[1068] Alte Neue – Neue Alte [Gabriel, Yishmael]

[Gabriel Ducas]

Wie mochten wohl die Schatten im Giardino della Rosa silenziosa am Tage sein? Wenn der Hüter ruhte? Hier unter den Rosenbüschen? fragte sich der Gelehrte während er mit langsamen und ruhigen Schritten unter den Holzbögen entlang ging und sich umsah. Es gab keine Veranstaltung zu der geladen wurde, daher hatte er sich für die einfachen Kleider des Handwerkers entschieden. Das lange Hemd mit den ausgeblichenen Farbflecken steckte in der hellen Lederhose und war mit einem Ledergurt gebunden. Die Füße steckten in einfachen ebenfalls ledernen Schuhen und an der Hüfte hing eine kleine Umhängetasche. Über die Schulter, gegen die Abendkühle, trug der Brujah einen dunklen Mantel, geschlossen mit der feingearbeiteten Fibel, mit der Nadel in Form eines Pinsels. Wie in jeder Woche kam Gabriel nun zum zweiten Mal in das Elysium Genuas, um sich die Aushänge anzusehen und zu schauen, ob jemand versuchte ihn zu erreichen, oder ob jemand anwesend war, mit dem er Geschäfte machen konnte.

Sofern andere Kainskinder anwesend waren, begrüßte er diese Standesgemäß, ehe er der Dame ein freundliches Lächeln schenkte und sich nach ihrem Befinden erkundigte, bevor er mit ihr gemeinsam zu der abnehmbaren Tafel aus versengtem Holz ging. Da wohl keine neuen Aushänge vorhanden waren und auch kein Schreiben auf den Brujah wartete verweilte er einen Moment mit der jungen Frau und unterhielt sich mit ihr, ehe er sich umwandte, noch einmal den Blick schweifen ließ und, so niemand anwesend war, zum Gehen wandte.

[Yishmael Levi]

Noch war alles ziemlich neu für Yishmael. Die Winkel und Gassen der Straßen warten ihm nicht vertraut und gelegentlich verlief er sich noch in den Straßen. Es war durchaus frustrierend manchmal. Gemessenen Schrittes, aber definitiv etwas später als erwartet betrat der junge Salubri das Elysium um nach aktuellen Aushängen zu sehen. Nicht das er erwartet hätte in näherer Zeit einen Aushang vorzufinden welcher an ihn addressiert war, aber es war trotzdem immer gut zu wissen was gerade vor sich ging. Seine Sinne geschärft lauschte er nach Getuschel, Geflüster und anderen Gesprächen welche ihm nützliche Informationen einbringen konnten, nicht ohne dabei auf die üblichen Bekundigungen von Respekt zu verzichten: Er nickte, verbeugte sich, tat was nötig war um in einem Stück und ohne Fehde zu den Aushängen zu gelangen.
Als er an das leere Brett kam schüttelte er bedächtig den Kopf und murmelte "Oy vey... Scheinbar bin ich den ganzen Weg umsonst gegangen..."

[Gabriel Ducas]

Gabriel beendete wohl gerade sein Gespräch mit der jungen Dame am Aushang als ihm der Neuankömmling auffiel. Er hatte jenen vorher noch nie gesehen und so musterte er den eintretenden, der offensichtlich ebenfalls auf die Wand mit den Aushängen zusteuerte. Er schloss für einen Moment die Augen, die Mundwinkel hoben sich leicht und verliehen ihm dieses mitfühlende und leicht traurige Lächeln, bevor er sich dem Mann zuwandte und mit einem Nicken zunächst höflich grüßte aber auch in Haltung und Mimik offene Gesprächsbereitschaft vermittelte.

Der Brujah ließ dem Unbekannten die Zeit sich in aller Ruhe in den Räumlichkeiten umzusehen und auch die Aushänge zu studieren, sein Blick glitt dabei höflich distanziert durch den Raum, um nicht den Eindruck zu vermitteln er würde dem Fremden hinterher spionieren. So sich die Person entscheiden würde, seine Gesprächseinladung anzunehmen und zu ihm trat würde er diesen mit seinem deutlich sizilianischen Akzent begrüßen. „Die Nacht zum Gruße. Ich bin Gabriel Ducas, Neugeborener vom Clan der Gelehrten, Kind von Canissa von Catania, Kind von Xanthus dem Wissenden aus der Linie von Syphax von Karthago.“ Bei diesen Worten beließ er es vorerst und überließ nun seinerseits dem Fremden den Raum sich vorzustellen.

