Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

[Oktober '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Maria ging zu weit!
Instinktiv knurrte Caterina die Nonne bösartig an. Schließlich konnte die Kainitin das Tier nochmal besänftigen mit der Aussicht auf Beute.
Doch Blut würde die Mailänderin definitiv nicht mehr einsetzen. So lief die Toreador weiter und antwortete scharf, ohne die Nonne anzusehen: "Kein Blut mehr!"

Als sich der Rock des Kleides jedoch wieder verfing, war die Geduld am Ende. Wieder blieb die Frau apprupt stehen.
Mit einem inneren Brüllen zeigten sich die Klauen und Fänge, sie packten den Rock und rissen ihn in Fetzen.
Wie Caterina in diesem Aufzug unbehelligt nach Hause kommen soll, darüber würde sie sich später garantiert Gedanken machen müssen. Doch im Moment war das Tier kurz davor die Kontrolle zu übernehmen.

1 Willenskraft

Noch einmal besänftigte die Vampirin ihr Tier, holte schließlich den kleinen Dolch hervor und schnitt die übrigen Fetzen des Rockes ab. Währenddessen sprach die Mailänderin, zwar ruhiger doch noch immer mit aggressiven Unterton: "Noch mehr Blut und du musst dich verteidigen."
Nun war Caterina definitiv freier.

Die beiden Frauen konnten weiter.
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du..."
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Ein kurzes Nicken - die Jägerin hatte verstanden. Gemeinsam huschten die beiden an den letzten Bäume des Olivenhains vorbei, hinaus auf das freie Feld. Sie mussten irgendwo zwischen Burgus und Maddalena sein, wenn sich Caterina nicht völlig verschätzte. Maria Penthesilea schien im Mondschein nach etwas Ausschau zu halten.

Plötzlich sprang ein Hase auf und rannte mit hektischen, schnellen Sprüngen über die gepflügte Erde. Caterinas Tier riss an seinen Ketten: Da war die Beute!

"Lauf - oder schieß!", zischte Penthesilea aufgeregt. Sie hielt Caterina Bogen und Pfeil hin, aber brauchte diese die Waffe überhaupt?
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Ohne zu überlegen schnappte sich Caterina Pfeil und Bogen. Für die Frau völlig untypisch gab es gerade nur den Hasen, den nicht nur das Tier wollte.
Da die Toreador nicht außer Atem oder entkräftet war, wurde der Pfeil mit kontrollierten Bewegungen aufgelegt und die Sehne gespannt.
Erst dann fokussierte die Mailänderin das fliehende Tier.

„Denk daran, wo er hinwill, nicht wo er ist“, die Worte des Ghouls hallten im Lockenkopf. So zielte Caterina nicht auf den Hasen, sondern beobachtete ein paar Hüpfer lang. Eins, zwei, drei, Haken.
Eins, zwei, drei, Haken.
Ein animalisches Grinsen, das die Fangzähne leicht zeigte, kam über die vollen Lippen.
Eins, zwei, und der Pfeil schnellte davon...

Geschick + Bogenschießen gegen SW 7
[dice seed=35599 secure=3801afe0_0]4d10[/dice]

... und dem Hasen blieb nur mehr ein Kreischen, bevor er auf der Stelle liegen blieb.
Noch während ein Lauf zuckte, war schon das Jubeln Caterinas zu vernehmen.
Die Freude kam tief aus dem Inneren und es schien, als könnte man das Tier in den Augen der Vampirin tanzen sehen.

Völlig aufgedreht vom Hochgefühl war die Frau schnell bei ihrer erlegten Beute, hob es an den Hinterläufen hoch und streckte es voller Stolz Maria entgegen: "Klein, aber mein."
Noch immer über beide Ohren grinsend zog die Toreador schließlich den Pfeil aus dem Tier und hielt der Nonne beides hin: "Lasst es euch zu meinen Ehren schmecken."
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Jägerin neigte den Kopf zu Caterina, eine Geste des Dankes. Dann nahm sie den Hasen. Für einen Moment blickte sie liebevoll darauf, wie auf ein Kind in ihrem Arm. Dann ging alles sehr schnell.

Plötzlich blitzte Metall in Penthesileas Hand auf und schnitt durch das Fell des Tieres. Der Geruch von Blut, Tierblut stieg in die Luft. Die Jägerin stieß ihre Hand in den noch warmen Körper, die Augen in archaischer Lust geweitet. Dann zog sie etwas heraus: Das Herz des Tieres.

