[1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

[August '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

[1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Nubis »

Er hatte das Schreiben noch einmal zur Hand genommen und legte es nun zu dem Kelch, der mit Blut gefüllt war. Ein weiterer stand dabei, noch ohne Inhalt.
Es war die Nacht, in der er Giada geladen hatte. Hier im Palast der Meere war alles ruhig. Die Schönheit konnte sich frei in ihrer ganzen Pracht entfalten, ohne die Schüler, die hier sonst unterrichtet wurden. Sie hatten heute keinen Unterricht und auch morgen nicht. Sie waren zu Hause bei ihren Familien oder auf hoher See.

Sein Diener, ehemals als Luciano bekannt, nun Remigio, wartete draussen auf die Gäste, um sie hinein zu geleiten und den Diener einer Unterkunft zuweisen zu können.
Auch Silvio war anwesend, hielt sich aber im Hintergrund. Er würde erst agieren, wenn er gerufen werden würde.

So warteten sie ab, dass Giada den Weg hier her finden würde und Nubis war sich unsicher, wie dieses Gespräch verlaufen würde. Schliesslich waren ihre Gespräche bisher sehr friedlich und angenehm verlaufen, doch Giada konnte auch anders. Das wusste er.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ein einzelner Reiter kündigte die Ankunft der Dame an. Er war gerüstet, verschwitzt und nervös, doch seine Arbeit machte er ordentlich genug.

Eine kleine Gruppe Gerüsteter folgte, in ihrer Mitte in der Tat die Dame auf einem gefährlich ruhig wirkenden Pferd. Alle übrigen indes schienen in diese Aura der Nervosität gehüllt und wohl durchaus erleichtert, dass die Reise nun erst einmal ein Ende finden musste.

Eine junge Frau, die bei einem der Gerüsteten mit aufgesessen hatte, eilte heran um Giada vom Pferd zu helfen und zuckte unter einer barschen Zurechtweisung wieder zurück. Die Dame musste hier kein Schauspiel aufführen und sie brauchte keine Hilfe, um von einem Pferd zu steigen.
Die junge Frau suchte danach jedoch nicht Abstand sondern eher die Nähe Giadas, einen Schritt schräg hinter ihr, mit gesenktem Kopf und bleicher Miene.

Giada überließ die Zügel einem der Gerüsteten und strich sich die Reitkleider zurecht. “Keiner von euch verlässt dies Anwesen bis zu unserer Abreise”, orderte sie für die Sterblichen knapp und leise. Dann jedoch wandte sie sich Nubis zu und neigte den Kopf.
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Nubis »

Giadas Gefolge wurde mit recht überraschtem Blick von Remigio beobachtet und er rief dann doch Silvio herbei, dass er sich darum kümmern sollte, dass der hochverehrte Gast zu Nubis gelangen könne und Remigio sich um den Begleitschutz und das Pferd kümmern konnte.

Nubis Gastfreundschaft schloss wohl auch das einfache Gesinde mit ein und so erhielt jeder von ihnen die Anweisung, sich im Gesindehaus niederlassen zu können und natürlich auch etwas Kleines als Stärkung erhalten zu können. Sofern dies natürlich Giada abnicken würde. Sonst nicht.
Und auch das Pferd sollte etwas zur Stärkung erhalten und sich ausruhen dürfen. Selbst wenn es vermutlich mit Blut gebunden war.

Nubis war aufgestanden, als Giada hereingeführt wurde und nickte freundlich ihr entgegen. Er hatte vorsichtshalber die Maske auf, falls gewisse Diener noch nicht darauf vorbereitet waren. Die Stille war noch immer ein hohes Gut, welches nur zu leicht bröckelte.

