[1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

[Juli '22]
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Iulia Cornelia
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ob er es sollte, weiß ich nicht.“ beantwortete die Ventrue die Frage des Kappadozianers wahrheitsgemäß, bevor sie leicht gen Decke deutete und meinte: „Dass er genügend Talent mitbringt, dass er es womöglich könnte durchaus.“ Für einen Moment betrachtete sie jene ungewöhnliche Nebelschwaden oder auch die Umgebung um ihn herum mit leicht zusammengekniffenen Augen, bevor sie die Tür öffnete und hindurchtrat, während sie meinte: „Deshalb wollte ich, dass ihr es seht. Schließlich scheint euch bedeutend mehr an diesem Wettbewerb oder genauer gesagt der Villa zu liegen als mir.“ Sie zuckte nur leicht mit den Schultern, bevor sie die Tür hinter Nubis schloss, ihm dabei in die Augen blickte und sprach: „Ich wollte euch zeigen, worauf ihr euch einstellen müsst. Nicht mehr und auch nicht weniger.“ Dann schritt sie langsam mit ihm in den Raum zurück, in dem sie zuvor gesessen hatte, um sich dort erneut mit ihm hinter geschlossenen Türen niederzulassen.
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Nubis
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Worauf ich mich einstellen muss... ihr irrt. Ich muss in diesem Fall gar nichts. Tatsächlich kenne ich seine Fähigkeiten bereits von Arbeiten in meinem Palast der Meere. Handwerkliches Geschick ist jedoch nicht alles. Zudem besitze ich kein Interesse an der Villa, sondern an dem, was in ihr lauern mag. Also werden wir sehen, welch neuen Hausherren sie erhalten wird und ob jener dies zum Guten oder Schlechten für Genua nutzen wird."

Er setzte sich wieder zu ihr, wirkte ausdrucklos. Die letzte Nebelschwade verzog sich.
"Wenn ich nicht teil nehme, spare ich Zeit und Ressourcen für anderes, sehr wichtiges. Ich werde dem verehrten Ferrucio meine Bedenken mitteilen, auf dass er Massnahmen ergreifen kann, oder auch nicht.
Zudem weiss ich noch nicht, ob ich zum Wettbewerb anwesend sein werde."
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Iulia Cornelia
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Auf Grund des Sprungs?“, riet die Harpyie, bevor sie sich erkundigte: „Oder gibt es andere Gründe, weshalb ihr gedenkt, nicht an dem Wettbewerb anwesend zu sein?“ Die Harpyie hatte sich erneut entspannter zurückgelehnt, während ihre Hände in ihrem Schoss ruhten. „Denn was könnte für euch wichtiger sein, als an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen?“, fragte die Ventrue mit einer ruhigen und unaufgeregten Stimme weiter, bevor sie ergänzte: „Und damit zuzulassen, dass der Gewinn auch in schlechte Hände fallen könnte, wo ihr dies doch ebenso gut selbst hättet abwenden können? Würde man euch nicht dann vorwerfen, ihr hättet es besser gewusst und doch nichts getan, um es zu verhindern? Einzig die Verantwortung in andere Hände, wie die des Hofgelehrten gelegt zu haben, anstatt selbst entschieden anzupacken?“
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Nubis
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Ich rechnete von Anfang an mit keinem Gewinn meiner Seite. Dafür ist die Ausgangslage zu unausgeglichen. Wie gesagt, es kommt nicht nur auf das Talent an. Sicherlich werde ich noch etwas mehr unternehmen, als nur den verehrten Hofgelehrten aufzusuchen, doch das wird ohnehin abwarten müssen ... ja, der Sprung."

Er zuckte mit den Schultern. Beinahe so, als würde ihn das Ganze nicht wirklich bekümmern, eher, als wäre es eine Sache, die nun einmal getan werden muss und deren Ausgang eben noch nicht sicher ist, er sich aber auf so ziemlich alles vorbereitet hatte.

"Zudem ist dies nicht die einzige Vision, die ich hatte. Verglichen zu manch anderem, ist der Schatten, der in Genua lauert, beinahe unbedeutend. Doch was ich sehe, wird als Wahn abgetan, also stehe ich wohl alleine und muss entsprechend Vorbereitungen auf meine Art tätigen."

Er schüttelte recht enttäuscht wirkend mit dem Kopf.
"Es ist schon seltsam. Jemand, der helfen will, wird stets abgewiesen.Vielleicht ist dies aber auch noch nicht die rechte Zeit oder der rechte Ort."
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Iulia Cornelia
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Habe ich euch jemals abgewiesen, werter Nubis?“, fragte die Harpyie rhetorisch, bevor sie ergänzte: „Oder eure Visionen als Wahn abgetan?“ Ruhig lagen ihre blaugrauen Augen auf ihrem Gast, bevor sie nur den Kopf schüttelte und nichts weiter dazu sagte.

