[1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

[Benjamin]

Benjamin streichelte ihr sanft den kleinen Kopf. „Ich habe ein Frage, verzeih wenn Ich dir damit vor den Kopf stoße.“ fängt er dann behutsam an ein für ihn fühlbar unangenehmes Thema anzuschneiden.

„Ich weiß nicht ob du es schon weißt, aber nachdem Ich meines Amtes enthoben wurde, wurde mir eine neue Aufgabe gegeben. Ich soll die Blutjagd nach Brimir zu Ende bringen. Du kennst ihn noch von früher… Habt ihr noch … Kontakt… und wäre es schlimm für dich wenn … Ich ihn vernichten müsste?“ er hatte sichtlich Mühe die richtigen Worte zu finden.

[Angelique]

Angelique lächelte milde. "Brimir ist ein Ascomanne, ein Vorfahr der Normannen, denen ich mich so verbunden fühle. Er lehrte mich seine Kultur. Ich habe bereits über sein Verhängnis gesungen, sehr zum Missfallen Aurores, denn das macht ihn unsterblich in seiner Gesellschaft. Männer sterben, sie leben aber in den epischen Liedern weiter.

Wenn du es schaffen solltest, diesen mächtigen Draugr wirklich zu besiegen, würde er voller Ruhm in das Reich seiner Ahnen gehen. Er fürchtet den Tod nicht. Das solltest du wissen.
Und er ist listenreich wie sein Götze Loki und stark wie sein Götze Thor.

Ich wäre traurig, denn mit ihm wird ein lebender Zeuge einer untergegangenen Zeit ihr folgen.
Aber schlimm wäre es nicht, denn sein Schicksal würde sich erfüllen und ein epischer letzter Kampf wäre ihm recht.
Selbst ein listiger Hinterhalt würde nur zeigen, wie sehr er gefürchtet wird."

Sie lächelte nicht mehr, als sie noch hinzufügte: "Du wirst auch Teil dieses Liedes werden. Ich kann aber nicht sagen, ob es die letzte Strophe sein wird."

Dann sang sie erneut das Lied des Brimir.

[Benjamin]

Benjamin nickte und lauschte andächtig ihrer Stimme schlussendlich schaffte er es sich ihrem einnehmenden Bann soweit zu entziehen dass er wieder in der Lage war zusammenhängende Sätze zu bilden. "Gut, Ich will nur nicht der Grund für deine Tränen sein kleiner Mond. Jedes Zeit ist irgendwann abgelaufen. Bei manchen früher... bei manchen später. Seine Tage waren gezählt als er all die Sterblichen mit ins Verderben gerissen hat während den Nächten. Ich werde seiner erinnern aber Ich werde kein Mitleid empfinden, denn seine Seele wird dort sein wo sie immer hinstrebte. Oder...." irgendeine Eingebung musste ihm gerade gekommen sein, es sah aus als ob er sich an etwas erinnern würde, dann schüttelte er jedoch den Kopf.

"Ach egal, es will mir einfach nicht einfallen. Weißt du denn, dass es auch Brimir war wegen dem es damals überhaupt dazu kommen konnte, dass du die höchstverehrte gefunden hast.... keine Angst Ich habe natürlich mit niemandem darüber geredet." versicherte er ihr schnell anfügend. Hoffentlich dachte sie nicht er hätte sie ausspioniert.

[Angelique]

Die Kleine lächelte. "Ich glaube nicht, dass alle Seelen fort sind. Wie es in 3.Mose 17:14 heißt:
Denn des Leibes Seele ist in seinem Blut, solange es lebt.
Wenn die Seele im Blut ist, so bleibt ein Teil von ihr in uns am Leben. Und so wird es auch mit den Seelen von den Unseren sein."

Sie hatte keine Ahnung von den düsteren Geheimnissen der Diablerie, doch durch ihre bloße Bibelfestigkeit war sie solchen Geheimnissen nahe, die junge Vampire lieber nicht wissen sollten.

Sie seufzte. "Immer wenn ich von jemanden trinke, glaube ich, rette ich einen Teil der Seele vor dem Tod, indem ich ihn in mir verwahre."

Wie naiv und doch der düsteren Wahrheit, die der Klan der Mörder seit Alters her kannte, so nahe.

Zu der Sache Brimir meinte sie aber irritiert: "inwiefern? Wie hat Brimir dafür gesorgt, dass ich Aurore fand? Ich habe alle meine Künste und meinen Scharfsinn aufgewandt, um sie zu finden und zu retten?"

[Benjamin]

Benjamin musste unvermittelterweise Lachen. "Das hast du, da bin Ich mir sicher!" er strich ihr liebevoll mit dem Zeigefinger am Kinn entlang. "Außerdem glaube Ich, dass es vor allem du warst auch wenn andere gerne etwas anderes behaupten und gewisses Blut in Mailand gerne Dinge für sich beansprucht die ihnen vielleicht auch glücklichererweise in den Schoß gefallen sind als sie zugeben wollen." er schaute sie feixend, verschwörerisch an und zwinkerte.

