[1069] Wort für Wort [Gabriel, Giada]

[Giada Salvaza Rossi]

Giada sah auf diese beiden Künstlerhände und ihr Blick blieb daran hängen. Sie studierte die feinen Linien der Hände, die Zartheit der empfindsamen Haut zwischen den Fingern, die Andeutungen der im Vergleich so dünnen Knochen unter der Haut, der biegsamen Knöchel, der Sehnen, die alles verbanden.

Sie legte ihre Hand direkt auf den Tisch zwischen ihnen. Schwere Ringe aus verschiedenen Metallen klirrten leise, als sie sie auf die Tischplatte setzte. Der größte darunter war aus kalt gehämmertem Eisen. Endlose Stunden, Schweiß, Mühe, geschundene Hände, Arme, Schultern und der wunde Rücken des Schmiedes waren der Preis solcher Arbeit.

“Ich kann tun, was getan werden muss, werter Gabriel Ducas”, sagte sie. “Doch hier sehe ich keinen Grund und keinen Gewinn. Ich sehe das wirre und blinde Tasten eines jungen Kainiten in der Fremde.”
Sie neigte sich etwas vor. “Ich schätze Euch. Für Euren Mut, für Eure Kunst, für Euren Weg. Sogar für Eure Jugend, denn sie macht Euch beweglich.”
Noch ein Stück näher, sich auf den Tisch stützend.
“Begeht nicht den Fehler, zu glauben, ich oder meine Position wären mit Eurem Tasten gleich zu setzen. Glaubt niemals, Ihr könntet mit mir spielen. Dafür seid Ihr zu jung und zu unerfahren. Ich habe Pflichten. Ich habe Ziele. Ich habe einen Herren. Wenn Ihr meine Unterstützung für Plänkeleien in den Sestieri Genuas wollt, dann gebt mir dafür handfeste Gründe.”
Der Augenblick verengte sich auf die Stille, die sie nun folgen ließ.

Und dann gab sie ihm ein kurzes Lächeln - oder vielleicht zeigte sie Zähne.
“Doch wir kamen aus einem anderen Grund zusammen. Ihr wolltet etwas wissen.”

[Gabriel Ducas]

Die Augen des Brujah blieben auf die Hände gerichtet. Zwar huschten diese kurz zu denen der Magistra, als diese ihre Hand auf den Tisch legte, bevor sie erneut polternd sprach. Gingen danach aber wieder zurück zu seinen, zwar feingliedrigen, aber rauen Handwerkerhänden. Endlose Stunden, Schweiß, Mühe und geschundene Arme, Schultern und ein wunder Rücken waren wohl nichts, was er als Handwerker nicht zur Genüge kannte. Als sie das Wort erhob, richtete Gabriel den Blick auf sie und wirkte mit jeder ihrer Worte müder. Mit einem Achselzucken quittierte er ihre Worte und bewegte sich nicht. Auch ihre gezeigten Zähne schienen nichts mehr an der Mimik des Brujah zu ändern und nach einem kurzen Moment des Schweigens antwortete er mit ruhiger Stimme.

„Aber natürlich. Wir sind hier, weil ihr mir eine knappe Antwort geben wolltet, die mir weiterhelfen sollte. Darüber hinaus wolltet ihr mir den Stand der Vorbereitungen nennen.“ eine nüchterne Überleitung. Er wirkte nicht eingeschüchtert ob ihrer Worte, ließ sie unkommentiert zwischen ihnen stehen und gab sich neutral. Ein Geschäftsgespräch mit einem Kunden. Neutral und ohne besondere Beziehungen zu diesem.

[Giada Salvaza Rossi]

“Ha. Ihr gebt leicht auf. Ich muss annehmen, dass Ihr tatsächlich noch nicht mehr habt als die grobe Idee”, bemerkte Giada und zog ihre eigene Hand zurück. “Platealonga ist der Hafen. Das Kommen und Gehen dort wird jede Art von Aufsicht oder Aufmerksamkeit schwierig machen und wohl jeder, der aus der See der Schatten anreist, wird zuerst dort anlangen. Ihr braucht mehr als eine grobe Idee.”

Und damit legte nun auch sie ihre Hände ineinander. Das ließ diese in ihren weiten Ärmeln verschwinden und sie betrachtete Gabriel einen Augenblick lang still. “Zunächst das einfache: Der Kartenmacher, den ich fördere, wird die Landschaft bereisen, die er niederschreiben und zeichnen soll. Er erhält, was er benötigt. Zeit wird es vor allem kosten - was ich versuche, ist nicht üblich. Was er und Ihr gemeinsam tun werdet, hat vielleicht noch nie zuvor einer so getan - oder solches Wissen ist hierzulande vollständig verblasst und Ihr werdet es neu entdecken.”

