[1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

[Juni '22]
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"So... dies ist also tatsächlich der Nekromantiepfad des Verfalls. Tatsächlich war dies ursprünglich einer, den ich auch interessant fand. Einige Fähigkeiten daraus sahen praktisch aus, besonders im Kampf oder um diesen zu verhindern."

Ein wenig Nachdenklichkeit machte sich breit. Vielleicht war dies hier eine gute Gelegenheit.
"Welche Formen könnt ihr denn anwenden? Wollt ihr mich darüber etwas aufklären? Oder auch die anderen Bereiche, die ihr ansprecht. Es ist schwer zu sagen, ob ich etwas lernen möchte, wenn ich nicht weiss, was ich lernen könnte. Ihr versteht?"

Er schmunzelte.
"Meine Pfade befassen sich mit der Wiederbelebung toter Körper, geht aber darüber hinaus. Ausserdem beschäftigt er sich auch mit unserem Status, der Maske des Todes, die uns allen gegeben ist. Den Fluch kann man tatsächlich auch übertragen. Wusstet ihr das?"
Nun traten beim Lächeln die Fänge zutage und die Visage nahm dabei an Gefährlichkeit zu.
"Was Geister betrifft, so versuche ich noch dahinterzukommen, wie man mit ihnen kommunizieren kann. Aktuell ist mir dies noch nicht möglich, doch ich habe in etwa eine Ahnung oder einige Wege, dort weiterzuforschen."

Ein wenig stutzte er dann, musterte sein Gegenüber, den Krieger, erneut und winkte leicht ab.
"Kämpfen lernen wäre nicht von hoher Priorität. Ich wäre so und so im Kampf unterlegen, da andere dies besser beherrschen. Ich habe mich allerdings für Reisen und für das Ausweichen im Kampfe etwas vorbereitet. Die Haut gestählert."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Genotin »

"Sicher. Die bekannteste Form ist, eine Leiche in atemberaubender Geschwindigkeit verwesen zu lassen."

Er deutete auf den Leichnam auf dem Tisch.

"Wenn ihr mit dem Toten fertig seid, könnte ich es euch zeigen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind begrenzt aber zuweilen ungemein praktisch ..."

Die Erläuterungen zur Wiederbelebung toter Körper oder zur Übertragung der Maske des Todes schienen bei Genotin kein besonders hohes Interesse zu wecken. Als Nubis aber damit begann, von der Kummunikation mit Geistern zu sprechen, begannen seine Augen zu leuchten.

"Ich würde euch gerne bei euren Studien mit den Geistern unterstützen, sofern ihr das zulasst. Vielleicht ist es uns gemeinsam sogar vergönnt, die sagenumwobenen Tore zum Reich der Toten zu finden."

Dann wurde Genotin wieder nachdenklich.

"Kämpfen ist nicht alles. Wenn ihr mich an euren Studien teilhaben lasst und mir helft, meine Künste der Nekromantie zu verbessern, dann ..."

Ein krampfiger Husten durchschüttelte seinen Körper.

"... dann bin ich gerne bereit, mich zwischen euch und eure Feinde zu stellen."

Er zog den ledernen Handschuh von seiner fauligen Klaue und hielt sie Nubis entgegen.

"Es wäre ein weiterer Handel. Oder vielleicht auch ein Bündnis?"
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Eine Leiche verwesen zu lassen? Das nenne ich einmal praktisch. Kein Wunder, dass so manch Toter einfach so verschwindet...."

Er führte den Gedanken nicht weiter aus.

"Gerne schaue ich mir dies einmal an, wenn ihr so frei seid und mir dies zeigen mögt."

Zu den Toren der Toten oder den Geistern sagte er erst einmal nichts, denn das nachfolgende war um einiges wichtiger. Er blickte einen Moment die Hand des Königs an und runzelte die Stirn, was sich nur als kleine Falten zeigt. Deutlich lag aber die Frage im Tonfall.

"Ein Bündnis. Eine gute Idee, doch nehmt es mir nicht übel, dass ich nachfrage. Stellt ihr euch dann zu meinem Schutze oder für den meines Feindes dazwischen?"

Er schmunzelte etwas, denn tatsächlich war solch ein Handel unter Königen auch eine Frage der Auslegung mancher Worte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Genotin »

Selbst das zerstörte Gesicht Genotins konnte die offensichtliche Zufriedenheit nicht verbergen. Er deutete auf den Toten auf dem Tisch und wedelte mit der Hand, die nicht in Richtung Nubis ausgestreckt war, als würde er diesen wegwischen wollen.

