[1069] Ankunft [Génotin, Liutprand, Vincente]

[Mai '22]
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

[1069] Ankunft [Génotin, Liutprand, Vincente]

Beitrag von Genotin »

Das Trommeln des Regens mischte sich mit dem Knarren des Ochsenkarren und dem regelmäßigen "Patsch, Patsch, Patsch" der Schritte der beiden kräftigen Ochsen. Zwei Gestalten saßen eingepackt in ihre dicken Mäntel direkt hinter den großen Tieren, ein alter, bärtiger Mann mit stahlblauen Augen und eine junge hübsche Frau mit robraunen Haaren und zwei Narben im Gesicht. Eine dritte Gestalt in Rüstung ließ die Beine vom hinteren Teil der Kutsche baumeln und starrte reglos in die Ferne.

Die Einschläge der Tropfen mussten unter dem Stahlhelm ohrenbetäubend sein, aber Génotin war zu sehr in Gedanken versunken, um sich von diesen Geräuschen beeindrucken zu lassen. Die Reise war mühsam und entbehrungsreich gewesen, was sollte da noch dieses bisschen Wasser so kurz vor dem Ziel ändern? Ihre Reise hatte mit dem Schiff begonnen, aber Génotins Äußeres hatte - mal wieder - zu Problemen geführt. Deshalb hatte er entschieden, die restliche Wegstrecke über Land zurückzulegen. Über Land, in unbekanntem Territorium. Es hatte einige Anstrengung gekostet, zunächst einen Karren und die passenden Tiere zu besorgen. Und sicher hatten sie sich mehrfach verlaufen.

Génotin war wütend. Er schnallte die Ledermaske ab, die sein Gesicht verbarg, und reckte das Gesicht in den Himmel. Mit geschlossenen Augen spürte er den Regen auf seiner faltigen toten Haut. Ein Gefühl, das er als Lebender sehr genossen hatte.

"Herr, wir sind da." Génotin wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen. Einige hundert Meter vor ihnen konnte man den Schein von Feuerstellen und Fackeln erkennen, die trotz des Regens sichtbar waren. Langsam legte er die Ledermaske wieder an und sprang vom Karren. Die Scharade des Söldners, der zwei arme Reisende beschützte, funktionierte meistens. Aber würde sie es heute auch wieder? Langsam bewegte sich die Gruppe auf die Lichter zu.

Etwas überrascht stellte Génotin fest, dass die Stadtmauern noch eine Weile auf sich warten ließen. Links und rechts säumten Gebäude die Via Aurelia. Die drei hatten Borgo Incrociati erreicht.
Benutzeravatar
Liutprand
Ventrue
Beiträge: 752
Registriert: So 1. Nov 2020, 22:34

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Liutprand »

Es dauerte eine Weile bis schließlich aus dem Prasseln des Regens heraus Hufe zu hören waren von mehreren Pferden. Sie kamen von hinten und holten den Karren offenbar ein auch wenn sie nach dem Geräusch zu urteilen nur im Schritt unterwegs waren. Aus dem Dunkel schälten sich fünf Pferde, deren Reiter abgesessen waren und die Pferde an den Zügeln durch das unwirtliche Wetter führten. Die Laternen, die sie dabei hatten waren nicht hell genug, um die Dunkelheit so aufzuhellen, um sicher zu reiten.

Ein Mann, der offenbar von vier Soldaten begleitet wurde. Die Soldaten waren offenbar gerüstet und mit Schwertern bewaffnet, hatten sich aber zu Schutz vor der Nässe schwere Umhänge gehüllt. Der Mann, der sie anführte, führte ein besonders kräftiges Ross am Zügel. Ein Pferd, dass offenbar auch einen schwer Gerüsteten in eine Schlacht tragen konnte. Er trug ebenfalls einen weiten Umhang und hatte die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, so dass sein Gesicht im dunkeln nicht zu erkennen war. Mit der rechten führte er das Pferd mit der Linken trug er eine Laterne, die zwar vor dem Wind und dem Regen geschützt war, doch die flackernde einsame Kerze war nicht besonders hell. Von dem Ochsenkarren schien der Mann keine besondere Notiz zu nehmen, auch wenn Lilutprand unter der Kapuze mit zusammen gekniffenen Augen die Personen auf dem Wagen zu mustern begann.
Nobilitas obligat
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Genotin »

