[1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

[Benjamin]

Er darüber gegrübelt, lamentiert und die Idee schlussendlich doch verworfen, dass es möglicherweise ein Fehler gewesen war den sie begangen hatten. Und ehe er sich versah war er auch schon auf dem Weg nach Genua. Mit übermenschlich schnellen aber doch präzisen Schritten sprang er über Stock und Stein ins Tal hinab in Richtung Genua und kletterte kaum eine Stunde später über eine der niedrigeren und weniger bewachten Stellen der Genuesischen Stadmauer. Er musste sie sehen, hatte soviel was er mit ihr teilen wollte.

Ungesehenen Schrittes bahnte er sich seinen Weg durch die engen Gassen in denen sich nur noch Seefahrer und Händlervolk und Halsabschneider um diese Uhrzeit herumtrieben. Einige Minuten später stand er schon auf den Treppen des Turmes vor den zwei Wachmännern die ihn mittlerweile durchaus hätten erkennen können und erfragte ob sie drinnen Bescheid geben würden. Benjamin. Er wäre zwar nicht angemeldet aber hoffentlich erwünscht.

[Angelique]

Ein Wachmann ging in den Turm hinein und kehrte alsbald mit der, wie üblich, wenn sterbliche Söldner im Turm waren, als kleiner Page verkleideten Angelique.

Die freute sich sehr, ihren assamitischen Freund zu sehen, und schloss ihn sogleich in eine innige Umarmung. Gut, es war eher ein Umarmen seiner Körpermitte durch das unterentwickelte untote Mädchen.

"Benjamin, schön dich zu sehen! Komm hinein, ein Kämmerchen, in das wir uns zurückziehen können, ist bereit."

[Benjamin]

Er erwiderte ihre innige Umarmung und gab ihr einen Kuss auf den unter der Pagenkleidung versteckte blonden Schopf. Er hatte ein Strahlen auf dem Gesicht und wirkte zwar weniger menschlich wie bei ihrem letzten Treffen dafür aber ausgeglichener. Es war eine ruhige, gefestigte Aura die ihn umgab, eine Aura wie nur jene sie hatten die mit sich im reinen waren. Nach ihren Worten nickte er ihr zu und sie verschwanden im Turm.

"Ich habe oft an dich gedacht." gab er schüchtern und mit leiser Stimme zu. "Es gab und gibt sovieles was Ich dir erzählen muss. Ich habe zwar meinen Liktorenposten verloren aber damals etwas viel wichtigeres wieder bekommen. Freiheit. Ich sehe endlich klar. Ich hoffe dass Fortuna dir ebenso gesonnen war." beim erklimmen der Stufen streifte sie sein Blick und in seinen Zügen zeichnete sich unverkennbar die Wurzel aller Selbstzerstörung ab. Hoffnung.

[Angelique]

Sie drehte sich zu ihm um und legte ihm ihren kleinen Finger auf die Lippen.
Sie lächelte irgendwo zwischen süßer Unschuld und kaum unterdrückter Leidenschaft, was eine irritierende Kombination bei einer sscheinbar so jungen Maid war, die noch dazu als blonder Knabe verkleidet war.

"Weniger reden, mehr erkennen!" lachte sie fröhlich und zog ihn zu dem Bett ihres Turmherrn.

Erst viel später, als sie sich kostbares rotes Nass von den schmalen Lippen wischte und voll Andacht von den Fingern lutschte, hauchte sie als Antwort auf seinen letzten Satz:
"Jetzt schon."

Sie schmiegte sich an seinen Leib, während sie die Sterne aus dem Fenster betrachtete.
"Erzähl!"

[Benjamin]

Er hatte diesen Moment kommen sehen, hatte eine Ansprache vorbereitet gehabt. Dass es zu gefährlich für sie beide war und dass es verantwortungsvoller sei diesen Schritt nicht noch einmal zu gehen. Binnen weniger Augenblicke war seine Résistance dahin und auf sein Gesicht war irgendetwas zwischen lüsterner Begierde und Entzückung zu erkennen. Wie hätte er ihr denn überhaupt etwas abschlagen können.

„Versprich nichts was du nicht auch bereit bist einzulösen.“ hauchte er ihr noch fordernd ins Ohr.

Erst viel später fuhr er ihr mit der Hand liebevoll durchs Haar während sie sich an ihn schmiegte. „Sagt dir der Begriff unstetes Blutsband etwas?“ fragte er mit einem Unterton der darauf hindeutete dass es hier eine Warheit zu entdecken gab, ein Rätsel was es zu lösen galt. Er wusste dass sie Rätsel liebte.

