[1071] Andächtig [Iulia, Liviu]

[Juli '22]
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Iulia Cornelia
Ventrue
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[1071] Andächtig [Iulia, Liviu]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der kleine Platz vor der Kirche San Giorgio in Platealonga war selten wirklich verlassen und vereinzelt fanden Gläubige ihren Weg über die fünf Treppenstufen hinauf zu dem massiven Portal, das mit Schnitzarbeiten verziert war. Die Darstellungen wirkten teilweise fremd und teilweise doch vertraut. Es waren Bilder der himmlischen Gemeinschaft zu sehen, die schützend ihre Hände über die Menschen ausbreiteten. Sie vor den schlimmen Dämonen behüteten, die in der Dunkelheit lauerten. Die Pforte selbst war eingesäumt von je einer Fackel, die ruhig rechts und links des Eingangs brannte.

Im Inneren der mittelgroßen Kirche war es kaum wärmer als draußen, auch wenn diese wesentlich besser beleuchtet wie auch besucht war. Ein Weihbecken stand am Eingang neben der Tür und etwas mehr als ein Dutzend Personen waren anwesend, darunter eine hochgewachsene Frau in einem einfachen leinenen Kleid, sowie einem schlichten hellen Tuch, welches über ihrem Haupt lag. Neben ihr stand ein nicht minder größer, aber bedeutend breiter wirkender Mann mit markanten Wangenknochen und kurzen braunen Haaren, der seinen wollenen grauen Umhang geschlossen hielt.

Er trat einige Schritte vor, um eine frische Kerze aus den hellen Händen der außergewöhnlich schönen jungen Gestalt entgegenzunehmen. Nachdem dieser den Docht entzündet hatte und die brennende Kerze nebst den anderen platziert hatte, nickte er seiner Begleitung zu, bevor er schweigend die Kirche verließ. Derweil blieb die Dame, die ihre blaugrauen Augen andächtig schloss, in einer betenden Haltung allein vor den brennenden Opferkerzen im Inneren zurück.
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Liviu Cosma »

Es war Livius zweiter Besuch der Kirche. Er und sein Diener waren in schlichter Kleidung gehüllt und seine Leute hatten alles makellos vorbereitet. Seine Diener hatten die Kerzen zum Andenken des wohlwerter Herold Galeno Fiore nach seinen Angaben anfertigen lassen. Für eine Spende würde die Kerze in einem Seitenschiff, mit anderen Kerzen brennen. Dieser Bereich wurde von den normalen Bürgern der Stadt für das Andenken ihrer Toten genutzt. Um näher an den Altar zu kommen, musste man eine größere Spende offerieren oder über gute Beziehungen verfügen. All das wäre Galeno aber nicht recht gewesen! Dieser Mann hatte für seine Arbeit gelebt und hatte nie eine Bevorzugung verlangt.

6 Monate würde die Kerzen zum Andenken brennen. Die Monate stehen für die 6 Jahre, die er Galeno kannte, bevor er sein sterbliches Sein ablegte. Nun wandelte er als Nubis durch die Nacht und für Galeno schien das nichts Außergewöhnliches zu sein. Für Liviu schon, es war ein großer Verlust in seinen Augen und vor Trauer hatte der Toreador damals eine Träne vergossen.

An der Stelle im Seitenschiff angekommen, entzündete sein Diener die erste Kerze und platzierte sie neben den anderen Kerzen. Dann verließ der Diener die Kirche wieder und Liviu kniete andächtig in sichere Entfernung vor den Kerzen hin. Er bekreuzigte sich und sprach ein Gebet aus seiner Zeit bei den Benediktinern zum Andenken an Galeno.

Zum Abschluss seines Gebetes sprach er die Lateinischen Verse seiner Bruderschaft:
„ Nunc lege nunc ora, nunc fervore labora.“
„Si erit hora brevis, et labor ille levis.“

Dann gedachte er noch einmal in aller Stille und erhob er sich langsam. Er ging noch einmal andächtig durch die Kirche . . . .
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

So wie Iulia dastand, die Arme leicht angewinkelt, ihre Hände gen Himmel geöffnet haltend, die Augen emporgerichtet, wirkte sie wie ein gewöhnlicher Gläubiger unter Gläubigen. Sie war nicht mehr und auch nicht weniger als ein kleiner Teil einer großen Gemeinschaft, derer sie durch ihre Taufe angehörte. Die Ventrue machte entsprechend kein großes Aufsehen um ihr Hiersein, noch blickte sie sich um oder wirkte sonderlich angespannt, fast so als würde sie kein Unheil an einem Ort wie diesem befürchten. Stattdessen wirkte sie offensichtlich in sich gekehrt, sowie mit ihrem Herzen und ihren Gedanken tief im stummen Gebet versunken, während sie in ruhigen gleichmäßigen Zügen atmete, dann und wann blinzelte.
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Liviu Cosma »

Liviu geht durch die Kirche und sah eine Handvoll Besucher, die trotz der späten Stunde beteten und ihre Gedanken Richtung Himmel richteten. Die Frauen hatten andächtig Tücher über Haupt gelegt und hielten einen Rosenkranz zwischen ihren gefalteten Händen.

