[1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

[Mai '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Ein Schreiben erreichte die Villa des Schattens in Genua. Ein geschulter, verhüllter Bote überreichte eine Nachricht auf Pergament, in der um ein Treffen gebeten wurde. Dem Ancilla würde dabei Ort und Zeit überlassen.
Signiert war das Schreiben mit:
Spoiler!
Nubis, Herold von Genua, Neugeborener vom Blute des Todes
Daneben war eine kleine Blume gezeichnet, die schon öfter auf Schreiben Galenos zu finden gewesen war. Manches Mal ohne alle Namen und Titel, manchmal mit ihnen zusammen. Die kleine Kornblume.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Ilario
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

[i]Die Antwort erreichte Galeno einige Nächte später, e jabenfalls zu überbracht von einem diskreten zu und verlässlichen Boten.
Ilario würde ihn im Elysium erwarten, zur Mitternacht in neun Tagen. Bei Vollmond am Brunnen den Galeno geschaffen hatte.

Neun Nächte später war es denn auch die schlanke Gestalt des Hüters die sich im Mondlicht Nähe des Brunnens abzeichnete. Ilario trug eine Tunika, Beinlingen und wildledernes Schuhwerk in tiefem Schwarz, einzig die Stickereien an den Säumen wie auch das Kreuz, welches er an einem Lederband um den Hals trug, waren aus Silber und unterbrachen das Dunkel.[/i]
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Nubis
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

In der Schwärze der Nacht trat in das Elysium ein Gast ein, welcher offenbar nicht zu suchen brauchte. Er wusste, wohin es gehen sollte.
Mit würdevollen Schritten trat er auf den Boden, die Schuhe unter den weiten Gewändern gar nicht zu sehen. In Tuch gehüllt war er, edles, verziertes Tuch. Es mutete an, dass dieser Mann ein Kaufmann war oder ein Herr von ähnlichem Geschäft, der Geld besass, denn die Stoffe wirkten kostbar und ihre Zierde vollendete diesen Eindruck. Eine Maske aus Holz mit zahlreichen Verzierungen, deren Linien mit Gold bemalt oder veredelt worden waren, verdeckte das Gesicht. Der Mund besass ein künstlerisches Kreuzgitter, durch welches gesprochen werden konnte, welches aber fein genug war, um den Mund nur leicht dahinter zu sehen. Keine Details waren dadurch erkennbar, nur eine Ahnung, dass dort ein Mund sein musste, dass sich dahinter Lippen bewegten, wenn er denn sprechen würde.
Für die Augen gab es Aussparungen, die aber nur den Blick auf das Weiss und die Iris freigaben, sonst lag alles hinter dem dunklen Olivenholz verborgen. Die Augen wirkten tatsächlich recht lebendig, starr, aber voll Ehrgeiz oder Lebenswille.

Dieser Mann trat an Ilario heran, verneigte sich und während dieser Verneigung griffen seine Finger unter die Maske. Die Finger waren allerdings kaum zu sehen, da die ausladenden Glockenärmel des weiten Gewandes an ihnen befestigt war, um nicht zu sehr zu rutschen. Doch wenn sie doch durchblitzten, erkannte man knochige, beinahe fleischlose Finger, eher eine Mumie gleich.
Geschickt glitten sie unter das Holz, griffen dieses und noch etwas ledriges darunter und lösten es vom Gesicht. Tuch unter dem Tuch war wohl als Befestigung vorhanden.

Er sprach mit ruhigen Worten, die einen Wohlklang innehatten, der zum Zuhören anregen konnte. Die Stimme selbst klang allerdings recht tief, rau und wie ein lauteres Flüstern, in welchem sich altes, trockenes Pergament streift.
"Ich grüsse euch, verehrter Ilario Contarini, Ancilla im Blut der Schatten, Hüter der genuesischen Elysien, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn im Blut der Schatten zu Venedig, Kinder des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn der Schatten, Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten. Es ist schon wieder eine Weile her...."

Die Gestalt sah aus der Verbeugung auf und erhob sich leicht aus ihr, um die Sicht auf das Gesicht besser freigeben zu können. Wahrscheinlich, um ein Erkennen möglich zu machen.
Jedoch musste man schon genauer hinsehen, denn das Gesicht mochte unbekannt erscheinen. Haut spannte sich über fast nur noch Knochen und hatte durch die durchscheinenden Knochen eine alabasterartige Farbe angenommen. Streckenweise war das Gebiss, welches dunkles Zahnfleisch aufwies und graue Zähne, durch die Haut der Wangen zu sehen. Die Nase fehlte beinahe komplett. Die Augen lagen tief im Schatten der Augenhöhlen. Eine Gesichtsbehaarung war keine vorhanden.
Braune Augen mit leicht honigfarbenen Glanz blickten Ilario entgegen, noch immer in einer Verbeugung sich befindend, abwartend auf Ilarios Wort.