Der alte Mann steuerte den Wagen etwas zur Seite, um die Soldaten vorbei zu lassen. Die Frau neben dem alten Mann schaute fast unmerklich hinunter zu Génotin, der neben dem Karren stehen blieb. Dieser schüttelte den Kopf und hob sachte seine Hand, als wolle er ihr sagen, die Gruppe der Soldaten in Ruhe passieren zu lassen. Die Ochsen schnauften und fast zeitgleich drehten sich die Blicke der drei Reisenden zu den Soldaten. Der alte Mann und die Frau ließen ihren Kopf gesenkt, während Génotin den mit dem großen Schlachtross fixierte. Langsam kamen die Soldaten näher. Génotins Sinne ließen ihn heute im Stich und so entschied er im letzten Moment, ebenfalls sein Haupt zu senken.

Auspex: Read the Soul - Wahrnehmung + Empathie
[7, 6, 5, 4, 3, 2] (kein Erfolg, kein Patzer)
Benutzeravatar
Liutprand
Ventrue
Beiträge: 752
Registriert: So 1. Nov 2020, 22:34

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Liutprand »

Als Liutprand neben den Karren kam und die Gestalten ein bisschen besser betrachtet konnte gab er mit der Hand ein Zeichen und die Soldaten hielte an. Eines der Pferde schnaubte ein wenig missmutig ob des Regens und schüttelte sich. Die Soldaten gaben jedoch keinen Laut von sich. Liutprand zog die Kapuze etwas aus seinem Gesicht, so dass zumindest seine Konturen in dem schwachen Schein seiner Laterne zu sehen waren. Er trat einen Schritt näher rann und versuchte die drei Personen mit seiner Laterne etwas auszuleuchten.

"He Ihr da! Falls Ihr in die Stadt wollt, so werdet Ihr vor Anbruch des Tages keinen Einlass finden. Ihr hättet Euch lieber eine Herberge für die Nacht gesucht. Was macht Ihr mitten in der Nacht auf der Straße..vor allem bei diesem Wetter?"

Seine Stimme klang ruhig, wenn auch etwas misstrauisch. Seine Aufmerksamkeit galt zunächst den Leuten, die auf dem Bock des Karrens saßen.
Nobilitas obligat
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Genotin »

Der alte Mann blickte auf und strich sich das Wasser aus dem Bart.

"Wir hatten etwas Pech auf unserer Reise. Eigentlich wollten wir mit dem Schiff nach Genua aber es gab ... "

Dem Alten schien irgend etwas unangenehm zu sein. Er schaute kurz zu Boden, dann zu dem Söldner mit der Ledermaske neben dem Karren und dann wieder zurück zum Soldaten.

" ... Probleme. Wir reisen seit Levorno mit dem Karren."

Nach kurzer Pause übernahm die junge Frau neben ihm mit einem aufgesetzten Lächeln:

"Mein Herr, vielleicht könnt ihr einem alten Handwerker und seiner Tochter helfen, eine Bleibe für den Rest der Nacht zu finden? Und vielleicht könnt ihr uns den Weg weisen? Wir sind auf der Suche nach einem Bürger von Genua. Thomas Janis ..."

"Toma Ianos!"

Mit einer kratzigen metallischen unangenehmen Stimme unterbrach sie der Söldner mit der Ledermaske. Die junge Frau nickte kurz entschuldigend und fuhr dann fort.

"... Toma Ianos Navodeanu. Wenn ihr uns helft, soll es euer Schaden nicht sein."
Benutzeravatar
Liutprand
Ventrue
Beiträge: 752
Registriert: So 1. Nov 2020, 22:34

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Liutprand »

Liutprands Blick ging von dem alten Mann zu der jüngeren Frau zu dem Söldner. Er beäugte den Söldner genauer und bemerkte, dass dieser eine Maske trug. Er runzelte die Stirn. Auch der Name den sie nannten ließ ihn stutzig werden. Liutprand konnte sich nicht vorstellen, dass der Name unter den Sterblichen weit verbreitet wäre.

"Woher kennt Ihr diese Namen und was genau wollt Ihr von...ihm?"