[Yishmael Levi]

Das war doch ein Akzent den er kannte! Ein freundliches lächeln wanderte auf das Gesicht des sizilianischen Salubri als sich der Brujah vorstellte und Yishmael nickte ihm freundlich zu. Wie immer war sein drittes Auge unter einer Brosche aus blauem Glas verborgen welche an seinem Turban befestigt war, doch mit seiner Vorstellung würde sich das Geheimnis seines Clans ohnehin enthüllen. “Shalom, werter Gabriel, mein Name ist Yishmael Levi, Neugeborener in Saulots Schoß, gezeugt von Sofia, Ahnin meines Clans in unserer gemeinsamen Heimat Sizilien. Ihr habt bestimmt von Ihr gehört, sie ist eine bekannte Künstlerin in gewissen Kreisen.“

[Gabriel Ducas]

Auch Gabriels Züge hellten sich auf, als der Salubri die gemeinsame Heimat erwähnte und er verfiel, wahrscheinlich ohne es zu merken, wieder in seinen sizilianischen Dialekt.

„Eine Freude eure Bekanntschaft zu machen. Unglücklicherweise hatte ich noch nicht das Vergnügen viele eures Blutes kennenlernen zu dürfen.“ der Brujah verzog etwas entschuldigend die Lippen und hob die Augenbrauen. „Daher ist es mir leider nicht vergönnt etwas über eure sehr verehrte Erzeugerin gehört zu haben. Aus welcher Stadt stammt sie und welcher Kunst geht sie nach?“ erkundigte er sich sichtlich interessiert und musterte seinen Gegenüber noch einmal eindringlich. Vielleicht konnte ja die Kleidung? Vergiss es. Du hast von sowas keine Ahnung. rügte er sich selbst in Gedanken. Was du anhast ist funktional. Völlig egal wo es herkommt.

„Yishmael Levi. Ein interessanter Name. Welchem Handwerk geht ihr nach?“ erkundigte sich Gabriel weiter. Offenbar hatte der Zelot wenig Interesse daran den Grund der Anwesenheit seines Gegenübers zu erfragen, zumindest hatte diese Frage keine große Priorität. Vielmehr schien es beinahe als wollte er bereits prüfen ob mit dem Neuankömmling vielleicht handwerkliche Geschäfte zu machen sein.

[Yishmael Levi]

Na wenn da mal jemand nicht begeistert war wieder mit seiner Heimat in Verbindung zu geraten! Yishmael gönnte es ihm von ganzem Herzen! Immerhin kannte niemand das Gefühl aus der Heimat gerissen zu werden so gut wie sein Volk. Wenn ein kurzes Gespräch dem jungen verdammten so viel Freude bereitete, dann war es doch fast schon eine Pflicht ihm zu helfen… Die Betonung lag bei fast. „Die Freude ist ganz meinerseits, ich habe noch nicht viele vom Clan der Gelehrten kennen gelernt. In meinem Sterblichen Leben war ich auch ein Gelehrter, wisst Ihr?“
Es überraschte Yishmael durchaus dass der Brujah nie von seiner Schöpferin gehört hatte, dann allerdings musste er auch bedenken wie isoliert man als frisch erwachter Verdammter gehalten wurde und es ergab Sinn. “Sie malt die Zukunft welche in ihren Träumen zu ihr kommt. Ich bin froh nichts mehr damit zu tun zu haben. Die Torah macht es recht deutlich was Adonai von Hellsehern hält.“ erklärte er dann ein wenig kühler bevor er wieder in den freundlichen Ton von zuvor wechselte. “Was mein Handwerk betrifft so bin ich inzwischen wohl auf das Handwerk eines Heilers gesetzt worden, biete aber weiterhin meine Dienste als Schriftgelehrter an. Was ist Euer Handwerk?“

[Gabriel Ducas]

„Nun es ist nur ein Beiname. Ich mag dem Clan der Gelehrten angehören, doch bin ich lediglich ein bescheidener Handwerker.“ entgegnete er dem Salubri freundlich lächelnd. Auf die Worte bezüglich seiner Erzeugerin nickte der Brujah hingegen lediglich und sah seinen Gegenüber nun noch einmal und etwas ernster an. Ob er der gezeigten Diskrepanz gegenüber Erzeugerin, Ahnin und dem Neugeborenen Glauben schenken mochte?* Aufmerksam glitten die Augen über den Mann vor ihm und schienen nach kleinsten Details zu suchen, ehe er schließlich entgegnete.

