[1070] Schatten gegen Schatten [Giada, Vincente, offen] [Turnierspiel] [Kunst des Wettkampfs]

[Vincente Carlos]

Vincente lauschte den Worten der Harpyie und behielt dabei einen freundlichen, respektvollen Gesichtsausdruck bei. Er hatte keinen so ansehnlichen Stammbaum, konnte nur mit Taten prahlen, die in dieser Gesellschaft vielleicht weniger beeindrucken würden und für Genua an sich nicht sonderlich relevant waren. Was in einer anderen Domäne geschah, das blieb dort – zumindest so lange wie diese einer anderen nicht den Krieg erklärte und damit plötzlich höchst interessant wurde.

Dennoch weiteten sich leicht seine Augen, als er die Hinweise in den Worten der Harpyie entdeckte und sie für später beiseite schaffte. Wie kleine Schätze, die er horten konnte, um sie später zu studieren oder zu Markte zu tragen. Sie hatte gesagt, dass Giada noch über ihm stand und auch, wenn sich ihre oder seine Abstammung nicht ändern würde, so bestand doch die Möglichkeit sie zu übertrumpfen oder zumindest den Abstand zwischen ihnen zu verringern und anzugleichen. Dies war sicher auch einer der Gründe für die sofortige Zurechtweisung gewesen.

Letztlich war es nicht weiter verwunderlich, dass er als Genuas Neuankömmling in ein Geflecht aus Alianzen und Abneigungen geriet, welches seit Jahren, wenn nicht sogar – in Anbetracht mancher Ahnenreihen – nicht schon seit Jahrhunderten, gepflegt wurde.

Nun denn, er würde die Waffen der Etikette erlernen und dann seinen Plänen folgen und wenn er mit den Älteren zu tun hatte, wäre diese Fähigkeit sicher mehr als nützlich. So gesehen war der Preis eines nicht gespielten Schachspiels ein sehr geringer.

Als die Harpyie geendet hatte, nickte er ihr respektvoll zu und bedankte sich für die Ausführungen. Anschließend ließ er den Blick erst zu Giada, dann zu dem Baumeister und schließend wieder zu Giada gleiten. Er suchte in seinem inneren nach ein paar glücklichen Momenten und zog nach bestem Können Freundlichkeit in seine Stimme und sein Gesicht.

„Wohlwerte Giada, es wird nicht nötig sein den werten Baumeister Faro hier und jetzt öffentlich zu rügen. Ich bin sicher ein privates Gespräch diesbezüglich wird ausreichen, um in Zukunft dergleichen zu vermeiden.“ Er hatte keinen Streit mit dem unbekannten Baumeister und vielleicht würde dieser sich später einmal wohlwollend an seine Worte erinnern. Zumal er selbst kleinlich erscheinen würde, wenn er wie ein Kind auf die Schelte eines anderen bestand. Das hatte er nicht nötig und für gewöhnlich wurde er sehr gut fertig mit jenen, die seine Feindschaft und Missgunst verdienten.

„Was eure Frage betrifft: Ich nehme gerne euer Angebot an. Ich bin sicher, dass ihr der Vermittlung der richtigen Etikette mehr als kompetent nachkommen werdet.“ Er kontrollierte Gesicht und Stimme so gut wie möglich, um nicht seine wahren Gefühle zu verraten.
Dann wandte er sich an Iulia: „Ich bitte euch zu entschuldigen, dass ich mich für das Turnier angemeldet habe und nun doch nicht antreten werde. Ich hoffe, dass ich bei einer zukünftigen Veranstaltung dies nachholen kann.“

Vincete wartete und beobachtete die Reaktionen der anderen.

[Iulia Cornelia]

„Es gibt keinen Grund etwas zu entschuldigen, werter Vincente.“, erwiderte die Harpyie mit einem leichten und unbeschwerten Tonfall, dabei ein zartes Lächeln auf ihren Lippen haltend, als sie abschließend meinte: „Ihr habt eure Entscheidung getroffen.“ Offenlassend, ob er eine neue Möglichkeit erhalten würde. Stattdessen wanderten ihre blaugrauen Augen auf Giada weiter, die sie einige Momente stumm betrachtete, ihr Lächeln weiter beibehaltend, bevor sie diese von ihr löste.

