[1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

[Juni '22]
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Vasilios
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[1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Der Gestank von Clavicula war aufdringlich, aber so allgegenwärtig, dass Vasilios ihn kaum noch wahrnahm, während er durch die Gassen am Rande des Viertels lief. Die gestohlenen, aber immerhin trockenen Klamotten fühlten sich fremd auf seiner Haut an, genauso wie es sich fremd anfühlte hier zu sein. Ohne den vagen Hinweis, dass er in verzweigten Straßen seinesgleichen treffen könnte, hätte ihn sein Weg zunächst wohl nicht in die Gegend geführt. Und so hatte Vasilios auch kein Ziel, das seine Schritte lenkte.
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Vergonzo Faro
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Claviculas Gassen waren Nachts allesamt wenig einladend. Eine verströmte Unheil, die nächste mehr Unheil.
Ein paar Ratten belebten die dunklen Ecken hier und da unter den aristokratischen Blicken der hier hausenden Katzen, die sie gnädiger Weise gewähren ließen.

Im Gegensatz zu diesen leisen Tatzen und Pfoten, schmatzte hier jeder Schritt den man tat und setzte weiter den süßlich faulen Duft von Exkrementen, Dreck, Blut und alten Socken frei.
Den Blick wieder hebend erschrack man vielleicht vom Krächzen der Krähen, die sich urplötzlich in einem Sturzflug auf ihre Beute stürzen könnten um mit stinkendem Fressen wieder aufzusteigen oder weil sie die Flucht ins dunkle suchten und im Schatten der Häuser verschwanden, welche sich hier reihum aneinander schmiegten wie besoffene Fremde.
Neben ein paar der aufmerksamen Katzen hockten auch auf dem Sims eines Dachrandes zwei Rabenvögel, die das Treiben unter sich neugierig verfolgten, als wäre dies hier ihr Territorium und selbst die Menschen hier nur geduldete Besucher.

Als der struppigere der beiden die Gestalt wahrnahm, welche hier alleine ziellos durch die Gassen huschte, krächzte er empört auf, worauf hin beide sich vom Rand fallen ließen und in dessen Richtung flatterten, dann aber nach rechts abbogen, direkt ins Dunkel der engsten Gasse um dort vom Schwarz verschluckt zu werden.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Vasilios
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Als die Raben sich krächzend von ihrem Dachrand erhoben, drehte sich die hagere, große Gestalt ruckartig in ihre Richtung, doch als die Vögel in einer der Gassen verschwanden, schien sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer unmittelbaren Umgebung zu widmen.

Wieder einmal blieb Vasilios stehen und sah sich hektisch um. Ohne Katze an seiner Seite fühlte er sich seiner Umwelt schutzlos ausgeliefert. Während der Reise nach Genua, war sie mit ihren feinen Sinnen zu seinen Ohren und zu seiner Nase geworden. Der Gestank der Gosse hätte ihre Wahrnehmung wohl getrübt, aber sie hätte ihn, wie sie es immer tat, vor Gefahren in der Dunkelheit warnen können.

Zweifel an seinem Plan, den er kaum als solchen zu bezeichnen wagte, machten sich in seiner Brust breit. Der Gedanke, wieder durch das Hafenbecken aus der Stadt zu verschwinden, erschien ihm immer verlockender.
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Vergonzo Faro
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Bei diesen Gedanken konnte Vasilios dann Geräusche aus besagter Gasse hören.
Etwas schälte sich aus den Schatten.
Ein kleinwüchsige Gestalt watschelte aus der Gasse, vertraut mit der Umgebung, dreckig und eine fast abgebrannte Kerze in der Hand, eine Hand schützte die Flamme vor dem ausgehen.
Das kaum erleuchtete Gesicht zeigte ein gedrungenes Gesicht, weiblich vielleicht, beschmutzt aber grinsend.
Die zwei Meter große Gestalt, nach vornüber gebeugt, schien das Interesse der kleinen Frau geweckt zu haben und sie hielt direkt auf Vasilios zu.
"He da, siehst verloren aus..." sprach laut genug aber nicht zu laut.
"Suchse wat oder brauchst was zwischen die Kiefer?" sie sprach in einem ungebildeten Gossenitalienisch, was hier wohl verbreitet war, dort wo Bildung nur eine weit entfrente Frucht vom verbotenen Baum war.