Bild:
Spoiler!
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Misstrauisch betrachtete Ilario die Erscheinung des Kappadozianers. Was wohl geschehen war? Er selbst hatte bei seinen Forschungen erfahren war es hieß den Preis dafür zu zahlen. Vielleicht war es Galeno ähnlich ergangen, vielleicht war es ein perfider Trick Benedettos.

"Ja, eine Weile... Seid mir willkommen werter Galeno Fiore, Herold zu Genua, Neugeborener vom Clan des Todes, Kind von Bruder Martinus, Ancilla vom Blute Kappadozius, Kind von Hephaistos, Ahn vom Clan des Todes und Seneschall der Domäne Florenz."

Wie bei Kainiten seines Alters üblich, schwangen hier mehrere Ebenen mit. Er spiegelte Galenos Anrede, nutzte volle Titel und Linie soweit bekannt. Doch zu mit welcher Absicht? Korrektheit unter Königen? Hinweis auf ihre jeweiligen Heimatdomänen? Oder etwas ganz anderes?
Der Blick seiner meergrauen Augen ruhte auf dem Antlitz des Todes das Galeno trug. Es lag kein Ekel und kein Zurückweichen darin, aber auch kein Mitleid. Er hatte Abbysskreaturen erlebt, hatte dem Prinzen Mailands gegenübergestanden, hatte Tzimiscekreationen und Nosferatu geblickt. In den meisten Fällen konnte er über solchen Äußerlichkeiten stehen. Dennoch war dort eine Frage die einer Antwort bedurfte.


"Sagt, was ist euch widerfahren? Oder ist es euer Blut das euch ruft? Ähnliches, wenn auch nicht so rapide, konnte ich ihrerzeit bei eurer Clansschwester Seinfreda bemerken."
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Nubis
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Ich habe die Maske und den Namen der menschlichen Wurzeln abgelegt. So manch einer mit noch menschlichem Antlitz belügt sich gern auch selbst, dass er den Menschen so gleich ist. So manch einer trägt die Menschlichkeit in hohen Ehren und belächelt andere Wege, die möglicherweise mehr widerspiegeln, was wir sind. Die vollkommene Akzeptanz, das Bewusstsein, dass wir einer anderen Existenzebene angehören, als Menschen, spiegelt sich bei mir nun im Äusseren wider. Es gibt Masken und somit Mittel und Wege, dennoch unter Menschen zu treten und mit ihnen zu arbeiten."

Sein Blick war ernst, doch ohne Kummer oder Reue.
"Meine Existenz, meine Bestimmung, liegt mehr bei jenen, die dem Tode nahe sind, die zu Azrael finden und ins Paradies geführt werden. Wir sind Raubtiere, aber auch Todesengel."

Mehr gab er Ilario nicht zur Antwort. Nichts über das Wirken vom Blute, nichts über das Geschehene. Doch eines war klar ersichtlich in der Stimme. Er war deswegen nicht gebrochen, sondern eher dadurch gefestigt. Wie jemand, der seine Bestimmung gefunden hatte.

"Ich war einige Zeit verhindert. Ist etwas geschehen? Wie war die Zusammenkunft? Entschuldigt noch einmal, dass ich zu einer solch wichtigen Veranstaltung nicht erscheinen konnte."
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Nun denn... Nubis, Herold zu Genua, Neugeborener vom Clan des Todes, Kind von Bruder Martinus, Ancilla vom Blute Kappadozius, Kind von Hephaistos, Ahn vom Clan des Todes und Seneschall der Domäne Florenz. Ich verstehe euch nur zu gut, kenne ich doch auch aus der Geschichte Genuas vor meiner Zeit solche die einen anderen Namen annahmen. Es hat auch eine gewisse Symbolkraft über das hinaus was ihr nennt."

Einen Moment lang sinnierte er darüber, dass nun auch der Kappadozianer über Engel sprach. Wusste er mehr? Sich der Thematik von Engeln in jeglicher Coleur zu bedienen schien gerade in Mode unter den Kainiten Genuas...


"Ihr mögt euch verändert haben, doch nicht zum Negativen. Diese Veränderung, sie hat euch neue Kraft gegeben. Es ist fast greifbar, spürbar."