„Nun, nachdem der werte Vincente heute offenkundig nicht gegen die werte Giada antreten wird, werde ich einem anderen seine Chance anbieten.“, erklärte die Gastgeberin des Abends, als sie ihren Blick über die Anwesenden wandern ließ. Schweigend sah sie sich um, scheinbar überlegend oder gar offenlassen wollend, wer diese wohl erhalten sollte. Letztlich blieb ihr Blick auf dem Tzimisce hängen, an den sie gewandt sprach: „Sofern er diese denn möchte?“ Mit einer wohlwollenden Geste, deutete die Harpyie offen einladend mit ihren feingliedrigen Fingern von Toma hin auf das Schachbrett.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma stand einige Schritte entfernt vom Pavillion und war sich selbst noch nicht sicher gewesen ob sie dem Spiel zwischen Giada und Vincente beiwohnen sollten oder sich einen anderen Gesprächspartner suchen, doch dass deren Spiel nicht begann und sie stattdessen sich unterhielten und es zu einem Eklat kam, ließ sie zumindest neugierig werden.

Als Iulia dann den Ausscheiden Vincente kund tat und auf sie zeigte und auf das Brett, schaute Toma nachdenklich.

Wollten sie der Ersatz für Vincente sein? Eine zweite Wahl? Und welchen Sieg würden sie noch davon tragen? Das geschah schließlich außer der Reihe, außerhalb der Planung.
Sie hatten es jedoch gemocht zuvor mit Giada zu spielen und sie konnten sie besiegen.
Warum also nicht?

So setzten sie sich schließlich also doch Giada gegenüber, nachdem Vincente Platz gemacht hatte.

[Giada Salvaza Rossi]

Giada neigte das Haupt für Vincentes Entscheidung. “Dann soll es so sein und so beseitigen wir auch den Groll zwischen uns.” Mit einer schlichten Geste legte sie Vincentes schwarzen König um - ein Zeichen dafür, dass er das Spiel in der Tat geschlagen gegeben hatte.

Doch als die Harpyie dennoch ein weiteres Spiel forderte, hob Giada die Augenbrauen und sah Iulia prüfend an. Und die nächsten Momente sagen vielleicht mehr über das Wesen dieser Enkelin Totilas - oder Tochter der Blutsheiligen Noellina - aus als all das andere zuvor. Sie lachte einmal.

Der Laut war nicht schön oder fröhlich. Es war ein Laut der Freude über die Herausforderung. War es ungerecht, dass die Lasombra auf einem Wettkampf, der von einer Ventrue ausgerichtet wurde, zweimal siegen musste, wo bei anderen ein einziger Sieg genügte? Vielleicht. Doch die Magistra lachte, bleckte einmal die Zähne und riss diese neuerliche Herausforderung an sich.

“Seid mir höchst willkommen”, sagte sie, als Toma sich ihr gegenüber setzte. “Auch wenn es Niederlagen auf dem Spielbrett gab - keines der Spiele gegen Euch war je ein Verlust.”

[Iulia Cornelia]

Auch wenn die Lasombra den schwarzen König selbst aufgestellt und wieder umgelegt hatte, so war doch das Spielfeld nach dem letzten Spiel, nicht erneut aufgebaut worden. Entsprechend war es, auch wenn es der Enkel Totilas anders sehen mochte, so, dass sie eben noch kein Spiel gespielt hatte. Zumindest nicht auf dem Schachbrett vor ihr.

Womöglich wollte die Harpyie auch schlicht verhindern, dass es später heißen würde, sie hätte die Lasombra bevorzugt, eben weil sie sehr viel weniger Spiele gewinnen hatte müssen. Vielleicht kannte sie aber Giada auch inzwischen zu gut, als dass es Iulia nicht selbst Spaß bereitet hätte, dem Schatten diese Herausforderung zu gönnen.

Was es auch immer gewesen sein mochte, die Ventrue erwiderte das Lachen Giadas mit einem sanften Schmunzeln ihrerseits, während sie weiterhin entspannt wirkte, beinahe zufrieden damit aussah, als Toma platzgenommen hatte. Womöglich erfreute sie sich auch schlicht daran, wohin und wie der Abend, trotz all seinen unerwarteten Wendungen, letztlich verlaufen war.

[Toma Ianos Navodeanu]

“Es ist uns ebenso eine Freude. Ist es doch schon eine Weile her, dass wir gegen euch gespielt haben und hatten auch gehofft diesen Abend eine Chance dazu zu haben.“

Sie spielten diesmal auf schwarz und bedeuten daher mit einer Handgeste für Giada zu beginnen.

„Wir verdanken auch euch, dass wir überhaupt an diesem Abend mit teilnehmen konnten.“

[Vincente Carlos]

Vincente hatte den Platz am Spieltisch geräumt, nachdem er Giadas Bemerkung bezüglich der Belegung des Grolls mit einem respektvollem Nicken bekundet hatte. Er konnte nur hoffen, dass die Ereignisse des Abends nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder ans Licht gezerrt werden würden. Das nun Herold Toma an seiner statt spielen würde, fand er höchst interessant. Er beschloss sich daher nicht wie ein geprügelter Hund aus dem Staub zu machen, sondern platzierte sich in der Nähe des Spiels, damit er zusehen und etwas lernen konnte.

