[1076] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

[Dezember '22]
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I Tarocchi
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[1076] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

[edit: Das Spiel wurde zeitlich von 1071 auf 1076 verschoben.]


Im Norden Genuas, in den Anhöhen über der Stadt, lag die Villa Illuminata. Wenn man sich ihr näherte, strahlte sie wie ein hell erleuchtetes Juwel in der Krone der Stadt. Auf einem schmalen Pfad konnte man von einem der nördlichen Stadttore hier herauf gelangen, wahrscheinlich von der Porta Soprana oder der Porta di San Pietro her.

Bei Tage hatte man hier wohl einen atemberaubenden Blick über die ligurische Küste und ihr türkisblaues Meer oder auf der anderen Seite hinauf in das Hinterland bis hin zu den Appenien. In einer klaren Nacht konnte man die See unten noch immer im Schein des Mondes glitzern sehen. Der Wind trug den Geruch der See mit sich, von Lavendel, von Weinreben und Olivenbäumen, vielleicht auch von den Limetten, welche die Araber einst mit sich gebracht hatten.

Der Pfad endete vor einer Mauer um einen Hügel her, auf dem verschiedene, schmucklosere und niedrigere Gebäude um die Villa her verstreut lagen. Wächter hielten jeden auf, der zur Villa wollte, doch das feine Pergament mit der Einladung verschaffte nicht nur den Zutritt sondern auch die Eskorte von zwei Wächtern bis hin zur Haupttür der Villa.

Diese war ein stattliches Gebäude, mit zwei Stockwerken und einem wohl in etwa quadratischen Grundriss. Es war aus weißem Stein errichtet worden und wo dieser nicht direkt sichtbar war, waren die Wände makellos weiß gekalkt. Das Licht zahlreicher Öllampen ließ all dies hell erstrahlen.
Einer der Wächter meldete die kleine Prozession an der Haupttür an, die bald darauf aufgetan wurde, um dem Gast dieser Nacht Einlass zu gewähren.

Dort, in der Eingangshalle, stand Lucio Il Onnivorno, der wohl als der Hausherr dieser prachtvollen Villa galt, auch wenn es wohl in Wahrheit seine nicht ganz so geheime Herrin war, in deren schlanken Händen die Fäden von Macht und Einfluss zusammenliefen.
Er konnte so wirken wie ein gütiger Gastherr, groß und massig, mit einem herzlichen und freundlichen Lächeln für den Besuch in dieser Nacht.
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Sedna
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von Sedna »

Die Prozession war ihrer Pferde entledigt worden und auch Sedna's Leibwächter hatte die Villa nicht betreten. In eine graublaue Händlerstracht gehüllt, trat die Ventrue vor und nahm ihre Kapuze ab, ließ die Pracht des Inneren auf sich wirken und erinnerte sich an die an sie herangetragenen Protokolle und begrüßte ihren Gastgeber standesgemäß.

"Gnädiger Herr Lucio Il Onnivorno, nehme ich an. Ich bin Sedna und hoffentlich hier richtig auf dem Weg zur ehrwürdigen und ehrhabenen Prinzessin. Nehmt bitte diese Pastete aus Nachtigall, Eule und Taube als eine Aufmerksamkeit und Neuigkeit für eure sicher viel geschulte Zunge."
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I Tarocchi
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Lucio zog darauf überrascht die Augenbrauen hoch und wirkte ehrlich überrascht und auch erfreut. Ganz offenbar hatte dieses Mitbringsel bei ihm auch seine, wohl in seinem Leibesumfang nicht ganz unsichtbare, Vorliebe getroffen. Mit einer kleinen Verbeugung nahm er die Pastete behutsam an.

“Habt vielen Dank. Ihr erweist mir eine Freude und eine Ehre”, sagte er. “Bitte folgt mir zur Halle, wo Ihr auf den höchst verehrten Prinzen warten könnt.”

Er führte Sedna dann über kostbar auf dem Boden ausgelegte Mosaike in ein riesiges und von schön verzierten Säulen gesäumtes Atrium. Hier gab es ein großes Wasserbecken, das in der Form ein wenig an eine Muschel erinnerte - wie die Muschel der Venus, in welcher diese einst in die Welt getreten sein soll. Der Duft zahlreicher Blüten hing süß in der Luft und ein prächtiger Granatapfelbaum breitete seine Äste über ein paar steinernen Bänken aus.

Doch der Allesfresser führte den Gast weiter, an die Stirnseite jenes Atriums und in eine große, weiße Halle. Diese Halle war so hell erleuchtet, dass kaum ein Schatten in ihr liegen konnte. An ihrem Kopf stand ein Podest und darauf ein großer und schwerer Stuhl, geschnitzt aus dunklem Holz, das zwei wilde Löwen formte, die die Armlehnen trugen. Dies war der Löwenthron von Genua, der Sitz der Herrin der Domäne.

Die Herrin jedoch war nicht zugegen. Wie es so vielen Bittstellern beschieden war, würde auch Sedna warten müssen. Das glatte Weiß der Halle lud jedoch auch zur Bewunderung ein - bis auf einen merkwürdigen Makel am Boden. Es schien fast wie eine Art Fleck im eigenen Auge, eine Art Trübung im eigenen Blick: um eine der weißen Fliesen her war es eine Spur dunkler.

“Wartet hier”, erklärte Lucio derweil. “Ich lasse Euch eine Stärkung bringen.”
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Sedna
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von Sedna »

Sedna sah sich um und ging langsam bedächtig in gleichbleibendem Tempo mit ebenen Kopf und sehr regelmäßigen Schwenkbewegungen des Kopfes durch den Saal. Viele Details vielen er auf, die ihre Hände einluden tätig zu werden, doch diese fahren fest in die tiefen Taschen ihrer Kluft verborgen - zu ihrem eigenen Schutz. Vor allem der Thron und der merkwürdige Makel am Boden erregten ihre Aufmerksamkeit.

