[1069] Wert und Worte [Adamo, Giada]

[Giada Salvaza Rossi]

Es war schon einige Jahre her, dieses Debakel in Adamos Theater, die Anschuldigungen Giadas, der Kniefall des Gastgebers. Die Lasombra hatte nicht viele Gedanken daran verschwendet, denn was auch immer Adamo damit tat oder tun würde, war das seine und würde den Ruf des jungen Kainiten in so manchen Kreisen der Gesellschaft ausmachen.

Es war eine gänzlich andere Sache, die Giada dazu brachte, erneut an Adamo zu denken. Ihr Ärger war nicht verflogen - bislang hatte nach ihrem Wissen der Toreador nichts getan, um seinen eigenen Worten und Versprechen nachzukommen - doch vielleicht war es nun an der Zeit, zu sehen, wieviel Adamo Manacres’ Worte wert waren.

Sie ließ ihm eine Nachricht schicken:

Werter Adamo Manacres,

Es ist wohl nun einige Jahre her, dass wir auseinander gegangen sind. Ich hoffe, Ihr konntet Eure Angelegenheiten im Guten bereinigen.
Da ein Zwist wie der unsere besser nicht ewig schwärt und Eure Worte so klar waren wie die meinen, sollten wir uns erneut zusammen finden. Ich habe auch eine weitergehende Angelegenheit, über die wir sprechen könnten.

erwartungsvoll
Giada Salvaza Rossi

Die Nachricht war recht schlicht gehalten, ohne irgendeinen klaren Hinweis auf die Angelegenheiten der Nacht, zu sie beide wohl gehörten.

[Adamo Manacres]

Die Nachricht wurde von einer Dienerin Adamos in Empfang genommen. Sie teilte mir, dass ihr Herr derzeit verreist sei um einigen Handeln nachzukommen, sie die Nachricht aber für ihn verwahren würde.

Etwa einen Monat später erreichte Giada eine Antwort.

"Werte Giada Salvaza Rossi,

vielen Dank für eure freundliche Nachricht, welche mich erst heute bei meiner Rückkehr erreicht hat. Meine Reise in meine Heimat und mein Auffenthalt dort wurden begleitet von Krieg, Hass und Vernichtung, so dass ich mich darauf freue, mich mit Euch in einem offenen Gespräch auszutauschen. So es euch genehm ist, würde ich mich freuen, wenn ihr mich in 5 Nächten zur Mitternacht in meinem Theater aufsuchen würdet.

Hochachtungsvoll

Adamo Manacres

[Giada Salvaza Rossi]

Als Giada das letzte Mal zum Theater gekommen war, war sie mit Zorn und dunkler Magie durch seine Eingangstür gegangen. Seither waren Jahre vergangen und das war gut so.
Giada war nachtragend. Ob dies ein Fehler war oder eine Tugend, das überließ sie anderen zum Urteil. Doch sie war auch bereit, das Ehrenwort eines anderen zu akzeptieren - und Adamo Manacres hatte ihrem Zorn mit seinem Kniefall und seinen Worten Einhalt geboten.

Es war jedoch nicht so, dass sie unvorbereitet kam. Sie hatte natürlich eine Bestätigung zur Einladung des Toreadors zurückgesandt. Und nun kam sie in Begleitung von Wächtern, denn der Weg durch die Stadt war für eine Dame von Stand allein weder schicklich noch ungefährlich. Der Schein musste gewahrt werden - und dieser Schein zeigte eben eine solche Dame von Stand, in Haube und Kleidern aus dichten, teuren Stoffen, bestickt und gefärbt.

An ihrem Arm trug sie einen Korb, der mit einem Tuch abgedeckt war - ein Präsent der Höflichkeit für den Hausherren wie sie die Dienerschaft am Theater auch geradeheraus wissen lassen würde, falls es fragende Blicke gab.

[Adamo Manacres]

Die edle Dame wurde von einer Hausdienerin hineingebeten. Den Wachen wurde die Möglichkeite geben, sich bei einem kleinen Mal zu stärken, sofern es der Dame genehm wäre, dies zu tun. Die Hausdienerin brachte die Dame in den unteren Berech des Theaters. Hier fand sich zum einen ein Lager mit Bühnendekoration, des Weiteren aber auch zwei Türen, deren linke die Hausdienerin nach einem kurzen Anklopfen öffnete und den Weg in ein großzügiges und oppulentes Besprechungszimmer öffnete. Hier, an einem kleinen Schreibtisch in der Ecke, saß Adamo, in feine Gewänder aus dem fernen Syrakus gekleidet, in einem edlen Rot und Dunkelblau gehalten und legte gerade ein Papyrus an die Seite, mit welchem er sich gerade befasst zu haben schien.

