Megil [Maria]

[Oktober '16]
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Maria Penthesilea
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Opfer? Nein. Beute! Opfer halten still. Beute wehrt sich!" Die Erfahrenste der Jägerinnen schüttelte den Kopf. "Und Beute heißt nicht: tot. Tötest du bei jeder Jagd? Nein. Beute kann man fangen. Niederringen. Überlisten. Man muss sie nicht töten."

Sie schwieg für einen Moment. Dann sprach sie weiter. "Für das Ritual: Du musst lernen. Wo willst du jagen? Mit uns im Wald? Dann musst du dich am Bogen üben. Die Wege der Natur. Den Umgang mit dem Jagdmesser. Oder jagst du in der Stadt? Dann die Kunst des Schleichens. Oder die Verführung." Maria Penthesilea lächelte füchsisch. "Wenngleich jeder Jäger kämpfen können sollte."

Maria Polemusa hielt Caterina ihre Bogen hin und grinste freundlich. "Zeig uns was du kannst... Jägerin!"
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Caterina
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Caterina »

Die Worte der Nonne eröffneten eine neue Sichtweise. Für Caterina bestand die Welt eigentlich nur aus Opfern. Auch wenn sie den Unterschied verstand, war er ihr noch nicht ganz klar.
„Ich denke, ich verstehe, was du meinst.“, die Worte kamen langsam und betont. Die Kainitin speicherte sichtlich ab.

Dann konnte Michael sich einen leisen Kicherer nicht verkneifen, als der Toreador der Bogen hingehalten wurde.
Ein böser Blick seiner Herrin funkelte ihn an, doch die linke Hand schloss sich um das Holz der angebotenen Waffe.
„Ich“, stammelte die Frau. „Auf die städtische Jagd verstehe ich mich wohl besser. Doch will ich lernen“, diese Worte kamen schon überzeugter hervor.

Schließlich atmete die Toreador tief ein, überprüfte die Sehne, so wie der Ghoul ihr es beibrachte.
Dann wandte sich der wache Blick durch die Gegend. Ein Ziel musste her, es durfte nicht zu schwer sein, konnte die Mailänderin doch bisher nur einen wirklichen Treffer zählen.
Das Feuer, ja, ein gutes Ziel.

Mit einem konzentrierten Blick sah Caterina den Hühnen an, der ihr lächelnd einen Pfeil reichte.
Schließlich legte sie den Pfeil an und spannte schließlich den Bogen. Es war anders als mit ihrem bisherigen Bogen. Die Vampirin benötigte mehr Kraft und die Fingerknöchel wurden weiß, während sich die Sehne Zentimeter um Zentimeter spannte.
Auch die Oberarmmuskeln wurden immer fester, schließlich begann die Zughand leicht zu zittern.
Ärgerlich betrachtete Caterina kurz das Zittern, dann atmete sie nochmals tief durch und zwang die Hand zur Ruhe. Tatsächlich, wurde das Zittern etwas besser, auch wenn es nicht vollends verschwand.

„Sieh den Pfeil in seinem Ziel“, die Frau war sich nicht sicher, ob Michaels Stimme aus ihrem Gedächtnis kam, oder ob er ihr wirklich einen Tipp gab. Es war ihr in diesem Moment auch vollkommen egal.
Sie war hoch konzentriert, bis die Zughand schließlich die Sehne los ließ. Wieder schrammte die Sehne am Innenarm entlang. In den ersten Tagen hatte sich Caterina lautstark über die Schmerzen in diesem Augenblick beschwert, doch mittlerweile gehörte es irgendwie dazu.

Überraschend schnell schoß der Pfeil davon. Dieser Bogen war wirklich eine andere Hausnummer.
Er flog einen flacheren Bogen, zumindest bildete sich die Kainitin dies ein, bis er schließlich im Feuer landete.
Erst jetzt senkte die Mailänderin den Bogen und drehte sich wieder zu den Nonnen um.

