[1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

[Juli '22]
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Vergonzo Faro
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[1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Auslagerung vom Spiel:viewtopic.php?p=76275#p76275 Nubis Pharmakos
Als er Giada erkannte, welche in ihrer reizenden Präsenz auf ihn zu kam, denn selbst die heute Nacht gewählte Kleidung konnte diese kaum verbergen, neigte er tief und respektvoll den Kopf und schenkte ihr seine Aufmerksamkeit.
Er behielt den von Giada benutzten leisen Tonfall bei.
"Seid gegrüßt werte Giada, vom Blut der Schatten, Kind der Santa Noellina, Ancilla im Blut der Schatten, Kind Totilas, Ahn des Clans der Schatten aus der Linie des Boukephos, Fürst Mailands, Herr der Lombardei, Gafaúrd des Zirkels der bitteren Erinnerung." begrüßte er sie respektvoll, wobei er entschied eine Unsicherheit damit zu überspielen, das er ihren Titel komplett nannte, soweit er diesen kannte.

"Hegt ihr Zweifel ob der Springer es überlebt oder ob dies..." er deutete auf die Vorsichtsmaßnahmen,"den Sprung dennoch gültig erklären wird?"
Er dachte ganz kurz nach und ergänzte:"Vermutlich ist die Zwickmühle zu Büßen und zu überleben um weiter dienen zu können der Grund für die Säcke. So oder so, könnte es unsere Herrscherin verärgern, wie auch sein ableben sie verärgern wird." beim Spiel mi tden Ahnen konnte man nur verlieren und er grinste. Wer wusste das besser als Giada.
"Ist es mir gestattet euch eine Frage zum Umgang miteinander zustellen?" fügte er dann noch leise an.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Diese sehr förmliche Anrede zu einer Gelegenheit wie dieser an einem Ort wie diesem sorgte dafür, dass Giada die Augenbrauen hob und sich ganz Vergonzo zuwandte anstatt sich nur neben ihn zu gesellen und einen Blick auf den Turm und das Wasser zu haben.

“Dies Urteil erschien mir immer wie eine erleichternde Gnade. Ein Sprung, ein Tod der Schuld, ein Reinwaschen vor den Augen der Gesellschaft”, sagte sie langsam, als Antwort auf die erste Frage. “Ihr sollt den Sprung einst selbst getan haben. Vielleicht könnt Ihr dies bestätigen?”

Dies war wohl auch der Augenblick, in welchem Giada das Gespräch für einen Augenblick unterbrach, um Iulia Cornelias Gruß zu erwidern. Danach wandte sie sich jedoch wieder dem Baumeister zu.

“Es erscheint mir unwürdig gegenüber dieser Gnade, gegenüber dem Springer selbst, gegenüber der Schuld und dem Recht, daran zu rütteln.” Sie sah kurz zu den Säcken auf den Felsen hin. “Dies.. . Es lässt Zweifel in mir wachsen. Entweder am Springer oder an meinem Verständnis von diesem Urteil. Es ist unwürdig. Wem soll dies helfen?”

Sie hielt ihre Worte leise wie um die anderen umher nicht zu stören. “Doch dies sind Fragen von Recht und Erkenntnis, Schuld und Sühne, Gnade und Herrschaft. In solchen lernen wir auf ewig. Ich kann sie für den Moment beiseite legen und will gern Eure Frage hören.”
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Vergonzo Faro
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Nosferatu schien vertrauen in die Vorsichtsmaßnahmen der Liktoren zu haben, was die Abschirmung vor den Sterblichen anging. Zumal beide recht sicher an der Hafenkante standen und das Platschen des Meeres an der Mauer, ihre Worte wohl recht gut übertönte.
Dennoch registrierte er die Geste der anziehenden Lasombra.

Als Giada das Gespräch pausierte nachdem sie die ersten Sätze begonnen hatte, widmete auch er sich seiner Reaktion auf Iulias Nicken, ehe das Gespräch wieder aufgenommen wurde.
Er lauschte ihren Worten sorgfältig.

"Ja, es ist ein mildes Urteil. Vergleicht man sein Vergehen und meins, würde ich meinen meines war sehr milde, seines ist Gnade. Ich hatte damals Einspruch gegen einen Befehl unserer Majestät vor versammelter Gesellschaft erhoben, bewusst. Der heutige Springer kann lediglich nicht werfen." berichtete er kurz und knapp.
"Meines Wissens nach, war ich der Erste in Genua der den Pharmakos vollzogen hat." sprach er neutral. Er war weder besonders Stolz darüber noch schämte er sich.

