[1068] Eisen und Horn [Arash, Benjamin]

[Benjamin]

Ihr letztes Zusammentreffen war schon eine ganze Weile her, doch über seine Waldläufer hatte Arash sicherlich mitbekommen dass Benjamin das Training ebenjener in der letzten Zeit häufiger selbst übernommen hatte. Die Männer und Frauen hatten möglicherweise, manche mehr manche weniger, überrascht von der schier unmenschlichen Präzision erzählt mit der der Jüngling seine Waffen führte.

Er hatte bei einer dieser Trainingseinheiten den Waldläufern eine Nachricht mitgegeben. Es wäre langsam an der Zeit, dass sie ihrem Plan auch Taten Folgen lassen würden und so lud er den Gangrel an die Felsnadel am Monte Lecco ein. Sie hätten einiges zu besprechen und er hätte ein Paar Angebote die er dem Gangrel gerne unterbreiten würde.

Sollte Arash das Angebot annehmen und am vereinbarten Treffpunkt zur vereinbarten Zeit erscheinen so würde Benjamin ihn auf einem Baumstumpf sitzend erwarten. An der Seite der Felsnadel entlang schlängelte sich der Bach der später ins Meer münden würde und unter einem kleinen Überhang konnte Arash fein säuberlich aufgereiht Waffen erkennen. Benjamin selber war jedoch alles andere als säuberlich. Er war lediglich in einen Gefilzten Schafswollmantel gehüllt und hatte eine Leinenhose an. Sein Gesicht hatte etwas abgemagertes aber auch einen deutlich härteren Ton seit der Gangrel in das letzte mal gesehen hatte. Sollte Arash die Umgebung genauer inspiziert haben so würden ihm auch sicherlich die mehr oder minder gut verwischten Spuren von Raserei auffallen. Benjamin nickte Arash zu und wartete bis dieser sprechen würde oder ihm das Wort übergab.

[Arash]

Arash hatte die Nachricht des Assamiten erhalten. So hatte er den Waldläufern für die nächste Trainingseinheit eine Antwort mitgegeben, die sein kommen zusicherte.

So kam es dazu das sich der Gangrel in dieser Nacht der Felsnadel am Monte Lecco näherte. Zwar gab es eigentlich keinen Grund sich zu verstecken, aber dennoch bewegte sich der Jäger vorsichtig und näherte sich entgegen der Windrichtung. Seine Schritte waren beinahe lautlos und die Bewegungen immer noch katzenhaft anmutig, wenn auch vielleicht einen Ticken weniger fließend, als die des Assamiten. Tatsächlich hatte sich die Geißel weit weniger verändert, als der Assamit. Immer noch trug er lederne Jagdkleidung, die inzwischen aber einige Verzierungen aufwies, wie eine Kette aus Zähnen und beinerne Schnitzereien. Das Meiste wurde allerdings tatsächlich von einem schlichten dunkelgrünen Mantel verdeckt, dessen Kapuze auch die Hornansätze verdeckte, die zwischen seinem Haar hervorstachen. Der Blick der grünen Augen schien den Ort und den anderen Kainiten zu mustern und sicherlich entgingen ihm die Veränderungen und auch die umliegenden Spuren nicht.

"Seit gegrüßt." eröffnete er das Gespräch, als er nahe genug gekommen war.

[Benjamin]

"Die Nacht zum Gruße. Ich hoffe eure Nächte sind angenehm verlaufen seit unserem letzten Treffen. Seit diesem ist viel passiert. Ich bin meiner Stellung als Liktor enthoben worden und stattdessen hat mich ihre höchst verehrte Majestät darauf angesetzt Brimir ein für alle mal unschädlich zu machen. Meine Prioritäten haben sich also diesbezüglich etwas verschoben. Ich würde unseren Worten demnach in der nächsten Zeit Taten folgen lassen. Ebenso wollte Ich mit euch über einen Tauschhandel sprechen. Ich würde gerne meine Kunst im waffenlosen Kampf schulen und würde euch im Gegenzug anbieten euch im Umgang mit Waffen zu unterrichten. Ebenso wollte Ich euch auch einen anderen Handel anbieten... aber dazu später mehr." Benjamin schaute zum Gangrel auf während er sprach. Er wirkte trotz der offensichtlichen Spuren von Verwüstung sehr entspannt und in sich ruhend.

