[1069] Wert und Worte [Adamo, Giada]

[Giada Salvaza Rossi]

“Naturgemäß”, stimmte Giada zu und schien es auch genau so zu meinen: “So wie Ihr die See kennt, kenne ich die Lombardei, das nördliche Italien.”

Sie neigte den Kopf ein wenig auf die Seite. “So kann ich Euch sagen, dass Ihr vielleicht mit Eurem Blick gen Savona auch einen Blick auf den Einfluss der Tedesci werft. Vielleicht ist es das erste Mal, dass die See der Schatten ihnen direkt gegenübersteht.” Giadas Lächeln hatte etwas melancholisches.
“Es waren lange Zeit die scharfen Waffen von venezianischen Söldnern, die das Vordringen der verschiedenen Mächte der Tedesci aus dem Norden her Einhalt geboten haben. Doch die See der Schatten hat es nicht eben einfach gemacht, diese Söldner in den Norden zu bekommen: Über Land? Unmöglich. Zur See, südlich um Italien her, ist seit einiger Zeit der lange Umweg. Sie gingen hier durch Genua durch, durchgelassen durch die höchst verehrte Herrin Aurore von Genua.” Es war eine sehr grobe Beschreibung einer sehr komplexen und über Jahrhunderte verflochtenen Politik, die die Lasombra hier zusammenfasste. Doch offenbar hatte sie ein Ziel damit oder genauer, eine Frage:

“Doch in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde die Zahl der Söldner kleiner. Sie …verschwinden auf diesem Seeweg. Doch sie sollen weiter gegen diesen Feind streiten. Ihr seid vielleicht der Mann, der herausfinden kann, wer hier tatsächlich seine Hand im Spiel hat. Die See der Schatten ist darin nicht geeint - Ihr wie ich wissen, wie unterschiedlich die verschiedenen Fraktionen darin sind. Es mag solche geben, die gern sähen, dass jene Söldner auch gegen das Vordringen der Tedesci eingesetzt werden. Ebenso aber auch solche, die sich von anderen Gründen leiten lassen. Ihr jedoch seid vielleicht in der Lage, dies aufzuklären.”

[Adamo Manacres]

Adamo überlegte. " Noch vor 10 Jahren hätte ich gesagt, dass mit jedwedem Verschwinden von Ladung, ob sterblich oder nicht, Pisa seine Finger mit im Spiel hat. Heute muss man sagen, es könnten viele Ursachen für das Verschwinden einzelner Schiffe gefunden werden. Aber zufällig scheint es mir nicht zu sein."

Er rieb sich nachdenklich das Kinn.

" Können Verräter in den eigenen Reihen ausgeschlossen werden? Falsche Transportouten, Untiefen, Piraten, oder einfach nur Verrat. Die Möglichkeiten scheinen unendlich. Aber ich will gerne meine Kontakte nutzen und mich ein wenig umhören und selber die Augen offen halten. Es scheint so, als würde man den Söldnern auflauern oder übel mitspielen."

[Giada Salvaza Rossi]

“Ich kann wenig ausschließen, außer, dass diese Söldner nicht über Land gehen wie es ohne Verwerungen in der Politik wohl der kürzeste und einfachste Weg für sie wäre. Pisa ist ein leicht ausgesprochener Verdacht, doch ich habe Zweifel daran.”
Sie legte ihre Hände ineinander. “Ich habe auch in Betracht gezogen, ob es Venedig ist, welches begonnen hat, jene Söldner einzusparen oder anderswo einzusetzen. Es ist eng verflochten mit den Geschicken von Byzanz und jenes verliert seine Stellungen im Mare Nostrum eine nach der anderen, so wie es scheint.”

Giada neigte den Kopf ein wenig auf die Seite. “Es ist gefährlich, solche Arten von Verdacht allzu laut auszusprechen. Diejenigen, mit welchen hier Handel und Verpflichtungen abgeschlossen wurden, folgen nicht selten der Via Regalis so wie Ihr und ich es tun. Es bleibt wohl letztlich nur, die Wege jener Söldner nachzuverfolgen und zu sehen, wo sie verschwinden - und wie. Werden sie abgeworben? Werden die Schiffe aufgebracht? Ziehen sie gar nicht erst los?”

[Adamo Manacres]

Adamo lächelte als er die Worte vernahm.

" Ich soll also hauptsächlich ein wenig meine Kontakte in den Häfen nutzen und nachhören was sich an der einen oder anderen Stelle tut. Dies sollte kein Problem sein. Darf man davon ausgehen, dass diese Untersuchung von einer gewissen, nun nennen wir es einmal Dringlichkeit, getragen wird und eigentlich keinerlei Aufschub bedarf? Ich denke es ist die Schwierigkeit, sicherzustellen, dass weiterhin Soldaten reisen? Sollen sie geschmuggelt werden ? Habt ihr diesbezüglich bereits Erfahrungen gemacht ?"

[Giada Salvaza Rossi]

"Diskretion und ...politische Integrität sind hier Wichtiger als Zeit." Giada runzelte die Stirn. "Auch wenn diese kostbar genug ist. Es sind echte Kämpfe, in welchen diese Söldner als Verstärkung dienen sollen."

"Wenn Ihr selbst Wege auftun könntet, über welche Söldner dauerhaft und verlässlich reisen könnten, lasst es mich wissen. Ihr könntet sicherlich immens daran gewinnen, doch Ihr ahnt gewiss, wie schwierig die politischen Verwicklungen hier sein können."

