[1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

[Juni '22]
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Das Tier hatte verloren. Es hatte sie nicht retten können, nicht überleben können. Es gab hier kein Blut, es konnte nicht einmal dieses Tier neben sich zerreißen um an das warme Blut zu kommen, das durch seine straffen Muskeln pulsierte. Sie gierten danach. Sie konnten es spüren und die Wärme die von dem Hengst ausging.
Frustriert jaulten sie auf. Es hatte verloren. Es zog sich zurück, vielleicht würden sie hier sterben, doch wenn es sie nicht retten konnte, vielleicht konnte es Toma noch.

Als Toma aus dem roten Nebel der Hungerraserei erwachte, der die letzten Minuten seit dem Kampf im Wald verborgen hatte, kam auch der Schmerz wieder, den die Wut des Tieres und seine Fokussierung auf Blut verdrängt hatte. Toma schrie so laut es ihre zerschundene Kehle überhaupt noch konnte. Alles brannte in ihnen, als hätten sie glühende Kohlen gegessen oder das Licht der Sonne getrunken.

Sie wussten nicht was ihnen passiert war, doch sie konnten es sich gut vorstellen. Benjamins Blut. Panisch und unter kläglichen jammernden Schmerzlauten schauten sie sich um, zu was sie kaum mehr fähig waren, als ihre Augen und den Kopf herumrollen zu lassen.

Sie sahen das Pferd und ein Funke von Hoffnung überkam sie. Aber auch Sorge. Warum war es hier? Wo war Johann? Warum war Johann nicht hier? Er hätte ihnen helfen können.
Aber sie hatten ihn weggeschickt, damit er von dem Vorfall berichten könne und Hilfe holen bevor sie in einer Gefangenschaft Benjamins womöglich in einem Blutsband geendet wären.
Doch wenn das Pferd hier war, dann hatte es Johann nicht weit geschafft.
Doch zuhause war ohnehin viel zu viele Stunden weg. Er wäre diese Nacht sowieso nicht wieder gekommen.
Nun gab es gar keine Chance mehr. Oder?

Sie betrachteten das Pferd und versuchten den Schmerz zu ignorieren, doch es erschien ihnen schier unmöglich. Ein Mensch hätte längst das Bewusstsein verloren. Doch sie nicht. Warum? Nicht einmal die ruhige Schwärze des starren Schlafes? Das war aber auch gerade nicht gut, sie mussten noch wach bleiben.

Das treue Tier sorgte sich um sie. Wie...rührend? Was ein Blutsband doch bewirken konnte...

Sie schauten es an und wünschten es könnte sie hinfort tragen, doch wie sollten sie auf dessen Rücken kommen? Sie versuchten nach es zu greifen, doch sie konnten kaum ihre Arme noch bewegen, es war als wäre jegliche Kraft aus ihnen gewichen, oder vielleicht war ihre Wirbelsäule auch zu sehr beschädigt worden, sie konnten auch ihre Beine nicht fühlen.
Sie hätten all diesen nutzlosen Balast los werden können, wenn sie noch etwas Blut gehabt hätten, doch in ihnen war nichts. Sie waren so vertrocknet und leer...und hungrig. Doch das war nun nicht wichtig, den Hunger konnten sie nicht stillen.

Sie mussten hier weg. Wo war Benjamin eigentlich? Warum hatte er sie nicht getötet oder gefangen genommen? Doch das brachte ihnen nun auch nichts, darüber nachzudenken. Sie waren allein hier. Sie und das Pferd und in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen.

Sie hatten schon so viele Stunden für den Weg hierher gebraucht und waren spät erwacht...es blieben kaum zwei Stunden der Nacht noch. Die Sonne würde sie vernichten...
Sie mussten sich verstecken...Es musste sie verstecken.

Sie blickten das Pferd an, das traurig seine Nase gegen ihre stupste. Es wollte helfen und konnte nicht oder wusste nicht wie.

Aber sie wussten etwas.

