[1071] Census Nicolo [Nicolo, Liutprand]

[Liutprand]

Liutprand nickte.

"Was genau hast Du damals in Rom gemacht? Warum bist Du dahin gereist? Welche Begegnungen sind Dir in Erinnerung geblieben?"

die Fragen waren unerbittlich nüchtern erstellt, die Angst des Menschen schien dem Ventrue nicht zu kümmern.

[Nicolo Trevisan]

Tebaldo schluckte und die Situation schien ihn mitzunehmen, doch wieder antwortete er ohne zu zögern.
"Ich sollte Salvio auf einer Pilgerreise begleiten. Ihn beschützen und Sorge tragen, dass er auch wirklich pilgert. Pater Romeo hat ihm das aufgetragen. Ich sollte dort auch Handelswaren verkaufen.
Salvio hat viel gebetet dort, hat viele Kapellen und Kirchen besucht. Ich habe ihn begleitet und dann auch angefangen dort zu beten. Und als ich dort in Rom betete spürte ich eine schwere Last auf mir, eine Verdammnis. Ich habe daher alle Gewinne an die Bedürftigen in Rom gespendet.
Ich habe dort die Nähe Gottes und seine Herrlichkeit gespürt und gemerkt, dass diese dräuende Last, mich davon trennt.
Salvio und ich sind danach zurück gekehrt. Er war von dieser Reise begeistert und fühlte sich befreit. Ich habe nicht mit ihm über das gesprochen, was ich empfand. Danach arbeitete Salvio wieder auf dem Markt, nun reingewaschen durch Pater Romeo. Ich bin zu meinen Herrn zurück gekehrt."

Er schluckte erneut und sein Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an.

[Liutprand]

"Wer sind Pater Romeo und dieser Salvio. Sind sie noch am leben? Gab es einen anderen Grund, warum Du Salvio begleitet hast außer um Handelsware zu verkaufen?"

Sein Blick lag auf dem alten Mann.

[Nicolo Trevisan]

"Pater Romeo ist der Pfarrer von San Giorgio oder war es zumindest. Ich weiß nicht, ob er noch lebt, ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit es das Gesetz zum Aderlass gibt.
Salvio ist ein einfacher Lederhändler, der in Schwierigkeiten war. Kaum jemand wollte bei ihm kaufen, weil seine Mutter halbjüdischer Abstammung ist. Pater Romeo hat gegen ihn gepredigt.
Mein Herr," Tebaldo deutete auf Nicolò, "wollte ihm helfen. Wir haben es erst dadurch probiert zu zeigen, dass seine Qualität gut ist. Das hat aber nicht funktioniert, weil wir Leute bezahlt haben, dort einzukaufen. Also war die Pilgerreise die einzige Möglichkeit ihn reinzuwaschen. Er hatte aber nicht genug Geld, also hat mein Herr ihm wieder geholfen. Mein Herr bat mich, ihn zu begleiten, damit ihm nichts passiert, schließlich hat er Frau und Kinder und er sollte ja pilgern. Die Handelswaren sollten die Kosten decken, aber mein Herr hatte auch nichts dagegen, dass ich sie Bedürftigen spende, ich weiß ja, wie er sich um die Menschen bemüht.
Salvio ist ein einfacher Mann, der nur weiß das Senator Tommaso, Gott habe seine Seele gnädig, und ich ihm helfen wollten. Seitdem verkaufte er und Salvio die Waren gemeinsam am Markt. Tommaso war nicht am Markt als Händler etabliert. Es ging darum, dass er über jemanden herein kommt. Salvio lebt noch und arbeitet jetzt mit Cesare zusammen, dem Sohn und Erbe von Tommaso."
Tebaldo schluckte erneut und räusperte sich, immer noch kniete er, aber man sah ihm nun auch die Anstrengung an.

Auch Nicolò räusperte sich nun.
"Bezüglich Pater Romeo wendet Ihr Euch am besten an den verehrten Ferruccio. Jedoch weiß ich nicht, ob er sich überhaupt noch daran erinnert. Eine solche Aufforderung zu einer Pilgerreise ist nichts ungewöhnliches."

[Liutprand]

Liutprand strich sich nachdenklich über sein Kinn. Ein kratziges Geräusch, dass die drückende Stille ein wenig vertrieb

"Hatte oder hat dieser Salvio Kontakt zu einem anderen Kainiten gehabt, ist er gebunden...weißt Du das?"

Dann blickte er in Nicolò's Richtung.

"Oder Ihr vielleicht?"