"Ich lasse gerne die ... Reste verschwinden, sobald ihr fertig seid."

Dann legte Genotin mit gespielter Ernsthaftigkeit den Kopf zur Seite und schnalzte mit der Zunge.

"Ihr braucht von mir keine Spitzfindigkeiten erwarten. Ich schätze die Bedeutung der Worte weit mehr als das Wort selber."

Sein Arm war weiterhin zum Handschlag ausgestreckt.

"Darauf habt ihr mein Wort."

Die milchigen Augen zeigten etwas schelmenhaftes, als hätte Genotin Spaß daran, einen Rest Unsicherheit im Raum stehen zu lassen. Dennoch war die Ehrlichkeit seiner Worte nicht zu leugnen. Der verschlagene Blick schien sich mehr auf die Errungenschaften zu beziehen, die aus diesem Bündnis erwachsen könnten.
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Nubis »

Der Raum um sie herum war einige Grad kühler geworden, als sie gesprochen hatten, doch merkte das Genotin kaum. Es konnte die generelle Atmosphäre sein, der Keller durch dicke Wände von der Luft von oben getrennt. Doch wie es unter Händlern üblich war: Wenn eine Hand zum Handel ausgestreckt wurde, so wurde diese erwidert, sollte man den Handel eingehen wollen.

"Nun gut, Ihr dient mir als Schild gegen meine Feinde und ich werde euch dabei helfen, besser in den Pfaden der Nekromantie zu werden."
Er schlug ein und Genotin war sogleich so, als hätte er im tiefsten aller Winter Metall berührt. Eisig, frostig, lebende Kräfte zehrend. Genau so war die Berührung durch Nubis Hand. Sicher könnte sie kleines lebendes Getier oder Pflanzen mit einem Schlag töten, nein, mit einem Fingerdeut sogar. Vor ihm stand wahrlich ein Schnitter.

"Ihr habt damit einen guten Handel gemacht. Oder sollte ich es doch eher Bündnis nennen? Könige untereinander, gebunden durch dies Wort, heimisch im Clan des grossen Kappadozius. Eine Einheit, die vielleicht auch die Sicht auf den Clan wieder bessern möge. Doch nicht durch den Verdienst des verehrten Benedettos, sondern durch unseren. Wenn ihr mit eurer Ehre versprecht, dass ihr der Domäne Genua nicht schaden werdet, sondern im Gegenteil, auch für ihren Schutz einsteht, so sollt ihr zudem meine Fürsprache erhalten. Sicherlich besitzt ihr noch keinen Fürsprecher?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Genotin »

Die Kälte des Handschlages überraschte ihn. Hatte der Fluch sein Gegenüber noch weit mehr gezeichnet als ihn? Waren vielleicht andere nekromantische Experimente Schuld an Nubis' Zustand? Fragen, die ihm sofort in den Kopf schossen. Er zwang sich, den Handschlag die notwendige Zeit zu erwiedern, die ein ernstgemeinter Handel erforderte. Dann zog er sich betont langsam aus dem Griff zurück. Er drehte die Hand und sah kleine Eiskristalle, die sofort wieder verschwanden. Sein lippenloser Mund formte ein groteskes aber zufriedenes Lächeln. Nubis hatte ihm keinen Schaden zugefügt.

"Genua wird meinen Schutz genießen. Bei meiner Ehre ..."

Genotin unterdrückte ein Husten und senkte sein Haupt.

"Ihr habt meinen Dank dafür."

Genotin meinte die Fürsprache, das war offensichtlich. Scheinbar reichte seine Stimme gerade nicht für mehr Worte aus. Nach einem viel zu langen Moment des Räusperns, Hustens und Röchelns hob er wieder den Kopf und fuhr metallisch krächzend fort.

"Wir haben viel zu tun. Womit möchtet ihr beginnen?"
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Nubis »

Nubis verfolgte natürlich die Reaktion seines Gegenübers mit den Augen. Die Verwirrung, die innerliche, kurze Angst vor Schaden...und doch hatte er die Hand nicht sogleich zurückgezogen.