„Der bevorstehende Sprung scheint euch kalt zu lassen?“, ging die Ventrue auf das angestreifte Thema stattdessen ein, als sie sich erkundigte: „Und doch hattet ihr mich eingeladen, daran teilzuhaben?“
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Nubis
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Nubis »

Da sie vielleicht noch eine Weile hier verweilen würden, zog er seine Maske ab und das bleiche Gesicht des Todes kam zum Vorschein. Die Maske befestigte er an der Seite seiner Kleidung. Eine Schlaufe war dafür vorgesehen, sodass sie dort sicher befestigt war. Ein ziemlich ausdrucksloses Gesicht mit tiefen Augenhöhlen und ein Paar darin funkelnder Bernsteine blickten Iulia entgegen.

"Doch dass sie eintreffen werden, haltet ihr jedoch auch für unwahrscheinlich, nicht wahr? Etwas aktiv unternehmen, werdet ihr nicht, oder irre ich mich? Was ist es dann, wenn nicht auch eine Art der Ablehnung? Zudem betrifft dies nicht nur das Hier und Jetzt. Vielleicht ist auch Genua selbst der falsche Ort und dieses Jahrhundert die falsche Zeit."

Er legte den Kopf leicht schräg und lächelte, sodass die Zähne durch die Haut blitzten.
"Ich habe mich lediglich darauf vorbereitet, viele Eventualitäten bedacht und Vorkehrungen für den Fall getroffen, sollten sie eintreffen. Ihr kennt mich nicht, wenn ihr meint, er würde mich kaltlassen. Der Sprung ist wichtig, sein Ausgang zum Teil ungewiss. Ausserdem, wer wäre ich, die Harpyie Genuas nicht dazu einzuladen? Wäre dies nicht ein Fauxpas und vor allem ein schlechtes Beispiel für andere?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Ventrue lächelte, ob der abschließenden Worte des Kappadozianers, was sie noch hübscher werden ließ, bevor sie bestätigte: „Ja, das wäre es wohl.“ Ihre blaugrauen Augen lagen einen Moment schweigsam ganz ohne Scheu oder sichtbaren Ekel auf ihrem Gegenüber, als sie sich offenkundig nicht an seinem Antlitz störte. „Allerdings nein, ich würde nicht behaupten, euch gut genug zu kennen. Zumal ihr euch über die vergangenen Jahrzehnte durchaus verändert hattet.“, fuhr die Harpyie mit ernsterer Minie anschließend fort, bevor sie abschließend meinte: „Davon ab solltet ihr weniger mutmaßen, denn auch ihr kennt mich nicht. Zumal ich euch in Sicherheit bringen ließ, was Hinweis genug darauf sein sollte, dass ich gewisse Dinge durchaus ernst nehme.“
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Nubis
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Vermutungen zu äussern oder ihnen nachzugehen, ist etwas ganz Natürliches und in unserer Gesellschaft sehr stark verbreitet. Selbst jene, die behaupten, etwas zu wissen, könnten sich irren und hätten womöglich gut daran getan, erst zu vermuten und auf eine Bestätigung zu warten. Vermutungen sind das, worauf Forschung basiert. Der nächste Schritt ist das Hinterfragen dieser Vermutung. Dazu zählt auch, diese zu äussern und eventuell vom Gesprächspartner auf diese eine Antwort zu erhalten. Vermutungen basieren auf Beobachtungen und sind daher relevant, da nur selten gleich die Gewissheit einen trifft.
Ich teile euch mein Empfinden und meine Gedanken zu den Sichtweisen mit, ihr könnt dies bestätigen oder negieren.
Ihr müsst zugeben, dass ihr stets weiterhin geheimnisvoll seid, wenig Einblick in eure Gedanken gebt und wenn, dann nur so viel, wie ihr es für richtig haltet. Die Wahrheit bleibt allerdings verborgen. Also muss euer Gegenüber Mutmassungen anstellen, um vielleicht auch etwas mehr zu ergründen. Ob dies nun in Fragen verpackt wird, oder in rhetorischen Annahmen, sei dabei einerlei."

Er seufzte.

"Ich habe mehrere Male schon versucht, euch besser zu verstehen, auch um eine eventuelle Zusammenarbeit für die Domäne zu schaffen. Deswegen stets auch das Gespräch gesucht. Zugegeben, uns mangelt es oft an Zeit dafür und die Jahre scheinen ab und an gegen uns zu arbeiten. Veränderungen setzen ein und Unsicherheiten entstehen."

Er wirkte sehr ernst. Man könnte meinen, die Knochen der Augenhöhlen hätten einen anderen Winkel angenommen. Oder war es doch noch das bisschen Haut und Muskel, dass einst die Brauen bewegt hatte?