Sie durchmaß mit ihren eigenen Schritten den Raum, zählte die Ausgange, hielt Ausschau nach Ecken und Winkeln in den Wesen akrobatischer veranlagt als sie selbst, sich verstecken könnten und sah sich nach menschlichen Dienern um. Ihre Augen waren wach und wißbegierig, wenn auch distanziert und obwohl gründlich und angetan, noch nicht vollends erfüllt mit Ehrfurcht.

Auch dieser Ort war erstmal nur ein Ort.
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I Tarocchi
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Der Eingang, durch den sie herein gekommen waren, war wohl der größte, ein Haupteingang. Der Löwenthron stand ihm gegenüber, doch es gab weitere Seiteneingänge. Wenn die Villa Illuminata eine der alten Villae Rusticae der Römer war oder nach deren Vorbild errichtet worden war, dann wäre dies die Haupthalle, zugleich der Essenssaal oder zu anderen Anlässen einer für Feste.

Der Saal hatte die vier Ecken, die er auch zu haben schien. Es gab keine Winkel, keine schattigen Plätze, nur dieses hell erleuchtete Weiß, des Podest und den Löwenthron. Das Geräusch einer der Seitentüren kündigte die Dienerschaft an, die Sedna die versprochene Stärkung reichte. Man schien kurz irritiert, Sedna beim Umhergehen anzutreffen, doch keiner sprach ein Wort. Stattdessen wurde gereicht, was der Allesfresser angekündigt hatte: Eine Schale mit Wasser, auf dem zarte Blütenblätter schwammen, und feine Leinentücher daneben. Das zweite war ein Pokal mit kostbarem, warmem Blut.
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Sedna
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von Sedna »

Sedna beginnt sich mit den Leinentüchern und dem Wasser behutsam das Gesicht zu säubern und bedankt sich freundlich bei den Bediensteten. Sie positioniert sich dabei so, dass sie zwischen dem Kelch und ihnen steht und versucht ungesehen einen einzelnen Finger in das Blut zu tunken und es beim Gesicht waschen ebenso ungesehen zu kosten.
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I Tarocchi
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

-1WK, Wurf, 1 Erfolg


Es war ein gewagtes Manöver, dicht unter den Augen der Dienerschaft. Doch Sednas weites Gewand half und auch die respektvolle Haltung der Sterblichen. Sie musste es hinter einem Mißgeschick mit dem Tuch verbergen, es entstand eine kurze Unsicherheit und für einen Moment drohte der Pokal sogar zu kippen so dass sich das frische Blut über den weißen Boden ergossen hätte. Für den einen Moment hing alles in der Schwebe…

…doch es gelang. Sedna konnte kosten. Und es war unerwartet köstlich. Frisches, nahrhaftes Blut, das nun langsam mit der verstreichenden Zeit zu gerinnen und seine Lebenskraft zu verlieren drohte. Doch es war in der Tat eine Stärkung.
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Sedna
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von Sedna »

Sedna trinkt das Blut, übergibt den Dienenden den Kelch und wartet auf die hohe Herrin.
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I Tarocchi
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

An der Seite wurde eine Tür aufgehalten. Dies war, was die Augen und der Verstand einem sagen wollten: Ein junges, schlankes Mädchen trat ein, mit braunem, weichen Locken und einem charmanten Lächeln. Doch Auge und Verstand waren blind und falsch. Das Herz, das Gespür der inneren Bestie, die Seele selbst schrien etwas anderes. Die reine Präsenz von Aurore von Genua füllte mühelos den großen Raum. Der Verstand wollte vielleicht wieder aufholen und in begreifbare Worte fassen, was die Augen sahen: Diese Gestalt, die eintrat, war beinahe schmerzhaft schön. Ihre Haut hatte die edle Blässe von milchigweißem Marmor und war vielleicht ebenso kühl. Der jugendliche Anmut ihrer Erscheinung wirkte umso zerbrechlicher, wenn man ahnte, dass dahinter in Wahrheit ein Abgrund von Jahrhunderten aufklaffte. Und doch hatte sie sich die Anmut und Jugendlichkeit bewahrt. Ein Lächeln wie ihres konnte Herzen brechen, Schicksale zu Staub zermalmen, die höchsten Hoffnungen und finstersten Begierden wecken.

Sie ging zu ihrem Sitz, dem Löwenthron, und in dieser Zeit schenkte sie Sedna nicht den Hauch einer Beachtung. Erst, als sie sich dort niedergelassen hatte, ein Bein untergeschlagen und einen Ellenbogen locker auf eine der Armlehnen gestützt, legte sich ihr Blick auf diesen Gast.

Spoiler!
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Sedna
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Re: [1071] Hic Genova, hic salta! [Sedna, Aurore (SL)]

Beitrag von Sedna »

Sedna hatte sich bei der Ankunft der Prinzessin erst auf beide Knie begeben und sich dann auch vorn über gebeugt bis sie auf den Knien sitzend mit ihrer Stirn fast den Boden berührte. Sie hatte sich kriechend, drehend stets mit der Ventrue mitbewegt und als sie ihren Thron bestieg eine kleine, feine, quadratische schwarze Ledertasche aus ihrer Tracht produziert und sie als Gabe vor sich hin drapiert. In tiefster Haltung kniend, mit der Stirn fast den Boden berührend und die Prinzessin nicht anblickend, wartete sie, dass sie angesprochen wurde.
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