"Ich grüsse euch und willkommen im Palast der Meere. Macht es euch bequem."
Er wies auf Sitzplätze auf gemütlichen Kissen und an einem niedrigen Tisch.
"Ich biete euch gern etwas Kleines für den Gaumen an. So ihr wollt, wird Silvio dies sicherlich gern bringen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada lehnte mit einer knappen Geste das Angebot ab. “Meinen Dank. Doch der Völlerei und dem Luxus will ich nicht frönen. Wenn dafür die Zeit ist, könntet Ihr mir jedoch später den Ort zeigen. Diese Welt um uns her ist so tief in die Dunkelheit der Ignoranz versunken, dass die Schönheit eines Ortes wie diesem nach Würdigung verlangt.”
Es war ein Kompliment, es war höflich gesprochen, Giada war so sehr eine Diplomatin wie jemand es wohl sein konnte ohne tatsächlich den Titel zu tragen.

Sie streckte die rechte Hand ein wenig zur Seite aus. Erst, als die junge Frau schräg hinter ihr nicht recht reagierte, verstärkte sie die Geste ein wenig. Als die junge Frau daraufhin immer noch nicht recht reagierte, wandte sich Giada halb um. Erst dann sah die Frau erschrocken auf, machte einen kleinen Satz nach vorn und presste einen geflochtenen und sogar ein wenig bemalten Korb mit Deckel in Giadas Hand. Giada winkte sie daraufhin wieder beiseite. Die ganze Szene wirkte bizarr, die junge Frau zu angespannt für auch nur einen klaren Gedanken.
“Vielleicht kann Euer Silvio meiner Dienerin die Unterkunft zeigen”, leitete Giada diese unangenehme Szene über.

Dann hob sie den Korb an. “Ich erinnere mich an das Präsent, das Ihr mir einst gabt. Es ist schwer, dem gleich zu kommen, wenn man das geschriebene Wort je schätzen gelernt hat. Und wie beschenkt man einen, der solcherlei zu schaffen weiß?”

“Dies hier sind jedoch einige Besonderheiten, welche sich in meiner Heimat leichter bekommen ließen als hier in Genua. Ihr werdet hier Pigmente und Zugaben finden, um Farben für jenes Papier herzustellen, welche eine Zier für die geschriebenen Worte sein sollen.”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Nubis »

Die Augen hinter der Maske verfolgten dies seltsame Treiben zwischen Giada und ihrer Dienerin.
Er sagte vorerst nichts, die Haltung blieb aufrecht und gegenüber der Dienerin sogar recht abweisend, auf Distanz haltend. Je deutlicher diese auf Giadas Andeutungen nicht reagierte, umso grösser wurde diese Distanz sogar.

Er sagte auch dann nichts, als das Präsent dann doch zu Giada fand und ihre Dienerin konnte wohl sehen, dass von Nubis lediglich ein kurz veränderter Blick ausreichte, sodass der Diener herbeieilte, ohne allerdings zu laut zu sein.
Er schied zudem zu wissen, was verlangt war, oder verfolge die Bewegung der Augen durch die Maskenschlitze zur Dienerin hin und nickte bestätigend. Dann wendete er sich der Dienerin zu und brachte sie weg. Für sie war ein einfaches Zimmer hergerichtet worden.

"Oh, vielen Dank", äusserte Nubis auf das Geschenk hin. "Pigmente und Zugaben für Farben und Tinten. Vortrefflich. Sollte ich einmal wieder etwas Besonderes schaffen wollen, werde ich diese sehr gut zu nutzen wissen."
Er nahm sie entgegen, setzte sich und unterstrich noch einmal Giada mit einer Handgeste, dass sie sich ebenfalls setzen solle.
Dann schaute er natürlich für einen guten Moment den Inhalt des Geschenks an und nah auch ein oder zwei Dinge hervor, um sie näher zu betrachten. Dabei hielt er die Gefässe wie rohe Eier stets zwischen seinen Fingerspitzen, nahm nie die ganze Hand dazu.

