gut zehn bis fünfzehn Meter über der Erde vermischte sich zu einem entspannten miteinander. Das Gebäude, welches hier stand, war entgegen den Erwartungen kein klassischer Leuchtturm. Stattdessen erinnerte es entfernt an eine Kirche, denn aus dem wohngebäudeähnlichem Korpus, wuchs ein viereckiger Turm in die Höhe ohne einen offensichtlichen Zugang, auf dem eben jenes Feuer hell brannte. Die Konturen von drei Personen, die darüber wachten, war entfernt in der Dunkelheit auszumachen. Ansonsten wirkte die flache Umgebung, abseits der Geräusche der Natur still und friedlich.

Das dort alleinstehende Gebäude hatte zwei Fenster an der Giebelseite, die mit Holzläden verschlossen und mit Kränzen aus Blumen verziert waren. Auch die beiden Fenster an den Seiten wiesen eine solche Verzierung auf, während auf dem steinernen Boden, welches das Gebäude umgab, vereinzelte Schalen mit blühenden Veilchen standen. Der Eingang ins Gebäude befand sich auf der Seite mit den zwei Fenstern gen Osten in Richtung des Waldes und wurde von einer hölzernen Tür verschlossen, vor welcher eine einzelne hochgewachsene Gestalt stand.

Der Mann war mit einem grauen Umhang sowie Kettenhemd bekleidet, während sich ein Schild auf dessen Rücken befand. Ein Speer lag in seiner Hand, während seine blauen Augen ruhig in die Dunkelheit gingen. Offenkundig von dort Jemanden erwartend. Seinem Gesicht mit den markanten Wangenknochen und den kurzen braunen Haaren nach, mochte er wohl an die dreißig Jahre alt sein und wirkte gepflegt, ganz so wie der Rest seiner Kleidung.
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Yishmael Levi
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Yishmael Levi »

Besagtes Pergament befand sich nun in der Tasche eines gepflegt wirkenden jungen Mannes mit Turban und blauer Brosche. Selbstredend war ein Antwortschreiben verfasst worden, jedoch nicht in Latein, Yishmael beherrschte diese Sprache nicht und verspürte auch nicht den Bedarf dies in näherer Zeit zu ändern, sondern auf Hebräisch. Der Inhalt: Er bedanke dich herzlich für die persönliche Einladung und freue sich aufs herzlichste dieser Einladung alsbaldig zu folgen. Die mehr oder weniger versteckte Botschaft: Wenn Ihr schon einen Brief schreibt, dann bedient Euch einer Sprache welcher der Empfänger mächtig ist. Niemand empfängt gern Post die er sich erst übersetzen lassen muss!

Zielsicher steuerten Yishmael und Noach, sein Vertrauter Ghul, auf den Leuchtturm hin. Seine scharfen Sinne erlaubten ihm die Szenerie in ihren vielfältigen Details zu bewundern während er sich näherte. Scheinbar handelte es sich hier um mehr als einen gewöhnlichen Leuchtturm: Hier hatte es sich jemand gemütlich gemacht und das ganze sogar mit Blumen verziert und bepflanzt. Als er dich näherte nutzte er Yishmael die Gelegenheit diesen Geruch gemeinsam mit dem der salzigen Brise des Meeres aufzunehmen. Für den ehemaligen Kantor welcher niemals aus Sizilien heraus gekommen war war all dies eine gänzlich neue Erfahrung und etwas neues zu lernen über die Schönheit die Adonai geschaffen hatte.

Er schwelgte noch ein wenig im Moment bevor er den bewaffneten Mann in Grau abschätzend musterte und anschließend Noach voran schickte um den Goy anzusprechen. Gelassen ging dieser auf den Bewaffneten zu prüfte nochmals den Sitz seiner feinen Kleidung und schenkte ihm ein höfliches Lächeln. „Shalom, mein Freund. Gehe ich Recht in der Annahme dass Ihr beauftragt seit für Euere Herrin Besucher aus Sizilien zu empfangen? Sollte dies der Fall sein so habt Ihr Glück! Wir sind angekommen!“
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Wache betrachtete das Kommen der Fremden, sowie das Nähertreten des Mannes und dessen Auftreten mit einer gewissen stoischen Ruhe, was darauf hindeuten mochte, dass er womöglich bereits weit älter war, als er aussah oder aber, dass er aus gutem Haus stammen musste und eine entsprechende Erziehung genossen hatte. Seine blauen Augen wanderten über den Sprecher hin zu dem Mann, der einige Schritte zurückgeblieben war, bevor sie zu Noach zurückfanden.