Ein Nicken kündete von dem Respekt den Ilario dieser Veränderung entgegenbrachte.


"Schade, dass ihr die Zusammenkunft versäumtet. Doch euch selbst zu finden war wichtiger, es wird weitere geben. Davon jedoch später. Ihr fragt was geschehen sei? Nun es gibt Entwicklungen die ich gern mit euch teilen möchte. Doch zuvor gilt es Grundsätzliches zu klären: Mein Handeln während der Nächte basierte auf einer Fehleinschätzung, mangelndem Vertrauen in unsere Lehnsherrin. Ich dachte sie würde den Norden den Tedesci zum Fraß vorwerfen und die Konsequenzen würden Genua ereilen. Ich habe Abbitte geleistet, gesühnt und meinen Eid erneuert. Sie hat mir vergeben und mein Lehnseid gilt unverbrüchlich der Weißen Prinzessin und Genua. Wie steht es darum mit euch? Hat eure Wandlung etwas verändert? Wie steht ihr zum sehr verehrten Lydiadas, glaubt ihr er hat siene Ambitionen wirklich begraben?"

Mit Argusaugen betrachtete Ilario das Gesicht dessen was einst Galeno gewesen war, versuchte aus Tonfall und Mimik zu lesen.
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Nubis
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Auf die erneute Nennung von Namen, Titeln und der Blutlinie, erwiderte Nubis nichts. Für ihn war es ein Festigen dieses Namens, eine Akzeptanz des Hüters. Ein Schritt für die bessere Umgewöhnung. Es war gut, bedurfte aber keinem Kommentar, noch einer weiteren Bestätigung. Der Respekt Ilarios bestätigte ihn, waren aber im Grunde auch nicht unbedingt nötig. Jedoch schätze es der Schüler, dass der Mentor dies zeigte.
Als dieser zu den neuesten Entwicklungen kam, jedoch erst etwas Grundsätzliches zu klären hatte, lauschte der Herold aufmerksam dem Hüter und runzelte die Stirn. Tatsächlich war dies nur über ein paar wenige Falten sichtbar, da sonst die Haut sehr straff auf dem blanken Schädel lag. Auch ein Spiel mit den Brauen fehlte beinahe und der Hüter tat gut daran, die Mimik intensiv lesen zu wollen, die feinen Unterschiede doch erkennen zu können.
Vielleicht würde in Zukunft viel mehr nur noch durch den Tonfall in der wohlklingenden Stimme erkennbar sein, während die Maske des Todes keine Miene verzog.

"Meine Wandlung hat einiges verändert, jedoch nichts, dass sich explizit auf Genua bezieht. Es war also eine Fehleinschätzung, die zu vielem führte? Zu schade. Es wurden in den Nächten wohl viele Fehler begangen, Sachverhalte anders wahrgenommen. Die Sicht verblendet. Und wir haben alle unsere Last danach zu tragen. Ihr, wie ich."
Er nickte sachte.
"Ich gab euch mein Wort, das erste auf dem neuen Wege und ich werde dies nicht brechen. Ich folgte eurer Einschätzung und auch wenn ihr nun sagt, dass diese falsch war, so lässt sich daran doch nun auch nichts mehr ändern. Die Konsequenzen sind da und ich akzeptiere sie. Genauso, wie ich meine Fehler bezüglich der Haltung zu meinem Clan und der Haltung Pisas zu Genua akzeptiere. Auch dies lässt sich nicht mehr rückgängig machen und das Blut vieler klebt auch an meinen Händen. Ich trage dafür nicht die alleinige Schuld, auch wenn dies mein Ältester jedem so weiss machen möchte, doch die Mitschuld ist dennoch gross."

Er setzte ab und schloss für einen Moment die Augen, als würde er in sich gehen, die Vergangenheit kurz noch einmal Revue passieren lassen.

"Tragisch ist allerdings, dass ich wohl oder übel als jemand gesehen werde, der ich nicht bin. Meine Loyalitäten lagen stets klar vor mir und sie wandelten sich nicht. Die euch gegenüber und die Genuas gegenüber. Ich war weder Vasall, noch beugte ich die Knie vor dem sehr verehrten Lydiadas und schwor ihm die Treue ebenso wenig Pisa. Und dies werde ich in Zukunft auch weiterhin so halten. Meine Treue gilt euch, Genua und der höchst verehrten weissen Prinzessin, denn mit ihr blüht Genua auf und kann erstarken, während andere dies alles eher zunichtemachen werden. Ich habe um eine Audienz ersucht und hoffe, dass sich etwas ergeben wird."