[Angelique]

Sie schaute ihn neugierig an. "Nein, den Begriff höre ich zum ersten Mal. Ist es eine Verwässerung des Banns, der entsteht, wenn man das Blut eines der Perfecti gekostet hat und ihn meidet? Das würde ich aus Erfahrung kennen.
Wenn es aber ein magisches Geheimnis ist, das den Bann zu schwächen weiß, will ich mehr darüber wissen."

Sie neckte ihn spielerisch. "Warum weisst du solche Sachen? Hast du Angst, meine Zuneigung würde umschlagen?"
Die kleine Vampirin zeigte ihm lang und ausgiebig ihre Zuneigung.

Wieder das Blut von den Lippen wischend, sagte sie mit dieser Engelsstimme, die zu dem was gerade geschehen war nicht so recht passen wollte:
"Das passiert nicht. Mein Herz verschenke ich zwar freigiebig, bin dann aber absolut treu bis zum jüngsten Tag. Jeder meines Harems ist mir auf seine Weise der Teuerste. Und das zeige ich ihm oder ihr gerne."

[Benjamin]

Benjamin schüttelte energisch den Kopf und lächelte. "Nein nein, Ich habe keine Angst deine Zuneigung würde umschlagen!" er setzte sich auf und beugte sich zu ihr bevor er danach seinen Rücken an der Wand anlehnen würde. "Ich weiß dass du nie jemandem der dir lieb und teuer ist absichtlich schaden wollen würdest." sagte er leise, wenige finger breit neben ihrem Ohr. Dann wurde seine Stimme noch leiser und er flüsterte kaum hörbar etwas in das Ohr des Mondenkindes.

Als er sich schlussendlich zurücklehnte. "Kennst du Legenden oder Geschichten über die Entstehung von Blutseiden meine kleine Artemis? Ich habe viel überlegt und dachte wenn jemand von solchen Dingen weiß dann am ehesten du." sein Lächeln war herzlicher geworden, aber auch die ganze Zeit seit seiner Ankunft nicht gewichen.

[Angelique]

Angelique überlegte bei der Frage, nachdem sie ausgiebigst begonnen hatte, die geflüsterten Theorien in die Tat umzusetzen - und sei es nur um ihrer beider Vergnügen willen.

"Hm, die Ältesten horten eifersüchtig solches Wissen und man muss es sich mühselig über den Umweg sterblicher Legenden holen.

Aber höre dies: All die feinen und subtileren Zauberkünste des Blutes lehrte den Kain einst Lilith, die erste Frau Adams, so glauben die Juden.
Und diese wiederum zeugte das Shedim-Geschlecht der Lilin, welche die Römer Succubi nannte,
Deren Zaubermacht liegt darin, Sterbliche wie Unsterbliche in Liebe zu ihnen entbrennen zu lassen.

Meine Vermutung - kein htes Wissen - ist, dass Kain diese Succubus-Kunst in sein Blut wob, damit er immer Kontrolle über seine Nachkommen hat.
Dass dieser Bann aber gebrochen werden kann und von den Ältesten auch wurde, davon zeugt die Freiheit und Unabhängigkeit der einzelnen Familien. Kein Wunder, dass sie Angst haben, ihre Nachkommen würden ähnliches Wissen erlangen."

Sie fuhr fort, besagte Lilith zu imitieren - und in deren größten Sünde in der Augen Adams.

[Benjamin]

"Mehr als zwei..." raunte Benjamin dem kleinen Succubus ins Ohr, seine Stimme hatte ein gewisses Grollen. Statt zuzuhören ließ sie sich ständig ablenken und eine gewisse Anspannung machte sich in seinen Muskeln breit. Er war nicht wütend, aber Respekt vor dem Geheimnis was er gerade geteilt hatte sah anders aus.

Seine Hand packte ihr Kinn und zog sie, nicht aggressiv aber bestimmt nach oben. "Hast du mal versucht dich dabei zu konzentrieren kleiner Mond?" legte er mit fordernder Stimme nach. "Du besitzt von allen Neugeborenen die Ich jemals kennengelernt habe das reichste Wissen, was denkst du wie können die unsrigen Erlösung erlangen?" bevor sie jedoch antworten konnte fuhr er seine Fangzähne aus und presste sie durch die dünne Haut des kleinen Nackens von Angelique.

[Angelique]

Nach diesem kleinen Tod, den er ihr bereitete, war sie komplett durch Wind,

"Hm? Hmhm", brachte sie hervor. "Erlösung kann es nur geben, wenn wir uns wieder auf unsere Aufgabe als Mittler zwischen GOtt und den Menschen besinnen. Solange noch dieser Abschaum an der Macht und in der Mehrheit ist, die nur an sich denken, ist Erlösung nur ein Traum und dem Demiurg herrscht, bis die Welt an Geld und Höllenhitze erstickt."