"Solch ein Urteil kann keine Verfehlung beseitigen oder reinwaschen. Es ist eine Prüfung. Hat man das eigene Monster in sich ausreichend unter Kontrolle, hat man den Mut zur Loyalität diesen durchaus tödlichen Sprung zu wagen, ist man widerstandsfähig genug dies zu überstehen, physisch, geistig, gesellschaftlich. Aber keine Buße kann einen von der Verfehlung befreien, denn nach der Buße ist sie noch immer in den Köpfen aller die davon wissen." philosophierte er ein wenig ehe er zum Punkt kam.
"Aber, so wie ich es verstehe, ist diese Strafe vor allem eine Chance. Eine Chance sie für sich zu nutzen, eine Chance es besser zu machen in Zukunft, eine Chance ihre Gnade zu erkennen weiter existieren zu dürfen, eine Chance zu lernen und eine Chance zu zeigen das man seinen Platz kennt und anerkennt." beendete er vorerst seine Ausführungen.

Als sie auf ein paar der Vorbereitungen und Säcke deutete zuckte er mit den Schultern.
"Den Willen der Ahnen zu verstehen, interpretieren und vielleicht umzudeuten oder nach eigenen gutdünken auszulegen wird Konsequenzen haben. Immer. Selbst wenn man nahe an der wahren Intention liegt. Und bevor ihr euch fragen solltet...., sie sagte damals zu mir: spring. Und ich sprang. Hätte ich meinen kleinen Landepunkt zwischen den spitzen und scharfkantigen Felsen verfehlt, hätte dies mindestens Starre zur Folge gehabt."
Kurz blickte er zu Giada hinüber um dann gleich wieder auf den Hafen zu schauen.
iada hatte vielelicht eine ähnlich harte Erziehung durchgemacht wie Vergonzo, sie verstand das direkte Vergehen gegen den Prinzen in vielen Domänen viel härter bestraft wurden.
Vielleicht war es aber auch so, dass das Überleben des heutigen Springers mehr diente als sein Tod. Wer wusste schon, ob es Absprachen gegeben hatte.

Er neigte dankend das Haupt als sie ihm gestattete die Frage zu stellen.
"Im Grunde habe ich eine Frage bezüglich der richtigen Anrede euch gegenüber. Aus meiner Position betrachtet, steht ihr gesellschaftlich zweifelsohne über vielen und weit über mir. Aber mich beschäftigt die Frage, wie weit. Euer Clan grenzt euch deutlich weit von dem meinen ab, was aber im Grunde noch nicht die Anrede ändert. Aber eure starke Ahnenlinie ließ in mir den Gedanken aufkommen, ob dieser Umstand ein wohl erfordern würde, aus meiner Position in der Gesellschaft aus betrachtet.
Sollte dies nicht so sein, käme eine weitere Frage auf, bezogen auf den sich in Genua befindlichen Ahnen eures Clans und ob dieser Einfluss auf die Stellung des Clans in Genua hat."
sprach er insgesamt mit gedämpfter Stimme.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra lauschte den Ausführungen Vergonzos zum Pharmakos, dem eigenen und dem heute Nacht, mit tiefem Interesse. Sie schien ihm zuzustimmen, was die Gnade der Weißen Prinzessin anging. Ob eine solche Gnade in ihren Augen gut oder schlecht war, konnte man an ihrer Miene nicht ablesen. Vielleicht gab es diese Frage auch einfach nicht - in ihrer Heimat gab es weder eine solche Frage noch solche Gnade.

Vergonzos Frage danach ließ sie den Kopf ein wenig neigen. Es war eine Geste als lausche sie nicht nur auf seine Worte sondern auch auf deren Beiklänge. Sie sah den Nosferatu dann eine Weile lang still an und dachte über seine Worte und wohl auch ihre Anwort nach. Dann sprach sie:

“Ich könnte euch eine einfache Antwort auf diese Frage geben, werter Baumeister, doch das scheint mir nicht genug gegenüber Euch und dieser Frage”, sagte sie dann langsam. “Doch ich will sie sagen, denn sie muss einmal ausgesprochen werden: Hier in Genua und für die Neugeborenen können wir eine Antwort, wer wie anzusprechen sei, einfach an den Hinweisen der wohlwerten Harpyie ablesen. Sie mag blutjung sein, doch sie erfüllt diese Pflicht mit großer Gewissenhaftigkeit im Sinne der höchst verehrten Aurore.”
Die Art, wie sie antwortete, hatte eine gewisse Härte in sich. Es wurde deutlich genug, dass sie sich damit abzufinden hatte, welcher Platz ihr an diesem Hof gelassen wurde.