Die gleichmäßige Stimme, die aus seinem Mund erklang, hatte einen befehlsgewohnten Unterton inne und war durch die Dunkelheit auch etwas entfernter noch gut zu verstehen. „Sehr erfreut. Meine verehrte Herrin erwartet den verehrten Yishmael Levi bereits.“, gab die Wache mit kurzen Worten als Antwort, damit feststellend, dass in der heutigen Nacht kein wir erwartet wurde. Dann klopfte die Wache kurz, aber bestimmt an der Tür an, bevor er diese aufschob, so dass Yishmael begleitet von einer Verneigung eintreten konnte, bevor er sie hinter ihm zuzog.

Der Salubri fand sich entsprechend wenig später in einem offen gehaltenen Raum wieder, an dessen Ende der einzige Zugang, in den von außen sichtbaren Turm des Hauses führte. Der zarte Geruch von Lorbeer, Wachholder und Veilchen vermischte sich hier im Inneren mit dem etwas kräftigerem nach frisch gebackenem Brot und Weihrauch. Ein nieder gehaltenes Feuer im Herd spendete angenehme Wärme und einen sanften Lichtschein, der durch einzelne Lampen an den Wänden verstärkt wurde. Zwei Sträuße weißer Lilien standen links und rechts in einer silberfarbenen Vase daneben, sowie jeweils eine ebenso farbige Schale, die einen Duft nach Weihrauch verströmte.

Bereits auf den ersten Blick stach die Statue, die von mehreren kleinen Feuerschalen hell erleuchtet wurde, neben dem Weg zur Turmspitze am anderen Ende des Raums hervor. Eine Schönheit regungslos in weißen Marmor gemeißelt, neben der die Gastgeberin kaum lebendiger wirken mochte als diese, hätte sie nicht eben ihr Haupt zu ihrem Gast umgewandt. Die Statue neben ihr derweil schaute stolz und erhaben, während lange eingemeißelte Kleider in weißem Glanz bis zum Boden flossen. ((beide Erscheinungsbild 4, sowie 7 Erfolge Kunstwerk Statue)) Ganz offensichtlich handelte es sich dabei nicht um die Harpyie selbst, die in Stein abgebildet worden war. Dennoch stand auch hier ein Strauß weißer Lilien und eine Rauchschale.

Driftete der Blick ab, so fand man sich einem beinahe Sammelsurium entgegen, von welchem man im ersten Moment angenommen hätte, dass es nicht miteinander passen könnte und doch fügte es sich hier beinahe harmonisch zusammen. Byzantinische Gefäße standen neben der arabisch anmutenden Sitzgelegenheit in der Ecke, die einen guten Blick sowohl auf die Statue wie auch die Tür frei gaben.

Zentraler im Raum und dennoch in der Nähe dagegen befanden sich zwei römisch anmutende Liegen gegenüber dem Herdfeuer, in deren Mitte ein nordisch anmutender kleinerer Tisch stand. An der längeren Seite des Raumes standen links und rechts des Feuers zwei weitere Sitzgelegenheiten, die genuesisch anmuteten und wohl von einem hiesigen Schreiner stammten. Auf ihnen standen kleine Schalen aus fränkischen Gegenden mit blühenden weißen Veilchen. Trotz der kalten, steinernen Mauern im Inneren, strahlte das Gebäude eine gewisse wohnliche Wärme und geradezu Heimeligkeit aus, auf Grund der eher ungewöhnlichen und dennoch stilvollen Art und Weise wie es dekoriert und eingerichtet worden war.

Ruhig lag dagegen der Blick der Harpyie auf ihrem Gast, zu welchem sie sich inzwischen vollständig umgewandt hatte. Ihre hellen Haare waren unbedeckt und kunstvoll eingeflochten, mit kleinen Perlen und Silberspangen als Zierde. Ein Kleid aus weißer Seide floss sanft über ihren Körper, während weiße Fäden kunstvolle Muster an den Rändern ihres Saums formten. Barfuß stand Iulia so dar und betrachtete den Gast stumm, während sie ihm ein zartes Lächeln schenkte, was sie auf natürliche Art und Weise ungemein sympathisch wirken ließ, sowie ihre außergewöhnliche Schönheit weiter betonte
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Yishmael Levi
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Yishmael Levi »

