[1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

[Juni '22]
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Benjamin
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin ließ zärtlich von ihr ab und lächelte sie an. "Denkst du wirklich das unsere Art eigentlich vom Herrn auserwählt wurde mein kleiner Mond?" seine Augen hatten etwas zweifelndes aber zugleich auch hoffnungsvolles. "Und welchen Abschaum meinst du?" in seiner Stimme war keine Zweideutigkeit zu finden, sondern klang eher wie eine ernst gemeinte neugierige Frage.

"Ich wollte dich um etwas bitten." er war für einen kurzen Moment still, so als koste ihn die Bitte durchaus Überwindung. "Ich würde gerne die gesamte Schrift kennen. Ich kenne einiges aber gefühlt immer noch zu wenig." er schaute ihr erneut mit einem lächeln auf den Lippen in die Augen. "Ich vermag auch schon Latein zu sprechen und zu lesen." Er hörte sich ein wenig so an als wolle er vermeiden dass Angelique denken könnte er wäre dumm und wüsste nichts.
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Angelique
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

"Frag lieber, welche nicht. Die Liste wäre kürzer."

Sie lächelte. "Die ganze Schrift zu kennen, ist nicht so leicht. Egal, was gesagt wird, es gibt sogar Unterschiede drastischer Natur allein zwischen der Septuaginta und der Itala. Nur als Beispiel heilt JEsus in der Itala den Diener eines Zenturio, in der Septuaginta ist das eigentliche Wort nicht Diener, sondern Lustknabe.

Und es gibt natürlich all die Apokryphen, die Menschen gewagt haben, als unwert zu erachten, Eingang in die Schrift zu finden, während sie zugleich alberne, billige politische Pamphlete wie die Offenbarung aufnahmen.
Aber die Schrift in Latein zu studieren, wäre ein guter Anfang."
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Benjamin
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin schaute kurz ausweichend zur Seite, er kannte viele der Dinge nicht von denen sie sprach, die Stellen, die Vergleiche die Sie anstellte und es war ihm definitiv unangenehm. "Dann das von dem du denkst dass es wichtig ist?" fragte er unsicher. Sie war wirklich schlau... und sie konnte sich so viel merken! Liebevoll strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
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Angelique
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

Sie lächelte liebevoll.
"Ich kann sie dir auch vorlesen und übersetzen."

Sie sang leise eine Rezitation aus dem Hohelied Salomons und schaute ihm dabei mit ihren Rehaugen an:
"Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein. Köstlich riechen deine Salben; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Mädchen. Zieh mich dir nach, so wollen wir laufen. Der König führte mich in seine Kammern. Wir wollen uns freuen und fröhlich sein über dich; wir preisen deine Liebe mehr als den Wein. Mit Recht lieben sie dich.

5Ich bin schwarz und gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Teppiche Salomos. Seht mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Söhne zürnten mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet.

Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhst am Mittag, damit ich nicht umherirren muss bei den Herden deiner Gesellen."

Es war vielleicht eines der süßesten und zugleich höchst anregenden Lieder, die er je gehört hatte. Es war, als legte sie ihr Herzblut hinein.



Charisma + Vortrag: Singen
— heute um 17:58 Uhr
@🌜 Angelique (Olaf) I rolled 7d10 for you which resulted in 48.
Results: 7 7 8 10 5 8 3.
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Benjamin
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Er hörte ihr andächtig zu, sein Blick war von ihren Lippen gefangen. Ihre süße, kindliche Stimme hatte ihn vollständig in ihren Bann gezogen. Er wollte diesen Moment einfangen, aber realisierte dass er dann nichts mehr wert wäre. Das kostbarste an diesem Moment war das er vergänglich war und so hörte er weiter zu, versuchte sich jede Locke ihres Haares einzuprägen, jede Verästelung in ihrer Iris. Als sie geendet hatte grinste er.

"Das war wunderschön...

Es erinnert mich eine Sage aus der Heimat meines Clans. Sie heißt Laila und Madschnun." sagte er und begann auf arabisch die Worte widerzugeben.

"Madschnun kommt nach langen Suchen endlich an das Haus der auf ihn wartenden Laila und klopft.

Sie fragt: "Wer ist da?". Madschnun antwortet: "Ich bin es, Dein Geliebter, der dich so ersehnt, öffne die Tür, damit wir uns endlich vereinen können!".

Doch die Tür bleibt verschlossen. Immer wieder versucht er es mit gleichem Misserfolg.

Madschun begibt sich daraufhin auf eine Reise in sein Inneres, bis ihm endlich die Erkenntnis gereift, und er kommt wieder an die Tür und klopft.

"Wer ist da?". Nun antwortet er "Du bist da", und die Tür geht auf.

Man kann so viel in solchen Worten und Geschichten finden, als nur ihre einfach Bedeutung. So ist es auch bei deinem Lied oder?" fragte er sie auf dem Bauch liegend den Kopf auf seinen Händen abgestützt.
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Angelique
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

"Madschnun", echote die Kleine schließlich lange, nachdem er geendet hatte.
"Das heißt der Besessene in Sprache der Sarazenen. Liebe, die schönste und zugleich schrecklichste Art der Besessenheit."

Sie krabbelte näher zu ihm und starrte ihn aus ihren großen Rehaugen an.
"Erzähl mir mehr von den beiden. Ich will alles darüber wissen."

Die Namensähnlichkeit zu Malkav konnte kein Zufall sein.
"Bei den Sarazenen, so hörte ich, heißt mein Stamm Bay't Majnoon. Ich sehe Wahrheiten in dieser alten Geschichte. Ich muss mehr darüber wissen!"