[Nicolo Trevisan]

„Verehrter Herr, ich… Ihr meint andere wie Euch?“ stammelte Tebaldo verlegen.
„Nein er hatte auch keinen Kontakt zu meinem Herrn. Es lief alles über Senator Tommaso und mich.“

Nervös fuhr Tebaldo mit der Zunge über die Lippen und blickte Liutprand furchtsam an.

Nicolò schüttelte langsam den Kopf.
„Salvio ist ein einfacher Lederhändler. Ich erwähnte ihn nie anderen gegenüber. Und meines Wissens nach stand er auch nie mit anderen Kainiten in Kontakt.“

[Liutprand]

Tebaldo und seine Angst wurde weiterhin ignoriert.

"Habt Ihr den verehrten Ferrucio vor jener Pilgerfahrt verärgert oder habt Ihr ihm Anlass gegeben, Euch schaden zu wollen?"

Sein Blick war weiterhin auf Nicolò gerichtet.

[Nicolo Trevisan]

Abermals schüttelte Nicolò den Kopf.
„Pater Romeo hatte vor Juden gewarnt, bevor Tommaso involviert wurde.
Zu dem Zeitpunkt war er noch kein Senator und der verehrte Ferrucio wusste nichts von ihm. So wenig wie ich von der Verbindung von Pater Romeo zum verehrten Hofgelehrten wusste.
Dessen wurde ich erst später Gewahr und zu dem Zeitpunkt leistete mir der verehrte Ferrucio einen Dienst, den ich um den Preis eines Gefallen erbat. Es gab und gibt keinen Anlass und ich fürchte, es war ein unglücklicher Zufall. Tebaldo war auch stets nur Blutdiener und nie Ghul…“

Nicolò sprach offen und ehrlich. Im Gegensatz zu Tebaldo wirkte er äußerlich ruhig und entspannt.

[Liutprand]

Der erste Liktor starrte dem Hofgelehrten offen in die Augen mit offensichtlichen Zweifeln in seinem Gesicht.

"Zufall..." Wiederholte Liutprand...und auch wenn er seine Gedanken nicht laut aussprach, war es offensichtlich, dass er an diesen Zufall nicht so recht glaubte.

"Dass Anastasia diese Sache nicht weiter verfolgt hat ist eine schändliche Vernachlässigung ihrer Pflicht. Aber da sie verschwunden ist, kann ich sie nun nicht mehr zur Rechenschaft ziehen." Tatsächlich schien sich Liutprand darüber ehrlich zu ärgern.

Nun wurde er ernst.

"Wie dem aber auch sei, mit einer einfachen Meldung an einen Liktor seid ihr nicht aus der Verantwortung entlassen worden Euch selbst um diese potenzielle Lücke zu kümmern. Ganz offenbar habt Ihr das versäumt. Wie es scheint ist jedoch von diesem da..." Er deutete auf Tebaldo "...nichts aus unserer Welt in die Welt der Sterblichen gedrungen, so dass ich von ernsthafteren Konsequenzen gegen Euch absehe. Allerdings verwarne ich Euch hiermit für Eure Leichtsinnigkeit und trage Euch auf, dieses Problem zu lösen. Da Ihr von Gesetzwegen noch ein Blutsdiener halten dürftet, schlage ich vor Tebaldo erneut zu binden, so Ihr ihn noch behalten wollt. Andernfalls müsst Ihr ihn töten."

Dass der erste Liktor so rücksichtslos über das Schicksal eines Sterblichen sprach, während dieser noch im Raum war, konnte einigen das Blut in den Adern gefrieren lassen.

[Nicolo Trevisan]

Natürlich war Liutprands Skepsis ihm anzusehen, daher führte Nicolò noch etwas aus.
„Selbst wenn der verehrte Ferrucio von Tebaldo und Tommaso als meine Diener wusste, hätte er von kaum Wissen können, dass sie Salvio unterstützen. Der Vorschlag zur Pilgerreise kam von Tommaso, aber Pater Romeo bestimmte Rom als Ziel und zwar in jenem Moment wo Tommaso fragte. Dabei wusste Pater Romeo wiederum nicht, dass Tebaldo ihn begleiten würde.“

Dann aber zuckte Nicolò mit den Schultern.

Bei seinen folgenden Worten verengten sich seine Augen etwas, aber er neigte den Kopf um Bestätigung zu signalisieren.

„Ich werde Euren Worten nachkommen.“

Dann sammelte er sich einen Augenblick, seufzte und sagte:
„Wollt Ihr nun den letzten sehen?“


Tebaldo dagegen war entsetzt und rührte sich nicht. Er blickte Nicolò traurig an.