[1070] schwarze Schatten, weiße Knochen [Genotin, Giada] [Die Kunst des Wettkampfs]

[Genotin]

Die Augen des Söldners ruhten einen Moment auf dem Rosenkranz an Giadas Seite. Dann wanderten sie einmal durch das Rund des Pavillons, als würden sie nach denen suchen, die seine Gesprächspartnerin gerade angesprochen hatte.

"Es ist nicht schwer, die Unzufriedenen zu finden."

Genotin rieb sich nachdenklich das Kinn.

"Meist schreien sie ihre Unzufriedenheit hinaus in die Nacht. Und manchmal scheint die Unzufriedenheit geradezu ... angeboren."

Sein lippenloser Mund verzog sich zu einem Grinsen. Es folgte ein kurzes Röcheln, bevor Genotin fortfuhr.

"Der Clan der Gelehrten zum Beispiel. Ich habe in der kurzen Zeit schon ein paar Unzufriedene erlebt, die nachts auf dem Markt schreiend gegen die Obrigkeit zu Felde ziehen. Wie halten sie es hier in Genua?"

In seiner Stimme klang weder Abneigung noch Zustimmung mit. Es schien wie eine nüchterne Erkenntnis, geboren aus Vorurteilen und dennoch bestätigt in den Erfahrungen seiner kurzen Existenz.

[Giada Salvaza Rossi]

“Es gab in der Vergangenheit wohl mehr von ihnen in dieser Domäne”, bemerkte Giada. “Doch in diesen Nächten sind es zwei: Die verehrte Ancilla Charda, welche eine ausgerufene Blutjagd anführt, und der werte Gabriel Ducas.” Bei der Nennung des letzten Namens deutete sie in einer knappen Geste hinüber dorthin, wo der Brujah stand.

“Ich habe ihn nicht als einen Unzufriedenen oder Aufrührer kennen gelernt sondern als einen Künstler. Doch das alte Blut der Gelehrten kann sie wohl zu so mancher Passion treiben, im Guten wie im Schlechten.” Giada hob die rechte Augenbraue an. “Doch wer von uns ist davon völlig frei?”

[Genotin]

Genotin folgte der Geste von Giada und fixierte den Gezeigten. Seine Augen schienen den Brujah fast durchbohren zu wollen. Auf Giadas Frage folgte eine Pause. Dann wurde Genotins Blick etwas weicher.

"Manchmal vergesse ich, dass hier in Genua zur Zeit kein Krieg herrscht. Und manchmal sieht der Krieger in mir Feinde, wo keine zu finden sind."

Der Versuch eines Lächelns scheiterte an dem zerstörten Gesicht des Söldners, wirkte aber dennoch angemessen aufrichtig.

"Ihr erwähnt eine Blutjagd. Befindet sich der Gesuchte hier in Genua? Könnt ihr mir darüber mehr erzählen?"

[Giada Salvaza Rossi]

“Nur, weil ein Krieg nicht sichtbar und mit Männern in Waffen ausgeführt wird, heißt dies nicht, dass er nicht geführt wird”, bemerkte Giada. Sie sah auf die Waffenhand ihres Gegenübers hinab und dann wieder auf. Bei dieser vielleicht doch eher kryptischen Bemerkung beließ sie es jedoch und meinte:

“Die Blutjagd wurde ausgerufen bevor ich selbst hierher kam. Sie geht auf den einstigen Blutvogt dieser Domäne, Brimir Bögvisson, Ancilla vom Clan der Bestien. Die verehrte Charda hat sich an die Spitze dieser Blutjagd gesetzt. Euren Beitrag zur Jagd solltet Ihr mit ihr zur Sprache bringen.”
Giada hob das Kinn ein wenig an. “Der Grund für die Blutjagd und der Eifer der verehrten Charda sind zweierlei, das Ihr selbst einschätzen lernen solltet. Mir selbst …steht es schlecht zu auf einem Abend wie diesem und aus Achtung gegenüber unserer wohlwerten Gastgeberin zu, viel mehr dazu zu sagen. Ich rate Euch zur Aufmerksamkeit.”

[Genotin]

Der Söldner zögerte etwas mit der Antwort. Dann folgte ein Räuspern und ein kurzes bestätigendes "mh". Noch einmal wendete er sich Giada zu.

"Seid bedankt für die wertvollen Informationen. Solltet ihr etwas benötigen, zögert nicht, euch an mich zu wenden."

Wieder verging ein kurzer Moment, in der Genotin beschäftigt war mit Röcheln und Räuspern.

"Es war ein interessantes und gutes Gespräch. Ich wünsche euch einen schönen Abend und die passende Zerstreuung in der passenden Gesellschaft."

Er nickte anerkennend und wartete dann noch höflich die Antwort Giadas ab, bevor er sich zum Gehen wandte.

[Giada Salvaza Rossi]

"Das war es in der Tat", beschied Giada. "Vielleicht sehen wir uns erneut, im Wettstreit auf einem einfacherem Schlachtfeld, dem Spielbrett. Ich wünsche Euch Erfolg für diesen Abend." Jemand wie sie wünschte keine Zerstreuung oder luftige Freuden. Jemand wie sie war nicht aus Vergnügen auf Zusammenkünften wie diesen.


Am Abend des Schachturniers kommen Genotin und Giada ins Gespräch und machen sich miteinander bekannt. Es folgt ein knapper Austausch, der wohl beiden neue Perspektiven auf den jeweils anderen und ein paar Vorkommnisse in Genua gibt.