Instinktiv und verloren in Leidenschaft, die Worte nicht ausdrücken konnte, wusste sie bereits den Kern der Geschichte. Madschnun und Leyla waren eins, untrennbar, so wie die beiden Kainiten es nun waren.

Noch während sie sprach, strebte sie danach, wie Salmakis mit Hermes eins mit ihm zu werden.
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Benjamin
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Geschickt ließ Benjamin die kleine Malkavianerin an sich hochklettern nur um sich im letzten Moment wieder umzudrehen, sodass sie auf seinem Rücken lag. Dann schmunzelte er und lachte in sich hinein. Erst die Geschichte, dann das Vergnügen. "Nicht so schnell junge Dame..." fügte er weiter grinsend noch hinzu.

"Es gibt mehrere Deutungen der Geschichte über die Jahre wenn Ich mich richtig erinnere. Ich sage aber vorweg. Ich gebe nicht viel auf die Meinung der Ashirra. Auch wenn sie sicherlich einige gute Dinge in der Welt bewirkt haben. Übermäßiges Missionieren stellt auch immer eine Gefahr dar und führt oft zu fehlgeleiteten Schritten durch die Nacht. Jene die missionieren versuchen dies auch oft bei Menschen und je weniger wir mit den Seelen ebenjener zu schaffen haben desto sicherer ist es für sie. Aber wieder zurück zur Geschichte. Sie steht einerseits für die Auflösung der Seele, die Ergebenheit des Menschen und die Erfüllung in der Einheit mit Gott, wobei Madschnun den Menschen symbolisiert und Laila das Göttliche. Andererseits kann es aber auch die Auflösung des Selbst in der Einheit der Liebe sein die gemeint ist. Je nachdem wer die Geschichte deutet. Eine schöne Vorstellung nicht wahr?" er drehte sich wieder um, sodass sie nun sein Gesicht wieder sehen konnte.

"Laila heißt in der Sprache der Sarazenen auch die Nächtliche und wird auch synonym für den Mond genutzt... Wenn Ich so über deine Worte nachdenke, könnte diese Geschichte tatsächlich einen Ursprung einerseits im Streben der Menschen nach Gott, aber genauso gut in einem oder einer deines Blutes haben..." ihre Worte schienen ihn wirklich zum nachdenken angeregt zu haben. Aber wohl nicht nur zum nachdenken...
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

"Da hast du recht", stimmte sie zu. "Je weniger wir auf Menschen Einfluss ausüben, desto besser."

Sie war etwas abgelenkt von ihrem Vorhaben, eins mit ihm zu sein, als er seine Interpretation der Geschichte zum Besten gab.
"Hm, ja, das klingt nach den persischen Wurzeln im Dualismus der Manichäer oder das Zoroastrismus.
Ja, das würde passen und kommt meiner eigenen gnostischen Weltsicht nahe.
Diese Geschichte hat viele Ebenen. Das gefällt mir."

Sie war dabei sehr spielerisch und zärtlich zu ihrem Geliebten, während sie so tiefsinnig parlierten. Es wirkte wie ein Hetärengespräch der Antike, wo gebildete Mätressen auf höchstem Niveau mit ihren Gespielen philosophierten.
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Benjamin
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Seine Hand fuhr zärtlich über ihre Wange während er weiter von unten zu ihr hinaufschaute. "Leben wir nicht jeher in einer Welt des Dualismus. Gut und Böse, Echt und Falsch, Krieg und Frieden, Aktio und Reaktio? Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht. Wenn das was Ich erfahren habe wirklich wahr ist, wenn wir uns von den Ketten eines Bandes lösen könnten, was uns ungewollter Weise geißelt, sollte es dann auch nicht möglich sein eine Reaktio zu versagen? Den Dualismus aufzulösen und lediglich Aktio, Eins zu sein? Was wenn unsere Schritte nicht mehr vorherbestimmt wären? Wenn wir die Kausalität dieser grausamen Welt ablegen könnten?" sinnierte er so vor sich hin während er ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr strich.

"Weswegen Ich aber an die Geschichte erinnert war von deinen Worten ist ein Gedicht über die beiden.

Schöne Mädchen gab es in Madschnuns Zeit,
Die schöner waren als Lailas Schönheit,
Aber nicht Madschnuns Geliebte sie waren.
Man sagte zu Madschnun dem Narren:

„Es gibt schönere Mädchen als Laila; wir bringen sie dir!"
Er antwortete: „Nun, nicht um der Form willen Laila ist lieb mir.
Laila ist nicht Form. Laila ist wie ein Becher in meiner Hand,
aus dem ich Wein trinke, mit dem ich mich verband.

Denn ich liebe den Wein, den ich aus ihm trinke allein.
Ihr blickt nur auf den Becher und wisst nichts vom Wein.

Wenn man mir einen edelsteinbesetzten goldenen Becher gibt,
in dem Essig oder etwas anderes als Wein – was sollte ich damit?

Ein alter zerbrochener Kürbis, in dem ist Wein,
ist in meinen Augen besser als ein, nein,
als hunderte solcher Becher." er lächelte, sich wohl bewusst über die alte Bedeutung des Weines in Geschichten und Gedichten wie diesem. In ihrem Kern waren sie alle eine Ode an die Liebe.
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Re: [1070] Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal ... [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

Angelique sagte nichts zu diesen weisen Worten und der Ode selbst.
Sie war einfach nur da und ganz Angelique oder besser Marie.

Sie war einfach nur ein Mädchen, untot oder nicht, das im Moment leben wollte.
Vielleicht war das bereits das Überwinden des Dualismus. Zumindest war es das Überwinden ihrer eigenen Abhängigkeit von Vorbestimmung und selbsterfüllenden Prophezeiungen.
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