Sie verwandelten sich zurück in ihre menschliche Gestalt, die so zerbrochen liegen blieb, wie die des Zulo zuvor, nur kleiner, schwächer, weicher, nackt und hilflos.

Sie blickten in seine Augen und die beiden Tiere verstanden sich.
Mit rauer kratziger Stimme unter Schmerzen pressten sie fünf Worte raus:
"Wald. Grab. Loch. Vergrab uns."*


*Tierhaftigkeit 1
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Benjamin
Assamit
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Benjamin »

Er war nur noch ein paar Schritte weit weg von dem reißenden Ungetüm gekommen zu dem sich Toma verwandelt hatte. Panisch rannte er so schnell ihn seine Füße tragen konnten, ein paar Äste brachen unter seinen Füßen und das knacken verhallte im Wald. Er hörte seine Umgebung wie durch einen Nebel und gleichzeitig scharf. Das letzte was er wahrnahm war der entsetzte Schrei eines Vogels der das Baumdach druchbrach um dem Raubtier zu entkommen. Schlussendlich umfing ihn der rote Nebel und er wollte nur noch reißen, trinken, morden.

Als er wieder zu sich kam kniete er vor dem geschundenen und blutleeren Körper der Greisin. Er brauchte einen Moment bis er verstand was passiert war und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Es war ihm nicht gelungen die Bewohner des Dorfes zu beschützen, den Kampf mit Toma schnell genug zu beenden. Gleichzeitg beruhigte ihn aber auch der Gedanke, dass ihre Seele nicht befleckt worden war und sie wahrscheinlich durch die Trance nicht gelitten hatte als sie gestorben war.* Zumindest hoffte er das.

"Oh Großmütterchen, Ich hoffe du kannst mir vergeben und das Himmelreich erwartet dich mit offenen Armen. Ich werde für deine Seele beten." er nahm den trockenen Leib der alten Greißin in seine Arme, schloss ihr die Augen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn ehe er sie in ihr Bett legte und zudeckte. Dann stand er hastig auf und schaute sich um. Toma war noch immer irgendwo da draußen, und wenn dieses Monster immer noch wütete, oder zu Kräften gekommen war würden noch mehr Menschen sterben. Er nahm den Weg zur Tür mit schnellen ausladenden Schritten, und versuchte sich, für einen kurzen Moment im Türrahmen stehend, zu orientieren.

Er erkannt die Stelle an der er sich befand, er drehte auf dem Absatz wieder um und suchte an der Kochstelle der Hütte nach einem Messer oder etwas anderes dass er als Waffe nutzen konnte. Es dauerte nicht lange bis er in einem Korb mit allerlei getrockneten Pflanzen ein Messer fand welches wahrscheinlich zum abschneiden der Wurzeln genutzt worden war. Mit geübtem Griff steckte er dieses in seine Schärpe und sprintete aus der Tür. Es war dunkel geworden, die meisten Dorfbewohner hatten wahrscheinlich die Lampen in ihren Häusern gelöscht gehabt um nicht die Aufmerksamkeit des umherstreifenden Monsters zu wecken, doch Benjamin kannte das Terrain und den Weg und begann mit übermenschlicher Geschwindigkeit über Stock, Stein und Treppen den Weg zum Bergfried.**

Die Sonne bahnte sich unweigerlich ihren Weg, es hatte bereits eine leichte Dämmerung eingesetzt... viel Zeit hatte er nicht mehr...

Spoiler!
* Degenerationswurf gg.9
!roll 3d10
Benjamin (Adrian) Roll: [9, 7, 3] Result: 19 = 1 Erfolg

**Wahrnehmung+ Sportlichkeit gg.8 um trotz Nacht und Geschwindigkeit die Balance und Orientierung zu behalten.
!roll 7d10
Benjamin (Adrian) Roll: [10, 9, 9, 8, 7, 4, 1] Result: 48 = 3 Erfolge
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Il Cavaliere
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Il Cavaliere »

Das Pferd verstand seinen Herrn und suchte, fand Halt mit seinem Maul und hob Tomas nun wesentlich leichteren Leib an. Es trug ihn mit einer Leichtigkeit die keineswegs natürlich schien und trottete in den Wald hinein. Es suchte und suchte, immer tiefer im Wald, bis es eine geeignete Stelle fand. Es fing an zu scharren, zu graben im Wettlauf mit der Zeit. Waldboden, Nadeln und Blätter, weiche Erde und Wurzeln wichen starken Hufen...

