[1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

[August '22]
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Nubis
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[1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Er hatte sich am Vortag der schon recht anstrengenden Reise nach Votori gewidmet und war froh, dort eine Unterkunft und eine warme Speise vorfinden zu können. Doch was er hier sollte, könnte sie vielleicht noch als recht schwierig herausstellen.
War jener, den er aufsuchen sollte, vielleicht gar nicht zugegen? Vielleicht sogar tot? Würde er Gewissheit erlangen oder ohne Antworten nach Hause zurückkehren?

Remigio hoffte, dass er etwas finden würde, denn ohne Antworten kehrte man ungern zu seinem Herrn zurück.
Er hatte sich um das Heilerhaus bemüht und dort schon einmal nachgefragt, ob es eben jenes sei, welches vor einigen Jahren hier neu errichtet worden war und ob man denn den Verantwortlichen dafür sprechen könne. Es ginge um medizinische Fragen und einem Austausch zwischen Mönchsbruder und eben jenem Heiler, der hier besonders um die Menschen Votoris bemühe.

Natürlich wusste Remigio, dass er ihn vor allem am Abend oder besser, in der Nacht, antreffen würde. Der Mönch in seiner Kutte lief also zum Heilerhaus und klopfte an, eben um zu fragen, ob man jetzt, zu zugegeben später, aber dafür auch ruhiger Stunde, eben jenen Heiler einmal sprechen könne, oder ob es einen anderen Abend genehm wäre. Er hätte wahrlich grosses Interesse an einem Austausch und würde sicher noch einige Tage und Nächte hier im Dorf verweilen.

Remigio war recht gut genährt, im Grunde erschien er wie der Vorzeigemönch schlechthin, den sich Bauern eben so vorstellen würden. Fromm, freundlich, aber durch seine Grösse und Breite durchaus auch etwas einschüchternd. Er war nicht zurückhaltend, sondern lachte gern mit anderen zusammen, war eine Frohnatur, die sicher auch andere damit begeistern konnte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis - Bote, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

Im Heilerhaus rief man den guten Lazzaro, der den Gast freundlich begrüßte und ihn nach seinem Begehren fragte. Lazzaro war ca. 1,60 großer Mann mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Vom Alter wirkt er anfang dreißig und am auffälligsten waren seine zierlichen Hände, die nicht zu einem Bauern oder anderem körperlich arbeitenden Beruf passte.

Im Gespräch wurde schnell klar, dass der Fremde nicht ihn, sondern seinen Meister meinte. Sein Auftreten wurde gleich etwas vorsichtiger und Lazzaro versuchte herauszubekommen, worum es eigentlich ging. Wobei auch dieser sehr besonnen agierte, um wiederum seinen Herrn zu schützen. Nach einem hin und her fiel endlich der entscheiden Hinweis und Lazzaro schiene eine Last von den Schultern zu fallen.

„Entschuldigt guter Mann, ihr seid am falschen Haus und gerne kann ich euch dorthin bringen. Ja, die Nachricht, die wieder zurück ging. Bitte folgt mir.“

Er schritt aus dem Heilerhaus und ging mit dem Fremden etwas durch das Dorf, um in Ruhe mit ihm sprechen zu können, ohne dass jemand mithören konnte.

„Mein Meister war letzte Jahr in Genua, um eine Kerze zum Andenken in der Kirche San Giorgio entzünden zu lassen. Als er zurück kam war er sehr niedergeschlagen und wie verwandelt. Er sprach danach oft von der Herrin des Leuchtturms, die er dabei getroffen haben soll. Er schien sich ersthafte Sorgen zu machen alles zu verlieren und wieder weiterziehen zu müssen.“

„Aber entschuldigt meine Frage, war die Nachricht wichtig und soll dringend beantwortet werden? Oder sollt ihr überprüfen, wie es ihm geht?“
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Nubis
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis - Bote, Liviu]

Beitrag von Nubis »

Der Mönch folgte natürlich Lazzaro, wenn auch mit Vorsicht. Schliesslich war er hier in unbekannten Gefilden und ein jeder könnte hier eine Falle stellen, ohne dass er es gross merken würde.
Doch er hatte eine Aufgabe und musste diese erfüllen.