Der Ghoul hatte alles beobachtet und war über die Konzentration überrascht. Es schien Caterina wirklich ernst zu sein.
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
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Maria Penthesilea
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen sahen sich an, als die Funken hochstoben, während Asifa zum Feuer eilte, um einige herausgeschossene Glutnester zu ersticken. "Ein Anfang", sagte Maria Penthesilea leise. Maria Polemusa nickte leicht, fügte aber hinzu: "Du solltest Pfeile nicht verschwenden. Vielleicht hast du genug, jetzt. Aber ein Tag mag kommen... da wird es anders sein."

Sie lächelte freundlich und ihre Augen sahen Caterina mit ehrlicher Zuneigung an. "Komm zu mir." Sie ließ sich Maria Penthesileas Bogen geben und stellte sich dann neben Caterina. "Deine Hand. Für Männer richtig. Für Frauen besser etwas anders. Und hier, die Haltung..."

Während die beiden trainierten, trat Maria Penthesilea an Michael heran. "Jäger... erzähl mir von deinen Jagden. Von deiner stärksten Beute." War dies eine Prüfung? Schwer zu sagen. Die Frau wirkte anders als die Kainskinder die er kannte. Lebendiger. Sterblicher.
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Caterina
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Caterina »

Ein gequältes Lächeln huschte über Michaels Gesicht als er nach seiner stärksten Beute gefragt wurde.
Unweigerlich kam ihm sein Verhängnis in den Sinn. Doch wollte er dies nicht preisgeben. Zu groß war die schmach.
So nahm sein Blick eine ernste Mimik an, während der Hühne in den Erinnerungen zu kramen schien: „Mhm“

Einige Sekunden verstrichen, fügten sich zu Minuten zusammen. Der Ghoul war kein Erzähler, dafür waren seine Peiniger zuständig.
Ebenso wollte ihm nichts einfallen. Keine würdige Beute, war das möglich? Hatte er all die Jahre nur Unwürdige gejagt?
Die vergangenen Jahrzehnte passierten revue. Der Krieger war gewiss nicht stolz, auf seine ausgeführten Aufträge, doch waren sie auch nicht schwer.
War er womöglich deshalb so verbittert? Ein angehender Ritter der sich schließlich nur mit einfacher Beute begnügen musste. War das unter seiner Würde? Nein, ein Monster wie er hatte keine Würde!

Ärgerlich und verwirrt schüttelte der Hühne den Kopf. Er wollte sich nicht diesen Gedanken hingeben. Sie bedeuten Reflektion. Nein, sich mit Alkohol zu betäuben war einges leichter.
Aber so blieb ihm wohl nichts anderes übrig seine erste fehlgeschlagene Jagd zu erzählen.

Die Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln, die Fältchen um die traurig wirkenden Augen wurden sichtbar. Der verlorene Blick von vorhin fokussierte sich langsam, bis der Hühne Maria schließlich direkt ansah.
„Wie sagtet ihr vorhin? Beute kann man überlisten. Man tötet sie nicht.“, begann sich die Geschichte zu formen.
„Ich war noch ein überheblicher Jüngling. Ein guter Knappe mit schneller Auffassung. Die Welt der Bürgerlichen interessierte mich wenig.“, Michael schnaufte verächtlich. Welch ein Tor war er nur? Alles wäre anders gekommen. Doch das tat heute nichts mehr zur Sache.

So fuhr der Ghoul fort: „Eine Schankmaid, die mir zugetan war verschwand auf einmal. Doch fand ich zufällig ihre obskure Leiche in den Gewässern etwas abseits der Stadt.
Ich hatte schon viele Tote zuvor gesehen, doch keine sterbliche Hülle glich diesem Mädchen. Sie war farblos. Es schien, als könne die Totenblässe sie befärben.“
Bei diesem Gedanken schüttelte sich Michael. Heute wusste er um Tottos Spezialität auch noch den letzten Blutstropfen aus seinen Opfern zu saugen, doch damals war der Anblick seltsam.
„Obwohl meinem Ekel interessierte mich dies. So begann ich zu forschen.“, nach diesem Eingeständnis verstrichen wieder einige Sekunden.
Vor den Augen des Kämpfers schienen sich die Tage abzuspielen.