Benjamin raste geradezu durch die nächtliche Landschaft. Als er den Kampfplatz erreichte, war die monströse Gestalt des Tzimisce fort. Überall waren noch Töpfchen und Spritzer vergifteter Vitae zu erahnen wo die Tzimisce zusammengebrochen war. Etwas entfernt, am Bergfried, war mehr Fackelschein auszumachen. Offenbar befand man sich in Aufruhr oder Alarmzustand.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Benjamin »

Der geübte Blick eines Jägers sammelte Erkenntnisse die er nutzen konnte um zu erkennen was passiert war. Die Dunkelheit die im Wald lauerte machte die Sache jedoch nicht einfacher und so brauchte er ein paar Momente bis Benjamin etwas verwertbares gefunden hatte.* Pferdespuren wie die des Gauls den Toma bei seiner Ankunft dabeigehabt hatte.

Er gab sich einen kurzen Moment zum verschnaufen, innehalten und nachdenken. Toma hatte kein Blut mehr in sich gehabt, und wenn er es doch gehabt hatte, so wäre es dumm ihm zu diesem Zeitpunkt, die aufgehende Sonne im Nacken, nachzusetzen. Es war sicherer und klüger, die Jagd für heute abzubrechen und Morgen weiterzumachen. Im allerschlimmsten Fall wäre es eine Falle in die er blindlings hineinlief. Nein das konnte er sich in der momentanen Situation nicht leisten.

Er zog das Messer hervor welches er vorhin aus der Küche der alten Vettel mitgenommen hatte und folgte den Spuren die er gefunden hatte noch vorsichtig einige Meter in den Wald hinein während er drei Bäume auf dem Weg mit dem Messer markierte dann drehte er auf dem Absatz wieder um und lief in zügigem Tempo in Richtung Bergfried. Als er kurz vor dem Tor war rief er mit fester Stimme. "Macht das Tor auf! Ich, Benjamin habe die Bestie verwundet und sie tief in den Wald getrieben, die Gegend ist wieder sicher!". Es dauerte einen Moment bis er schlussendlich eingelassen wurde.
Spoiler!
!roll 6d10 =3 Erfolge beim Spurenlesen gegen 7
Benjamin (Adrian) Roll: [10, 10, 8, 8, 5, 1] Result: 42
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma biss die Zähne zusammen und unterdrückte ein Schreien, als sein ganzes Gewicht an ihrem Arm zerrte, den das Pferd am Oberarm im Maul hatte und sie daran hochgehoben hatte. Sie hatten nicht gewusst dass Pferde so kräftig waren, doch wenn sie für Stunden einen menschlichen Körper tragen konnten, dann konnten sie ihn vielleicht auch für ein paar Minuten im Maul tragen oder es war ihr Blut, dass es stärker gemacht hatte.
Begleitet von unterdrückten Schmerzlauten baumelten sie durch den Wald und dankten Gott als es sie endlich wieder ab legte.

Während das Pferd grub, blickten sie zum Blätterdach empor, durch das ein paar wenige Sterne sichtbar waren. Würden sie die morgige Nacht erleben? Oder würde jeden Moment Benjamin wieder auftauchen und ihnen ein Ende machen? Oder sie mitnehmen? Würden sie in einem Kerker festsitzen müssen, bis sie gebrochen wurden und schließlich hingerichtet? Oder würde sie die Sonne einfach richten, wenn dieses Grab nicht tief genug würde oder zu spät oder sie wieder ausgegraben würden.