[Adamo Manacres]

Adamo schien sich die Überlegung nicht leicht zu machen. Des Weiteren nahm er sich Zeit um eine abschließende Entscheidung zu treffen.

" Ich werde euch helfen," sagte er dann. " Ich bin mir sicher, dass ich vielleicht keine Lösung, aber mit Sicherheit eine Antwort auf eure Bemühungen finden werde, mit welcher ihr etwas anfgangen könnt. Im besten Falle kostet es mich vielleicht einige Matrosen, im schlimmsten Falle deutlich mehr, aber das soll eure Sorge nicht sein. Ich werde zusehen, dass die Sache schnell und diskret abgewickelt wird."

[Giada Salvaza Rossi]

Giada neigte den Kopf. “Meine Herren sind auch solche, die Erfolge sehen und belohnen”, sagte sie langsam. “Ich weiß nicht, was Ihr finden werdet, doch es mag gut sein, dass Ihr und die Euren ebenso daran gewinnen wie ich und die meinen.”

Für einen Augenblick schwieg sie und sagte dann leise und sorgfältig, Wort für Wort: “Ich weiß dies: Diese Söldner werden in den Kampf gegen einen gemeinsamen Feind geschickt. Dieser Kampf setzt sich in der Nacht fort. Was ich und die meinen verteidigen, kann nicht verhandelt werden. Diese Verteidigung ist ein Schutz über Blut und Schwerter hinaus. Ich erhielt mein Blut für dies. Ich wende es dafür auf. Meine Existenz gehört diesem Ziel.”

Dies war eine Offenbarung, die so gefährlich wie schwerwiegend war. Giada wusste nicht, wie weit sie dem Toreador vor ihr trauen konnte, nicht nach allem, was vorgefallen war. Doch sie wusste, wie wichtig und wie endgültig die Verteidigung dieser Welt war.

[Adamo Manacres]

Adamo schaute der Lasombra lange und ernst in die Augen.

" Auch ich weiss nicht, was ich dort finden werde, jedoch weiss ich, dass ich suchen werde, bis ich in der einen oder anderen Form eine Antwort gefunden oder bekommen habe. Ich werde sehen, dass ich die Informationen aus der sterblichen Welt mit denen aus unseren Kreisen in Verbindung bringen kann, so dass ihr diese für euch nutzen könnt. Ich werde hierbei selber auf Reisen sein, als auch einige Briefe schicken, bei denen ich auf eine Rückmeldung angewiesen bin, dementsprechend bitte ich Euch diesbezüglich um ein wenig Geduld, auch wenn mir bewusst ist, dass die Zeit drängt. Sollte ich wichtige Informationen haben, aber nicht selber vor Ort sein können, wird meine Dienerin hier aus dem Theater euch aufsuchen und meine schriftlichen Informationen ungelesen an euch überbringen."

Dann seufzte er.

" Mir reicht die Information dass es um einen gemeinsamen Feind geht. Mehr muss ich nicht wissen, da man derzeit vieles hört und sieht, was überall vorgeht. Ich hoffe, ich kann Wissen zusammen tragen. "

[Giada Salvaza Rossi]

Giada nickte dazu knapp. Wissen war Macht, war Verantwortung, konnte eine Bürde werden, die so manchen niederdrückte, brach und in die Tiefe zog.

“Ich wünsche Euch Erfolg”, sagte sie. “Lasst mich wissen, wenn Ihr in dieser Sache Mittel oder anderes braucht, um voran zu kommen.”

Der Gedanke von zuvor ließ sie jedoch nicht los. Es war einer der ungeschriebenen, unausgesprochenen Grundpfeiler der Via Regalis: Die Bürde der Herrschaft, die Pflicht, das Recht.

“Ich lege damit den alten Groll beiseite. Und das lässt mich auch sogleich sagen: Ich bedaure, dass Ihr auf dem Treffen jener auf der Via Regalis nicht zugegen wart. Der verehrte Ilario Contarini berief es ein und es bot viel: Fragen und Antworten, Überlegungen, Möglichkeiten.” Sie lächelte knapp und grimmig.
“All dies scheint in diesen bewegten Zeiten mehr als nötig.”

[Adamo Manacres]

Adamo nickte der Lasombra dankend zu.

" Ich hoffe, dass ich nicht auf euer Angebot zurück kommen muss, doch werden wir sehen, was für Kosten auf uns zukommen."

Auch Adamo beendete dieses Thema und wechselte nur zu bereitwillig auf das, was sie beiden einte.

" Ich hörte von dem Treffen, jedoch war es mir unmöglich eine Nachricht zu schicken, da ich nicht wusste, ob diese Nachrichten nicht abgefangen werden und damit zu viel offenbart worden wäre. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein solches Treffen wichtige Aspekte in Form von Verlässlichkeit und Nutzung von Möglichkeiten geboten hat und zukünftige dies wieder bieten werden. Ich werde mich bemühen, bei einem solchen Treffen nicht wieder durch Kämpfe verhindert zu sein", sagte er ein wenig betrübt aber dennoch mit Überzeugung.
" Aus meiner Sicht ist es unausweichlich, unterschiedliches Geblüt ein wenig beiseite zu lassen und die Überzeugungen der Via Regalis in gewissen Dingen in den Vordergrund zu stellen, um hierdurch etwas zu erreichen. Es muss deutlich werden, dass mit denen die diesen Weg beschreiten zu rechnen ist, egal ob im Handel, im Krieg oder in Friedenszeiten durch Macht, Weisheit und Überzeugung."