[1073] Inspirationen [Iulia, Brianna]

[September '22]
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Iulia Cornelia
Ventrue
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[1073] Inspirationen [Iulia, Brianna]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Der Frühling war ins Land gekommen und mit ihm die ersten zarten Knospen der Rosen im Giardino della Rosa silenziosa. Der Himmel über Genua war dunkel und wolkenverhangen, während die noch kühle Luft wie so oft in diesen Nächten, den salzigen Geruch des Meeres mit sich trug. Die Casa im Inneren des sorgsam gepflegten Gartens war derweil angenehm erhellt und geschützt vor etwaigen Regengüssen. Zwei Frauen waren dort zugegen, die sich in ihrer äußerlichen Schönheit nicht unähnlich waren, auch wenn die Haut der dunkelhaarigen Elysiumsdienerin Miriam deutlich rosiger wirkte, als der blasse Taint der Harpyie, deren weißer Schleier ihre Haare vollständig sittsam bedeckte und mit ihrer marmorfarbenen Haut beinahe zu konkurrieren schien.

Auch der Rest des hochgewachsenen Körpers der Hellhäutigen war züchtig von einem weißen Kleid aus feiner Seide verhüllt, während er von dem angenehm warmen Licht der beiden Kerzenhalter beschienen wurde. Über dem linken Arm der Ventrue ruhte ein grauer Wollumhang, der sie wohl auf dem Weg durch die nächtliche Stadt, vor allzu gierigen Blicken geschützt hatte. Helle Schuhe aus Leder rundeten die modisch, aber dennoch fast schlicht wirkende Kleidung ab, wären da nicht die Säume ihres Kleides gewesen, die mit edel wirkenden Stickereien kunstvoll verziert waren. Iulia schien im Moment Niemanden zu erwarten, denn ihr Blick aus blaugrauen Augen lag ruhig auf den aktuellen Aushängen, über welche sie schweigend nachzudenken schien, während ihr außergewöhnlich hübsches Aussehen eine gewisse, beinahe natürlich wirkende, Sympathie ausstrahlte, ganz ohne, dass sie anscheinend selbst etwas willentlich dafür tun musste.
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Brianna
Brujah
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Brianna »

Der Winter war so gut wie vorüber... es lag etwas in der Luft was Erneuerung, Wachstum, Freude am Leben versprach. Sie hatte sich die langen Haare zu einem Knoten Gebunden und unter einer einfachen Mütze verborgen und ja, sie war mal wieder in Hosen, dem Wetter entsprechenden dicken Wollsocken in einfachen Schuhen, einem einfachen Leinenhemd, über welches sie eine wollene Weste trug und einem dicken, kuscheligen Wollmantel gehüllt. Sie hatte eigentlich gar nichts spezielles für den heutigen Abend geplant, aber wie würde jemand in ferner Zukunft schreiben... wenn Du nicht weißt wohin Du willst, führt dich jeder Weg dorthin. Und ehe sie sich versah, befand sie sich vor den Toren der heiligen Hallen. Sie schmunzelte leicht... warum auch immer, wenn sie schon hier war, konnte sie auch gleich mal gucken was so an aktuellen Aushängen zu lesen war.

Sie nickte den stillen Wachen freundlich zu, summte ein unbestimmtes Liedchen vor sich hin und hatte ungemein gute Laune... das mochte am Wetter, dem Versprechen der Jahreszeit, dem hübschen Garten liegen, oder einem anderen Grunde... wer wusste es schon. Da wurde sie sich beider Personen bewusst die den Aushang 'umlagerten'. Miriam hatte sie schon ab und an gesehen und vielleicht auch die Harpyie aus sicherer Entfernung.. sie seufzte leicht... nun denn... auf ins Gefecht weil ein Rückzug kam nicht in Frage. Hmpf... das war ihre Spielwiese... also wäre es angebracht alles an Etikette auszukratzen was man kannte. Im Grunde ihres Herzens missfiel ihr das, aber selbst das Tier in ihr war der Meinung, dass Überleben vielleicht über Prinzip ging. Also schritt die Brujah auf die beiden Damen zu, räusperte sich ein wenig und wartete darauf, dass die ihr höher Gestellte auf sie aufmerksam wurde. So aus der Nähe betrachtet... verdammich noch eins... schön waren die Beiden ohne Zweifel... würde sich die Haut der Ventrue wie Marmor anfühlen? Nach was würde sie riechen oder schmecken.. aber stopp... diese Gedanken hatten für den Moment hier nichts zu suchen... und warum schien sie so versessen auf weiß zu sein? Fragen über Fragen. Würden sie gestellt werden?
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Brujah konnte förmlich spüren, wie der Blick der Harpyie aus blaugrauen Augen aus den Augenwinkeln heraus über sie strich. Ihr Wesen, gar ihr ganzes Sein, von oben bis unten nicht nur erfassend, sondern jedes noch so kleine Detail an ihr ruhig und ohne jedwede Eile musternd.