Er blieb skeptisch und ernst. Sein Blick glitt immer wieder über die Gestalt des Söldner. Er schätzte ihn ab, betrachtete Rüstung und Bewaffnung und bewertete sein sichtbares Bedrohungspotential.
Nobilitas obligat
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Genotin »

Der Söldner hatte seine Axt im Gürtel, die Hand entspannt hinter dem Stichblatt aufgelegt. Einem geübten Kämpfer war sofort klar, dass diese Waffe schnell gezogen war. Ein beschlagenes Holzschild war lose zwischen einer Kiste und der Karrenwand platziert. Der Söldner musste nur einen Arm ausstrecken, um es zu erreichen. Seine Rüstung hatte einige Gebrauchsspuren, an der Kette fehlte der ein oder andere Ring, ansonsten machte sie aber einen ordentlichen Eindruck. Er trug kein Wappen, mit dem man eine Zugehörigkeit hätte in Erfahrung bringen können. Auch das Schild war schlicht und ohne Bemalung, nicht untypisch für Söldner, die ihre Loyalität an dem meistbietenden verkauften. Die Kettenhaube unter dem normannischen Helm verdeckte zusammen mit der Ledermaske jeden Flecken Haut im Gesicht. Dicke Lederhandschuhe taten das gleiche an den Händen. Die Augen, das einzig sichtbare hinter der Maske, wirkten blass, fast milchig. Der Söldner war weder besonders groß, noch besonders klein. Er stand aufrecht, das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt, um jederzeit in eine beliebige Richtung vorstoßen oder ausweichen zu können.

Der alte Mann und die junge Frau auf dem Karren wirkten hingegen schon auf den ersten Blick nicht wie eine große Bedrohung. Der Alte hatte nach wie vor die Zügel in der Hand und klammerte sich fast schon krampfhaft daran fest. Er war kräftig und seine stahlblauen Augen sowie die große Gestalt sorgten sicher dafür, dass sich der gemeine Gossenschläger von ihm fernhielt, aber für einen erfahrenen Soldaten wäre er kein Gegner gewesen.

Die junge Frau mit ihren feinen Gesichtszügen und ihrer zierlichen Gestalt versuchte ihre Nervosität mit dauerhaftem Blickkontakt zu überspielen. Die zwei Narben in ihrem Gesicht entstellten sie nicht. Ganz im Gegenteil gaben sie ihr einen gewissen zusätzlichen Reiz. Die Hand hinter ihrem Rücken verrieht, dass sie sich im Gegensatz zum Alten zumindest auf eine Auseinandersetzung vorbereitet hatte.

Der Söldner nickte ihr zu und sie sprach weiter.

"Wir kommen aus Tarent, mein Herr. Uns wurde der Name genannt, mein Herr. Wir sollen uns bei unserer Ankunft bei ihm melden. Man sagte uns, er hätte ..."

Die junge Frau zögerte kurz und warf erneut einen Blick in Richtung des Söldners.

"... Arbeit für uns. Oder könnte uns helfen, uns in der Stadt zurecht zu finden."

Ihre großen Augen waren erwartungsvoll auf den Soldaten gerichtet, während dieser seine Aufmerksamkeit dem Söldner widmete. Er zeigte keine Regung, sondern stand einfach nur da. Vorbereitet für den Fall, dass die Stimmung kippen könnte.
Benutzeravatar
Vincente Carlos
Lasombra
Beiträge: 559
Registriert: Do 19. Mai 2022, 20:00

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente drückte sich näher an die Wand hinter ihm, konnte dem Regen jedoch nicht ganz entfliehen. Seinen Dienern zufolge war das Wetter bereits um die Mittagszeit umgeschlagen und hatte sich seit dem eher noch verschlimmert als verbessert.

Die dunklen Wolken hatten seit ihrem Aufziehen Sonne wie Mond verschlungen. Anschließend hatten die Spitzen der Stadt ihnen den Bauch aufgerissen, sodass es nun fortlaufend regnete.

Er musste daran denken wie anders Regen auf dem Meer war, wo dicke Tropfen das Salz von der Haut wuschen bevor die Gischt es wieder darauf verteilte. Hier in der Stadt wusch er Staub und Dreck ab, nur um sie andernorts anzuspülen und dadurch um so deutlicher hervortreten zu lassen.