Noach ließ sich von dieser Abweisung nicht die Ruhe nehmen. Ehrlich gesagt war er sogar immer ein wenig froh wenn er nicht in die Nähe der Verdammten musste. Sein Herr war natürlich anders, er war zwar Verdammt wie die anderen auch, aber immerhin gehörte er zu seinem Volk und hatte dies auch nicht vergessen: Er stand ihnen wo er nur konnte mit Rat und Tat zur Seite. Bei den Goyim welche den selben Fluch in sich trugen war er sich da nicht so sicher! Er sei aber verdammt wenn er sich das so einfach hätte anmerken lassen! Stattdessen blieb sein lächeln konstant als er erwiderte: „Und nicht anders hat es mein Herr erwartet. Die Herrschaften besprechen was es zu besprechen gibt und es obliegt uns dafür zu sorgen dass sie dabei nicht gestört werden. Die logische Konsequenz daraus ist dass Euere Herrin einen Besucher, nämlich meinen Herren, erwartet hat. Ihr aber, mein Freund, habt zwei Besucher erwartet.“
Daraufhin trat er zur Seite um Yishmael den Weg frei zu machen und blickte sich nach einer Sitzgelegenheit um. Der Goy mit seinem Speer mochte ja Gefallen daran finden sich im Kettenhemd die Beine in den Bauch zu stehen, aber er konnte die Gegend auch aus einer sitzenden Position heraus beobachten.

Yishmael betrat den Raum und ließ auch diesen erst einmal auf sich wirken: Das Rauschen der Wellen draußen, das Prasseln des Feuers, der Geruch von Blüten, Brot, Gewürzen und Räucherwerk. Es war ein heimeliger Ort, ein lebendiger Ort, ein Ort für eine Familie, ein Ort des Lebens. Es war nicht der Ort an dem er eine Verdammte erwartet hätte, aber das war wohl Sinn und Zweck der ganzen Sache. Neugierig ließ er seinen Blick über die Einrichtung wandern: Die Einrichtung stellte ein farbenfrohes Sammelsurium verschiedener Kulturen dar und zauberte ein stilles Lächeln auf das Gesicht des, zumindest des Schreines nach, jungen Mannes. Dieses erlosch beim Anblick der Statue im Zentrum des Raumes, wich für einen Moment einem Ausdruck gemischt aus künstlerischer Anerkennung und Misstrauen bevor er wieder verschwand und Yishmael seine Gastgeberin musterte. Sie war eine schöne Frau, was ihr Perlenschmuck und Seidenkleid nur noch betonten. Alles in allem erinnerte ihn die Erscheinung an eine Geschichte aus dem alten Griechenland von der er einst gehört hatte, über eine Frau die so schön war dass zwei Reiche miteinander in den Krieg zogen. Ein Pferd war auch involviert aber was es damit genau auf sich hatte konnte er im Besten Willen nicht mehr sagen… Ein weiteres mal ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen bevor er sich förmlich verbeugte.

Währenddessen richtete Noach seinen Blick wieder auf den Speerträger. „Ich komme nicht umhin festzustellen dass Ihr ein Mann seid der mit dem Umgang mit Waffen sehr vertraut ist. Was genau ist Euer Handwerk?“
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ein Klotz ließ sich etwas abseits des Hauses stehend erkennen, auf welchem wohl am Morgen das Holz kleingehackt worden war. Ansonsten blieb dem Diener wohl nur die steinerne Treppe vor der Tür als Sitzgelegenheit übrig. Oder gar der Boden selbst. Derweil hatte der Wachmann, nachdem er den Kainiten eingelassen hatte, sich zurück in seine Position begeben. Offenbar störte er sich nicht im Geringsten daran, in Montur zu stehen. Stattdessen wirkte er gewissenhaft und aufmerksam, fast so als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan.

Auf die Frage Noachs hin, wandten sich seine blauen Augen diesem zu, als er ihm stirnrunzelnd entgegnete: „Handwerk?! Ich gehe keinem Handwerk nach. Ich diene meiner Herrin.“ Der Stolz und die Genugtuung, die er darin finden mochte, war kaum zu überhören, bevor sein Blick wieder weiterwanderte, die Gegend im Auge behaltend, wozu auch der Diener des Salubri zählte, den er gelegentlich dabei streifte. Offenkundig war die Wache nicht sonderlich gesprächig oder generell von eher ruhiger Natur.