"Oh eine Kerze entzündet", der Mönch nickte sachte. "Hat sie etwas gebracht? Oder, nun, wenn man die Bestürzung vernimmt, so ... vielleicht nicht? Oder vielleicht wurde zu viel erwartet? Jedoch, alles verlieren? Hat er Gründe genannt?"

Er setzte kurz ab, die Fragen waren höflich gestellt, nicht zu drängend, jedoch mit dieser aufgeschlossenen Weise, die andere mochten, diese Offenheit, dieses Miteinander-Reden-Können.

"Die Nachricht? Nun, mein Herr pflegt niemals Nachrichten ohne Sinn zu schreiben. Also, ja. Jede Nachricht von ihm ist wichtig. Entsprechend erbost war er, als dieses Schreiben ungeöffnet zurückkam. Aber auch besorgt, weswegen er mich nun schickte, um nach dem Rechten zu sehen und wenn möglich, mit ihm sprechen."
Er liess "Oder einen Beweis für sein Ableben mitzubringen" aus, jedoch schwang es irgendwie in seiner kurz missmutigen Mine mit, ehe er wieder lächelte, um das Gespräch aufrecht zu halten.
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis - Bote, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Nun wir werden sehen wie sein Zustand ist und vielleicht könnt ihr auch kurz mit ihm sprechen, wenn es seine Kräfte erlauben!“

„Nun die Kerze sollte zum Andenken eines Bewohners der Stadt entzündet werden. Als Erinnerung an seine Person, zum Gedenken seines sterblichen Seins. Die Flamme symbolisiert die Seele, die leuchtende Seele im Reich der Toten.“

„Nein, das wird seinen Glauben nicht so stark erschüttert haben. Es war wohl ehr die Gefahr alles zu verlieren und die Menschen hier im Stich lassen zu müssen. Daher hat er sich noch stärker in die Arbeit gestürzt und sah wohl keinen anderen Ausweg, als sich noch einmal der Tortur zu unterwerfen und so den Eindringling hoffentlich aufspüren zu können. Dennoch haben wir im Gegensatz zum ersten Mal eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lange es damals gedauert hat ihm im Wald wieder aufzuspüren.“
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Nubis
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Nubis »

"Ich hoffe doch", dies klang recht bestimmt. "Ich kehre ungern ohne etwas Handfestes zurück."
Er lief weiter neben Lazarro her, besah sich die Umgebung, sammelte Eindrücke, auch wenn Nachts oder besonders WEIL Nachts alles etwas anders aussah.

"Ihr musstet ihn im Wald suchen? Das klingt höchst sonderbar. War er einem rasenden Wahn verfallen? Einige Substanzen von Pflanzen können dies beispielsweise verursachen."
Natürlich war er sich ziemlich sicher, dass das bei einem Kainiten nicht der Fall war, aber man lernte auch nie aus. Doch dann sah es so aus, als wenn er kurz überlegte und fügte hinzu: "Oder andere seltsame Rückstände, wie dieser...Schleim?"
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Wir werden sehen und bitte benutzt auf eurem Rückweg die Straße. Im Wald wimmelt es von gefährlichen Fallen und ihr hat Recht, der Schleim war der Grund. Kennt ihr euch mit Pilzen, Pflanzen und ihre Wirkung aus?“

„Natürlich wirkt dieser Schleim auf eine andere Weise bei meinem Herrn. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so hinterlässt der Unbekannt diesen Schleim und einen Art Abdruck seines Zustands. So dass mein Herr von seinem beharrlichen Hunger und der Lust nach der Jagd konfrontiert wurde. Diese Gefühle sind wohl sehr intensive und in einem schwachen Moment, kann man sich in diesen Gefühlen verlieren.“

Der Mitarbeiter überlegt kurz
„Eigentlich hatte mein Herr vorgesehen den Schleim nicht mehr zu testen, aber er befürchtete wohl dass man uns in Genua nicht mehr viel Zeit zugestehen wird. Nach der Herrin läuft diese gerade mehr oder weniger ab.“
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Nubis
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Nubis »