“Ich bin eine Vasallin meines Lehnsherren, des höchst verehrten Totila”, sagte sie dann. “Also kann ich nicht eine Vasallin dieses Hofes hier werden so wie viele junge Neugeborene, die frisch hierher kommen, es letztlich tun. Dennoch hat die höchst verehrte Aurore mich als Gast in Genua willkommen geheißen. Meine Aufgabe, die ich für das allererste Willkommen einst erhielt, war der Bau jener Straße, über den Ihr nur allzu gut bescheid wisst. Ich bin hier, um den Weg zwischen Genua und Mailand zu verbessern.”

Sie legte die Hände ineinander und ließ diese Feststellung und ihre Bedeutung einen Augenblick lang wirken.

“Dies ist ein weiterer Teil der Antwort für Euch. Der dritte Teil indes… .” Sie machte eine kurze Pause. “Ihr werdet wissen, dass innerhalb des Clans der Nacht die Politik ihren eigenen Gesetzen folgt. So wird es in allen Clans auf ihre eigenen Weisen sein, doch danach habt Ihr nicht gefragt.”

“Ich habe eine große Achtung vor dem sehr verehrten Lydiadas. Er und ich entstammen aus gänzlich unterschiedlichen Linien, so wie auch der verehrte Ilario und ich durch eben die Unterschiede getrennt werden, die Venedig und Mailand trennen. Doch ich habe gelernt, von früh an, dass Macht sich niemals erklären muss. Der verehrte Lydiadas hat Macht auf mehr als eine Weise.”

“Als ich nach Genua kam, habe ich mich einst ihm vorgestellt. Er und ich trafen einen Handel, welcher mein Schicksal gänzlich verändern könnte - oder welcher vielleicht dazu dienen könnte, jener Pflicht zu genügen, die mich hier hält: Diesen Weg zwischen meiner Heimat und Genua zu …ebnen.”

“Was dies für Euch und Eure Anrede bedeuten mag? Das müsst Ihr entscheiden. Früher oder später werden Ihr und ich den Schritt tun und uns Ancilla heißen. Ich selbst war bereits im Begriff dazu, bevor alle meine Pläne verworfen wurden und der Befehl meines Herren mich nach Genua führte. Und Ihr? Ihr seid alt genug und, so wie Eure Worte es klingen lassen, auch erfahren genug geworden. Vielleicht sollten wir beide auf die Möglichkeit blicken, dass wir einen solchen Schritt in derselben Zeit tun. Und wenn dies so käme, so würden wir dies in einer Zeit tun, in der ein Feind von Norden her immer härter auf diese Domäne eindringt, in welcher wir unseren Stand gemacht haben. Wir wären unter solchem Druck aufeinander angewiesen, denn einen Feind von außen muss man am Bollwerk der eigenen Mauern zerschellen lassen.”

“Und weil ich dies als eine Möglichkeit in unser beider Zukunft sehe, weil ich ebenso Euer Werk sehe und Eure Worte von heute hörte, kann ich selbst Euch achten. Achten auch als einen Waffengefährten in einem Kampf, in welchem die meisten Waffen verborgen sind und in welchem selbst ein einfacher Schlagabtausch Jahrzehnte und länger dauert.”

Leise und ernst sprach sie diese Worte. Und dann richtete sie sich wieder gerade auf, räusperte sich einmal und nickte steif. “Ich könnte mir schlechtere Waffengefährten vorstellen. Ist dies Euch Antwort genug?”
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Vergonzo Faro
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Nun war es der Baumeister der ein tiefes Interesse an den Ausführungen der Lasombra zeigte. Er bekam deutlich mehr als er erwarten durfte und erwartet hatte. Und sie nannte nur drei mögliche Teile, die man betrachten konnte, wenn es um eine simple Frage der korrekten Anrede ging.

