[1072] An der Promenade [Paolo, Angelique]

[Paolo]

Es war interessant, dass sich Angelique als am unwichtigsten und ungefährlichsten sah, aber vermutlich wollte sie ihm das auch nur Glauben machen.

"Ihr seid mir ganz sympathisch wenn euch dieses ganze Ränkespiel nicht kümmert, aber Fehler möchte ich dennoch ungern machen."

"Natürlich der Prinz ist wohl immer der wichtigste und mächtigste und lassen wir die Ahnen und Ancillae auch beiseite...wer ist dann von den Neugeborenen besonders zu achten?"

[Angelique]

"Hihi, nach der Logik natürlich die wohlwerte Julia, das Kind der Princeps und ihres Zeichens Harpyie."

Sie hüpfte beschwingt von ihrem Sitz und tanzte zu ihren Ausführungen wie auf einer Bühne.
"Wünscht Ihr zu bauen, ist Vergonzo der richtige Ansprechpartner. Sucht ihr Heilung, sucht Nicolo oder Liviu.
Sucht Ihr Streit, sucht Arash auf.
Wollt Ihr Orakelsprüche, kommt zu mir oder zu Nubis.
Und es gibt noch so viele andere. Obwohl viele nicht lange bleiben. Bemüht Euch, länger zu bleiben."

[Paolo]

Er nickte dankbar bei all den vorgebrachten Namen. Ein Kind der Prinzessin war sicherlich mächtig und gefährlich. Die anderen würde er sich erst genauer anschauen müssen.

Arash klang auf jeden Fall wie einer, dem man aus dem Weg gehen sollte.
Zumal Gangrel also nicht so gut zu sprechen auf Ravnos waren.

"Ich werde mich bemühen" erwiderte er lächelnd. "Es wäre auch sehr schade, wenn ich schon kurz nach meiner Rückkehr wieder abreisen müsste. Aber ich habe nicht vor hier Ärger zu machen auf jeden Fall."

"Könnt ihr wirklich die Zukunft sehen?" fragte er dann noch neugierig. "Und dieser Nubis auch?"

[Angelique]

"Ja", meinte die Kleine, hatte aber einen sorgenvollen Ausdruck auf dem Gesichtchen dabei. "Meine Vorhersagen sind immer akkurat, aber was in den Sternen steht, ist in all den Verknüpfungen untereinander schwer für Sterbliche zu verstehen. Manch einer hat die Orakelsprüche falsch gedeutet. Nehmt nur das Orakel von Delphi, das Krösus vorhersagte, er würde ein großes Reich zerstören, würde er einen Krieg beginnen. Er begann voller Elan seinen Angriff und am Ende war es sein Reich, dass er zerstörte, als die Perser ihn besiegten."

In das Lockenköpfchen schien viel Wissen zu passen.

"Was Nubis Prophezeiungen angeht, sind sie von großer Düsternis, wirken aber nicht für den Alltag geeignet. Wo habe ich meinen kostbaren Gegenstand verloren oder wer hat vor mich abzumurksen, hat wenig mit Visionen von brennenden Städten mit selbstfahrenden Karren und stählernen Drachen am Himmel zu tun. Aber vielleicht bin ich auch nicht gut im Deuten und es hat sehr wohl damit zu tun."

[Paolo]

"Selbstfahrende Karren und stählerne Drachen? Das klingt wirklich sehr...abenteurlich und nach Phantastereien. Und das sollen Vorhersagen von Nubis sein? Also etwas das tatsächlich eintreten soll?" Paolo schaute skeptisch aber auch fasziniert.

"Von diesen anderen Namen habe ich jedoch noch nie gehört. Dass aber so mancher behauptet er oder sie könne die Zukunft lesen, ist mir schon untergekommen, jedoch ist davon nie was eingetreten. Aber unter unsereins liegen ja mitunter Kräfte vor, die uns andere Möglichkeiten geben." Trotz dessen wollte er seine Zukunft nicht kennen. Manchmal war es besser Dinge nicht zu wissen.

[Angelique]

"Man bescheinigt mir, dass meine Vorhersagen sehr genau sind", prahlte die Kleine mit kindlichem Stolz, aber man konnte eine tiefe Traurigkeit hinter der Fassade erkennen. Vielleicht sogar Unsicherheit.

"Was Nubis angeht, mögen seine Gesichter vielleicht weit entfernte Orte zeigen. Das mysteriöse Kithai oder das Reich des Priesterkönigs Johannes in Africa.
Vielleicht sind es aber auch andere Zeiten. Atlantis in der Vergangenheit oder ein Reich der Endzeit in der Zukunft. Wer weiß?"

[Paolo]

"Eure Vorhersagen haben nicht immer psoitives vorhergesagt, oder?" schloss er aus ihrer Traurigkeit.

"Was ist Kithai oder Atlantis? Ihr seid sehr belesen, oder wurden euch diese Geschichten erzählt?"

[Angelique]

Sie lachte, sah dann aber wehmütig aufs Meer hinaus.

"Nein, so alt bin ich nicht, dass der weise Plato davon mir erzählt hätte. Aber was würde ich darum geben, hätte ich ihm lauschen können!

Atlantis ist eine Insel gewesen, noch bevor Rom und Troja gegründet wurden. Älter als Hyperborea und vor dem Kommen der Söhne der Arier.
Alles war perfekt dort. Doch sie versank in den Fluten. Ich glaube, damit ist die Erste oder Zweite Stadt gemeint, über die Kain herrschte.

Kithai dagegen ist im fernen Orient, noch hinter den Ländern India und Persia. Die Seide kommt von dort und die Raupen, die sie spinnen, wurden unter Lebensgefahr von Mönchen aus Konstantinopel von dort gestohlen und nach Westen gebracht.

Viele wundersame Geschichten von riesigen Städten, größer als Ostrom oder Bagdad, sind im Umlauf darüber. Auch Drachen sind nichts Ungewöhnliches dort, sagt man.

Hach, würde ich gerne dort hinreisen und von den Gelehrten dort lernen! Aber es sind Jahre der Reise, sagt man, und Sarazenen, Turkopolen und Hunnen beherrschen die Weiten. Von besagten Drachen oder Zyklopen, Zentauren und den blutrünstigen Lupines ganz zu schweigen.
Bevor nicht Nubis prophezeite Stahldrachen auch bei uns geritten werden können, glaube ich nicht, dass ich so eine Pilgerreise überleben würde."

[Paolo]

"Das sind viele mir unbekannte Begriffe. Mögt ihr weiter darüber erzählen? Sind Legenden etwas das euch interessiert? Wo habt ihr darüber gelesen? Habt ihr Schriften dazu?" stellte er direkt mehrere Fragen die ihm auf der Zunge lagen dazu.
"Raupen die Seide machen, diebische Mönche, fremde Länder und Völker, Städte von Kainiten? Ihr könntet mit eurem Wissen sicher Jahre reden." schmeichelte er ihr.
"Ja das ist bedauerlich, dass das Reisen besonders beschwerlich für uns ist."

[Angelique]

"Ja, ja, in meiner Heimat, Klosterbibliotheken und in meiner eigenen kleinen Sammlung, ja, ja und ja, wenn man mich nicht stoppt."
Sie grinste fröhlich bei den Worten und man musste schon überlegen, auf welche der vielen Fragen welche Antwort passte.

"Ich kann Euch viele Dinge lehren, wenn Ihr wollt. Sprachen, Künste, Geschichten."