[1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

[August '22]
Benutzeravatar
Paolo
Ravnos
Beiträge: 483
Registriert: Mi 3. Aug 2022, 08:09

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Das ist gut. Ich meine unter anderem aber auch, wie es für euch ist, die Jahre vorübergehen zu sehen und allein für ein einziges Wesen zu leben. Denn alle anderen versterben ja bevor ihr es tut. Das macht uns auf gewisse Weise gleich…und sind es doch nicht.” antwortete Paolo und blickte eine Weile gedankenverloren drein, bis sie dann auch nahe des Gartens waren.

“Sieh an, hier also. Beachtlich. Ich bin gespannt, wie er innen aussieht.”
Avatar: original image made by Jirka Väätäinen
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Nubis »

"Ich bin tatsächlich nicht allein. Es gibt noch andere. Gleich ... ich empfinde es nicht so. Nur, weil mir mehr Lebenszeit geschenkt wurde, so bin ich docch keineswegs wie ihr. Uns trennen noch immer Welten."

Er setzte ab und nickte Paolo demütig zu.
"Mein Herr steht für mich im Mittelpunkt, doch ihn interessiert auch die Welt um sich, genau wie mich. So sehr hat sich mein Leben seit meiner Geburt nicht verändert. Ich werde tatsächlich sogar mehr geschätzt, als vor dem Treffen mit meinem Herrn."

Er nickte der Wache des Gartens zu. Hier war er schon bekannt. Dank ihm hätte auch der Neue keine Probleme hineinzukommen. Aber mit Fängen ausgerüstet, wäre es wohl auch ohne ortskundigen Ghul einfach.

Im Garten setzte er dann fort.
"Mit der Unsterblichkeit musste ich dennoch umgehen lernen. Sicher sind einige Brüder schon lange tot. Freundschaften tragen eine andere Wichtigkeit, denn es ist klar, dass eben jene Freunde eher versterben werden. Die Trauer wird eine andere, da schon viel Früher Abschied genommen wurde. Doch finde ich den Tod nicht schlimm und auch nicht, dass ich weiterlebe. Ich habe eine Bestimmung in meinem Leben und ich erfreue mich jeden Tag daran, wie meine Arbeit zu Wundern beiträgt. Mensche würden die aus einem bestimmten Blickwinkel so sehen."

Er lächelte sacht.
"Alles hat Sonnen- und Schattenseiten. Doch an alles gewöhnt man sich und akzeptiert das Dasein, wie es ist, lernt es sogar lieben."

Der wunderschöne Garten lag einsam und still vor ihnen. Einige Pflanzen gaben noch immer dezent die blumigen Düfte von sich, die sie über den Tag ausschütteten.
Eine Eule sass im Bsum beim kleinen Teich und weiter hinten war das Casa, auf das sie zusteuerten.

"Mein Herr ist im der hochverehrte Nubis, der Herold von Genua. Diese Antwort war noch ausstehehend, doch auf den Strassen wollte ich ihn nicht aussprechen. Die Stille, ihr versteht?"
Eine kleine Verneigung folgte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Paolo
Ravnos
Beiträge: 483
Registriert: Mi 3. Aug 2022, 08:09

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Es freut mich dass ihr euer Leben so positiv betrachtet. Wurde euch die Wahl gegeben das Blut zu trinken?" Denn das machte doch einen großen Unterschied aus. Sicher mochte sich der ein oder andere Ghul dennoch seinem Herren verbunden fühlen, doch es lag viel am Blute selbst. Nur wer es freiwillig annahm, dem konnte man wahrlich vertrauen.

"Ich verstehe euer Handeln. Ihr seid sehr gewissenhaft. Euer Herr kann sicher stolz auf euch sein." antwortete er weiter, als Remigio sich verneigte und Nubis Namen nannte.
"Von welchem Clan ist euer Herr? Und nennt ihr ihn hochverehrt weil er das für euch ist?" denn sonst wäre er ein Ahn?

Er hatte nicht gedacht dass er ein so angenehmes Gespräch dieser Nacht führen würde, er hatte aber auch nicht gedacht, auf den Ghul des Herolds zu treffen und so lange von ihm begleitet zu werden. Es war nun aber nur eine Frage der Zeit bis er auf Nubis treffen würde und ob das Gespräch dann genauso verlaufen würde...