Entweder war sie einer der vielen Freiwilligen, die die Armen speiste oder sie hatte Hintergedanken. Raub, Mord, und Diebstahl waren nur ein paar der geringeren Übel die hier in Clavicula auf verlorene Seelen warten konnte.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Vasilios
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Mit seinen trüben Augen musterte Vasilios, die Frau, die aus der Gasse gehumpelt war. Sein eigenes Antlitz lag unter dreckiger Kleidung verborgen. Bedrohlich wirkte sie nicht auf ihn – zumindest so lange einige Meter zwischen ihnen lagen. Auch mit seiner vorn übergebeugten Haltung überragte er sie deutlich. Da er nicht wusste, wo er anfangen sollte, konnte er genauso gut ein Gespräch mit einem der Ortsansässigen suchen.

Vasilios antworte leise. Seine Stimme war zu hoch, zu weich für seine Größe und Gestalt. Mit geschlossenen Augen hätte man an seiner Stelle ein Kind erwarten können. „Oh, ich suchte nach Bekannten, aber sie waren nicht anzutreffen.“ Das mochte wirr klingen, aber schließlich irrte er auch allein nachts durch dunkle, einsame Gassen.

„Aber wo Ihr es erwähnt… Wo bekommt man etwas zwischen die Kiefer?“ fügte er an. Ein oder zwei Orte zu kennen, würden ihm die Orientierung erleichtern.
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Vergonzo Faro
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Sie trat näher und versuchte einen Blick in die Schatten zu erhaschen, welche durch die Kleidung Vasilios Gesicht verhüllten.
"Bist auchn Ausgestoßener wa? Siehst z´mindest so aus. Ich bin Giulia, Giulia Il Lungo. Hasse auch´n Namen?"
Stellte sie sich vor und machte einen krüppeligen Knicks und grinste breit mit den gelblichen Zähnen.

"Komm mit, kenn da einen, der kann dir helfen, der weiß alles, kennt jeden und ist immer überall. Kann dir sicha helfn beim suchen."
Sie winkte ihn sich hinter her und wachtelte los mit ihren zu. kurzen Beinen, gradezu in Richtung der dunklen Gasse aus der sie kam.
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Vasilios
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Vasilios ließ sich die Worte der Frau durch den Kopf gehen. Vielleicht, wenn er großes Glück hatte, wüsste der Unbekannte von dem die Frau sprach etwas. Und wenn nicht wäre es ihm in der dunklen Gasse sicher möglich lang genug aus ihrem Sichtfeld zu verschwinden um vollends zu verschwinden.

Er nickte auf ihre erste Aussage hin, kommentierte sie aber nicht weiter, atntwortete jedoch auf die Frage nach seinem Namen. "Sehr erfreut. Mein Name ist Vasilios."
Vorsichtshalber ließ er noch immer einige Meter Abstand zwischen ihnen, auch wenn er mit seinen langen, dürren Beinen die Distanz schnell aufgeholt hätte.
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Vergonzo Faro
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vergonzo Faro »

"is mir ne Freude Herr Vasilios." erwiderte sie freundlich und ging freudig und gut gelaunt vor.
Ein Fremder, den niemand kannte, den niemand vermissen würde... so oder so würde er sie dafür belohnen.

So verschwanden beide im Dunkel der Gasse. Nach einigen Metern ergriff sie erneut das Wort.
"Sind gleich da, komm Herr. Hier alleine rumirren kann gefährlich sein."

Da erklang, wenige Schritte später, eine kehlige, alte aber freundliche Stimme.
Ihr Ursprung war nicht auszumachen, schien von überall und nirgends zu kommen.*
"Was bringt mir meine Süße denn da ins Haus? Einen Streuner ohne Ziel und Heim?"

Giulia hielt inne und senkte den Kopf deutete mit einer offenen Hand auf Vasilios und sprach:"Vasilios is sein Name, mein Herr." ihre Haltung war urplötzlich demütig und dennoch aufgeregt geworden, ihre Augen, schwer im Dunkel auszumachen, huschten in alle Richtungen ohne dabei den Kopf zu bewegen oder zu heben.
"Er is neu und sucht Anschluss. Dacht ich bring ihn zu euch."