„Also ist eure Erzeugerin eine Malerin. Vortrefflich. Ich selbst bin Glasmaler und verstehe mich darüber hinaus auf die Fertigung von Mosaiken.“ mit einem Achselzucken und beinahe entschuldigenden Ton setzte er hinzu. „Daher seht es mir nach, wenn ich weder Adonais Willen noch die Texte der Torah kenne. Aus welcher Gegend unserer schönen Heimat stammt ihr? Und wo vermag man die Werke eurer sehr verehrten Erzeugerin zu bewundern, oder gar mit ihr über die Malerei zu sprechen?“ fragte er mit sichtlichem Interesse am Handwerk der Erzeugerin und nicht an ihrer Person oder aber dem Glauben des Salubri. Überhaupt veränderten sich die Züge des Zeloten nicht als Yishmael die Torah und Adonai erwähnte. „Ich bin immer interessiert mir neue Handwerkstechniken anzueignen. Wir sollten die uns zur Verfügung stehende Zeit mit der Vervollkommnung der Künste und Handwerke nutzen und nicht mit albernen Zankereien. Findet ihr nicht auch?“ fragte er mit etwas versöhnlich klingender Stimme. Offenbar wollte er die Glaubensdinge zwischen seinem Gesprächspartner und dessen Erzeugerin nicht kommentieren.

Spoiler!

Wahrnehmung + Empathie gg 7 Gabriel (Karsten) Roll: [10, 10, 10, 7, 2, 2]

[Yishmael Levi]

„Es ist nichts bescheiden daran ein Handwerker zu sein. Ein Handwerker erschafft neue Dinge aus alten Dingen, so wie Adonai diese Welt aus Chaos und Finsternis geschaffen hat. Handwerk kann durchaus eine Form sein den Schöpfer zu ehren.“ erwiderte Yishmael freundlich, dann fügte er im ernstem Ton an “Wichtig ist nur es richtig zu machen.“

Seine Frage bekam der junge Brujah sowohl extrem knapp als auch besonders blumig und ausgeschmückt beantwortet: Das Viertel in dem er aufgewachsen war beschrieb er ins kleinste Detail, von den Blumen vor den Häusern bis hin zu den keinen Mosaiken in der Synagoge. Sehr sparsam hingegen fiel die Erläuterung aus wo man seine Schöpferin finden möge: Hier begnügte er sich mit einer Adresse. Letztlich fügte er noch an “Von Zänkereien sollte man wirklich Abstand nehmen, dies verschwendet Zeit die man sonst zum Studium von Schrift oder Handwerk nutzen könnte. In dieser Hinsicht zeigt Ihr fürwahr die Weisheit eines Wahren Philosophen, werter Gabriel!“

[Gabriel Ducas]

Mit ruhiger Miene hörte Gabriel den Ausführungen des Salubris zu und lächelte gar auf seine letzten Worte hin. Ein Jude der ebenfalls keine Lust auf die nächtlichen Streitereien hat. Das Gebaren des Brujah wurde nun geschäftsmännischer. „Habt vielen Dank für eure netten Worte. Es ging mir darum die Erwartungen zu klären. So ihr mit mir über die Torah oder andere Schriften diskutieren wollt, so bin ich der falsche Gelehrte.“ Gabriel schmunzelte beinahe spitzbübisch. „Es ist schön jemand zu treffen, der sich offenbar ebenfalls aus den Spielen der Nacht heraushalten möchte.“ mit der freien linken Hand deutete er hinüber zu einem Tisch. „Bitte? Lasst uns doch Platz nehmen. Erzählt mir was euch nach Genua geführt hat. Ich bin mir sicher wir finden Gemeinsamkeiten…“ es klang vielsagend, wie der Zelot die letzten Worte betonte. Ganz so als hätte er bereits geschäftliches im Sinn.

Nachdem beide sich wohl gesetzt hatten, fügte Gabriel an. „So wie ihr über die Torah sprecht, gehe ich recht in der Annahme ihr seid ein Jude?“

[Yishmael Levi]

Der ehemalige Kantor lächelte verständnisvoll und nickte. “Wenn Ihr über die Torah lernen wollt werde ich Euch gerne lehren was ich weiß, aber ich bin weder hier um zu missionieren, noch um darüber mit jemanden zu diskutieren der sie noch nicht versteht. Diejenigen die es danach dürstet die Torah zu verstehen werden von alleine kommen und fragen stellen, mit den anderen darüber zu diskutieren ist Zeitverschwendung.“ erklärte er dann bevor er anfügte “Das Selbe gilt für politische Zänkereien: Entweder man versteht sie, dann muss nicht gezankt werden, oder man versteht sie nicht, dann hält man sich am besten davon fern. Andernfalls gerät man nur in mehr Ärger als es einem Wert sein dürfte.“

Auf die Einladung sich zu setzen nickte er freundlich und setzte sich bedächtig hin. “Ich denke der Grund dürfte ziemlich der selbe sein wie für Euch: Es war den älteren unserer Clans etwas zu eng, also schickte man uns nach Genua und beobachtet jetzt vermutlich mit Interesse wie sich in den daraus resultierenden Konflikten die Spreu vom Weizen trennt. Die Frage ist natürlich ob wir das selbe Spiel spielen werden oder nicht.“ antwortete er und zwinkerte seinen Gegenüber verschwörerisch zu.