Bald würde seine Kleidung durchnässt sein, doch er war noch nicht bereit für den Heimweg. Wer konnte, hatte sich bereits in seine Behausung zurückgezogen, vielen Unglücklichen war dies nicht möglich. Aus den Häusern drang der Lärm der Lebenden, Vieh schrie, ein paar Schatten eilten von Überdachung zu Überdachung, von Vorsprung zu Vorsprung, von Pfütze zu Pfütze, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Selbst bei diesem Wetter zeigte die Stadt noch immer, dass sie lebte. Man setzte es jetzt eben wenn möglich im Drinnen fort.

Sein Blick wanderte von den Gassen und Straßen, von den Fenstern mit ihren Lichtern über die Dächer in die Ferne. Er schätzte sich glücklich, dass er nicht bei solchem Wetter in die Stadt gekommen war, oder gar über den Landweg. Wer das tat war sicherlich verrückt. Oder wusste es nicht besser.

Er bedauerte jene Geschöpfe, die sich noch mit Wagen und Pferden durch die Nacht quälten, weil eine Reise bei Tag für sie keine Option darstellte. Wenn die Straßen nicht gut in Stand gehalten wurden, würde die Reise durch die Wetterbedingungen nicht weniger beschwerlich werden. Dazu kam die Dunkelheit und die Gefahren, die diese mit sich brachte. Auch für Spitzzähne wie ihn.

Nahe der Stadt gab es sicher Anwesen und Behausungen, in denen sie mit oder ohne der Zustimmung der jeweiligen Bewohner Zuflucht finden konnten, aber in ländlicheren, abgelegeneren Gebieten? Was schütze sie dort vor der Sonne? Sollten sie sich wie Getier unter Steinen verbergen, darauf hoffend, dass keiner diesen umdrehte und sie der Sonne aussetze?

Ein Windstoß fuhr ihm durch die Kleider, während er diesen Gedanken nachging. Er strich über seine Arme und feine Rinsale lösten sich und liefen an ihm herab. Er wurde Zeit für den Heimweg...
Benutzeravatar
Liutprand
Ventrue
Beiträge: 752
Registriert: So 1. Nov 2020, 22:34

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand betrachtete sie alle drei nochmals eindringlich und ihm war im Gesicht abzulesen, dass er nicht weniger skeptisch war. Jeden von ihnen bedachte er mit einem unangenehm langen Blick. Den Mann mit der Maske und dem Helm betrachtete er dabei etwas länger als die anderen beiden.

"Und wie sind Eure Namen?"

Die Frage klang so, als würde er diese auch häufiger Reisenden stellen, die er nachts antraf. Der Regen hatte zwar nicht nachgelassen doch allmählich ließ er nach und das Prasseln um sie her wurde ein wenig leiser.
Nobilitas obligat
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1069] Ankunft [Génotin, offen]

Beitrag von Genotin »

"Mein Name ist Amina, das ist Demetrio ..."

Die Frau deutete auf den alten Mann neben ihr. Danach wandte sie ihren Blick in Richtung des Söldners.

"... und das ist der werte Génotin Radulf Dalgaard."

Es fiel auf, dass sie den Söldner mit einer sehr förmlichen Anrede und einem vollen Namen bedachte. Mit einem leichten Nicken deutete Genotin eine Verbeugung an. Dann hob er die Hand und fuhr mit krächzender Stimme fort.

"Ihr scheint zu wissen, wo wir den wohlwerten ...? verehrten ...? Toma Ianos Navodeanu finden können? Mich überrascht, dass er unter den Menschen hier keine hohe Bekanntheit genießt. Ihr müsst wissen, dass wir beide zu einer besonderen Gemeinschaft gehören. Es wäre schändlich, wenn ich nicht bei ihm vorstellig werden würde."

Der Blick des Söldners stach fordernd durch die Löcher in seiner Maske. Er legte den Kopf leicht schräg und wartete auf die Reaktion des Soldaten.

Zwischen den Häusern hörte Vincente Stimmen einer Unterhaltung. Forsche Fragen wechselten sich mit einer angenehmen Frauenstimme und einem furchtbaren metallischen Krächzen ab. Verstehen konnte er die Unterhaltung nicht. Aber vielleicht könnte er näher heran? Vielleicht fand er hier auch ein geeignetes Opfer für die Jagd? Viele Menschen waren bei diesem Wetter und dieser Nachtzeit nicht auf den Straßen, wieso also nicht die Gelegenheit beim Schopfe packen ...
Gesperrt

Zurück zu „1069“