"Mein Äusseres hat sich vor allem geändert, doch in Vielem bin ich gleich geblieben. Besonders, was die Domäne betrifft. Meine Ambitionen sind die gleichen, der Domäne ein guter Herold zu sein, sie zu schützen und auch für der Domäne Wachstum zu sorgen. Die Kunst ist dabei weniger wichtig geworden. Sie stagniert, da keine Zeit für einen Fortschritt vorhanden ist. Meine Kunst besteht mittlerweile in der Organisation anderer Kunsthandwerker, ihrer Ausbildung, ihrem Werdegang und der Überwachung ihres Wertes für den Wachstum von Genua. Die menschlichen Aufgaben wichen denen als Kainit. So wie mein menschliches Antlitz wich. Ich blicke genauso mit Sorge auf einige Entwicklungen, wie einst schon.
Ich versuche zu verstehen, was nötig ist, um meinen Part weiter zu leisten, doch haben vergangene Ereignisse und Handlungen auch ihren Schatten geworfen und manche Wege oder Quellen liegen darunter begraben."

Er legte seine Hände auf den Schoss, die weiten Glockenärmel gaben nichts des knöchernen Anblicks preis, lediglich ein kleiner Hügel darunter, liess eine Hand erahnen.

"Dass ihr mich habt wegbringen lassen, bezeugt, dass euch etwas ernst ist, ja. Nicht zuletzt die Veranstaltung selbst. So habt ihr Ärger auch vermeiden können. Dass wir hier sitzen, zeugt davon, dass ihr hören wolltet, was dazu geführt hatte und doch stimmt ihr mir sicher zu, dass erst nach der Kenntnis des Inhalts der Vision die Taten wahrlich Aufschluss darüber geben können, wie ernst ihr sie nehmt."
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Iulia Cornelia
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Nun, sicherlich hätte ich auch einfach zu reinen Unterhaltungszwecken abwarten können, bis euch Giada am Kragen packt, euch in die Höhe reißt und hin und her schüttelt wie ein Weihnachtsglöckchen, bis ihr wieder erwacht oder gar euer Innerstes ihrer lästig wird, und ihr den Boden des Elysiums mit Vitae tränkt.“, erklärte die Ventrue rhetorisch, bevor sie mit den Schultern zuckte, sie ihre Hände unter der Brust verschränkte und beinahe sarkastisch weiter meinte: „So euch dieser Ausgang lieber gewesen wäre, seht es mir nach, dass ich mich offenbar irrte, als ich davon ausging, ihr bevorzugt euer Dasein wie es ist.“ Ernst lagen ihre blaugrauen Augen auf dem Kappadozianer, bevor sie nur den Kopf schüttelte, das ganze bei Seite fegte und ihre Hände schließlich adrett in den Schoss zurück platzierte.

„Und ja.“, fuhr die Ventrue weiter fort. „Ich sehe keinen Grund dazu Jemandem Einblicke in meine Gedanken zu geben, denn wie ich bereits sagte, bin ich Niemand der Auspizien betreibt. Deshalb bin ich wohl auch kein geeigneter Gesprächspartner für euch, um mit euch über etwaige Vermutungen zu spekulieren.“, meinte die Harpyie, bevor sie den Ursprung ihrer Haltung erklärte: „Zumal ich keinen Nutzen darin sehe. Insbesondere, nachdem ich recht früh in meinem Dasein bereits gelernt habe, wie hochmütig ein derartiges Vorgehen doch ist. Davon ab bin ich nicht nur das Kind des Prinzen, sondern auch die Harpyie dieser Domäne. Jedes meiner Worte wird entsprechend auf eine Silberwaage gelegt und einer Bedeutung beigemessen. Folglich bin ich stets bedacht hinsichtlich dem, wozu ich mich äußere oder eben nicht.“
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Re: [1071] Visionen des Lebens und des Todes [Iulia, Nubis]

Beitrag von Nubis »

"Man möge fast meinen, euch liegt etwas an mir...?" er legte den Kopf in die andere Richtung schräg und die bernsteinfarbenen Funken in den Augenhöhlen wurden für einen Moment schmaler.
Man könnte fast meinen, dass es Humor sei, doch irgendwie wirkte es doch nach einer ernst gemeinten Frage.

Dann musterte er sie für einen Moment und sein Blick nahm etwas Trauriges an. Als drehten sich seine Gedanken gerade um ein Schicksal, ein Thema, welches ihn zutiefst rührte.
"Wie wir beide in diesem Gespräch herausfanden, sind wir einander keine geeigneten Gesprächspartner. Zu unterschiedlich erzogen, zu unterschiedlicher Einfluss der Gesellschaft, zu unterschiedliche Erwartungen. So werden wir wohl auch jeder für sich weiterhin an den Geschicken Genuas arbeiten?"
Er hatte es eigentlich schon zu oft angesprochen oder erwähnt. Doch dies eine Mal gab er dem Ganzen noch eine Chance.
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