Eine Traube von Gläubigen gewann seine Aufmerksamkeit. Er konnte am Anfang nicht genau sagen was sein Interesse geweckt hatte, aber das Licht der Kerzen, die Schatten schienen hier sanfter zu fallen. Er ging näher und bemerkt, dass die subtilen Lichteffekte von einer Frau ausgingen. Das Licht der Kerzen, der Schatten der Nacht umschmeichelte die Person regelrecht und gab ihr ein edles und geheimnisvolles Aussehen. Ein leichtes und kaum wahrnehmbares Leuchten ging von ihr aus. Liviu musste zuerst an einen Engel denken, als er endlich die Dame erkannte und sie als Julia Cornelia identifizierte.

Sie schien keine Aufmerksamkeit erregen zu wollen. Er beschloss sie in ihrem Gebet nicht zu stören und warte geduldig, bis sie fertig sein war. Machte sich dann mit einem diskreten räuspern bemerkbar und als sie sich zu ihm umdrehte, nickte er ihr respektvoll und sehr tief zu.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia bekreuzigte sich, bevor sie ihre Hände sinken ließ, ihren Körper gen Altar verneigte und ihr Knie beugte. Das Räuspern sorgte dafür, dass sie sich, nachdem sie sich erhoben hatte, leicht in diese Richtung umdrehte, eine höfliche Entschuldigung bereits auf ihren zarten Lippen liegend. Als die Ventrue dann jedoch Liviu anstatt einem Fremden erblickte, wirkte ihr Blick sichtbar überrascht, bevor sie sich recht schnell fing, ein freundliches Lächeln auf ihr Gesicht zauberte und das Nicken erwiderte.

Ihre blaugrauen Augen wanderten noch einmal kurz über das Innere der Kirche, bevor sie dem Toreador mit einer dezenten Geste diskret einlud, mit ihr nach draußen zu gehen, auf dem Weg dorthin ihre feingliedrigen Finger über das Weihwasserbecken gleiten lassend und sich anschließend bekreuzigend, die Rose vortreten lassend, um die Pforte zu öffnen und schließlich hinter sich zu lassen.

Draußen glitt ihr Blick kurz über die Umgebung, bevor sie erneut dezent dem Toreador eine Stelle etwas abseits der Treppe und dem Treiben auf der Piazza wies. Dort angekommen wandte sie sich freundlich an die Rose: „Einen guten Abend, werter Liviu. Wie ich sehe, führten uns unsere Wege in der heutigen Nacht zum selben Ziel.“ Sie machte eine kurze Pause, in der sie ihn betrachtete. „Wie geht es euch?“, erkundigte sie sich weiter, bevor sie fragte: „Seid ihr wohlauf?“
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Ich grüße euch wohlwerte Julia. Danke der Nachfrage, ich kann nicht klagen und wie geht es euch?“

„Ich habe eine Kerze für einen Freund hinterlassen und auch wenn ich ihn noch nicht so lange kannte, so sah ich es als meine Pflicht seiner zu Gedenken. Es ist bedauerlich, dass der Tod uns oft folgt und unseren Taten begleite. In Votori gab es leider auch wieder ein Unfall und ich hoffe, wir werden die Angelegenheiten schnellsten klären bevor noch mehr passiert.“
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Wir?“, erkundigte sich die Harpyie überrascht, aber durchaus interessiert, bevor sie ihre Verwunderung erklärte: „Mir war nicht bewusst, dass ihr euch um das Amt des Liktoren beworben hattet?“ Sie machte eine kurze Sprechpause, in der sie den Toreador musterte.

Dann erst meinte sie ernst: „Aber ja, auch mich besorgen die Geschehnisse rund um Votori sehr und ich mag es nicht leiden, welche Schrecken die Menschen dort erfahren und ertragen müssen. Deshalb hoffe ich sehr, dass Jemand sein Interesse mir gegenüber bekundet, sich vorstellen zu können, Votori als sein Jagdgebiet anzunehmen. Die Menschen dort haben fähigen Schutz bitter nötig.“

„Mir selbst geht es derweilen gut.“, sprach die Ventrue mit einer angenehm warmen Stimme, bevor sie weiter berichtete: „Doch mache ich mir große Sorgen, um die Sicherheit der Menschen Genuas. Nicht nur in Votori. Gerade, da die politische Lage derzeit überaus angespannt ist.“ Ihre feingliedrige Hand deutete sanft auf den sakralen Bau neben ihnen und erklärte: „Deshalb hatte ich eine Kerze entzünden lassen und für Frieden gebetet.“ Die Ventrue selbst trug keine offen sichtbaren Zeichen ihres Glaubens, doch so wie sie von dem sprach, was sie getan hatte, schien sie nicht zu lügen.