Er neigte tief das Haupt der Dankbarkeit für einige Momente eher er nachdenklich zu einer Antwort ansetzte.
„Ich bin sehr dankbar für eure Unterweisung. Dies ist mehr als ich erhofft habe zu erfahren und mir ist durchaus bewusst, das es weitaus mehr Seiten zu beleuchten gibt, bei meiner für Neugeborenen vielleicht einfach gehaltenen Frage, als ihr so eben ins Licht gerückt habt.“
Bedankte er sich demütig, dennoch nicht ohne etwas Stolz, dieser Unterweisung Wert gewesen zu sein.

Er sah Giada an und schien ergründen zu wollen, ob sie den Eindruck machte eine entsprechende Antwort des Nosferatu zu begrüßen oder er sie damit langweilen würde.
Dann bezog er sich auf den ersten Teil ihre Erklärung.
„Zweifelsohne habt ihr recht damit, dass es die Aufgabe einer Harpyie beinhaltet vorzutanzen, so dass man sehen und versuchen kann, den Tanz zu lernen. Doch ist die Bühne der Etikette weit mehr als ein Tanz den man abschauen kann, da sich die Gesetzmäßigkeiten für jeden Tänzer verändern. Da es nur wenigen erlaubt zu sein scheint, Einweisung oder sogar Unterricht zu erhalten, ist es von Unten betrachtet, von meiner Position aus, ein viel längerer und weiterer Weg zur Bühne. Ein Weg auf dem einem nur übrig bleibt die Zeit zu nutzen, um so viel zu zuschauen, wie es möglich ist und vermeintlich Verstandenes bei denen überprüfen zu lassen, die der Bühne von Hause aus näher sind.“
Womit er im Grunde sagte, die Fetten Füttern nur die Fetten, der Rest sammelt Krümmel auf zum Überleben und man bekommt auch noch ärger dafür.
„Wem auch immer dies nicht zusagt, bleibt wo er ist und was er ist oder geht unter. Man hat zu akzeptieren, wie die Dinge sind.“ …vorerst fügte er geistig hinzu.
Über die Fähigkeiten der Harpyie und ob es Gewissenhaftigkeit oder Hartnäckigkeit oder Willkür war, sagte er nichts. Die Situation beschrieb sich von alleine.

Dann wandte er sich gezielter in Giadas Richtung um körperlich anzuzeigen, dass er nun auf Giadas zweite Ausführung, über sich selber, Bezug nehmen würde.
„Auch wenn eure Situation sich von denen hier ein wenig zu unterscheiden mag, beschreibt sie sich dennoch als durchaus ersichtlich. Schon alleine dadurch, wie man euch entgegen tritt.“ Womit er wohl auch einen Bezug zur Harpyie heran zog.
„Eure Herkunft, Ahnenreihe und Verdienste in unserer Gesellschaft, wie auch euer Alter und Verhalten bezeugen euren Stand und Status sehr gut. Das einzige was ich hierzu heranziehen kann ist Erfahrung und Alter. Da ich weder über eine angesehene Herkunft verfüge, noch über eine eindrucksvolle Ahnenreihe oder ein gewünschtes Verhalten präsentierte,…“ er lächelte sanft, „habe ich nicht viel das für mich spricht. Zumal ich zwar über sehr viele Verdienste schauen kann, von denen jedoch kaum jemand etwas weiß.“
Er zuckte mit den Schultern, da es den Nosferatu durchaus im Blut lag ihre Taten zu verbergen.
„Zumal ein Nosferatu, dessen Ältester überwiegend gehasst und gefürchtet ist, noch mehr Leisten und zeigen sollte und dennoch nie das erreichen konnte, was Anderen zufliegt. Dies geben viele an zu wissen, doch tun sie es nicht wirklich. Zu meiner Situation Bezug nehmend, ist unserer Stärke eine andere als es bei vielen anderen Clans der Fall ist. Doch die Fluktuation meinesgleichen in Genua beschreibt recht gut, welche Möglichkeiten sich mir bieten.“
So erklärte er auch kurz seinen Stand, den Giada vermutlich längst erkannt hatte, womit er auch gleichzeitig in Richtung des dritten Thema zielte.