Adamo stand auf, dankte der Dienerin und teilte ihr mit,dass sie sich nun zurück ziehen und etwas zu trinken bereit stellen dürfe.

Dann wandte er sich an die Lasombra, nickte ihr zu und sprach:
" Seid mir gegrüßt, werte Giada Salvaza Rossi, Neugeborene im Blut der Schatten, Kind der Santa Noellina, Ancilla im Blut der Schatten, Kind Totilas, Ahn des Clans der Schatten aus der Linie des Boukephos, Fürst Mailands, Herr der Lombardei, 1Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung. Es ist mir eine Freude euch nach den vielen Jahren wieder zu sehen. Erneut willkommen in meinem Haus."

[Giada Salvaza Rossi]

Giada lauschte diesem Gruß in seiner Kaskade bis hinauf zum vermeintlichen Beginn. Ihr Gesicht war recht unbewegt - sie gab nicht allzu viel auf diese Länge so wie es aussah. Doch sie musste auch nicht einmal mit der Wimper zucken, um gleichauf zu antworten:
“Habt Dank für Euer willkommen, werter Adamo Manacres, neu geboren in den Clan der Rose, Sohn im Blut von Mnason, Ancilla vom Clan der Rose, Meister der Protokolle zu Syrakus.”

Sie hob die rechte Augenbraue dann ein wenig an und machte eine auffordernde Geste. “Ich habe gehört, dass so manche und so mancher Ventrue Stunden damit verbringen mag, die Ahnenlinien aufzusagen und dem zuzuhören. Es mag sogar so manchen gelehrigen und gelehrten Geist geben, der darin Erkenntnis für die Natur des Blutes und seiner Linien finden kann.” Sie lächelte knapp, vielleicht ein wenig grausam, vielleicht eine Spur spöttisch für solcherlei.
“Doch weder Ihr noch ich gehören zum Clan des Zepters wo solcherlei gern zu finden ist. Und dies ist kein Abend größter Förmlichkeit - es sei denn, es ist Euer Wunsch in Eurem Hause, dies so zu fügen.” Sie senkte die Hand langsam.

“Die Rosen, so sagt man, haben einen klaren und reinen Blick für die Natur der Dinge, für die Schönheit selbst womöglich. Die Schatten, so sagt man, haben einen solchen Blick für den Fluss von Macht. Ob dies so ist oder ob es nur Gerücht oder Poesie sein, das will ich nicht beurteilen ohne die Euren besser zu kennen. Doch ich gehe so weit und wage zu sagen, dass weder Ihr noch ich Sicherheit nur mit Förmlichkeit finden können.”

“Wie erging es Euch auf Eurer Reise?”

[Adamo Manacres]

Adamo nickt zustimmend bei den Worten der Lasombra zu Sicherheit und Förmlichkeit.

" Nun, ich war, wie ich euch sagte, auf Reisen. Ich verbrachte einige Jahre in Syrakus, bei meinem Erzeuger und brach dort erst auf, nachdem dort ein Angriff auf die Domäne stattfand und ich sicher war, dass mein Erzeuger und andere sich wohlauf und in Sicherheit befanden."

Er deutete auf einen Stuhl. "Bitte setzt euch doch, wenn es euch genehm ist. "

Adamo fuhr fort.

"Im Anschuß nutzte ich die Gelegenheit zum Aufbau und zur Pflege von vielerlei geschäftlichen Kontakten, was dafür sorgt, dass sich meine allgemeine Situation ein wenig verbessert hat. In Genua bin ich immer wieder nur für einige Stunden gewesen, um der Dienerschaft Anweisungen zu erteilen und nach dem Rechten zu sehen. Eigentlich wollte ich auch noch nach Paris, jedoch kam es leider nicht mehr dazu, da einige der Schiffe einer Reparatur bedürftig waren. So bin ich nun seit einigen Tagen wieder in der Stadt und fühle mich langsam wieder in die Gegebenheiten ein. "

Er schaute zur Lasombra hinüber.

" WIe ist es euch in der Zwischenzeit ergangen? "

[Giada Salvaza Rossi]

“Paris”, wiederholte Giada mit milder Verwunderung während sie wie angeboten Platz nahm. Leise klapperten die metallenen und beinernen Perlen ihres Rosenkranzes an ihrer Seite aneinander. “Eine weite und gefahrvolle Reise - und das Ziel ist wohl für einen Mann der See kaum weniger gefährlich.” Die Worte wirkten ernst und durchaus aufrichtig.

“Wollt Ihr die Reise dennoch antreten, sobald Ihr es könnt?” Die Nachfrage klang so als hätte sie dafür einen handfesten Grund abseits von höflichem Interesse.