Erst einmal zufrieden betrachtete er jedoch den schönen Garten. So etwas gab es nun hier in Genua. Die Kainskinder formten so viel.
Avatar: original image made by Jirka Väätäinen
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Nubis »

"Ich wurde auserwählt, doch wahrlich eine Wahl hatte ich nicht. Doch das macht für mich keinen Unterschied. Schliesslich behandelt mich der Herr gut. Manch anderen Diener hat es nicht so gut."

Er sah sich derweil um, ob er Nubis sehen konnte.
"Vielen Dank für euer Kompliment. Hochverehrt sind für uns alle hohen Herren und Damen, denn für uns gilt eine andere Hierarchie, als für euch. Wir stehen unter allen Ihr dagegen solltet meinen Herrn mit wohlwert betiteln, sofern ihr neuer Gast und ein Neugeborener eures Clans seid. Wie ich es verstanden habe, so kann man bei der hochverehrten Harpyie ansonsten die gesellschaftliche Ordnung erfragen."

Er nickte abermals tief und so langsam legte sich seine Stirn in Falten. Diese wurden umso deutlicher, als auch im Casa niemand anzutreffen war.

"Verzeiht, der Herr scheint wohl schon gegangen zu sein. Ich werde ihm ausrichten, dass ihr euch nach ihm erkundigt habt. Benötigt ihr eine Unterkunft in dieser Domäne?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Paolo
Ravnos
Beiträge: 483
Registriert: Mi 3. Aug 2022, 08:09

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Paolo nickte verstehend, als der Ghul die Hierarchie und seine Ausdrucksweise erklärte.

"Oh. Ach. das ist kein Problem. So richtet ihm einfach aus, dass ich ein Treffen suche und...hm...ich werde jemanden schicken, der in zwei Nächten eine Antwort am A Tarda Ora abholt, wenn das passt?"
Avatar: original image made by Jirka Väätäinen
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Nubis »

Remigio nickte. "Das passt. Sehr wahrscheinlich werde ich dann diese Antwort übermitteln. Wollt ihr noch etwas wissen? Benötigt ihr noch etwas?Ansonsten würde ich mich sonst eilen, und ihm eure Nachricht überbringen, denn er wird sehr sicher nicht noch einmal heute Nacht hier herkommen."

Der Ghul blieb ruhig und seine Haltung gegenüber Paolo änderte sich zu einer unterwürfigeren Art, als er die Bedürfnisse seines Gegenübers wissen wollte. Andernfalls wirkte er eher wie ein Fels in der Brandung, überzeugt von seinem jetzigen und zukünftigen Handeln. Pflichtbewusst eben.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Paolo
Ravnos
Beiträge: 483
Registriert: Mi 3. Aug 2022, 08:09

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Paolo »

"Nein, das wäre von meiner Seite aus alles. Habt Dank für das Gespräch und bis zum nächsten Mal, dann? Ich werde die Antwort eures wohlwerten Herren erwarten."
Paolo nickte dem Ghul dankend und zum Abschied zu und machte sich dann auf den Garten wieder zu verlassen gen Ravecca hin.

Zwei Nächte später kam ein junger Mann mit braunen kurzen Haaren und erfragte eben jene ausgemachte Antwort am Tarda Ora für Paolo.
Avatar: original image made by Jirka Väätäinen
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Nubis »

Eine tiefe Verbeugung des Ghuls folgte, ehe er sich dann verabschiedete und Paolo die Stadt erkunden liess.
Natürlich eilte der Diener zu seinem Herrn, um ihm die Nachricht zu überbringen.