Unvermittelt wurde die Geschichte fortgeführt: „Ich fand doch tatsächlich eine Verbindung zu einem Mann. Er schien ein eifriger Jäger zu sein. Doch in meiner Torheit dachte ich diesen Jäger zu meiner Beute machen zu können.“
Ein trauriges Lachen erklang, bevor weitere Sätze gesprochen wurden: „Er war mir gefühlt immer einen Schritt voraus und auf einmal hatte ich ihn. Heute würde ich die Falle riechen, doch damals tappte ich, nein ich galoppierte hinein.“

„doch“, Michaels Miene erheiterte sich. Dann funkelten die Augen schelmisch: „Wie ihr schon sagtet. Beute wehrt sich, und bei Gott ich habe mich gewehrt.!“
„Und ich habe gelernt.“, die letzten Worte kamen überzeugt hervor.
„Nie wieder wurde ich zur Beute, blieb immer der Jäger.“, grimmige Stille kam nach der letzten Überzeugung des Ghouls.
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Maria Penthesilea
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Eine lehrreiche Erzählung", nickte die Nonne und lächelte ihm freundlich zu. "Sein Versagen zu einzugestehen... es zu verstehen. Dazu gehört Mut." Sie rieb sich das Kinn. "Was ist aus diesem Jäger geworden?"

Währenddessen zeigte Maria Polemusa auf einen Baumstamm. Daran hing ein weiterer Talisman, eine Art Lederstück mit seltsamen Zeichnungen, mit Federn und Holzkugeln. "Das ist dein Ziel", sagte sie zu Caterina. Kein Holzstamm, dieses Mal. Kein Feuer. Die Trefferfläche wirkte winzig, vor allem in der Dunkelheit.

"Nimm dir Zeit", sagte die freundliche Nonne. "Der gute Jäger hat Zeit... meistens. Er ist vorbereitet. Er studiert seine Beute." Sie nickte zum Bogen. "Anlegen... spannen... ausatmen - dann schießen! Ausatmen entspannt dich. Beruhigt deine Arme."

Sie lächelte aufmunternd. "Keine Sorge. Du bist Jäger - im Blut. Wie ein Wolf. Aber selbst das Wolfsjunge muss lernen. Bevor es auf die Jagd geht."
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Caterina
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Caterina »

„Ich hoffe, er ist in der Hölle von vielen, sehr hellen Flammen umgeben.“, wie aus der Pistole geschossen kamen der gehässige Wunsch des Ghouls heraus. Totto war sein ultimatives Feindbild und würde es für immer bleiben. Caterina konnte es nicht annähernd mit ihm aufnehmen, auch wenn sie größtes Talent dafür zeigte.

Dann blickte der Hühne zum Training der Toreador. Wie er es von ihr kannte, nahm das Biest jede Information konzentriert auf.
Doch war der Umgang mit Waffen nicht vergleichbar mit dem Umgang der Sprache. Hämisch grinste Michael, als er sah, wie sich die Kainitin mühte. Doch ebenso war er neugierig, ob sie wirklich eine Jägerin werden konnte. Gott bewahre!

Mit diesen Gedanken blickte er wieder zu Maria: „Sagt“ Zögerlich begann er seine Frage, die folgenden Worte waren ebenfalls vorsichtig und unsicher: „Ist es klug, den Geschöpfen der Nacht auch noch zu helfen? Macht sie das nicht erst recht zu gefürchteten Bestien? Ein Sterblicher kann sich doch gar nicht mehr erwehren.“

Hätte seine Peinigerin diese Worte vernommen, würde der Ghoul definitiv auf sein nächstes Blut warten müssen. Vielleicht einen Tag, oder auch zwei.
Doch Caterina war völlig bei Maria Polemusa und versuchte zu verstehen.
Als sie den Talisman betrachtete runzelte sich die Stirn wie von selbst. Noch nie hatte sich die Vampirin an eine solch kleine Fläche gewagt. Doch war das nicht Ziel der ganzen Lehrstunden? Wollte man das Herz treffen, sollte ein solch Ding kein Problem sein.

Unsicher vernahm die Mailänderin die aufmunternden Worte. Ja, in ihr schlummerte ein wahrhaftiges Tier, deshalb war Caterina doch überhaupt hier.
Bevor sie sich ihren Vorbereitungen widmete, lächelte die Frau schelmisch zur Nonne: „Treffe ich, ist die Beute mein.“
Innerlich kicherte die Toreador vor sich hin. Doch würde dieser Talisman ihre erste Beute sein, das stand nun fest.