Ein kehliges Glucksen war zu hören als sich dann hinter Vasilios in einigen Schritt Abstand eine kleine bucklige Gestalt aus den Schatten schälte.
"Na dann, sei Willkommen in Genuas Gossen, Vasilios."
Vergonzo war kaum 1,50m groß, bucklig und und in einen alten, geflickten und ehemals dunkelgrünen Umhang gekleidet, der ihn komplett einhüllte. Die Kapuze war groß und tief in sein Gesicht gezogen, bis er sie mit seinen klobigen Händen zurück schlug und sein verbeultes Gesicht zeigte. Die Proportionen verschoben und von blasser und trockener Haut überspannt. Einzige die klaren hellblauen Augen schienen nicht die eines Monsters zu sein, doch als sie aufblitzten, spürte man das dieser entstellte Dämon Beute sah.
"Wie kann man dir weiterhelfen, mein Freund." sprach er mit einer Stimme, die wie trockenes altes Laub klang, unterstrichen von einem breiten freundlichen Grinsen. Doch es klang nicht nach einer echten Frage, also wäre die Antwort bereits klar.


*
Spoiler!
Verdunkelt bleiben
𝕍𝕖𝕣𝕘𝕠𝕟𝕫𝕠 | 𝔽𝕣𝕒𝕟𝕜

heute um 10:52 Uhr
/roll 7d10
RollButler
BOT

heute um 10:52 Uhr
@𝕍𝕖𝕣𝕘𝕠𝕟𝕫𝕠 | 𝔽𝕣𝕒𝕟𝕜 I rolled 7d10 for you which resulted in 41.
Results: 3 7 4 7 7 6 7.

-> 4 Erfolge
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Vasilios
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Vasilios wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung der Stimme zu, als diese plötzlich erklang und die buckelige Gestalt des Nosferatu aus dem Nichts zu erscheinen schien. Nun, eingekesselt zwischen den beiden Fremden, gab es keine Gelegenheit mehr, sich zurück fallen zu lassen und zwischen den Schatten zu verschwinden.

Mit einem hastigen Blick blickte der Vermummte zwischen der kleinen Frau und dem Neudazugekommenen hin und her, doch als der Fremde die Kapuze herabzog, hefteten sich die Augen Vasilios‘ auf ihn. Einen Moment lang, betrachtete er ihn, ohne eine weitere Regung. Vielleicht fehlten ihm auch die Worte. Dann richtete sich der schmächtige Vermummte aus seiner vorn übergebeugten Haltung zu voller Länge von fast zwei Metern auf, doch hochgezogenen Schultern verrieten seine Unsicherheit.

Vasilios zog mit langen, dünnen Fingern das Leinentuch herab, dass seine Fratze vor der kleinwüchsigen Frau verborgen, hatte und ein weiteres Monster offenbarte sein Gesicht. Das fahle Licht von Giulias Kerze erleuchtete Vasilios blasse, vertrocknete mit schwarzen und blauen Totenflecken überzogene Züge. Sie wirkten unbeweglich, wie das Gesichts eines steinernen Wasserspeiers. Mittig, dort wo einst ein Mund und Lippen gewesen seien mochten, bildeten verwachsene, spitze Zähne ein asymmetrisches Maul. Der Rest seines Schädels lag noch immer unter der Kapuze verborgen.

„Seid gegrüßt.“ Antwortete Vasilios leise. Hatte seine hohe, melodische Stimme schon nicht zu seiner großen Gestalt gepasst, so wirkte sie in Kontrast zu seinem entstellten Gesicht nahezu grotesk. Dann geriet er ins Stocken, als hätte er Schwierigkeiten die richtige Antwort unter Vergonzos raubtierhaften Blick zu finden.
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Vasilios
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Re: [1070] Merkwürdigere Zufälle [Vergonzo, Vasilios]

Beitrag von Vasilios »

Doch dann fing er sich wieder, zumindest für den Moment. Seine Stimme blieb unverändert leise. "Ich suche nach den Verborgenen." antwortete er auf die Frage, die keine gewesen war. "Kein einfach zu bewältigendes Unterfangen, wie ich ich feststellen musste."
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