[1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

[August '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Vincente Carlos
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Re: [1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Er lächelte bei Livius Worten und freute sich, dass dieser tortz seiner noch recht kurzen Zeit in der Domäne offenbar Gleichgesinnte, oder zumindest Wohlgesinnte, gefunden hatte. Er selbst würde sehen, wie sich alles entwickelte und auf welchen politischen Seiten er selbst am Ende stehen oder von anderen positioniert werden würde.

So ähnlich sagte er es auch: „Es freut mich, dass ihr Gleichgesinnte gefunden habt, denn in Anbetracht der Ewigkeit kann diese doch recht lang werden, wenn man keinen hat mit dem man gerne Zeit verbringt.“ Auch, wenn er Einsamkeit manchmal sehr schätzte, so sah er zumindest regelmäßig seine Ghule und war damit nicht gänzlich allein, auch, wenn diese keine Kainiten waren.

Bei den Worten über Kunst grübelte er. Sicher, er selbst konnte abschätzen, ob ein Gegenstand gleichmäßig und aufwendig bearbeitet wurde und sich der Künstler daher Mühe gegeben hatte. Und je besser die Verarbeitung, desto mehr konnte man dafür bekommen. War ein Gegenstand beschädigt oder unvollständig, so sank auch der Preis.

Laut sagte er : „Aber wenn man für Reiche – und letztlich bedarf es für Kunst genau das, Reichtum - etwas herselle, dann dulden diese für gewöhnlich keine Fehler oder drohen den Handwerkern wohmöglich mit Konsequenzen, wenn etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit erldedigt wird. Und darum ging es doch am Ende viel zu oft, nicht wahr? Um die Zufriedenheit und Befriedigung der Vorstellung eines anderen, zumindest so lange wie man hoffte, sich dadurch seinen Broterwerb zu verdienen. Kann denn der Künstler seine Emotionen hineinlegen, wenn er etwas abbilden soll, das den Vorstellungen eines anderen gefällt oder nachempfungen ist und sich womöglich von den Ansichten des Künstlers unterscheidet? Liest man dann in den Werken nicht immer die Ideen des Auftraggebers?“ Er benetzte sich die Lippen, bevor er weitersprach.

„Was eure Forschung betrifft, so macht mich diese sehr neugierig. Hier“, er streifte sich einen Armreif vom rechten Handgelenk und hielt ihn Liviu hin. Das Holz war vom vielen Tragen eingedunkelt und ganz glatt. Hier und da waren ein paar Schnitzereien zu erkennen, die den Umriss einer Küste zeigten wie man sie von einem Schiff aus sehen mochte. Bei der Gravur hatte man sich Mühe gegeben, aber man sah doch, dass sich derjenige damit nicht seinen Lebensunterhalt verdiente, sondern den Armreif in seiner Freizeit gefertigt hatte. Vereinzelt waren kleine Perlmuttstücke in das Holz eingelassen, welches so einen Sternenhimmel über der stilisierten Küstenansicht bildete. „Vielleicht möchtest ihr euch ja auch einmal an diesem Gegenstand versuchen. Ich bin gespannt, was euch dieser über mich verraten würde.Vorrausgesetzt, er würde dabei nicht beschädigt werden?“ Er warte ab.
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Was fällt euch zu diesen Buchstaben ein:
l: elle = wie lago (See) , m: emme , n: enne wie nave (Schiff) , o: o, p: pi wie porto (Hafen), q: qu“


Liviu zögert kurz und nimmt dann den Armreif entgegen
„Ihr habt ein interessantes Thema angesprochen und ein guter Handwerker wird einen Auftrag makellos erfüllen können, aber ein Meister seines Fachs wird dem Stück auch immer eine persönliche Note geben. Die Unterschiede liegen oft in den Details und ein guter Künstler arbeitet mit seiner ganzen Leidenschaft an seiner Arbeit. Überlässt nichts dem Zufall und hinterlasst eine Botschaft für den Betrachter. Es ist aber nicht immer der Erschaffer, der etwas hinterlässt, sondern wenn dieser Gegenstand einen besonderen Wert für seine Besitzer hat, können auch seine Gefühle an ihm haften.“

„Eine Besonderheit dabei sind die Reliquen, der ersten, zweiten und dritten Klasse. Während die erste Klasse die Köperteile der Heiligen und die zweite Klasse, Gegenstände der Heilige echte Berührung oder Kontakt Reliquien sind und damit Spuren des Heiligen enthalten könnten. So sind die dritte Klasse Gegenstände, die Reliquien der ersten oder zweiten Klasse berührt haben. Wie zum Beispiel Stoffe, die auf den Leichnam des Heiligen gelegt wurden.“