[Giada Salvaza Rossi]

“Ha. Heute Nacht war für so manchen mit kleinem Geist und engem Horizont bereits bitter und dunkel. Als wäre das Licht, das unsere wohlwerte und geehrte Gastgeberin, auf unsere Gesellschaft wirkt, für so manchen darin zu grell. Oder die Erkenntnis, die seine Klarheit birgt, allzu schwer zu ertragen.”

Giada sah keinen dabei an, als sie das sagte. Sie sprach diese Worte ein wenig steif und mit einem schweren Ernst. Sie richtete die Figuren auf dem Spielfeld für den Beginn. Als sie dann die Hand über das Brett hob, um ihren ersten Zug zu machen, musste sie den schweren Ärmel ihres Gewandes mit der anderen Hand zurückhalten, um nicht alle Figuren doch wieder umzuwerfen.

“Ihr jedoch, so glaube ich, habt Erkenntnis niemals gescheut. Und so will ich Euer Wort als ein Kompliment nehmen. Wenn ich etwas dazu getan habe, dass Ihr heute hier seid, dann bin ich froh darüber.”

War das alles nur Schmeichelei? Giadas Lächeln hatte nichts an Biss verloren und ihre Worte galten vielleicht Iulia ebenso wie Toma. Genoss sie dies etwa? Oder kochte sie innerlich wegen Iulias Entscheidung? So oder so, als sie ihre ersten Züge machte, fehlte da die geordnete Zurückhaltung, die Toma wohl an ihr kennen gelernt hatte. Ihr Spiel war furios, aggressiv, ein Spiegelbild ihrer Laune.

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10, 9, 6, 3, 3, 2

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma war sich nicht sicher ob sie Giadas Worte richtig verstanden hatten. Sie waren ominös gewählt und konnten vieles bedeuten. Grundsätzlich war sie nun aber schlechter Laune. Nicht verwunderlich nach dem kleine Eklat mit Vincente. Das hatte ihre Haltung etwas beschädigt.
Doch das war nun von weniger Belang. Sie wollten nun einfach nur spielen und sehen ob sie würden Giada besiegen können, erneut...nachdem sie diejenige war, die es ihnen gelehrt hatte.

"Manchmal verliert man in einem Spiel. Doch das sollte niemanden hindern die Figuren nicht wieder aufzustellen und erneut zu beginnen." erwiderten sie nun ebenso ominös.

So machten sie ihren Zug um einen Angriff vorzubereiten, nicht nur zu verteidigen.

9, 7, 6, 3, 2

[Iulia Cornelia]

Während Giada noch mit Toma spielte, lud die Harpyie bereits in einer zarten Geste einen Schatten in die Nähe des steinernen Runds ein, der sich bisher ferner des Geschehens gehalten hatte und sich derzeit in keinem Gespräch befand. Dennoch gab es scheinbar etwas, was das Kind des Prinzen mit diesem besprechen wollte, und Iulia hatte offenkundig keinen Grund, dies im Verborgenen zu tun.

Dennoch wandte sie sich selbst vom unmittelbaren Eingang ab und schlenderte stattdessen langsam, beinahe unbeschwert, außen um den Kreis aus Blumen herum, dem Schatten ein Stück des Weges entgegenkommend und verkürzend, auch wenn sie selbst noch immer nahe des eigentlichen Geschehens des heutigen Abends verblieb.

Weshalb sie gerade in diesem Moment das Gespräch mit Macario suchte, dessen Persona nur wenige Augenblicke zuvor ein Thema gewesen war, oder dies so unweit mancher Ohren tat, war schwer zu sagen. Womöglich war es schlicht eine böswillige Strategie der Ventrue, um die Lasombra abzulenken und aus dem Konzept zu bringen, oder aber es gab tatsächlich etwas, worüber sie mit Giadas Clansbruder sprechen wollte. Vielleicht war es auch ein Teil von Beiden.

Noch bevor Macario Iulia erreichte, blieb die Ventrue stehen und ließ den Schatten die letzten Schritte tun, bevor sie ihm respektzollend zunickte, so er sie angemessen begrüßt hätte. Dann erst wandte sie sich verbal an diesen. „Werter Macario, wie schön euch hier zu wissen. Ich hoffe, ihr seid wohlauf.“, entgegnete das Kind des Prinzen freundlich mit einer angenehm warmen Stimme, bevor sie sich höflich erkundigte: „Darf ich den Moment nutzen, um euch persönlich meinen aufrichtigen Respekt, ob euerer jüngsten Errungenschaft auszusprechen?“