[Adamo Manacres]

Adamo zuckte mit den Schultern.

Es war ein Wunsch, welcher an mich gerichtet wurde. Nicht mehr und nicht weniger dachte ich über die Möglichkeit nach, diesem Wunsch nachzukommen. Grundlegend gefällt mir der Handel, den ich mit der Stadt betreibe aber die Reise dorthin ist aufwendig. Ich habe sie erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. In der letzten Zeit war es ein wenig zu viel Aufregung mit Kampf und Krieg. Das ist nichts, was man sich aussuchen kann, ich weiss, aber es ist auch nichts, was ich in erster Linie suchen muss. "

[Giada Salvaza Rossi]

Giada nickte das ab und lehnte sich ein wenig zurück. Obwohl sie sicherlich schon vor diesem Treffen ihre eigenen Pläne und Abwägungen gemacht hatte, sah es so aus als würde sie dies nun noch einmal durchgehen. Doch letztlich gab sie sich einen Ruck.

“Ihr seid ein Mann der See der Schatten. Ich bin eine Tochter Mailands, das kein Teil der See ist. Gewiss, ich bin auch ein Gast Genuas, welches nun ein Teil der See der Schatten wurde, doch das ändert meine Treue zu Mailand nicht. Nichts davon ist ein Geheimnis oder eine Überraschung.”
Hier pausierte sie und hob das Kinn ein wenig an.
“Ihr seht, dass ich hier ein Gespräch beginne, das ein wenig weiter reicht und tiefer geht. Ich muss zuerst feststellen, wie weit ihr über die Belange Norditaliens im Bilde seid. Gewiss kennt ihr das mare nostrum - und das ist auch, ebenso offen gestanden, der Grund, weshalb ich das Gespräch mit Euch beginne. Doch womöglich seid Ihr nicht so sehr im Bilde, was in der Lombardei vor sich geht.”

Sie faltete die Hände im Schoß und musterte Adamo. “Lasst mich also fragen: Seid Ihr über das Drängen der Tedesci von Norden her im Bilde?”

[Adamo Manacres]

Adamo schien einen Moment zu überlegen, als er die Worte der Lasombra vernahm. Dann nickte er, als würde er die Grundgegebenheiten zwischen den Beiden verstehen und akzeptieren.

"Gebt mir einen kurzen Moment, um mein bescheidenes Wissen ein wenig zusammen zu tragen", begann er eine Antwort für die Lasombra.
" Ich kenne Sizilien als das Zentrum des Mittelmeers und mit Sicherheit ist es eng mit der See der Schatten, damit auch mit Iberien und Nordafrika verbandelt. Auf der anderen Seite kann man sagen, dass das Land, das sich Ägypten nennt, ebenfalls zu der See dazugehörig bezeichnet."

Wieder ein Moemnt des Überlegens, bevor er fortfuhr.

" Zum Zeitpunkt meiner damaligen Ankunft in Genua, und auch heute noch ist der östliche Teil des Mittelmeers ist mir der östliche Teil des Mittelmeers weitestgehend unbekannt und mich treibt derzeit wenig in die Richtung, ausser es sind Handel an den Ufern Italiens bis hin nach Marseille. Ich weiss dass es dort immer wieder zu Kriegen und Kämpfen kommt und diese mit vielen Verlusten auf beiden Seiten einher gehen. Die byzantinische Flotte ist wie ein unüberwindliches Mauerwerk, welches in den meisten Fällen, von gewiften und ausgekochten guten Seeleuten auch für einige gewagte Routen nach Zypern durchbrochen werden kann."

Er blickte die Lasombra freundlich an, führte dann seinen Gedanken zu Ende.

" Im Norden Afrikas sollen sowohl der muslimische Glauben, aber auch der Glauben an Seth sehr verbreitet sein. Grundlegend gibt es dort viele Seelords die die Gebiete des Mittelmeers als ihr Eigentum oder sagen wir ihre Weide sehen, auf der sie nach Lust und Laune alles ernten können, was ihnen vor den Kiel ihrer Schiffe treibt oder segelt. Dies ist alles was ich zum mare Nostrum weiss. Was die Entwicklung, oder wie ihr es nennt Drängen nach Norden der Tedesci angeht, so weiss ich das es geschieht, aber die Gründe hierfür sind mir derzeit noch nicht bekannt, da ich mein Augenmerk nebenher durch den Wunsch der höchstverehrten auf Savona richte."

Interessiert lehnte er sich nach vorne.

" Ich denke einmal, ihr seid über diese Dinge weitaus mehr im Bilde als ein Dichter vom Clan der Rose es ist, nicht wahr?"