Wieder prüfte sie das Holz, dann die Sehne mit den geschmeidigen Fingern. Auch das beruhigte Caterina.
Dann nahm sie den Bogen wieder in die linke Hand und legte dein Pfeil an, dieses Mal aber auf eine etwas andere Art, so wie die Nonne es gelehrt hatte.
Ganz leicht schräg in der Vertikalen wurde die Waffe gehalten. Schnell ging die rechte Hand an die Sehne und wieder zog die Mailänderin langsam, doch beständig daran. Sie hatte sich noch nicht ganz an den festeren Zug gewöhnt, doch war diese Prozedur auch nicht mehr so anstrengend wie zu Beginn des heutigen Treffens.
Wieder knisterte das Feuer, doch drang das Geräusch nun besser in den Hintergrund. Für einen Moment gab es nur mehr die Toreador und den Talisman. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde der Pfeil auf seinen Weg geschickt.
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Maria Penthesilea
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Tot, ja? Von deiner Hand?" Maria Penthesilea beobachtete ebenfalls die Bemühungen der Toreador. Ihr entging aber auch Michaels kleines Grinsen nicht, vor allem, als der Pfeil meterweit am Baum vorbei in der Dunkelheit verschwand.

Maria Polemusa lächelte und klopfte Caterina auf die Schulter. "Nicht schlecht." Sie blickte in die Dunkelheit und seufzte. "Wir werden den Pfeil suchen. Später. Für jetzt? Den nächsten!" Dieser Pfeil verfehlte den Baum nur knapp und der dritte schlug gar ins Holz ein.

Die oberste Jägerin wandte sich wieder Michael zu. "Wir lehren nicht nur das Töten. Ein Sterblicher ist meist... schlechte Beute." Sie wies auf Caterina. "Jeder Jäger muss trinken. Blut ist notwendig. Die Jagd auch. Wir lehren, dass die Jagd mehr ist. Mehr als nur Nahrungssuche. Sie ist ein heiliger Akt."

Sie schaute den Mann ernst an. "Kinder, Schwache zu töten ist wenig heilig. Starke Beute ist besser! Hier in Genua? Viele Verbrecher. Mörder, Schläger. Gute Beute für..." sie nickte zu Caterina "...Unerfahrene."
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Caterina
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Caterina »

„Indirekt durch meine Hand“, kam eine knappe Antwort. Doch dann sprach der Hühne weiter: „Ich rettete sie und verurteilte ihren Erzeuger damit zum Tode.“
Gedankenverloren sah er der Toreador zu, als sie sich konzentrierte. Als der Pfeil im Nichts landete kostete es Michael viel Konzentration nicht loszuprusten.

Doch musste er Caterina insgeheim Anerkennung zukommen lassen, als dieses sich nicht entmutigen ließ, war sie doch nicht die geduldigste Frau.
In diesem Zusammenhang wurden die nächsten Worte der Nonne etwas anders in die Waagschale gelegt.
Konnte man den Wolf im Schafspelz wirklich lenken, ihm sein Tun sichtbar machen?
War es nicht das getrunkene Blut, welches sich zur Vitae formte und ihm schlussendlich seine Fähigkeiten gab?
Nachdenklich lauschte er Marias Ausführungen.

Angekommen bei den letzten Worten musste der Kämpfer doch lachen: „Dieser Frau ist nichts heilig, das schwöre ich dir, Nonne. Für sie sind Kinder gleich Banditen.“
Die letzten Worte klangen gequält.
Noch immer war der Blick auf die Übungen geheftet. Die Pfeile trafen sehr langsam aber stetig immer mittiger.
„Doch gestehe ich, das die angehende Jägerin mich überrascht. Vielleicht könnt ihr wirklich etwas bewirken.“, die Feststellung des Hühnen war ehrlich, auch wenn die letzten Worte misstrauisch klangen. Es war zu absurd, dass sich das Biest ändern würde.
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Maria Penthesilea
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Manche Kinder sind Banditen", sagte Maria Penthesilea. "Das macht sie nicht zu guter Beute." Sie zuckte mit den Schultern. "Worte bewirken ohnehin wenig. Verständnis kommt durch das Handeln. Für die Jäger..." sie betonte das Wort auf eine spezielle Weise, die deutlich machte, dass sie damit die Kinder Kains meinte "...ist das Bluttrinken Ekstase. Du kennst es auch, schwächer, ja?"