[Arash]

"Ich kann mich nicht beklagen." erwiderte Arash und schlug die Kapuze des Umhangs zurück, womit die Hornansätze im Mondlicht deutlich sichtbar wurden. Während der Worte des Assamiten legte er den Kopf schief, nickte dann aber langsam.

"Euer Angebot ist akzeptabel. Training gegen Training. Es wird für uns beide eine Bereicherung sein." Dann aber verschränkte er die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Offenbar eine verspätete Reaktion auf die Offenbarungen die Benjamin so beiläufig fallen lies. Dann aber begann er mit einem amüsierten Schnauben wieder zu sprechen.

"Wie habt ihr es geschafft, dass ihr von der Tätigkeit der Liktoren entbunden werdet und gleichzeitig einen Jagdauftrag erhalten habt? Die meisten Liktoren haben das Amt bisher nicht überlebt." ein Schmunzeln hatte sich auf seine Züge gelegt. Es amüsierte ihn offenbar, auch wenn er selbst früher Liktor gewesen war. "Die Jagd nach Brimir ist ein guter Punkt. Ich habe den Verdacht, dass er sich derzeit immer wieder in der Nähe von Votori blicken lässt. Savona scheint es ernst damit zu meinen Votori zu annektieren und dies soll auf Befehl des Prinzen verhindert werden." schloss er weiter.

Sein Blick lies nicht von Benjamin ab. Musterte ihn auf seine Worte hin.

[Benjamin]

Benjamin nickte auf Arashs Aussage zu ihrem Tauschhandel. "Das denke Ich ebenfalls." fügte er noch an.

Ein gequältes Lächeln schlich sich auf seine Züge als Arash seine Fragen bezüglich seiner neuen Position stellte. "Ich habe versucht den Einfluss des verehrten Ferrucio auf unsere höchst verehrte Majestät zu beschränken und ihm Brüche der Stille nachzuweisen, die Weitergabe von Informationen über unsere Art an Sterbliche, sowie das Überschreiten von zulässigen Ghulmengen. Es kam zu einer Anhörung vor ihrer höchst verehrten Majestät bei der zuerst mein Leumund von der Harpyie in den Dreck gezogen wurde, Ich vom mittlerweile ersten Liktor gegen Macht und Einfluss verkauft und vom sehr verehrten Seneschall verraten wurde. Ich hatte aber in weiten Teilen durchaus Recht, also in meinen Vorwürfen. Schlussendlich stand mein Wort jedoch gegen das des ersten Liktors und das des Hofgelehrten. Ich hatte von Anfang an nie auch nur den Hauch einer Aussicht auf Erfolg. Ihre höchst verehrte Majestät muss aber denke Ich von meinen guten Absichten überzeugt gewesen sein. Sie entzog mir also mein Amt und wieß mir eine andere Aufgabe zu, so weit weg vom Hofgelehrten wie möglich." er zuckte mit den Schultern, er schien sich mit den geschilderten Ereignissen seinen Frieden gemacht zu haben.

"Es ist passiert was passiert ist, und Ich bin ihrer höchst verehrten Majestät dankbar dass sie mich verschont hat, trotzalledem hat sie mich verurteilt obwohl sie wie Ich denke von der Echtheit meiner Vorwürfe überzeugt war." er war einen Moment still bevor er noch hinzufügte. "Andererseits konnte Ich gewisse Einsichten gewinnen, die mir in Zukunft gute Dienste leisten werden. Einige will Ich heute mit euch teilen. Doch zu Votori und Brimir. Votori ist für mich grundsätzlich keine Priorität, aber Ich denke sollten wir Brimir ausschalten wird sich auch die ganze Votori Streitfrage klären. Ohne seinen Blutvogt dürfte Savona einiges an Schlagkraft verlieren. Ich hatte noch eine Idee. Wir könnten uns mit der verehrten Charda zusammentun, da sie nicht Teil der Domäne Genuas ist, könnte sie tiefer in ihr Territorium eindringen ohne direkt einen diplomatischen Eklat zu riskieren. Während wir uns in ihrem Windschatten tarnen und zuschlagen sollte Brimir auf ihre Provokation anspringen. Sie will Antworten, ihre höchst verehrte Majestät will ihn vernichtet wissen. Wie steht ihr zu der verehrten Ancilla? Solltet ihr jedoch noch eine andere Möglichkeit sehen wie Ich einen gezielten Stich gegen ihn bekomme und ihr euch mit einer Zusammenarbeit mit der verehrten Charda unwohl fühlen, dann wäre Ich dankbar Ihr würdet diese mit mir teilen." dem Gangrel mochte auffallen dass Benjamin es deutlich ernster zu meinen schien als bei ihrem letzten Gespräch. Insgesamt wirkte er, als ob dies nicht seine erste Jagd wäre, auch wenn Arash dies wahrscheinlich aufgrund ihres Zusammenstoßes in Pontedecimo bereits klar war. Doch Benjamins Intonation und die Normalität mit der er über Dinge wie Vernichtung sprach deuteten darauf hin dass es auch vor Livia weitere gegeben haben könnte.