Im Inneren derweil wirkte die Ventrue sehr geduldig und erst auf Yishmaels Verbeugung hin, nickte sie dem Neuankömmling höflich zu, bevor sie ihm mit einer sanften Geste einlud näherzutreten und diesem damit wohl gestattete, sich ihr vorstellen zu dürfen.
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Yishmael Levi
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Yishmael Levi »

Noach ging die Möglichkeiten durch: Der Boden war schmutzig, egal wie oft man einen Boden fegte, er war immer schmutzig denn im Grunde genommen bestand er ja auch aus Schmutz. Der Hack-Klotz wäre bestimmt voller splitter und definitiv nicht angemessen, so blieben noch die Stufen. Auf diesem machte er es sich nun bequem als er mehr oder weniger eine rhetorische Abfuhr erhielt. „Auch das Kriegshandwerk ist ein Handwerk, ich nehme einmal an dass Ihr ein professioneller Leibwächter seid. Euere Hingabe zu Euerer Pflicht ist Bewundernswert!“ kommentierte er während er in aller Seelenruhe eine Ledermappe mit verschiedenen Messern hervorholte, öffnete und begann der Reihe nach jedes einzelne Messer im Schein des Feuers auf Makel zu überprüfen und wieder in die Mappe zu stecken.

Yishmael folgte dieser Einladung und trat einen Schritt näher an die Frau heran. “Shalom, wie Ihr bereits wisst bin ich Yishmael Levi, Kind von Sofia, Neugeborener in Saulots Clan. Es ist mir eine ausgesprochene Freude Euere Bekanntschaft zu machen. Ich möchte weiterhin meine Bewunderung für Euere Inneneinrichtung bekunden: Ich erkenne die Geschichte meines Volkes in der Diasphora darin: Byzanz, Arabien, Ashkenaz und natürlich Sephard alles harmonisch zusammengeführt in einer Atmosphäre welche von Heimat in der Fremde spricht. Ich bin zutiefst gerührt und beeindruckt!“ sprach er sich aus ohne vorerst auf die Statue einzugehen. Er war dich noch nicht sicher ob es einfach nur Kunst oder doch ein Götzenbild war…
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der Mann in der Rüstung rollte nur kurz mit den Augen und schüttelte leicht den Kopf ob der Annahme Noachs, klärte ihn jedoch nicht über seinen Irrtum weiter auf, sondern meinte in einem hörbar trockenen Humor: „Sicher.“ Kurz darauf hatte sich sein Griff etwas fester um den Speer geschlossen, als die Begleitung seine Ledermappe hervorgezogen hatte, doch wirkte er insgesamt noch immer verhältnismäßig entspannt und in sich ruhend.

„Seid willkommen, werter Yishmael Levi. Es freut mich sehr euch heute kennenzulernen.“, entgegnete im Inneren derweil die Gastgeberin, bevor sie dezent auf sich deutete und erklärte ohne jedwede Eile: „Mein Name ist Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige, Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters.“ Sie machte zwei Pausen während sie sprach. Eine kürzere, bevor sie zu verstehen gegeben hatte, wessen Kind sie war und eine längere, nachdem sie ihm kundgetan hatte, aus wessen Geblüt sie stammte.

„Es freut mich, dass euch die Einrichtung meines Heims gefällt. Ich hoffe ihr hattet eine angenehme und sichere Reise nach Genua?“, sprach die hochgewachsene Schönheit mit einer warmen und unaufgeregten Stimme weiter, die auf eine geübte Rednerin oder auch Sängerin hindeuten mochte, während sie einladend auf die Sitzgelegenheiten deutete, um sich selbst dort hinzubegeben und niederzulassen. Nachdem die Beiden saßen fuhr sie mit adrett in ihren Schoss gelegten, gepflegten Händen weiter freundlich fort: „Es kamen in den vergangenen Jahren erfreulich viele Kainiten aus dem Süden. Um zu bleiben oder auch weiter zu reisen. Wie steht es um euch, werter Yishmael Levi? Was ist es, was euch nach Genua führte?“
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Yishmael Levi
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Yishmael Levi »

Also keine Leibwache. Das war auch in Ordnung. Also vermutlich eher ein Soldat. Das war doch auch schon ein wenig Information die er vermitteln konnte. Noach war zufrieden mit sich selbst. Während er in aller Ruhe weiter seine Messer inspizierte musterte er nochmals den Wachmann. Als er mit seiner Inspektion zufrieden war schloss er die Mappe wieder und verstaute sie wieder in seiner Tasche. "Dient Ihr Euerer Herrin schon lange?"