"Was ich meinte ist, dass er damals an dem Pakt beteiligt war der dafür gesorgt hat dass Aurore überhaupt entführt werden konnte. Er hat sie damals verraten, zusammen mit Acacia und den Anderen." interessiert blickte er Angelique bei diesen Wort direkt entgegen. Wusste sie schon davon?

[Angelique]

Sie wirkte nicht im Mindesten überrascht.
"Acacia hat bekommen, was sie verdient hat", meinte sie kalt. "Und vermutlich erntet Brimir auch nur, was er selbst gesät hat."

Weicher fügte sie hinzu: "Aber die Liebe zwischen den beiden habe ich immer bewundert, selbst wenn es die von Samsom und Delilah oder Antonius und Kleopatra war, die beide in den Untergang zog."

Oder die zwischen einem Assamiten und eine Malkavianerin hätte man hinzufügen können.

[Benjamin]

Benjamins Ohren waren spitz geworden. "Acacia und Brimir liebten sich? Hatten sie ein Blutsband zueinander?!" fragte er mit einer gewissen Neugier in der Stimme. "Und ja in gewisser Weise erntet er was er gesät hat... Aber werden wir das nicht alle irgendwann. Oh mein kleiner Mond, manchmal frage Ich mich ob wir alle irgendwann unweigerlich unsere Visionen verraten werden und zu dem werden was wir heute verabscheuen?" er seufzte und legte seinen Kopf bewusst oder unterbewusst in ihren Schoß während er zu ihr aufblickte und ihren Vergleich damit nahezu vervollständigte.

[Angelique]

"Ich glaube schon", sagte Angelique sinnierend, während sie sein Haar streichelte. "Beide scherten sich, denke ich, einen Dreck um die Konventionen nichtiger, kleingeistiger Höfe voller paranoider Megalomanen. Ich bewunderte beide, selbst wenn ich gerade Acacia nicht mochte."

Sie lächelte sanft und küsste ihn. "Nein, ich glaube nicht an unweigerlichen Verrat an den eigenen Idealen. Wäre dem so, wäre alles voll von sabbernden Dämonen, die ihrer inneren Bestie nachgegeben haben und nur für sich blieben. Allein die Sehnsucht, sich mit Unsereins abzugeben, zeugt von der Humanitas, die selbst die Zynischsten nicht ablegen können."

[Benjamin]

"Und am Ende wurde sie trotzdem in die Enge getrieben, von Lydiadas benutzt und dann achtlos weggeworfen. Was waren ihre letzten Gedanken bevor sie vernichtet wurde? Hat sie das bereut was sie getan hat als ihr klar wurde dass dies ihre letzten Momente sein würden? Hat Brimir wegen ihr blutige Tränen vergossen? Waren sie in der Endgültigkeit dieses Momentes wieder... menschlich?" sinnierte er während seine Hand ihr Handgelenk entlang fuhr.

Er erwiderte ihren Kuss und seine Hand wanderte von ihrem Handgelenk weiter zu ihrem Nacken. Als sie voneinander abließen und Angelique ihren Satz beendet hatte antwortete er ihr abermals seufzend. "Ich frage mich das seit Sizilien, seit Anatol, der Sänger von Manzil Alqame..." er brach kurz ab, seine Stimme hatte ihm den Dienst verweigert und sein Unterkiefer mahlte. "... er war nicht das was Ich dachte dass er sein würde. Ich dachte gerade wir wären anders... wir würde für die Menschen kämpfen. Doch selbst mein Blut scheint es nur nach mehr Blut und Seelen zu gieren. Er sitzt dort in seinem Turm. Konsolidiert Macht und behauptet er würde es für jene von uns tun die mit dem Messer sprechen. Hikmat Dume. Er sagte zu mir dass sei Unser Weg. Aber woher weiß er selbst dass er richtig liegt? Du kommst aus einer Linie von Orakeln mein kleiner Mond. Woher weißt du dass du richtig liegst? Woher wissen deine Ältesten dass sie richtig liegen wenn sie die Zukunft sprechen? Oder nutzen sie die Zukunft doch am Ende nur als Entschuldigung eben jene nach ihrem Abbild zu formen?" in seinen Augen konnte man das Feuer und die Wut aufblitzen sehen die er auf den Alten seines Clans zu haben schien.

[Angelique]

Angelique kicherte. "Ja, das kenne ich gut. Eine ähnliche Unterhaltung hatte ich mit meiner Groß-Sire. Sie warf mir vor, schlecht zu interpretieren.

Ich musste meine Zunge hüten, ihr nicht zu sagen, dass das Interpretieren nicht unser Geschäft ist. Orakel interpretieren nicht selber, das müssen die Entscheider machen. Machen sie es trotzdem, maßen sie sich Kontrolle über das Schicksal an. Wir mahnen, warnen oder zeigen günstige Wege. Wir erschaffen keine sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.
So sollte es zumindest sein, aber ich habe auch meine Zweifel, ob das alle so sehen.

Ich weiß in meinem Herzen, ob meine Weissagungen richtig sind oder nicht. Da muss ich mich auf mein Gefühl verlassen, denn mein Leben ist ein einziges Nachtmahr. Ich weiß nie, wann die Visionen und Träume enden und wo die materielle Wirklichkeit anfängt."