"Wirklich ein gut ausgesuchtes Geschenk. Eine Besichtigung des Palastes lässt sich sicher noch einrichten, doch vorerst haben wir wohl etwas Ernstes zu besprechen."
Er nickte ihr entgegen.
"Nun, ich war etwas verwundert über euer Schreiben", er legte sofort los, ohne noch irgendwelches Geplänkel zuzulassen, hatte das Geschenk auf den Tisch platziert und Giadas letzten Brief von dort etwas mehr zwischen sich und seinen Gast gezogen, doch weiterhin auf dem Tisch liegend. Dabei blieben die Finger wieder im Glockenärmel versteckt.

"Wie ich sehe, ist eure Dienerin noch nicht ... eingearbeitet. Zumindest scheint es so. Welchen "gegebenen Anlass" erwähntet ihr im Schreiben? Von euch wurde keine Einladung an mich über das Elysium herangetragen?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Und wie ich Euch erwiderte: Ich habe Euch nicht geschrieben.” Giada runzelte die Stirn und sah auf den Brief herunter, den er ihr zeigte. “Ist das der Briefwechsel von nun? Oder das Schreiben, welches Ihr bekommen habt und welches nicht von mir ist?”

Sie nahm es jedenfalls in Augenschein während sie dann weiter antwortete: “Der gegebene Anlass ist ein Überfall tedescischer Hunde auf mich und meine Leute. Wen sie nicht direkt ermordet haben, haben sie gefoltert und mit Blutskräften durchsetzt, so dass keiner davon mehr ein Diener sein kann.” Die Erinnerung allein ließ den Zorn wieder in ihr aufflammen und sie sah von dem Brief auf zu Nubis.

“Solche Schurkenstücke sind ihre Handschrift. Das und allerlei Intrigen, süße Versprechen und eine gerüttelte Portion Machtgier. Genua grenzt an Domänen, die jetzt in der Hand von Tedesci sind. Es ist nicht schwer, sich auszurechnen, dass wir alle mit so einigem zu rechnen haben.” Sie runzelte die Stirn.

“Was also steht in jenem Schreiben an Euch?”
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Nubis »

"Über dieses Schreiben, dass ihr nicht geschrieben habt, war ich eben verwundert. Es trug sich zu, dass letztes Jahr durch einen - von angeblich euch geschickten - Boten eine Nachricht bei Mariam für mich hinterlegt worden war. Eben jene Nachricht empfing ich, antwortete darauf und erhielt dann keine weitere Antwort. Ich halte es für recht ungewöhnlich, dass ihr auf ein Schreiben nicht antwortet, aber da es sich um ein geheimes Treffen handeln sollte, ging ich davon aus, dass die Stille in eurem Sinne war, um es möglicherweise weiter geheim zu belassen. Aber mir scheint, da ist etwas anderes im Gange gewesen."

Er blickte grüblerisch drein.
"Die Nachricht war mündlich, doch ich kann sie rezitieren, denn solch ungewöhnliche Botschaften bleiben im Gedächtnis. Besonders, wenn sie zu unangenehmen Ereignissen oder eigenartigen Gesprächen führen."

Kurz erloschen die Bernsteinfunken in seinen dunklen Augenhöhlen und blitzten dann wieder auf, als er die Nachricht wiederholte:
"Zu einem Gespräch über ein gemeinsames Vorhaben lädt die edle Dame Euch ein. Sie muss Euch, den edlen Herrn Nubis, bitten, über dieses Treffen und auch diese Einladung zunächst Stillschweigen zu bewahren und Euch mit einer gewissen Vorsicht zu bewegen, auf dass niemand Euch verfolgen oder sonstwie nachspüren kann.

Trefft die Dame in der Nacht vom elften auf den zwölften November bei Pontedecimo. Etwa eine halbe Stunde Fußweg nordwestlich davon ragt ein großer Findling über einer kleinen Talsenke empor. Das soll der Treffpunkt sein."