Sie steckte das Herz in ihren Mund, kaute, die Augen geschlossen, und schluckte dann.

Caterina konnte sehen, wie die rote, rohe Mahlzeit die Kehle hinunterwanderte. Dann lächelte Maria Penthesilea, mit noch immer blutigen Zähnen, blutigen Lippen. "Die Beute... ist erlegt", sagte sie leise. "Wo sie hingeht - wir können nicht folgen. Aber wir sollten sie ehren. Die Jagd war gut."
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Das Tier wurde wieder unruhig beim Blutgeruch, die Euphorie verflog etwas und Caterina bewegte sich schlagartig einige Schritte weg vom verführerischen Geruch.
Es kostete die Toreador sichtbar Mühe, die Nonne anzugrinsen.
Doch noch immer schwang Stolz in der Stimme mit: „Ja, es war eine gute Jagd.“
Schließlich entrang sich ein Seufzer: „Und irgendwann verstehe ich auch das mit der Ehre.“
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Jägerin rieb sich das Kinn - blutige Spuren blieben zurück - und blickte Caterina nachdenklich an. "Das ist gut", sagte sie dann schließlich. "Du wirst mehr und mehr verstehen. Der Weg ist nicht einfach. Aber er ist geradlinig. Deiner Natur entsprechend." Sie lächelte. "Je mehr du auf dich selbst hörst... desto einfacher ist es."

Dann schaute sie interessiert auf die Toreador. "Erkläre: Was denkst du über 'Ehre'?"
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Ohne zu zögern antwortete die Mailänderin, es fehlte jedoch die volkommene Überzeugung, die Caterina bisher über dieses Thema hatte: „Sie ist ein Vorwand um andere oder sich selbst unter Kontrolle zu halten.“

Dann zuckte die Toreador mit den Schultern und versuchte zu erklären: „Die Frau ist nur ehrhaft wenn sie sich ihrem Ehemann unterwirft. Dem Ritter wird nur Ehre zuteil, wenn er im Krieg Menschen niederschlachtet.“

Ein tiefer Seufzer beendete die leicht verächtlichen Worte: „Aber ich denke, ich verstehe, welche Ehre du für das Opfer verlangst.“
Das Gesicht wurde nachdenklich: „Er starb nicht sinnlos und er hat alles getan um nicht zur Beute zu werden. Er hat dafür Respekt verdient.“
Der Hase war wie Michael. Zumindest im Moment kam es der Toreador so vor.
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne schnaubte amüsiert. "Ich verlange keine solche Ehre. Das ist ein Käfig. Ein Käfig hier." Sie tippte auf ihre Schläfe. "Wie du es selbst sagst: Vorwand. Kontrolle. Bah!" Dann schüttelte sie den Kopf. "Nein. Ehrung! Das ist etwas anderes. Respekt! Respektiere die Beute. Ihre Flinkheit. Oder ihre Stärke. Oder ihre List."

Sie nahm den Bogen zur Hand, nachdem sie den Pfeil vorsichtig aus dem Hasen gezogen hatte. "Es gibt eine... Art der Ehre. Unter Jägern. Ungeschriebene Regeln, vielleicht. Aber jeder Jäger ist frei, dem zu folgen. Er tut es. Oder er tut es nicht - und lebt mit den Folgen." Ein kleines, füchsisches Lächeln. "Oder auch nicht."

Maria Penthesilea schwieg für einen Moment. Dann sprach sie leise weiter. "Das ist Jäger sein: Freiheit. Und Verantwortung. Natürlich gibt es Ehre, Ehre so wie Ruhm. Eine starke Beute? Viel Ruhm, viel Ehre. Aber man bezeugt Respekt vor Können. Nicht vor Titeln, nicht vor Geburt. Ein Jäger ist was er tut. Daran wird er gemessen."

Ein kurzes Zögern. "Verstehst du?"
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Nun nickte Caterina mit voller Überzeugung: "Ihr nennt es Ehre, ich Respekt"
Dann lächelte auch die Toreador verschmitzt: "Ich glaube, diese Lektion habe ich vollkommen verstanden."
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Das wiederum gab ihr ein Lächeln und ein Nicken seitens der Jägerin. "Gut", sagte Penthesilea schlicht. "Lass uns zurückgehen. Dein Jäger - vielleicht hat er etwas gefangen." Sie zog leicht den Mundwinkel hoch, so, als würde sie die Vorstellung amüsieren.

Langsam schritten die beiden durch die dunkle Nacht zurück, geleitet von den Sternen und der Erfahrung der Nonne.
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