"Über die Reise kann ich nicht klagen, vielen Dank der Nachfrage, Wohlwerte Iulia, auch wenn es seltsam ist meine Heimat zu verlassen. Ich werde meine Gemeinde wohl sehr vermissen: Ich konnte natürlich schlecht am üblichen Leben teilnehmen, doch zumindest konnte ich gelegentlich in der Nähe sein. Nun muss ich erst einmal einen Ort finden an dem ich meinem Volk nahe sein kann..." begann er und sein Blick wanderte Richtung Süden, wo weit, weit entfernt seine Heimat lag. Mehr als einmal hatte er sich schon gewünscht niemals seiner Zeugerin begegnet zu sein. Niemals hatte er um Unsterblichkeit gebeten und was ihm gegeben wurde war den Preis definitiv nicht wert, doch Adonai stellte einem auch niemals Prüfungen die man nicht bestehen konnte. Er wandte seinen Blick zurück zu Iulia. "Um Euere andere Frage betrifft: Es war recht offenkundig dass es in Sizilien bereits allerhand Verdammte gab, also entschied ich mich auf anraten meiner Zeugerin dafür nach Genua zu reisen wo noch Platz für uns ist."
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Iulia Cornelia
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

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„Ein paar Jahre.“, brummte der hochgewachsene Mann, der immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen über den Diener geblickt, und diesen wohl in den Augen behalten hatte. Dann sah er ihn einen längeren Moment an, bevor er nüchtern feststellte: „Ihr scheint nach der langen Reise einen ziemlichen Redebedarf zu haben, hm? Was haltet ihr davon, wenn ihr mir einfach irgendetwas erzählt, während ich hier weiter meiner Pflicht nachgehe?“

„Eure Erzeugerin verweilt demnach noch in Sizilien?“, erkundigte sich die Harpyie durchaus interessiert, bevor ihr Blick etwas milder, fast mitfühlender wurde, als sie mit sanfter Stimme vorsichtig fragte: „Oder ist sie bereits verblichen, da ihr auf die Nennung ihres gesellschaftlichen Ranges verzichtet hattet?“ Fragend blickte sie den Salubri noch einen längeren Moment an. Gab ihm die Zeit zu antworten und ihr Beileid auszudrücken, so es sich um Zweiteres handelte. Dann erst erkundigte sie sich weiter: „Aber sagt, werter Yishmael, wie kommt es, dass eure Erzeugerin euch gerade nach Genua entsandte? Das Territorium der See der Schatten ist schließlich groß.“
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Yishmael Levi
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Re: [1067] Woher wir kommen, wohin wir gehen [Iulia, Yishmael]

Beitrag von Yishmael Levi »

Ein paar Jahre? Das konnte natürlich jede Menge bedeuten. Immerhin hatte er inzwischen einen längeren Satz aus dem Mann herausgekitzelt, das verbuchte der Ghul schon einmal als Erfolg. Darauf lies sich doch etwas aufbauen. "Nun wenn Ihr mich scho so fragt: Lasst mich von meinen Pflichten erzählen..." begann er und ging darauf über von den Einzelheiten einer kosheren Schlachtung und anderer Regelungen des Kashrut zu erzählen, nicht ohne dabei ein paar beiläufige Fragen einzustreuen. Fragen wie welcher Religion er denn angehöre ("Esst ihr auch Kosher?"), ob er eine Familie hatte ("Was für Speisen gibt es denn bei Euerer Familie an den Festtagen?") und dergleichen.

"Sofern ihr nichts passiert ist sollte sie wohl noch dort verweilen, ich versuche nur nicht allzu viel darüber nachzudenken. Sie ist eine Ahnin und in bestimmten Kreisen wegen ihrer Gabe in die Zukunft zu sehen bekannt. Ihre Bekanntheit reicht wohl nicht so weit wie ich dachte..." kommentierte er nachdenklich und blickte erneut in Richtung seiner alten Heimat, nicht ohne Sehnsucht in seinen Augen. Ein kurzer Moment verging bevor er sich wieder zusammenraffte und seiner Gastgeberin zuwandte "Eines ihrer Bilder stellte das Stadttor von Genua dar und ich war darauf, das war wohl Grund genug für sie." antwortete er dann. Den Teil dass Genua ihrer Meinung nach mit seiner recht jungen Natur wohl etwas weniger gefährlich war als die anderen Städte verschwieg er geflissentlich.
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