Er räusperte sich danach und starrte entschlossen Giada an. Nicht direkt in ihre Augen, doch auf Merkmale der Mimik, Mundwinkel, Brauen, die kleinen Fältchen über der Nase, die sich bei Wut zu gern kräuselten.
"Da dies wohl nicht von euch stammt...wer hat versucht, mich nach Pontedecimo zu locken? War ich der Einzige? Oder versuchte man dies noch bei anderen Kontakten von euch? Mag dies alles zusammenhängen? Zeitlich würde es wahrscheinlich passen?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Oh, da waren reichlich von diesen Zeichen. Nubis hatte vielleicht einen Wimpernschlag lang Zeit, um sie alle mehr oder weniger präsent zu sehen. Das war brutaler, direkter, hässlicher Zorn! Ein weiterer Wimpernschlag und diese Grimasse des Zorns hatte nichts menschliches mehr, Giadas Fänge blitzten auf, ihr Blick suchte ein Ziel - irgendeines!

Dann war ein Knirschen zu hören, als sie die Faust um den schweren Rosenkranz an ihrer Seite ballte. Und hier wurde vielleicht auch deutlich, weshalb dieser Rosenkranz so schwer war, weshalb seine Kette aus Eisen, seine Perlen aus Metallen und Steinen waren. Denn der Rosenkranz hielt, als sie ihn emporriss und die Faust darum ballte.

Sie begann, langsam eine der Perlen nach der nächsten durch ihre Finger gleiten zu lassen. Ihr Blick sog sich daran fest, ihre Lippen bewegten sich im lautlosen Gebet. Und langsam, Perle für Perle, erkämpfte sie sich die Beherrschung wieder zurück. Der Zorn blieb, vielleicht war er immer da, vielleicht war es ein ewiger Kampf. Doch Giadas Beherrschung war weit stärker.

“Ich habe Euch keine solche Einladung geschickt”, sagte sie. Ihre Stimme klang hart und kühl, in einem schon bizarren Kontrast zu den ein, zwei Sekunden von zuvor, in denen ihre ewige Maske verrutscht war.
“Doch offenkundig wird es notwendig, dass selbst wir Neugeborenen beginnen, uns in unseren Konversationen, in unseren Maßnahmen zur Sicherheit mehr zu hüten.”

Sie sah nun wieder zu Nubis. Er war nicht das Ziel dieses Zorns, den sie im Zaum hielt. “Ihr seid dieser …Botschaft nicht gefolgt. Was ist in Pontedecimo? Und vor allem: Wo liegt es? Zu welcher Domänengrenze hin?”


Selbstbeherrschung: 4 10 8 7
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Nubis »

Nubis beobachtete und das genau. Wann war die Grenze erreicht? Schaffte sie es, das Tier zu bändigen? Jeder Mensch wäre hier hinfort gerannt, hätte das Weite gesucht. Doch es war kein Mensch anwesend. Nicht einmal ein Ghul. Sie waren beschäftigt und diese beiden Kainiten hier unter sich.

Er war nicht dumm, doch ahnte oder hoffte er, dass Giada stark genug war. Stark genug, um sich unter Kontrolle zu halten. Stark genug, um im Falle eines Ausbruchs das Tier zu lenken. Er wusste sogar, dass er dieses Mal auf jeden Fall nicht das Ziel war oder sein würde. Er war lediglich ein Bote schlechter Nachrichten und einem Boten tat man für gewöhnlich nichts an.

Doch natürlich, das Tier kannte solche gesellschaftlichen Regeln nicht. Ihm war das egal. Und deswegen musste er genau beobachten. Wann war es wirklich notwendig zu gehen oder half es sogar, hier zu verweilen und eben auch einen gewissen Zwang auszuüben. Oh, wie gern würde er das einmal untersuchen. Nur schlecht, dass Kainiten in Raserei unberechenbar waren und sich stärken konnten. Zu dumm, dass er keinen unbeholfenen Neuling heranzüchten konnte oder durfte.

Und so verweilte er, standhaft, konzentriert, still.
Erst nachdem sie wieder zu sprechen imstande war, erst, als sie geendet hatte, antwortete er ihr. Denn nun war vorerst die Gefahr gebannt. Und hoffentlich blieb dies für heute Nacht auch so.