Das jeder Clan eigene Politik betrieb und diese doch sehr unterschiedlich aussah, wusste der Nosferatu, denn ihre Politik, ihr Credo war es, dass die Nosferatu stark machte,… wenn es mehr als einen gab.
„Ich verstehe das ein Ahn des Clans Auswirkungen hat oder haben kann, sofern die Politik dies zulässt. Die Beweggründe der Ahnen sind uns allen Fremd und oft unverständlich. Ein so erfahrener Verstand muss dem unseren einfach weit voraus sein.“ Er machte eine kurze Pause.
„Auch ich hatte einige Male die Ehre den sehr verehrten Lydiadas zu erleben. Er besitzt eine natürliche Art die Dinge um sich herum zu beeinflussen und zu lenken.“ wobei er zur Verdeutlichung ergänzte, „ohne eine Blutskraft zu nutzen. Macht muss sich nicht erklären.“
Griff er am Ende ihre wahren Worte auf.

Er schürzte die Lippen und betrachtete Giada aus dem Blickwinkel seines Sichtfeldes als würde er das Gesprochene vor sich sehen und überfliegen um sich eine abschließende Meinung zu bilden.
„Nun aus meiner Sicht betrachtet ist die Anrede wohlwerte euch gegenüber durchaus angebracht. Stellt es doch lediglich die Tatsache dar, wo ihr steht und wo ich stehe.“ Hielt er objektiv für sich fest, ohne das es dabei den Eindruck machte, als würde er sich damit kleiner machen. Lediglich das er die Wahrheit kannte und den Mut hatte sie auszusprechen. Er sah sie vielleicht nicht sooo weit über sich stehend, aber die Gesellschaft tat es.

Ihre dann folgendes Thema, überraschte ihn ein wenig und zugleich schwankte er zwischen geschmeichelt sein und eine Falle witternd. Er besann sich dann darauf, dass Giada ihm bisher keinen Anlass zu Feindseligkeit gab, selbst ihr erstes privates Treffen bei Giadas Heim, war nicht feindselig gewesen, nur ein normales kennen lernen der Monster im Inneren.
Ihm war bereits damals klar geworden, dass Giada über das nötige Wissen verfügte, was nötig war um den von ihr heute Nacht erwähnten Schritt zu tätigen. Das sie ihn allerdings mit dieser Aussage mit anhob, überraschte ihn doch ein wenig. Nicht das er es nicht bald verdienen und sich nehmen würde, doch das sie es sah und in Erwähnung zog, sagte viel über ihr Gespür oder Hintergrundwissen aus.

Er legte die rechte Faust dezent auf seine Brust und neigte respektbekundend den Kopf ehe er sprach.
„Nicht nur euren Worten nach ist dieser Schritt für euch vermutlich beinahe überfällig. Habt dank, dass ihr mehr seht als Viele und das ihr den Mut habt, euch mir gegenüber diesbezüglich zu offenbaren. Wobei Mut nichts ist, was mich bei euch überrascht.“ Er lächelte erneut sanft.
„Ich denke bereits eine längere Zeit darüber nach und diesen Schritt mit euch zu tun, wäre mir eine große Ehre, zumal ich euren Schritt vollends unterstütze. Ihr sprecht wahre Worte und es würde Genua gut tun und stärken. Dennoch möchte ich darauf eingehen, ob ihr bereits jetzt mehr darüber wisst was aus dem Norden kommt und wann.“ Witterte der Nosferatu neue und wichtige Informationen, an die er vielleicht heran kommen könnte.

Über ihre Formulierung der Waffengefährten jedoch hob er letztendlich den Blick und suchte den Ihren. Sein krummer Rücken bog sich hörbar in eine noch nie gesehene aufrechte Haltung. Ein ernster Ausdruck trat in ein Gesicht und mit einer selten gezeigten Selbstsicherheit und schon immer in ihm wohnenden Stärke, nickte er ihr eindringlich zu. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Diese Geste zeigte die Bereitschaft der Zusammenarbeit, Hilfsbereitschaft und Unterstützung im Kampf, die eines Kriegers würdig war. Auch wenn es wahr war, als sie den Kampf nicht mit Schwert und Schild beschrieb.
Er hielt den Blick einen Moment um ihm mehr Gewicht und Wahrhaftigkeit zu verleihen, ehe er wieder in seine natürliche Buckelhaltung zurück kehrte und den Blick von ihr nahm, dem Geschehen am Hafen zuwendend.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada neigte einmal knapp den Kopf. Was Vergonzo gesagt hatte und auch wie, sprach eine ganz eigene Sprache.

“Das ‘wann’ ist schwer festzumachen”, erwiderte sie dann. “Es hat längst begonnen. Genua und damit die See der Schatten hat nun direkte Grenzen gegen Domänen der Tedesci. Deren Vorgehen habe ich oft genug beobachtet und ich erkenne die Zeichen bereits auch hier.”