Energisch schüttelte er mit dem Kopf. "Nein, ich denke nicht, dass der sehr verehrte Lydiadas seine Ambitionen begraben wird. Doch wir sind nun See und auch wenn ich stets insgeheim etwas anderes hoffe, so versuche ich mit den meisten hier ein friedliches Miteinander zu gestalten, auch mit dem sehr verehrten Lydiadas als unseren Seneschall."

Ernst blickte er den Hüter an und liess etwas Stille einkehren, versuchte womöglich ihn nun zu lesen, nicht mit Kräften, jedoch mit Verstand und Auffassungsgabe und einem kleinen Deut des Verständnisses von Emotionen.

"Ich hätte einen Vorschlag anzubringen. Ich bin schon in der Vergangenheit auf euch zugekommen und ersuchte um Hilfe in der Politik, doch denke ich, dass dies vielleicht in einer anderen Art mehr Sinn ergeben könnte. Was haltet ihr davon, intensiver in diesen Geschicken zusammenzuarbeiten? Vier Augen sehen mehr, als zwei. Ihr und ich haben unterschiedliche Perspektiven und zusammen könnten wir mehr überblicken und auch mehr erreichen. Wir beide wissen voneinander, dass uns Genua wichtig ist und wir sind beide auch in unserer Treue der höchst verehrten weissen Prinzessin verbunden. Ein Zusammenspiel würde also auch ihr sehr dienlich sein."

Wieder setzte er ab und räusperte sich kurz, als müsse er etwas trockenen Staub aus der Kehle hervorbringen.
"Ich vernachlässigte es oft, euch zu ersuchen, wusste allerdings auch nicht, ob ihr die nötige Zeit aufbringen möchtet, um Themen anzuschneiden. Nun komme ich direkt auf euch zu und frage, ob wir nicht ab und an regelmässiger zusammen kommen und über die Geschicke der Stadt, aber auch der Umgebung uns austauschen wollen. Vielleicht ungewöhnlich, solch eine Übereinkunft zwischen Ancilla und Neugeborenem, doch die Zeit bleibt auch für mich nicht stehen und da sich meine Bestimmung festigte, wird auch der Status sich irgendwann wandeln. Es ist nur eine Frage der Zeit. Besser dann einen Verbündeten in diesen Reihen zu wissen, als einen Gegenspieler."
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ihr seid nicht der erste Neugeborene der andeutet in den kommenden Jahren und Jahrzehnten den Aufstieg zu wagen... Aber ihr seid bei weitem nicht der unbegabteste. Ihr wisst vermutlich selbst, wer euer größtes Hindernis auf diesem Weg ist." Ilario vermutete stark, dass Benedetto den jüngeren Kappadozianer ausnutzen und schließlich vernichten würde. Vielleicht nicht persönlich, aber für Nubis Untergang würde der fette Mönch sorgen. Er könnte sicher keinen anderen Ancilla neben sich dulden, der schon jetzt eher ein Feind war. Also war es nur in Ilarios Interesse Nubis zu fördern, denn Benedetto war auch ihm ein Rivale. "Gut, tauschen wir uns regelmäßig aus und lenken die politischen Geschicke der Stadt im Sinne unserer höchst verehrten Lehnsherrin. Am besten tun wir dies sehr diskret, so dass jene wie euer Ältester eine Entfremdung annehmen." Schlug Ilario vor und betrachtete Nubis eine Weile, scheinbar einen Gedanken wälzend. "Apropos Ältester... die Ambitionen des meinen scheinen wirklich noch lange nicht begraben. Ich vernahm einige unschöne Gerüchte, die ich jedoch erst verifizieren muss. Haltet eure Augen und Ohren offen was ihn angeht, aber auch diese sich anbahnende Geschichte rund um Savona."
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Nubis
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Ich denke, das wissen wir beide...", meinte Nubis ruhig und sehr gelassen. "Ich habe Zeit und ich werde nichts überstürzen. Wasser kann allmählich einen Stein aushöhlen. Was zuvor noch ein starkes Hindernis war, ist nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten dann löchrig und spröde, wenn nicht sogar durchlässig. Geduld, eine fokussierte Wahrnehmung, das Schaffen und Halten von Verbündeten ... all das kann zum Erfolg führen. Wir auf unserem Pfad sollten das sicherlich am besten wissen. Ich versuche die ganze Zeit schon meinen Einfluss in der Stadt zu stärken. Mit anderen, durch andere. So, dass er es möglicherweise am wenigsten mitbekommt. Hier und da dann einmal direkte Aktionen, Ablenkungen."

