Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

[Caterina]

"Muss man die Beute nicht schon vor der Jagd kennen?", Caterinas Verstand war wieder aufgewacht bei dieser Unlogik.
Doch tanzte in ihr das Tier schon viel zu freudig herum.
So schwieg die Toreador und betrachtete wieder den Tiegeln.

Und nun? Kurz blickte sie zu den Nonnen, doch war das füchsische Grinsen keine Hilfe. Schließlich löste die Frau die ersten Schnüre bis zur Tailie. Langsam, den Moment genießend wurde der Stoff von den Schultern über die Arme gestreift.
Bis der dralle, rosige Oberkörper entkleidet war.

Im Hintergrund hörte man den Hühnen leise keuchen. Noch nie sah er das Biest nackt, seine anscheinende Gleichgültigkeit war dahin.

[Maria Penthesilea]

Die Nonne hob die Augenbraue, aber sie trat näher. Dann begann sie, mit sanften Bewegungen die Muster auf den toten Körper zu zeichnen. Caterina konnte das Aroma der Farbe riechen. Wald und Moos und wilde Beeren. Ein Geruch, der imstande sein mochte, den Jäger zu verbergen. Der Geruch der Wildnis.

Wie Schlangen wanden sich die Ranken über Caterinas Arme, hinauf zu ihrem Hals, über ihren Rücken hinunter. Dazwischen konnte sie stilisierte Figuren erahnen, einen Mann und eine Frau, eine Gruppe von Menschen, etwas, das wie ein Hirsch aussah - da es für sie auf dem Kopf stand, war es schwer zu erkennen - und weitere Beutetiere.

Es war keine Kunst, nicht wirklich. Die Zeichnungen wirkten zweckmäßig. Wie die Buchstaben eines Schriftstücks. Und doch lag eine gewisse Ästhetik darin.

Die Finger glitten über die nackten Brüste, umrankten die Brustwarzen. Dann war das Werk vollendet. Maria Penthesilea nickte. Dann drehte sie sich um und setzte sich in Bewegung, winkte Caterina ihr zu folgen.

[Caterina]

Bei den ersten Linien wurde Maria noch interessiert beobachtet, dann drang der seltsame Geruch langsam zu Caterinas Nase vor.
Wieder dieser erdige Geruch! Heute fehlte der salzige Kopfton des Schweißes, doch das Herz dieser einlullenden Mischung war das selbe.

Erinnnerungen stiegen hoch und ironischweise war es wieder Maria Polemusa, welche Zentimeter um Zentimeter des rosigen Oberkörpers mit ihren Fingern bemalte.
Durch die Tinktur war die Berührung feucht, ein wenig kühl, doch spürte Caterina die sterbliche Wärme.

Wohliges Knurren entrang sich der Toreador, bis die Bemalung schließlich ihr Ende fand.
Das einfache Kunstwerk verschwand geschwind unter dem weichen Stoff.
Schließlich folgte die Mailänderin den Nonnen, gefolgt von Michael, der noch immer nicht ganz bei sich war.

[Maria Penthesilea]

Maria Penthesilea griff in der Bewegung einen Bogen und einen Köcher auf, dann wurde sie schneller und schneller. Der trainierte Körper hatte offenbar wenig Probleme mit der Bewegung über dieses unebene Terrain - trotz der Dunkelheit. Es schien, als laufe sie ziellos. Ob dem wirklich so war?

Maria Polemusa legte Michael die Hand auf den Arm. "Warte", sagte sie. "Wir üben andere Dinge. Du bist gut mit dem Bogen. Wie sieht es mit Fallen aus?" Sie zeigte auf ein Bündel. "Alles nötige ist darin. Zeig mir eine Falle für Kaninchen."

[Caterina]

Geschick + Sportlichkeit (3)
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Caterina tat ihr Bestes um mit der Jägerin mitzuhalten, doch hatte sie so ihre Schwierigkeiten.
Ärgerlich musste die Toreador feststellen, dass Kleider definitv nicht zur Jagd geeignet waren. Dass die Schwierigkeiten von der mangelnden Übung kamen, gestand sich die Mailänderin nur am Rande ein.

Je unebener das Gelände wurde, umso schwieriger wurde es, Maria zu folgen. Schließlich stolperte Caterina.
Das Tier jaulte vor Wut auf. Es missbilligte jeglichen Fehler, der ihm seine bevorstehende Beute vermiesen könnte.
So raffte sich die Toreador knurrend wieder auf und folgte der Nonne erneut.

„Vergiss alles andere, es zählt das Ziel“, ermahnte sich die Kainitin selbst.
Zwar hasste sie Fehler, doch wusste die Mailänderin auch, dass sie so etwas nicht aus der Konzentration bringen durfte.
Zum Ziel führte immer ein Weg aus mehreren Aktionen, auf dem Fehler Steinen glichen.
Einzelne Brocken waren lästig, doch behinderten einen nicht zu lange. Holprige Straßen hingegen waren mühsam und ließen das Ziel in weite Ferne rücken.
So ließ sich auch das Tier auch etwas besänftigen.

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Geschick + Überleben (3)
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Michael derweilen blickte gespannt in den Beutel, den er vor sich hatte.
Die Utensilien darin waren erwartungsgemäß zweckmäßig und gebraucht. Doch die hohe Qualität verwunderte den Mann. Die Nonnen schienen sich wirklich der Jagd verschrieben zu haben.
Ein kurzes, respektvolles Nicken ging in Marias Richtung.

Schließlich machte sich der Ghoul an eine Schlingenfalle.
Holzstöcke wurden angespitzt, an manchen Stellen verloren sie die Rinde. Danach suchte sich der Mann einen jungen Ast eines Olivenbaums und spannte die Schnur.
Durch weitere Stöckchen entstand auch der Auslöser.