"Eine sehr hübsche Herrin des Leuchtturms? Also wenn es die ist, welche ich kenne, so denke ich nicht, dass eures Herrn Zeit abgelaufen ist oder abläuft. Allerdings sind die gesellschaftlichen Dinge sehr kompliziert und nicht immer sehr gut durchschaubar. Mein Herr teilt mir manches mit, aber ich verstehe oftmals nur die Hälfte davon. Es hat sehr viel mit dem zu tun, was höhere Etikette betrifft und für uns einfachen Leute ist dies oftmals etwas zu seltsam. Und doch müssen wir uns zum Teil auch damit auskennen, aber eben nur zum Teil."

Er zuckte mit den Schultern und wirkte damit, als hätte es ein Erdbeben gegeben und einen Felsen aus seiner ursprünglichen Position in die Luft gehoben, um dann Millisekunden später wieder hinab zu rauschen.

"Wie weit ist es denn noch bis zu eurem Herrn? Und ja, ich kenne mich etwas mit Kräutern und dergleichen aus. Ich lernte viel im Kloster. Doch bin ich nur Helfer bei medizinischen Fragen und kümmere mich vor allem um das Binden von Büchern und viele Geschäfte, die des Tages eben so anfallen.
Die Strasse ist mir übrigens sehr viel angenehmer, als durch einen Wald zu streifen. Und ich ziehe es vor, am Tage zu reisen, dann sieht man auch besser, als bei Fackelschein. Dennoch danke der Warnung. Ich weiss durchaus um die Begebenheiten hier. Ich wurde vor meiner Reise instruiert."
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Ja ihr sagt es, die Dinge scheinen sehr kompliziert zu sein und die Angelegenheit schwelt wohl schon länger. Der Herrin passt wohl nicht, dass sich mein Herr um eine andere Aufgabe kümmert oder kümmern muss seit unserer Ankunft. Mein Meister war aber vor allem enttäuscht, dass sie ihm so nahe der Kirche vorgehalten hat, er hätte noch keinen Fürsprecher und der Herold persönlich würde sich gegen seine Person aussprechen.“

Er bekreuzig sich kurz
„So nahe der Kirche und damit in Gottes Gegenwart haben ihn die Worte sehr getroffen. Da sie zu dem Zeitpunkt nicht stimmten.“

„Wir sind sofort, da! Das Haus dort ist es und wenn wir es betreten, werde ich laut zu ihm sprechen, auch wenn er in einem anderen Zimmer weilt. Wenn wir den eigentlich Raum betreten, erschreckt nicht, falls er noch unter dem Einfluss des Schleimes steht. Uns kann aber nichts passieren und wenn er wieder er selbst ist, lasse ich ihn frei und ihr könnt mit ihm sprechen."
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Nubis
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Nubis »

"Ich denke, dass einiges sicherlich auf Missverständnissen beruht. Jedoch hat der abgewiesene Brief die Lage nicht gerade verbessert", Remigio schüttelte sacht mit dem Kopf, und die Enttäuschung seines Herrn begleitete diese Geste.

Zu dem weiteren Gesagten nickte er. "Ich habe vieles schon gesehen und erlebt. Gehen wir es an."
Er vollführte eine einladende Geste, um zu signalisieren, dass er bereit war, sich dem zu stellen, das auf ihn dort wartete.
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Liviu Cosma
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Re: [1072] Zurückgewiesenes Schreiben [Nubis, Liviu]

Beitrag von Liviu Cosma »

„Nun ich kenne euren Herrn nicht und weiß auch nicht in welcher Verbindung er zu meinem steht aber Herrn Cosma bemüht sich sehr den Menschen wirklich zu helfen. Das Schreiben zurückzusenden war eine reine Vorsichtsmaßnahme und ihr wart nicht dabei als der Schleim zu ersten mal überprüft wurde. Gleichzeitig gibt es immer wieder besuche der Liktoren, die uns an die Stille und unsere Aufgabe erinnern.“

„Das ich euch zu ihm bringen darf ist mehr als nur ein Vertrauensbeweis und glaubt mir, so verletzlich habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er begibt sich freiwillig in die Händen eures Meister.“
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