[Gabriel Ducas]

Ihr Worte hellten die Miene des Gelehrten nur bedingt auf. Nur eine kurz gehobene Augenbraue änderte den Eindruck etwas. Ganz so als wollte er auf ihre Aussage nach dem aufgeben fragen Tue ich das? Allerdings ließ er sich auch hier nicht zu einer Antwort hinreißen. Stattdessen nickte er zu ihrer Erläuterung des aktuellen Stands bezüglich der Vorbereitungen.

„Nun ich bin sicher er wird sein Bestes geben, um euch zufrieden zu stellen. Wir werden sehen ob dies ausreichend sein wird. Ich gehe somit davon aus, dass die Vorbereitungen andauern und ihr in der Zukunft auf mich zutreten werdet, sofern der Kartenmacher seine Aufgabe beendet?“ eine schlichte Feststellung zum bisherigen Handel, bevor er ergänzte. „Ich werde natürlich weiterhin Stillschweigen wahren.“ offenbar eine Selbstverständlichkeit die er lediglich erwähnen wollte. Langsam glitt seine Hand in seine Umhängetasche und er reichte ihr ein Pergament. „Hier findet ihr noch einmal alle möglichen Materialien. Ob nun für ein Werk unter freiem Himmel oder in einer Halle.“ So sie die Liste durchsah stünden dort an gewöhnlichen Materialien Hölzer der verzeichneten Wälder, Steine der Gebirge, Kiesel aus Flußbetten aber auch exotischere wie Knochen von Schlachtfeldern oder Tieren der Umgebung, so diese verfügbar waren. „So das Werk innen als Deckenmosaik angebracht werden soll, ist es natürlich weit weniger wichtig, wie sehr die Materialien Witterung oder Belastungen standhalten sollen und man könnte mit exotischeren Dingen arbeiten.“

[Giada Salvaza Rossi]

Giada nahm die Liste entgegen, sah darüber und nickte einmal. “Das ist alles zu machen.” Für einen Augenblick zögerte sie und ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. Diese Härte schien, ähnlich wie bei ihrem Groll zuvor gegen Adamo, nicht Gabriel zu gelten. “Zwischen Genua und Mailand liegt Pavia”, sagte sie.

“Doch Pavia wird vom Feind gehalten, von den Tedesci. Wenn wir in jener Domäne etwas tun, dann sollten wir dennoch selbst keinen Fuß dahin setzen. Ihr, ein Mann der See der Schatten, und ich, eine Vasallin des höchst verehrten Totila und noch dazu von seinem Blut, wären ein allzu willkommenes Jagdziel für sie. Schon jetzt blicken die Tedesci gierig auf Genua und machen ihre Züge. Seit langer Zeit schon kämpft Mailand gegen sie. Unser Vorhaben mag eines der Kunst sein, doch es ist auch eines der Politik. Und in dieser Facette ist es auch nahe am Krieg, der geführt wird.”

[Gabriel Ducas]

Er verzog ein klein wenig die Lippen, nicht in Abneigung oder Groll, offenbar mehr wissend und nickte. „Pavia…“ erneut nickte er nachdenklich. „…nein wir sollten uns wohl beide dort nicht aufhalten. War nicht der Prinz von Pavia auf dem hundertjährigen Thronjubiläum ihrer höchstverehrten Majestät anwesend?“ eine Frage die offen in den Raum ging. Mehr an sie beide gerichtet. An sich selbst, um sich zu erinnern, an sie, um gegebenenfalls etwas zu sagen das helfen könnte sich zu erinnern.

„Euer Mann sollte dort vorsichtig sein. Wie es an Grenzen üblich ist, warten die Kriegstreiber auf beiden Seiten darauf einen Zwischenfall für einen offenen Konflikt zu nutzen.“ Die Stimme des Zeloten hatte bei diesen Äußerungen etwas ruhiges und abgeklärtes.

[Giada Salvaza Rossi]

“Ja, der Prinz von Pavia war zu jener Nacht anwesend”, bestätigte Giada trocken und fuhr auch ebenso fort: “...und fand dort sein Ende. Der, der dort nun herrscht, ist Godehardt von der Drau, il tedesco duro, Prinz von Pavia und Ancilla vom Clan der Gelehrten.”

“Ich danke Euch für Euren Rat zur Vorsicht”, fuhr sie fort. Es war sehr, sehr schwer zu sagen, ob darin eine Art von sehr, sehr trockenem Sarkasmus lag oder aber schlichter Ernst. “Und ich bin froh, dass Ihr einen weiteren Stein dieses Mosaiks, welches ich der höchst verehrten Aurore präsentieren möchte, gefunden habt. Kein Stein ist bedeutungslos auf dieser Straße, in diesem Mosaik.”