"Pontedecimo liegt weit im Norden Genuas. Ein Grund, weswegen ich absagte oder zumindest nach einer Unterkunftsmöglichkeit fragte. In Pontedecimo gibt es für mich nichts von grossem Wert, wohl aber sicher für andere Kainiten, die diese Abgeschiedenheit sicherlich auch zu schätzen wissen. Valerios hatte einst eine Schmugglerroute dort aufgebaut und den Zoll unter Kontrolle gebracht, soweit ich weiss. Benjamin hatte mir einst Land und Haus in Pontedecimo angeboten, also denke ich, dass er dort Einfluss besitzt.
Dort oben im Norden geht die Strasse über einen Pass und weiter Richtung Mailand durch Tortone und Pavia ..."

Er brach ab und überlegte kurz.
"Die Tedeci kommen aus dem Norden und wollen den Süden einnehmen. Es passt also zusammen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Giada Salvaza Rossi
Lasombra
Beiträge: 1587
Registriert: Mo 14. Jun 2021, 21:34

Re: [1072] Insolitam Invitationem [Nubis, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Savona und Pavia sind ihnen zum Opfer gefallen, ja”, grollte Giada. “Und in Pavia wussten sie gewiss, dass ich nicht einmal hier, in Genua war. Es mag gut sein, dass Ihr einer Falle entkommen seid.”
Sie ließ den Rosenkranz wieder aus ihrer Hand gleiten, so dass er zurück an ihre Seite fiel. Die Perlen klapperten und taten das auch weiter, als sie begann, im Raum auf und ab zu gehen.

“Das heißt auch, dass jetzt die Zeit gekommen ist, in der sie ihre Angebote machen. In der sie diejenigen unter den Kainiten Genuas suchen, von denen sie glauben, sie könnten sie mit Versprechungen und süßen Worten kaufen. Das heißt, dass wenigstens ein paar der Kainiten hier ein solches Angebot annehmen werden. Oder sie haben es bereits. Und das heißt, dass die Zeit bis zu einem Umsturz, einer Nacht der langen Messer oder einer offenen Revolte nicht mehr lang ist. Das ist, wie sie bislang in allen Domänen vorgegangen sind.”

Sie hielt inne und sah Nubis wieder an. Im Gegensatz zu ihm scheute sie den direkten Blick nicht. Im Gegensatz zu den meisten war sie gewohnt, dass man ihrem Blick auswich.

“Wenn Ihr Euch dem verschlossen habt, gut. Ihr werdet unweigerlich unter Verdacht stehen, weil Ihr ein Einzelgänger und Eigenbrötler seid. Weil die Weiße Prinzessin Euch zum Sprung verurteilte. Weil Ihr und Euer Clansältester in Genua Euch miteinander überworfen zu haben scheint.” Sie verengte die Augen und musterte Nubis erneut, ging offensichtlich die Wahrscheinlichkeit oder den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen im Geiste durch.

“Die wohlwerte Iulia Cornelia wird ein Ziel für solcherlei lange Messer werden - oder ein teurer Pfand im Spiel um Macht und Loyalitäten. Gibt es irgendeinen der Kainiten Genuas außer ihrer höchst verehrten Herrin Mutter im Blute, der ihr näher steht als Amt oder Pflichten es gebieten?” Sie begann wieder, auf und ab zu gehen, nur um an einem Stuhl innezuhalten und die Hände auf die Lehne zu stützen. Es schien ebenso möglich, dass sie sich nun tatsächlich setzen wollte wie zuvor eingeladen wie dass sie das Möbelstück packen und an der nächsten Wand zerschlagen würde.

“Wohlwerter Nubis, einst Galeno. Dass Ihr eines der Ziele für die Annäherungen der Tedesci geworden seid, ist nicht gut. Wenn Ihr nicht zwischen Gewalten der Politik zerrieben werden wollt, dann haltet Euch von ihnen fern”, sagte sie langsam.
Gesperrt

Zurück zu „1072“