„Also ist es nicht die Essenz des Heiligen, sondern der Glaube des Menschen, der diese Gegenstände so mächtig macht. Der göttliche Funke, der in den Menschen weilt und die Gegenstände heiligt. Also scheint dieser Gegenstand umso mächtiger zu werden, umso mehr Menschen ihn anbeten und an ihm Glauben.“

„Dürfte das aber nicht auch für andere Religionen gelten, wenn nur genügend an diesen Gegenstand glauben. Verändert das aber denn Gegenstand, wenn mehr an ihm glauben oder ist er umgekehrt, dass der Gegenstand etwas bei den Gläubigen auslöst?“


Liviu hält in sich und konzentriert sich ganz auf den Gegenstand. Seine Atmung verstummt und er schaut sich den Armreif sehr genau an. Seine Finger ertasten ihn dabei sehr vorsichtig ab
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Vincente Carlos
Lasombra
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Re: [1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente hob die Arme über den Kopf, bog sich einmal nach links, einmal nach rechts und streckte sich genüsslich. Im Rücken knackten leise ein, zwei Knochen. Er war es gewohnt in Bewegung zu sein und das viele Gebrauchen des Kopfes beim Erlernen dieser neuen Fähigkeit forderten ihn mehr als erwartet.

Nachdem er sich etwas gelockert hatte, widmete er sich der neuen gestellten Aufgabe. Er überlegte.

L – Löschen (Fracht ausladen)
M – Mast
N - Nautik
O - Osten
P - Polarstern
Q – Qualle

Er übte die Buchstaben fleißig und befolgte dabei die Korrekturen, die Liviu in Bezug auf Griffelhaltung und Schreibweise anmerkte. Damit die neuen Informationen etwas im Kopf einsinken konnten, schlug Vincente ein Schachspiel vor, damit er im Anschluss die Buchstaben erneut aus dem Gedächtnis niederschreiben konnte. Er hoffte sehr, dass er dabei nicht allzu viele Fehler machen würde.

Die Farbwahl der Schachfiguren überließ er Liviu, sofern dieser an einem Spiel Interesse zeigte, sowie auch den ersten Zug.Sollte es zu einem Spiel kommen, würde er das Gespräch – abgesehen von ein paar Anmerkungen oder Fragen zu Spielzügen – wie folgt fortführen:

„Nun, es muss schön sein, wenn man etwas erschaffen kann. Und bei eurer Beschreibung klingt es so, als würde ein guter Künstler, sein ganzes Herzblut und Selbst in seine Arbeit legen. Das finde ich als Aspekt sehr interessant. Ich muss gestehen, dass ich Objekte … nun, immer nur als Objekte betrachtet habe. Mir geht es bei Ihnen eher um das Material oder wem ein Gegenstand gehört, an den Künstler habe ich dabei recht wenig gedacht“, gestand er. „Vielleicht wäre es an der Zeit den Blickwinkel ein wenig zu verschieben und mich mehr mit diesen anderen, mir bisher verborgenen Aspekten zu befassen. Könnt ihr denn Werke empfehlen? Ich muss gestehen, dass mich das Bildnis im A Tarda Ora bei meiner Ankunft durchaus beeindruckt hat. Dieses Bildnis des Meeres war äußerst schön gemacht und ein Teil von mir hätte es gerne von der Wand und mit genommen.“

Er schmunzelte bei der Vorstellung was der Herold davon gehalten hätte.

„Vielleicht gibt es ja noch andere … Kunst, die mir eure Leidenschaft für selbige näherbringen könnte? Vielleicht könnten wir sie einmal gemeinsam betrachten gehen und ihr könntet meinen Blick für das Verborgene darin schärfen?“ Alleine würde er wohl kaum mehr als den Wert von etwas sehen, den Blick auf das Versteckte durch den Künstler traute er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu zu entdecken. Er horchte auf, als Liviu davon sprach, dass Gefühle an Gegenständen haften konnten und fragte nach. „Oder bedarf es dafür dieser Fähigkeit, die euch eigen ist? Wäre ich gar nicht in der Lage das von euch Beschriebene zu sehen und zu spüren?“ Er war nicht sicher wie er die Antwort auf diese Frage auffassen würde, egal wie sie ausfiel.