Sein Ausdruck blieb recht neutral. Man könnte fast meinen, er wäre vor Langeweile erstarrt, wenn sich nicht der Mund bewegt hätte und die Worte in ihrer Tonlage sich nicht unterscheiden würden.

"Wie wollt ihr es anstellen, dass wir wirken, als hätten wir uns auseinander beweg, wenn nicht sogar entfremdet oder schlimmeres? Wie wollt ihr den Kontakt im Geheimen halten? Wenn ihr solch einen Vorschlag bringt, habt ihr sicher auch einen Plan?"

Nubis liess es sich nicht nehmen, den älteren Lasombra vor sich, ausgiebig zu mustern. Auch wenn er ihm nicht direkt in die Augen blickte, so waren andere Dinge aussagekräftig, um Ilario vielleicht einschätzen zu können. Mundwinkel, die nachdenkliche Stirn, das Innehalten.
Sehr wahrscheinlich alles auch Mittel, um ihn in die Irre zu leiten, denn Ilario schätzte er so ein, dass man ihn schwer lesen können würde, jedoch war es ihm auch irgendwie egal. Ein gemeinsames Ziel schweisste die beiden zusammen...was danach dann kommen würde, stand in den Sternen.

"Ich bin stets wachsam, was dies anbelangt. Diese Domäne ist leider keine Einheit und es sind viele eures Clans hier in der Stadt, die durchaus auch ihn unterstützen könnten, aber auch viele andere aus Gebieten der See der Schatten. Und das kann wiederum bedeuten, dass sich der Einfluss von ihm hier vergrössert."

Er setzte ab und sah nun Ilario durchaus etwas erstaunt an.
"Savona? Nun, dass von dort noch irgendeine Reaktion kommen wird, davon gehe ich aus. Votori war länger Streitthema, soweit ich weiss. Und dann noch die Sache mit ihrer Geissel... Wisst ihr genaueres?"
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Re: [1069] Von Königen, Prinzen, Hütern und Herolden [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Gut, tut verfolgt dies weiter. Vergrößert euren Einfluss und bereitet euch vor, allzu viele Neugeborene dieser Nächte tun dies unzureichend. Wer nicht bereit ist wird scheitern und Fallen bei dem Versuch Ancilla zu werden." Über Benedetto verlor Ilario kein weiteres Wort, wenn Nubis wirklich all die Entbehrungen, den Verlust von so vielem Inkauf nehmen würde um den Status eines Ancilla zu gewinnen, dann würde sein Ältester aus dem Weg geräumt werden müssen. Ilarios Miene blieb ziemlich wenig aussagekräftig, da war keine Freude oder Nervosität, oder sonstige starke Emotion. Vermutlich auch, weil konspirative Gespräche wie dieses hier nicht ungewöhnlich waren und eher seiner nächtlichen Gewohnheit zupass kamen.

"Wenn eine gewissen Entfremdung zwischen uns wahrgenommen werden soll, dann werden wir bei offiziellen Anlässen einander meiden, aber nicht schneiden. Wir werden einander aus dem Weg gehen, dort wo andere es sehen können und im verborgenen Kommunizieren. Wir werden einen, oder mehrere Orte finden für diskrete Treffen. Dazu ein Netzwerk an toten Briefkästen"

Ilario nickte bezüglich Nubis Gedanken zu Lydiadas, der See und den Schatten. "Das mag stimmen, doch die See ist genausowenig Einheit wie eure oder meine ursprüngliche Heimat. Es gibt vielmehr etliche Strömungen, so wie es einer See gut zu Gesicht steht. Aber ich vermute der sehr verehrte Lydiadas wird sich jedes Verbündeten bedienen um seine Ziele zu verwirklichen... Vielleicht kommt ihm der Konflikt mit Savona sehr gelegen." Weit öffnete der Lasombra nun beide Hände, die Handflächen nach oben. "Nun, wir werden sehen. Bisher scheint es mit ein kleiner Grenzkonflikt... an sich kaum wichtig genug sein Augenmerk darauf zu lenken. Wenn in Votori aber irgendetwas von Bedeutung passiert, dann wird es auf einer kainitisch-politischen Ebene Wellen schlagen. Dann wird es wirklich interessant. Was die Geißel angeht, es heisst sie wäre das Kind des höchstverehrten Prinzen Luitprand gewesen... wobei ich mich schon frage, was für ein missratenes Kind das gewesen sein muss. Als Kind von hoher, gar prinzlicher Abstammung als Geißel zu dienen, erschiene mir unter normalen Umständen eher als Schande."
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