"Ach und bevor Ich es später vergesse hütet euch vor dem ersten Liktor. Er hat bei der Anhörung einen Meineid abgelegt obwohl er auf der Via Regalis wandelt. Ein Testament dafür was er alles für Macht und Einfluss bereit ist zu opfern. Ich kann meine Behauptung zum jetzigen Zeitpunkt nicht beweisen, aber Ich versichere euch bei meiner Ehre dass Ich die Wahrheit sage. Nehmt euch in Acht und sichert euch ab wenn ihr mit ihm Geschäfte machen müsst, dass ist alles was Ich euch mitgeben will. Ihr seid ein ehrlicher Zeitgenosse und euch liegen die euch anvertrauten Menschen am Herzen dass ist mehr als die meisten von sich behaupten können und deswegen würde Ich es bedauern wenn auch ihr auf dem Altar der Macht als nächster vom Blute Ventrues geopfert werden würdet." da war ernste Besorgnis in Benjamins Gesicht zu erkennen.

Benjamin schaute Arash eine Weile an dann zeigte er fragend auf einen Baumstumpf ein bis zwei Schritt neben ihm. "Wollt ihr euch setzen? Wir werden glaube Ich noch ein bisschen hier sein bis Ich alles geplante mit euch besprochen habe." er schmunzelte entschuldigend.

[Arash]

Arash betrachtete den Baumstumpf eine kurze Weile, bevor er sich darauf niederließ. Auch, wenn er Benjamin dabei keine Sekunde aus den Augen lies. "Ihr seit also zu einer Anklage gegangen, ohne stichhaltige Beweise vorzulegen und habt gehofft das euer Wort gegen das eines Ancillas steht?" Beinahe könnte man meinen Arash wäre kurz davor langsam zu applaudieren. Allerdings tat er er nicht. Er sah den Assamiten lediglich fragend an, zuckte dann aber die Schultern. "Aber ihr scheint mit der neuen Aufgabe zufriedener zu sein." Sein Blick wurde lauernder, als die Sprache schließlich auf Brimir kam.

"Meinen Clansbruder zu fangen oder auszuschalten wird nicht leicht. Insbesondere ihn zu fangen und nicht zu vernichten, wird schwer. Ihr habt nur Sekundenbruchteile um ihn zu pflocken oder ins Topor zu schlagen. Oder er wird sich zurück ziehen. Ihr könnt ihn nicht mit einer Herausforderung locken. Er ist ein Jäger und ich verstehe seinen Weg inzwischen. Das Überleben steht an erster Stelle. Wir müssen daher eine Falle stehen in die auch ein erfahrener Jäger wie er tappen wird. Mein Vorschlag in dieser Hinsicht ist, dass ich als Lockvogel fungiere. Ich kann seine Fähigkeiten einschätzen und ihn am besten durch die Wildnis lenken. Grenzen der Domänen sind an einigen Stellen durchaus fließend. Somit würde ich ihn in der Nähe von Votori stellen und versuchen ihn über Umwege Richtung Pontedecimo locken. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es bevor wir dies tun noch einige vernichtete Kainiten geben wird." Offenbar hatte Arash sich bereits Gedanken gemacht, wie man Brimir letztendlich zur Strecke bringen konnte.