Sie blickte ihn an. Lächelte, ein wenig gequält. Er kannte die Symptome. "Die Jagd... nimmt diesen Moment. Bindet ihn ein. Erhöht ihn. Mit Einkehr vor der Jagd. Ungekannter Spannung währenddessen. Die Ekstase des Triumphs. Respektbekundung für die Beute, danach. Sie zeigt dem Jäger sein wahres Wesen. Gibt ihm Fokus."

Ein Nicken in seine Richtung. "Auch jene, die das Blut der Jäger trinken... sie können dies erfahren. Es ist eine Frage des Willens."

Maria Polemusa nickte zu Caterina, selbst wenn einige Pfeile noch fehlgingen. "Übung. Wichtiger als alles andere. Deine Gaben geben dir Vorteile. Aber sie allein machen keinen Jäger", sagte sie leise. Stellte sich hinter die Toreador und führte ihre Arme, während diese den Bogen hob.

Caterina konnte eine seltsame, angenehme Mischung aus Schweiß und dem Geruch des Waldes auf Polemusas Haut wahrnehmen. Beinahe glaubte sie, den Herzschlag der anderen zu spüren. Ihr Tier regte sich, als die ungewohnte Nähe animalische Instinkte in ihr weckte.
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Caterina
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Re: Megil [Maria]

Beitrag von Caterina »

Als hätte ihn etwas gestochen fuhr Michael auf: „Was?“ Die Verwunderung war so groß, dass er die Frage fast geschrien hätte.
Doch schnell hatte sich der Hühne wieder fast unter Kontrolle. Der gesamte Köpre war noch aufrecht, fast steif. Die Muskeln waren fest, der Gesichtsausdruck erinnerte an ein Tier, dass in die Enge getrieben wurde.

Mit großen Augen wurde die Nonne fokussiert. Einige Sekunden lang rang der Ghoul um die richtigen Worte. Schließlich kamen sie langsam und unsicher hervor: „Was meint ihr damit, dass ich es erfahren kann? Die Ekstase des Triumphs? Ist dieses Gefühl bei ihr intensiver als bei einem Sterblichen?“ Der sonst so selbstsichere Kämpfer wirkte befangen.
Was ihm die Nonne da offenbarte klang wie Utopie. Nein, eher wie Blasphemie im doppelten Sinne.

Schließlich wurde dem Mann sein Aufbrausen bewusst und seine Körperhaltung entspannte sich. Ein gequältes Lächeln huschte über das leicht mitgenommene Gesicht: „Entschuldigt mein Benehmen. Ihr, ihr“. Der Kämpfer wandte seinen Blick lieber dem Biest zu, bevor er weitersprach: „Ihr verwirrt mich.“

Davon bekam Caterina jedoch nichts mit, denn ihre Instinkte raubten der Mailänderin fast den Verstand.
Der salzige Geruch drang als erstes an ihre Nase. Die liebliche Note, die ebenfalls im Schweiß der Frau zu erahnen war mischte sich unauffällig unter den erdigen, frischen Hauch.
Das unendliche Meer verband sich mit dem in sich geschlossenen Wald. Sie lullten Caterina förmlich ein.
Dann auch noch eine Brührung und das Tier wollte erwachen.
Überwältigt von diesen aufkommenden Gefühlen war die Konzentration der Kainitin fort.
Zwar war der Sünderin die Begierde bekannt, doch unterschied sie sich dieses Mal. Sie war durch das Tier intensiver, vielleicht sogar wilder.

Das hatte zur Folge, dass sich die Muskeln für einen minimalen Augenblick vollkommen entspannten. So berührten sich die Körper der beiden Frauen nun an viel mehr Stellen.
Welch wunderbares Gefühl!
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