Zwei Nächte später erhielt Paolo die Nachricht, dass er bei kommenden Vollmond sich im Elysium einfinden könne. Dort würde jemand mit ihm sprechen und über seine Aufnahme als vorläufiger Gast der Domäne entscheiden. Bis dahin gelten dies Schreiben und diese Worte als eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis unter Einhaltung der Regeln, die in Genua für nicht angemeldete Gäste herrschen würden. Sollten Geissel oder Liktoren diese Erlaubnis in Frage stellen, sollen sie beim Herold Genuas nachfragen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Paolo
Ravnos
Beiträge: 483
Registriert: Mi 3. Aug 2022, 08:09

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Paolo »

Wie gewünscht erschien Paolo beim nächsten Vollmond wieder im Elysium. Seine Kleidung war dieselbe wie zuvor, nur durchaus auch mal gewaschen zwischendurch.
Allein und unbwaffnet begab er sich durch das Tor des Elysiums und beschritt den Pfad zum Haupthaus hin, um in dieses einzutreten.
Für einen Moment sah er sich im Inneren um, ob der Herold bereits anwesend war.
Ihm war etwas mulmig. Vorstellungen bei Amtsträgern war nun nicht gerade etwas, auf das er sich freute, aber es musste getan werden.
Avatar: original image made by Jirka Väätäinen
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1072] Auf ins Ungewisse [Nubis, Paolo]

Beitrag von Nubis »

Der Herold war tatsächlich noch nicht anwesend. Schliesslich kam man stets rechtzeitig und oft auch nicht zu früh zu einem Treffen. Gäste hatten eben zu warten, wenn sie sich anmelden wollten. So mancher hatte zwar oft das Glück oder Pech, dass der Herold schon vor ihnen im Raum stand, doch war dies meist anderen Umständen geschuldet, als dem Wille überpünktlich vor der Zeit da zu sein.

Paolo durfte sich gut 10 Minuten oder noch etwas mehr in Geduld üben, ehe die Tür aufging und ein Mann in weiten und üppigen Gewändern eintrat. Reich an Stickereien, anmutender, edler Stoff, jedoch gutes Leinen und keine Seide oder wenn, dann nur dezent akzentuierend.
Derjenige trug eine Maske an der Seite seiner Kleidung, die dort wohl mit einer Schlaufe befestigt wurde. Aus Olivenholz, mit goldenen Linien, die ins Holz eingelassen schienen und ein sonderlich exotisches Muster bildeten. Vielleicht arabischen Ursprungs.
Arabisch sah der Herr auch vom Kleidungsstil aus, obgleich die Stoffe aus unterschiedlichen Regionen stammten. Die Muster und die Verarbeitung zeigten dies deutlich.
Doch das Gesicht war es keineswegs. Auch weil ein Gesicht kaum zu erkennen war, stach doch deutlich eher ein Schädel hervor, die Haut nun wie hauchdünne Seide sich nur noch über den Knochen spannend. Alabaster mit dunklen Augenhöhlen und glimmenden Bernsteinen darin.
Hände waren keine zu erkennen, denn die Glockenärmel waren weit und lang, Füsse fanden sich unter dem vielen Stoff auch nur selten, wenn durch Zufall doch einmal eine Falte den Stoff hinauf wippen liess. Doch auch diese waren von Stoff umwickelt, weniger edel, eher praktisch.

Er blickte Paolo an. Ein kurzer Moment des Schweigens. Dann vollzog er eine einladende Geste in Richtung der Stühle und Tische, die dort standen, gesellte sich aber selbst noch nicht dazu, sondern prüfte selbst erst einmal den Aushang.
Erst dann bequemte sich der Herold zu den Tischen.

Sein Gang war stetig aufrecht, der Blick starr, doch bei Paolo nicht auf die Augen gerichtet. Eher an ihm etwas vorbeisehend oder den Mund betrachtend, dennoch keineswegs unterwürfig oder in irgendeiner Art untergeordnet wirkend.

Bei den Tischen wanderten eine Wachtafel und ein Griffel aus dem einen Glockenärmel auf die Holzplatte. Dann endlich wurden auch Worte laut, wobei Paolo wohl recht gut hinhören musste, denn wirklich laut waren sie dennoch nicht. Eine gewöhnliche Lautstärke, doch leiser wirkend, durch das Flüstern darin. Rau und ein wenig heiser, als sprächen Seele und Mann zugleich. Dabei ein Reiben von trockenem Pergament und doch alles wohlig klingend, sodass man sicher nicht ohne triftigen Grund die Ohren davor verschliessen wollte.

"Ihr seid der werte Paolo, nehme ich an?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Gesperrt

Zurück zu „1072“