“Sie kommen mit der offenen Hand. Sie suchen diejenigen in den Domänen, die unzufrieden wirken. Die Abweichler, die Rebellen, die Ehrgeizigen. Sie bieten ihnen Macht an, Aufstieg, Ansehen. Wenn diese ersten Handel geschlossen wurden, ziehen sich die Schlingen zu. Die Domäne wird zersetzt in kleinen Zwistigkeiten, Unsicherheiten, Unstimmigkeiten, Rivalitäten. Dann, der Zugriff. Eine Nacht der langen Messer oder ein Umsturz. Dann stehen bereits die bereit, die mit den Tedesci ihre Handel gemacht haben - oder es sind sogar ihre Messer.”
Giadas Stimme hatte einen finsteren, zornigen Unterton. Ja, sie hatte dies allzu oft mitangesehen. Wie viele Domänen Norditaliens waren bereits an die Tedesci gefallen?

“Übrig sollen dann die bleiben, die den Tedesci treu sind. Auf den Thron wird einer ihrer Loyalisten gesetzt, in die Ämter werden die gehoben, die sie sich so durch Verrat erkauft haben. So und so ähnlich war es in all den Domänen zuvor, so war es auch in Savona oder in Pavia, die an Genua grenzen. Genua erwartet dasselbe. Die Frage ist und wird sein, wer zuerst den Handel eingeht, wer zuerst den Verrat übt. Oder es bereits getan hat.”

Sie verzog das Gesicht ein wenig. “Aus all diesen Entwicklungen heraus habe ich gelernt, die Domänen als Ganzes zu betrachten. Ich habe gelernt, die Unterscheidung in hohe oder niedere Clans unverstellt zu sehen und auch zu wissen, dass diese Unterscheidung in anderen Domänen gänzlich anders ausfallen kann als hier. Ich habe gelernt, die einzelnen Kainiten nach ihren Taten zu werten und anhand ihren Ambitionen zu erkennen. Dies sind Lehren, die es in den hohen Clans oft nicht gibt, doch in den niederen wie selbstverständlich.”

“Eure Worte von zuvor, dass diese Lehren der Etikette in den niederen Clans schwerer zu erhalten sind - das ist wahr. Doch anders herum habe ich gelernt, dass dort Lehren der Notwendigkeit und des Überlebens stark sind, die anderswo nur bitter und hart errungen werden.” Sie runzelte die Stirn.

“Dennoch. Wenn es Euch für die Stärkung dieser Gesellschaft und dieser Domäne je einmal geboten scheint, dann biete ich Euch einen solchen Zugang an. Lehren der Etikette sollten Euch und den Euren nicht verschlossen sein.” Sie schnaubte einmal, in einem Anflug von sehr, sehr trockenem Humor.
“Ich kenne keine schöne oder zarte Art, sie zu lehren, denn wie ich die Etikette und die Gesetze der Gesellschaft erlernt habe, war hart. Fantastereien von Romantik überlasse ich anderen.”
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Vergonzo Faro
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo hatte den Ausführungen aufmerksam gelauscht. Sein Blick war an Giada vorbei gerichtet, so dass er ihre Reaktionen und Gestik dennoch wahrnehmen konnte.
"Ich verstehe. Rebellen und Ehrgeizige Kainiten haben wir zu genüge, wie auch Unzufriedene. Beinahe auf jeder Festivität zeigen sie sich. Mich eingeschlossen, das möchte ich nicht verbergen, habe ich es doch oft genug gezeigt, wenn auch vielleicht mit etwas mehr Finesse." sprach er in ruhiger Stimme, leicht gesenkt sein Tonfall.

"Ihr sagtet es hat längst begonnen. Dies würde bedeuten, dass es unter den seid Jahren neu nach Genua gekommenen Kainiten, eben solche dabei sind. Habt ihr bereits einen Verdacht? Ein Verrat wiegt sehr schwer. Jedoch sollte man angesprochen werden, wäre es interessant zu wissen von wem, wie auch wer dahinter steht und wer vielleicht bereits in Genua diesem Angebot zugestimmt hat. Man kommt besser nicht mit leeren Händen in solch wichtigen Angelegenheiten." gab er seine Gedanken zu der drohendne Gefahr wieder. Dennoch war er interessiert ob es bereits konkrete Namen gab, die Auffälligkeiten gezeigt haben könnten, die der Nosferatu nicht sah.