Mit einem siegessicheren Grinsen, warf Michael schließlich ein Steinchen auf die Falle, doch nichts passierte.
Ungläubig überwand der Ghoul seinen ersten Schock und untersuchte seine Kreation schnell.
Bevor Maria etwas sagen konnte, entkam ihm ein rauer Fluch.
Schließlich wurde die Frau etwas bedröppelt angesehen, als er gestand: „Der Auslöser steckt zu fest für diesen Ast.“

Ein Anfängerfehler! Zwar war Michael zu aller erst ein Kämpfer, doch jagte er seit seiner Kindheit.
Dem Mann war sein Versagen sichtlich peinlich.
Welch Glück, dass Caterina dies nicht mitbekam.

[Maria Penthesilea]

Die Nonne glich ihr Tempo dem der Kainitin an, bis sie beide wieder auf einer Höhe waren. "Gleichmäßig", sagte sie. "Du atmest nicht. Du schwitzt nicht. Aber dennoch: Dein Körper kann stark sein. Oder schwach." Die kurzen Sätze wurden von Atempausen unterbrochen - offenbar eignete sich die seltsame Sprechweise der Nonnen sehr gut, um sie beim Laufen zu verwenden.

"Du kannst Blut nutzen.", fuhr Maria Penthesilea fort. "Aber es zehrt. Je schwächer dein Körper - desto mehr Blut. Desto wütender das Tier. Hungriger und wütender." Sie sprang über eine Baumwurzel. "Ein starker Körper: Ein besserer Jäger."

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"Der Jäger lernt aus Fehlern", sagte Maria Polemusa anerkennend nickend. "Eine komplexe Falle. Guter Ansatz. Aber nicht immer nützlich. Manchmal zu wenig Zeit. Versuch erst einmal eine Schlinge. Zeig mir, wo - welcher ist der beste Platz?"

[Caterina]

"Du kannst Blut nutzen.", noch während die Worte nachklangen heulte das Tier in Caterina auf.
Was meinte Maria damit? Die Toreador wurde noch langsamer, um sich zu konzentrieren.
Wie zur Hölle ließ sich ihre Vitae nutzen? Auf jeden Fall schien das Tier schon allein wegen der Gedanken wütender zu werden. Oder freute es sich?

Caterina war sich unsicher, was sie ärgerte. Wieder musste sie an Totto denken. Davon hatte er ihr niemals erzählt! Nun musste sie solch wichtige Dinge selbst herausfinden und wurde aus ihrer gewohnten Souveränität aufgeschreckt. Das machte die Toreador noch wütender. So drangen auf einmal immer mehr Gedanken und Emotionen auf die Mailänderin ein. Die Gedanken rasten immer schneller, während der Körper sich immer langsamer bewegte.

Schließlich blieb die Schönheit mit fester Miene stehen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
In ihrem Inneren fühlte Caterina, wie etwas Warmes hochkroch. In diesem Moment war es der Kainitin vollkommen egal, ob dieses Gefühl Einbildung oder Realität war.
Gerade zählte nur diese Wärme und nichts anderes.


1 BP für Geschick

Auf einmal wurde die wahrscheinlich ungeduldige Maria angeblickt und ein Lächeln stahl sich auf die vollen Lippen der Toreador: "Ich verstehe"

Geschick + Sportlichkeit (4)
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Und schon spurtete die Frau wieder los.

[Maria Penthesilea]

Maria Penthesilea war ein Stück vorausgeeilt und dann stehengeblieben. Abwartend blickte sie die Toreador an, versuchte offenbar, im Dunkel der Nacht auszumachen, was der Grund für diese Rast war. Dann setzte sich Caterina wieder in Bewegung, wurde schneller und schneller.

Als sie bei der Jägerin angekommen war, setzte auch diese sich in Bewegung und obgleich sie noch immer recht mühelos Schritt hielt, nickte sie. "Gut", sagte sie zwischen ihren Atemstößen. "Du verstehst." Ihr Mundwinkel zog sich nach oben, herausfordernd. "Mehr!"

[Caterina]

Mehr? Bei der Vorstellung vermischte sich die euphorische Wärme mit dem immer stärker werdenden Tier.
Es war nicht die beste Idee, das Tier immer weiter herauszufordern, kannte Caterina es doch zu wenig.
Doch wie war eine Weisheit der Sünder? Das Tier gehört zu dir, doch niemand sagt, dass es umgekehrt auch so ist.
So verstärkte die Toreador die aufwallende Wärme, dieses Mal schon routinierter.

1BP für Geschick

Geschick + Sportlichkeit (5)
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Beflügelt von dieser geballten Mischung der Emotionen versuchte die Kainitin die Geschwindigkeit abermals zu erhöhen, doch trugen die Beine sie nicht schneller.
Maria blieb ohne Probleme an der Seite der Mailänderin.

Kurz kam Ärger darüber auf, doch fokussierten sich die Gedanken schnell wieder. Es galt das Ziel im Auge zu behalten.
Mittlerweile hatten die Frauen einiges des Weges gut gemacht, doch wo wollten sie überhaupt hin?
Während die beiden Gestalten dahinhuschten, fragte Caterina: "Wo wollen wir überhaupt hin?"

[Maria Penthesilea]

Die Nonne wirkte angesichts von Caterinas Dahinstolpern wenig erfreut. "Konzentrier dich", zischte sie. "Das bist nicht du. Das ist nur deine Maske. Vergiss die Maske. Vergiss Zivilisation. Lass sie hinter dir!"

Sie rannte einige Schritte vor die Toreador, dann wandte sich sich um. "Mehr!", sagte sie. "Schneller. Es ist in dir!"