Die Erklärungen zu Heiligen ließen ihn verstummen. Er wusste tatsächlich nicht was er dazu sagen sollte. Nach einem Moment des Schweigens musste er doch nachfragen. „Ich hoffe, dass die Frage ein nicht zu... persönliches Thema anspricht.“ Er fuhr mit der Zunge durch den Mund. „Habt ihr schon mal solche Gegenstände von Heiligen gesehen oder sie mit euren Fähigkeiten untersucht? Und, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, sind es denn wirklich Heilige oder macht erst der Glaube der Menschen sie zu solchen? Habt ihr da Unterschiede in ihrer … Ausstrahlung gesehen?“

Als Liviu den Armreif, den er ihm gegeben hatte, beobachtete er ihn ganz genau. Vor Neugier und Spannung hielt er selbst auch den Atem an und als ihm das auffiel zwang er sich zum Luft holen.
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

Beitrag von Liviu Cosma »

Liviu ließ den Armreif durch seine Finger gleiten.
„Interessant, ich würde vermuten aus Holz. Eine feine Maserung ist zwar nur noch sehr schwach zu spüren, da er alte und viele Jahre getragen wurde. Die Innenseite ist dabei durch den Träger immer glatter geworden, während die Außenseite durch den Wind, das Salzwasser und an einer Stelle auch durch etwas anderen ausgeblichen wurde. Vielleicht Blutflecken.“

„Ich kann eine Art geschnitztes Ornament erkennen. Es ist keine gleichmäßigen Muster und die Anordnung scheint etwas zu bedeuten. Es ist eine unregelmäßig gezackte Linie mit Punkten, Kreuzen und Sternen an der einen Seite. Mir sind sie leider unbekannt, kennt ihr die Bedeutung der Ornamente?“

„Auch wirken sie ungleichmäßig und unsauber hineingeritzt. Vielleicht sind sie nachträglich entstanden und kommen wir jetzt zu dem, was ihre Träger uns hinterlassen habe!“

„Sehr faszinierent! Ich kann ein rotgoldener Feuerschein, gerade hell genug für die Bearbeitung des Reifes erkennen. Ein Paar kräftige, vernarbte aber auch sehr geschickte Hände mit dicken Schwielen, durch die viele Arbeit bearbeiten das Holz. Viele Abende, viele Stunden stecken in diesem Reif. Noch wichtiger ist seine Bedeutung und eine tiefe Freundschaft liegt in dieser Arbeit. Eine tiefe Verbindung, die auf gegenseitigem Vertrauen und eine Verbundenheit beruht. Zusammengeschweißt durch unzählige Nächte gemeinsamer Scherze und Gesang. Blut und Wein, die miteinander vergossen wurden, manchmal auch Tränen und Salzwasser. Es scheint auch ein Geheimnis in diesen Linien und Punkten verborgen zu sein. Hütet ihn gut euren Armreif.“

„Was die Heiligen angeht eine sehr gute Frage, leider ist das alles nur theoretisch betrachtet. Zwar befindet sich unter jedem Altar der Christlichen Kirche das Grab eines Märtyrers, einer Märtyrin oder eine Reliquie, die man unter dem Sockel beigesetzt hat. Dennoch ist es für uns schwere diese Dinge zu untersuchen und es würde mir nicht im Traum einfallen so etwas zu entweihen nur um es untersuchen zu können. Immerhin bleibt ein Teil von mir immer der Benediktiner Mönchen.“


Liviu bekreuzigt sich kurz

„Es ist aber schon spät, wir sollten den Unterricht ein anders mal vertiefen und übt fleißig die gelernten Buchstaben. So dass ihr bald mit euren ersten Briefen anfangen könnt, da man durch die Praxis am besten dazulernt.“
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Liviu Cosma
Toreador
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Re: [1072] Lernen und Lehren [Liviu, Vincente]

Beitrag von Liviu Cosma »



Liviu und Vincente verabschieden sich voneinander und man verabredet sich für die nächsten Unterrichtsstunden.

Zusammenfassung
Liviu und Vincente treffen sich im Elysium und der Toreador beginnt wie versprochen mit seinen ersten Unterrichtsstunden im Schreiben/Lesen Italienisch. Vincente ist ein sehr fleißiger und gelehrreicher Schüler und man kommt bis zum Q. Liviu ermutig seine Schüler sein Wissen eifrig zu üben und zu Versuchen dieses in seinen Alltag einzubauen. Vielleicht auch schon zu versuchen erste Brief auszutauschen.

Beim Unterricht redet man über die Unterschiedlichsten Themen und Vincente übergibt Liviu einen Armreif, um zu sehen was der Toreador aus diesem alles erkennen und lesen kann. Da die Geschichten über den Schleim Vincente neugierig auf die Fähigkeiten des Toreador gemacht haben.
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