Ihre Handhabung der hohen und niederen Clans nahm er regungslos auf. Natürlich war es für ihn auch nur etwas, das sich einst ein machtvoller Kainit ausdachte, ohne das es dafür belegbare Agrumente gab. Argumente die bar jeglichen Zweifel waren. Aber dies konnte man nur für sich privat so handhaben. Öffentlich hier in Genua galten andere Regeln.
"Ihr habt recht mit euren Worten. Wir sind es gewohnt auf Gegenwind jeglicher Art zu stoßen, daher fällt es uns leichter damit umzugehen."
Er machte eine kurze Pause ehe er weiter sprach.
"Ich lernte viel über Etikette. Bei jedem Treffen in den letzten vielen Jahrzehnten. Ich erkannte viele Feinheiten, Nuancen und die sich wechselnden Stufen, je nachdem von wo man etwas betrachtete. Auch wenn ich dies nicht zeigte, habe ich vielerfahren, verstanden und hinterfragt. Und dnenoch weiß ich, dass dies nur der Anfang ist. Ich würde diesen Zugang selbstredend gerne in Anspruch nehmen, doch weiß ich nicht, ob ich den Preis dafür zahlen kann."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Verdacht, ja”, bestätigte Giada. “Ich begann mit jedem, der unzufrieden schien. Mit allen, die wenig Sinn für die feste Struktur einer Domäne haben, alle aus ihren eigenen Gründen.” Die Härte in ihrer Stimme verriet, dass Giada sehr wenig Sinn für diese Art von Eigennutz hatte.
“Das meiste davon ist Eitelkeit, Fantasterei, Traumtänzerei. Das meiste davon tötet die jungen Neugeborenen bevor sie ihre ersten Jahrzehnte vollendet haben. Die, die überleben, sind handfester. Wer unter diesen sich sein Rebellentum bewahrt hat, kann jedoch immer noch auf die honigsüßen Versprechungen der Tedesci hereinfallen.”

“Sie umschmeicheln den Stolz, versprechen Anerkennung, können diese sogar echt aussehen lassen. Das sind Worte, die wie Balsam für wunde Seelen sein können. Doch sie sind nicht echt. Die Versprechen sind nur die Münzen mit denen sich die Tedesci ihre Handlanger kaufen um sie durch den Verrat dann auf immer in ihrer Hand zu haben.” Hier sprach nicht länger Härte, es war bereits Abscheu.

“Ich habe auch auf die Nosferatu Genuas gesehen, werter Meister Faro”, sagte sie dann. “Und auf Euch.” Ihr Blick lag sehr direkt auf dem Nosferatu, unverstellt und intensiv. So sah ein Folterer in die Augen seiner Opfer, wenn er ihnen Wahrheiten entlocken wollte. So sah eine gestrenge Mutter in die Augen ihrer schuldbewussten Kinder. Doch Giada stellte keine Fragen.

“Ich muss Euch die Namen jener, die zwangsläufig unter Verdacht stehen, nicht aufzählen. Ihr kennt sie selbst. Die Unzufriedenen, die Ehrgeizigen, die im Stolz Verletzten, die Zornigen, die Verzweifelten. Jede Domäne hat sie. Ich sehe sie. Einigen kann ich bessere Wege zeigen. Ich kann ihnen Echteres bieten als honigsüße Worte für Herren aus dem Norden.”

Sie hob die Hand und schloss sie. “Echter ist, was wir selbst gut errichten. In dieser Domäne, diesem Genua, gibt es allen Raum dafür. Es braucht nicht die hohlen Münzen aus Pavia, aus Savona, aus Brescia und wie all die gefallenen Domänen heißen mögen.”
Sie hob die Augenbrauen. “Und damit wisst Ihr nun auch, was meine Bezahlung für jene Lehren ist. Ich will keine weitere Handbreit Boden, kein weiteres Schicksal eines Kainiten an diese Feinde meiner Blutsheimat im Leben und im Tode verlieren. Ich bin eine Tochter der Lombardei, durch und durch.”
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Die Worte der Lasombra waren wohl gewählt und ihre Reaktion auf das, was sie dabei beschrieb, unterstrich ihre Einstellung darüber deutlich.
Sie verteufelte das Vorgehen, diese honigsüßen Versprechen, Worte über Anerkennung und Chancen auf Aufstieg...doch er schürzte die Lippen nachdenklich.
War es nicht genau das, was sie selbst hier tat? Ein Versprechen auf eine Chance, mit ihr nach oben gezogen zu werden, stille Zusagen der Unterstützung die mitschwangen?