"Sehr gut", schloss Nubis den Handel mit seinen Worten und musterte dann Genotin noch einmal nachdenklich.
"Ihr wolltet das Schreiben und das Lesen lernen. Warum genau? Was möchtet ihr damit anstellen? Interessieren euch Schriften der Gelehrten, wollt ihr selbst welche verfassen? Oder wollt ihr nur Gedanken niederschreiben? Unseren Schriftverkehr lediglich überstehen, ohne ungebildet zu erscheinen, wie so mancher, der es nicht kann? Ich frage dies, um zu ergründen, in welche Richtung ich eher tendieren würde. Allgemeines oder gelehrtes Schriftgut verwenden, auch auf die Schrift an sich zu achten, wie sie genutzt wird, um den Text bildlich zu umschmeicheln. Es wird im Übrigen eine Weile dauern, bis ihr dies gelernt habt. Ich hoffe, ihr bringt die nötige Ruhe und Geduld mit.
Und hatten wir uns nun schon für eine Sprache entschieden?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Genotin »

"Ein wenig von allem ..."

Auf ein verschmitztes Glucksen folgte ein Röcheln und dann ein Husten.

"Schriftverkehr, Schriften der Gelehrten lesen und vielleicht selber welche verfassen ... Ich will keine Kunstwerke erschaffen. Zumindest erwarte ich nicht, dass meine Schriften wie solche aussehen. Was den Inhalt betrifft ..."

Genotin blickte bescheiden zu Boden, im völligen Gegensatz zu den Worten, die folgten.

"... der Inhalt wird sicher von einigen als Kunst angesehen werden."

Er ließ die Worte kurz wirken, auch weil er sich sicher war, dass Nubis hier ähnliche Ansichten haben musste.

"Was die Ruhe und Geduld betrifft, so müsst ihr euch keine Sorgen machen. Latein, die Sprache der Priester und Gelehrten, ist meine Wahl."
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Die lateinischen Lettern kennt ihr, nehme ich an? Wenn ja, ist dies nicht all zu schwierig. Entsprechend müsst ihr dann eher an der Grammatik und dem Wortschatz arbeiten, um Texte verstehen zu können. Latein mag in dieser Domäne zudem besonders interessant sein, da ihr euch damit von einigen abheben könnt und Texte an die höchst verehrte Prinzessin oder andere hohen Blutes, verfassen könnt. Es erweckt einen guten Eindruck."

Er holte ein Buch hervor, welches viele Zeichnungen zu Pflanzen der Region aufwiesen. Und dabei standen Texte, Anmerkungen. Alle verfasst in Latein.
Dieses legte er ihm vor und schlug eine Seite auf. Erst einmal eine einfache über Lavendel. Darin beschrieben die Pflanze, die Wirkungsweise, die Art, wie sie zu ernten und daraus Tinkturen herzustellen waren. Auch die Überdosierung der Tinkturen war ein Thema. Die Schrift war von geübter Hand gewesen, sehr filigran und schön geschrieben. Auch die Zeichnung des Lavendels war überdurchschnittlich gut und zeigte einige schöne Details.
Die Seiten dieses Buches waren aus Pergament und der Einband aus Leder, in welches ein Blatt heiss eingebrannt worden war.

"Könnt ihr dies lesen?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Genotin
Kappadozianer
Beiträge: 94
Registriert: Mi 11. Mai 2022, 18:56

Re: [1070] Des Todes Schriften [Genotin, Nubis]

Beitrag von Genotin »

Genotin mühte sich und es dauerte. Ein paar Buchstaben erkannte er, aber im Großen und Ganzen stand Nubis mit seinem Schüler ziemlich am Anfang. Nach einer Weile und mit einiger Hilfe hatte er den Laut der ersten Worte heraus. Unbekannte Schriften kombiniert mit einer unbekannten Sprache, Nubis wusste seinen Schüler definitiv zu fordern. Allerdings stellte er dabei auch fest, dass Genotin nicht nur so tat, als hätte er eine gewisse Intelligenz. Stunde um Stunde verging, während Genotin die Lektionen seines Clansbruders entgegen nahm. Etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang unterbrach Genotin seinen neuen Lehrer.

"Genug für heute."

Dankbar senkte er den Kopf, seine Stimme verlor sich kurz in ein Röcheln und Räuspern.

Wenn ihr möchtet, kann ich euch zum Abschluss noch zeigen, um was ihr gebeten habt. Natürlich nur, solange ihr fertig seid mit ... dieser armen Seele."

Dabei deutete Genotin auf den Toten auf dem Tisch.
Gesperrt

Zurück zu „1070“