In einem einfühlsamen und mitfühlenden Ton sagte die außergewöhnlich hübsche ewigjunge Frau abschließend: „Seid versichert, ich bedaure euren Verlust sehr. Wir glauben oftmals die Ewigkeit Zeit zu haben, doch rinnt sie uns durch die Finger wie feiner Sand. Jeder Tod, der uns auf unserer Reise begleitet, ist ein schmerzlicher Abschied und oftmals bleibt uns, die wir zurückbleiben, nicht mehr als das Gedenken an Jene, die von uns geschieden sind und die Hoffnung, sie dereinst widerzusehen.“
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Kann man das? – Nein, ich und weitere Personen unserer Gemeinde sind in die in die Villa Illuminata gerufen und von Diener des Prinzen, Lucio Il Onnivorno beauftrag worden, uns um die Angelegenheit um Votori zu kümmern. Das ist aber auch schon 2 Jahre her.“

„Mich hatte daher eure Ankündigung etwas irritierte und ich hoffe es bedeutet nicht, dass man mit unserer Arbeit unzufrieden ist. Immerhin habe die Menschen dort einen fähigen Schutz, auch wenn der letzte Unfall unnötig war.“

Bei seinen letzten Worten muss er etwas mit sich kämpfen nicht noch mehr zu erzählen. Er schluckt kurz und beginnt mit einem anderen Thema.

„Wie vorbildlich und ich würde mir wünschen, dass mehr eurem Vorbild folgen würden. Viele von uns scheinen ihre Wurzel vergessen und ihren Glauben abgelegt zu haben, wie ein Kleidungsstück. Bisher bin ich mit stauenden Augen angeschaut worden, wenn ich von meinem Kampf gegen das Laster oder meinem Wunsch zu beichten erzählte. Ich bin noch weit weg von dem Pflichtbewusstsein und der Tugendhaftigkeit des wohlwerten zweiten Herolds.“
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Es gibt keinen zweiten Herold, werter Liviu, ebenso wenig wie einen ersten Herold. Stattdessen gibt es zwei Herolde in Genua. Nubis und Toma, wobei Nubis gesellschaftlich über Toma steht, auch wenn der aus dem Blut der Drachen geborene dies nicht wahrhaben will.“, erklärte die Harpyie dem Toreador in einem geduldigen Tonfall. Zu dem vermeintlichen Pflichtbewusstsein oder auch Tugendhaftigkeit sagte die Ventrue nichts weiter.

„Was derweil meine Wurzeln anbelangt.“, begann die Ventrue. „So bin ich nicht mehr als eine einfache Gläubige, auch wenn mir der aufrichte Wunsch zur Beichte und ein wohlgefälliges Dasein zu führen, nicht fremd ist. Denn beichten, so heißt es, reinigt die Seele und macht den Weg frei, wieder in Kontakt mit dem Herrn zu treten.“, sprach Iulia, bevor sie ergänzte: „Doch nur wer seine Sünden vollständig offenlegt und wahrlich bereut, kann Vergebung und Gnade erfahren. Bei vielen scheitert es an dem einen oder dem anderen.“

„Was derweil den Auftrag des Dieners des Prinzen anbelangt, so ist mir nicht bekannt, dass dieser das Recht auf ein offizielles Jagdgebiet in Votori ausgelobt hätte. Oder? Davon ab wart ihr bei meiner Veranstaltung 1064 anno Domini doch selbst zugegen, als mein Bruder im Blute nach Unterstützung im Amt gesucht hatte.“, stellte die Harpyie mit nachdenklichem Blick fest, als der Toreador offenkundig damals nicht zugehört hatte.

„Was derweil einen fähigen Schutz des Dorfes anbelangt, so hatte ich diesbezüglich noch keine positiven Meldungen vernommen.“, erklärte sie, bevor sie eine kurze Sprechpause machte und schließlich höflich anbot: „Aber womöglich möchtet ihr der Harpyie berichten, was ihr dort bereits nennenswertes erreicht habt? Schließlich kann es euch sicherlich nicht schaden, so ich lobende Worte bei meinem Erzeuger für euch finden würde. Oder was denkt ihr, werter Liviu?“
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1071] Andächtig [Iulia, offen]

Beitrag von Liviu Cosma »

Liviu lächelt freundlich

„Selbstverständlich wäre es mir eine Freude euch zu informieren, aber vielleicht sollten wir das einem nicht so öffentlichen Ort machen. Leider kann ich euch im Moment nicht viel neues vorbringen und über die Geschehnisse im Ort wird natürlich regelmäßig berichtet. Dennoch wäre es eine große Hillfe eure Meinung darüber zu hören.“

„Außerdem wäre es mir eine persönliche Freude, wenn ihr meinen Wunsch unterstützend könntet, meine Fehler aus meinen ersten Jahren wieder gut zu machen. An aufrichtiger Reue fehlt es mir nicht und meine Arbeit in Votori zeigt hoffentlich ein anderes Bild von mir.“
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