Dann lenkte sie den Fokus auf die Nosferatu und speziell auf ihn. Vermutlich stocherte sie im Dunkel, lediglich weil er natürlich in das von ihr erstellte Schema passte.
Doch Nosferatu kannten Schmerz, Ablehnung, Folter und Ausgrenzung, sowie Demütigung und die berühmten Knüppel zwischen den Beinen.
Sie lebten diesen Umstand. Daher ertrug er ihren Druck, ihren schweren Blick, dennoch spürte das Gewicht.

"Mit Verlaub, selbst wenn die Macht meines Blutes dazu in der Lage ist, Könige abzusetzen oder einzusetzen, spielt sich dies weit außerhalb meiner Möglichkeiten und Einblicke ab. Und es muss schon weitaus mehr passieren als ein halbes Jahrhundert der Demütigung, um mich von meinem Ziel oder meiner Loyalität abzubringen."
sprach er ohne auf seine vorherigen Gedanken einzugehen. Dennoch stellte er recht deutlich, ohne überheblich dabei zu klingen, heraus.
"Ich habe gelernt mich vielen Einflüssen zu erwehren, ansonsten wäre ich nicht in der Lage bei Geschäften Neutralität zu wahren."

"Ich denke, das die Tedesci ähnlich denken von Anderen, ihre eigenes Volk vor fremden Einflüsterungen warnt." er war ein Kind Genuas geworden, hatte gelernt Dinge von allen Seiten zu beleuchten. Denn jeder tat das, was einen näher an seine Vorstellung des Ziels brachte. Ziele die natürlich auch immer Richtig oder Gut waren.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass manch einer der Domäne einknickt oder hofft, so den schnelleren Weg zum Aufstieg zu wählen. Wer dazu zählen könnte, ist nicht unbedingt leicht zu sehen, zumal man einige erst seid kurzen kennt, so dass lediglich Einschätzungen möglich sind. Ihr behaltet eben jene also im Auge?"

Als sie den Preis andeutete hob der Nosferatu diesmal die linke Augenbraue, welche sich somit auf geiche Höhe mit der rechten schob.
"Verzeiht, aber es liegt nicht in meinem Einflussbereich oder gar meinen Möglichkeiten, jeden dieser Verdachtsfälle daran zu hindern sich gegen die Herrscherin Genuas zu stellen, sie ständig zu beobachten um rechtzeitig einzugreifen."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1071] Schaulustig, Pflicht oder Chance [Giada, Vergonzo]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Doch Ihr könnt mich von jenen wissen lassen, die anfällig für die Einflüsterungen von außen geworden sind.” Giada schien gar nicht zu erwarten, dass der Nosferatu alles im Blick hatte. Ihre Antwort war recht pragmatisch gesprochen und gefasst.

“Die Gesellschaft Genuas, vom frischesten Neuankömmling bis hinauf zu Seneschall und Prinz, ist größer und bewegter als es in den kleineren Domänen um uns herum der Fall ist. Kaum zwei Kainiten hier haben die gleichen Wurzeln, Ansichten oder gar Ziele. Viele werden zwangsläufig wissentlich oder unwissentlich gegeneinander arbeiten. Dazu kommt, dass die höchst verehrte Weiße Prinzessin Genua erst vor kurzem in die See der Schatten geführt hat. Der hoch verehrte Schwarze Seneschall hatte versucht, nach dem Löwenthron zu greifen. Und alle beide haben ihre eigene Vergangenheit, Wege, Verbindungen, Wurzeln. Doch die Spannung, die aus den vergangenen Ereignissen in Genua herrührt, lässt sich selbst für mich noch heute spüren.”
Giada neigte den Kopf ein wenig auf die Seite, als sie das sagte. Sie wirkte so tatsächlich wie die Beobachterin von Außen, welche sich diese Vorgänge mehr wie eine Zuschauerin ansehen musste.

“Wenn es mir jedoch so ergeht, dann wird es auch den Handlangern der Tedesci so gehen. Dass Ihr auf dem einen oder anderen Wege auf solche Umtriebe stoßen könntet, ist keine allzu weit hergeholte Vorstellung, will ich meinen.”
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