Er seufzte und nickte schließlich. "Die verehrte Charda ist ein willkommener Gast bei dieser Jagd. Ich hatte selbst bereits mit ihr darüber gesprochen, allerdings noch keine direkten Pläne gemacht. Gerne können wir sie hinzuziehen. Ihre Jagdmethoden sind Andere als sie unseren und es könnte sich gut ergänzen." Sein Blick lag dabei weiter auf Benjamin. Der Gangrel schien nicht direkt angespannt, eine zu starke Entspannung war aber ebenfalls nicht wahrzunehmen. Viel eher schien er stetig wachsam.

[Benjamin]

Benjamins Haltung war ruhig, und zumindest nach Außen zeugte nichts von einer intrinsischen Anspannung. Auf Arashs schnippische Bemerkung entgegnete Benjamin nur. "Ich hätte Beweise gehabt, hätte Liutprand sich nicht im letzten Moment entschieden mir aufgrund seiner Machtgier den Dolch in den Rücken zu rammen und einen Meineid abzulegen. Aber was will man auch von einem Ventrue erwarten. Zufriedener... es ist weniger die neue Aufgabe und mehr die Abwesenheit der alten. Es fühlt sich an als ob Ich nun endlich freie eigene Entscheidungen treffen kann." er zuckte ebenso mit den Schultern.

"Ich gestehe mittlerweile halte Ich die Notwendigkeit ihn auf genuesisches Territorium zu locken für nicht mehr so wichtig wie bei unserem letzten Gespräch. Aber gut, dann werde Ich die verehrte Charda kontaktieren und sie zu einem gemeinsamen Gespräch für die weitere Planung einladen." erklärte er womit für ihn dieses Thema wohl beendet war.

"Kommen wir zu meiner nächsten Frage. Solltet ihr nicht darauf antworten wollen verstehe Ich das. Habt ihr noch ein Blutsband zum verehrten Benedetto? Und viel wichtiger falls Ja. Seit ihr daran interessiert es zu brechen?" Benjamin lächelte, seine Augen lagen dabei auf Arash, musternd wie dieser wohl auf das neue Thema reagieren würde.

[Arash]

"Freie eigene Entscheidungen?" Der Gangrel hob eine Augenbraue. "Das denkt ihr nicht wirklich oder?" er zuckte dann aber mit den Schultern. Er schien nicht auf eine Antwort zu warten, sondern fuhr fort. "Wir werden sehen was die verehrte Charda zu diesem Plan sagt. Wenn wir die Jagd auch nach Savona ausweiten können, wäre ich nicht abgeneigt."

Im nächsten Moment aber zuckte er erneut mit den Schultern. "Würdet ihr mir denn überhaupt glauben? Was erhofft ihr euch also von dieser Frage? Egal wie meine Antwort ausfällt. In eurem Hinterkopf werdet ihr euch immer fragen ob ich die Wahrheit über dieses Blutsband gesagt habe. Nie werdet ihr euch sicher sein können, ob ich nicht doch gelogen habe." Wieder zuckte er mit den Schultern. "Wollt ihr also wirklich eine Antwort darauf?"

Arash schien nicht angegriffen, oder unter Druck zu stehen. Er sah die Frage Benjamins wohl nicht als Angriff an.

[Benjamin]

Benjamin nickte „Doch das glaube Ich.“ Benjamins Augen lagen weiter auf dem Gangrel. „Meine Frage ist ernst gemeint. Genauso wie meine Frage ob ihr es brechen wollt.“ da war keinerlei Schalk oder süffisantes Grinsen. Das ganze war ein heikles Thema und er würde Arash nicht mit Belanglosigkeiten und unnützen Fragen die Zeit stehlen wollen, dazu war sie ihm selbst zu wertvoll.

[Arash]

Die Augen des Gangrels hielten den Blick des Assamiten problemlos stand. Dann schüttelte er den Kopf. "Es gibt kein Blutsband. Somit auch keines das ich brechen will. Ich fühle mich seit dieser Zeit so frei wie noch nie. Das erste Mal habe ich keinerlei Band mehr an jemand Anderen." erklärte er ruhig und ohne Emotionen die Lage.