Sie legte die Hände ineinander und bettete die schweren Perlen ihres Rosenkranzes darin. “Wäre es möglich, eine Art Fliesentisch zu schaffen? Ein Mosaik, das transportiert werden kann? Ich werde mit dem Allesfresser zu sprechen beginnen, sobald es eine Vorstellung davon gibt, wie Eure Arbeit geartet sein kann.”

[Gabriel Ducas]

„Eines der vielen Schicksale jenes Jahres.“ erwiderte Gabriel trocken und nickte. Ob er den möglichen Sarkasmus bemerkte, war schwer zu sagen, sah er sie doch einfach nur an und schien nachdenklich. „Ein Tisch?“ murmelte er. „Bei geeigneter Größe und ebensolchem Grundmaterial? er war scheinbar in seinem Element. Man konnte förmlich zusehen, wie in seinem Kopf das Werk Gestalt annahm und er es aus allen Blickwinkeln versuchte zu betrachten.

„Ein interessanter Gedanke. Die Platte und Beine müssen jedoch in der Lage sein, das Gewicht zu halten und auch ein Transport durch einen Menschen wird wohl schwerlich möglich sein. Unsereins jedoch…“ sein Blick traf ihren einen Moment. „Sollte es schaffen ihn anzuheben. Jedoch für einen sicheren Transport sollte auch hier eine zweite Person anwesend sein. Aber das soll eure Sorge nicht sein. Nennt mir die gewünschten Abmaße und ich werde mir etwas passendes einfallen lassen.“ nachdem er vermeintlich geendet hatte, sah er noch einmal auf, verzog den Mund etwas und nickte anerkennend. „Eine interessante Idee.“

[Giada Salvaza Rossi]

“Gutdenn. Ich werde sehen, was der Kartenmacher zustande bringt, und dann das Gespräch mit Il Onnivorno aufnehmen, um zu sehen, welchen Raum für diese Kunst, Gelehrtheit und Geste es geben mag.” Sie nickte einmal und schien durchaus zufrieden mit diesem Ausblick.

“Dann will ich Euch sagen, was ich herausbringen konnte. Es war nicht gänzlich einfach, denn die Spur von Ramon war in der Tat nicht klar. Es ist gewiss wahr, dass er nach Mailand verbracht wurde und seine Zeit dort lag. Er wurde erweckt und was von da an geschah, ist mir nicht gänzlich klar.”

“Klar ist jedoch, dass er 1036 getötet wurde. Das war im Konflikt um Como, durch die Hand der varesischen Ventrue und auch von der werten Avelina di Braida, welche auch einst hier in Genua weilte.” Giada neigte einmal den Kopf als zolle sie dem Gefallenen einen letzten Respekt. "Ich glaube, neben Avelina di Braida - die wohl zum Clan der Rosen gehörte oder oder gehört - war auch ein gewisser Gasparo di Como vom Clan Ventrue einst hier in Genua. Wenn Ihr diesen Dingen nachspüren wollt, dann helfen Euch jene Namen vielleicht weiter."

[Gabriel Ducas]

War der Blick zuvor noch interessiert ob der Aussicht auf eine neue Art sein Handwerk auszuprobieren hob er nun seinen Kopf und die Augen wurden beinahe stumpf. Kein Funkeln mehr. Keine Freundlichkeit. Keine Geschäftigkeit. Einfach nur leere und, bei genauem hinsehen traten die Kieferknochen rechts und links hervor. Sackgasse! Ein weiterer meiner Geschwister vernichtet. es arbeitete sichtlich an ihm. Er schwieg stumm und schien die Informationen erst einmal verarbeiten zu müssen. Für jene die den freundlichen Handwerker kannten, konnte es eventuell verstörend wirken ihn nun so zu sehen. Die Schultern bebten. Sie hat die Nachricht nur überbracht. beruhigte er sich innerlich doch es fiel ihm schwer. Die Hände hatten sich erneut um die Tischplatte gelegt und es dauerte einige Augenblicke bis er mit einer kalten, beinahe schneidenden Stimme sagte.

„Habt Dank.“ er klang wütend? Enttäuscht? Aber dennoch ehrlich. Was hatte ich auch erwartet. „Verzeiht. Ich hatte damit gerechnet. Allerdings ist es immer schwer, wenn sich Gewissheit einstellt. Habt Dank für die Namen.“ er schüttelte den Kopf und entspannte sich langsam. Die Schultern sanken hinab. „Es ergibt keinen Sinn mehr, weiter in der Vergangenheit zu wühlen. Sie sind alle vernichtet.“