Argh…aber was brachte es über nicht geschehenes und ungewisses zu grübeln. Sie mussten nun einfach hoffen, dass sie hier sicher waren und dass sie Benjamin nicht finden würde.

Sie hätten es nie zugebene, doch sie hatten Angst davor. Angst vor dem finalen Tod.Sie hatten noch so viel zu entdecken und zu erforschen, vor allem jetzt da so viel möglich schien. Wäre das alles nun einfach vorbei? Und alles was sie erlebt hatten. Alles was sie waren?
Es war unheimlich. Vielleicht würde ihr kleiner Versuch Früchte tragen, vielleicht konnten sie diesem Schicksal entgehen, doch wie hoch waren schon die Chancen?

Als das Pferd fertig war und sie in das Loch geschoben hatte, bevor es die Erde wieder auf sie schieben würde, sahen sie es noch ein letztes mal an und sagten:

“Hol jene die dich füttern. Führ sie her.”

Dann schlossen sie einfach die Augen und ertrugen das Gefühl und den Geruch der fremden Erde, die über sie geschoben wurde. Das war auch nicht ihre Erde. Sie hatten sie nicht dabei. Es war fremd.
Doch immerhin war es sicher, vorerst.
Mit diesen Gedanken legte sich irgendwann die Dunkelheit um sie und versetzte sie in einen traumlosen, möglicherweise lange währenden Schlaf.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Il Cavaliere
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Il Cavaliere »

Während die erschöpften Kainiten sich der Ruhe des Tages hingaben, aus der einer von ihnen nicht mehr erwachte, war jener Tag ganz und gar nicht ruhig verlaufen. Benjamins Leute hatten sich wie befohlen aufgeteilt und ausgehend von seinen Markierungen begonnen den Wald zu durchkämmen.
Als der Assamit schließlich erwachte und sich hatte aufraffen können, hatte man ihm berichtet, dass man im Wald bei der Suche auf eine Gruppe Mönche gestoßen sei. Man habe sie beobachtet wie sie ein Lager errichteten und im Chor lateinische Hymmnen singen. Martino habe versucht Kontakt aufzunehmen, versucht zu erfragen warum sie hier seien, woraufhin einer der Mönche sagte ein Engel habe sie gesandt das Werk des Herrn zu tun.

Martino berichtete Benjamin, dass er seine Leute angewiesen habe in der Nähe der frommen Brüder zu lagern und zu beobachten. Wie von ihm angewiesen hatten seine Männer nicht ohne Benjamin unternommen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin bewaffnete sich nachdem er aufgestanden war mit Schwert und einer leichten Lederrüstung, steckte einen weiteren Dolch ein und machte sich mit einem ausgetauschten Fünfertrupp seiner Söldner auf den Weg. Martino entließ er in seinen wohlverdienten Schlaf, er ließ sich jedoch vorher noch einen Brief von ihm siegeln in dem der Freiherr seinen Segen zur Beschlagnahmung aller in seinem Wald gejagten oder geförderten Waren gab.. Den Söldnern war Benjamin bekannt, da er jener war der sie trainierte. Zwei von ihnen trugen kleine abgeschirmte Öllaternen. Und so machten sie sich auf den Weg um die in der Nähe der frommen Brüder lagernden abzulösen.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1070] Tödliches Blut [Benjamin, Toma]

Beitrag von Benjamin »



Benjamin hat Toma nach Pontedecimo eingeladen sodass sie besprochenen Versuche durchführen können. Toma hat ein ungutes Gefühl als er den Bergfried betritt irgendwas war anders als bei ihrem letzten Treffen. Die beiden einigen sich darauf den Rest am nahegelegenen Wald zu besprechen. Benjamin wirft Toma Verrat an ihm und an Genua vor. Es kommt zum Kampf, Benjamin gewinnt knapp aber hat sein Tier nicht mehr unter Kontrolle und fängt an zu rasen. Als er wieder zu sich kommt und zur Stelle des Kampfes zurückgekehrt ist, ist Toma nicht mehr da.
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