„Ihr seid neu hier.“, stellte die Ventrue schließlich das Offensichtliche mit einer angenehm warmen Stimmfarbe fest, als sie sich langsam in ihre Richtung umwandte. Ein sanfter Geruch nach Kamille und etwas, was entfernt an den Duft von vergorenem Wein erinnern mochte, drang sanft und unaufdringlich dabei in ihre Richtung.

Iulias Worte klangen weiterhin melodisch und weich, fast so als hätte sie das Summen der Gelehrten zuvor vernommen und in ihr Sprechen aufgenommen. Womöglich sang sie auch selbst viel. „Und verfügt über eine ausgesprochen schöne Stimme.“, attestierte die Ventrue weiterhin freundlich, bevor sie sich höflich erkundigte: „Möchtet ihr sie nutzen, um euch vorzustellen?“
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Brianna
Brujah
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Brianna »

Die Brujah wusste nicht viel über die Harpyie, vielleicht ein unverzeihlicher Fehler und dennoch verbeugte sie sich vor der Ventrue. Hoher Clan und Inhaber eines der wichtigeren Ämter in einer Domäne, damit stand für die Gelehrte fest, dass sie laut der Etikette-Regeln unter dem Kainskind vor ihr stand. Und doch konnte sie nicht verhindern, dass sie leicht schmunzeln musste. Vielleicht hätte sie vor Ehrfurcht oder zumindest gebührlichen Respekt erstarren müssen, aber irgendetwas in ihr verhinderte diese ~Steifheit~ die so viele der Kinder der Nacht befallen hatte. Entweder war sie noch recht jung, oder eben ein Freigeist... „Zu freundlich von Euch.“ ob sie nun das Kompliment meinte oder die Aufforderung zum Sprechen, lag im Auge des Betrachters. „Ich bin Brianna, Neugeborene des Clan Brujah, Kind Diyo ibn Khasib al Murad, flügender Schleier des Wortes, Ancilla der Bay't Mushakis; Kind der Hasive Nişancı al Agrigent, Ancillae der Bay't Mushakis; Kind des Raed Mirza al Sousse, Herr des Salzes, Wächter des geschliffenen Felsens, Ahn der Bay't Mushakis; Kind Dalmers mit der zitternden Hand, Ahn des Clan Brujah, Fürst Byzacenas; Kind Feruns der Nahanarvalierin; Kind von Karpakus; Kind Kolaxes des Goldenen, Ahnherr des Clan Brujah, Vater der Skythen; Kind Troilus; Kind Enochs; Kind Kains, des Vaters.“ Das ließ sie erst einmal sacken, bis zu den Wurzeln wussten vielleicht nicht alle ihre Ahnenlinie und ja, sie war schon recht weit vom Ursprung entfernt, aber in diesen Zeiten war das wahrscheinlich nicht mehr ganz so unüblich. Und vielleicht würde es der Vetrue auffallen, gerade der Name ihres Erzeuges wurde ein wenig liebevoller ausgesprochen als der Rest ihrer Linie. „Erfreut Euch, einer unsagbaren Schönheit, endlich einmal direkt gegenüberstehen zu dürfen.“ War das geheuchelt? Versuchte sich die Brujah einzuschleimen? Wenn die Ventrue aber auch nur über einen kleinen Funken Menschenkenntnis verfügen sollte, konnte sie sie keine Falschheit oder Verlogenheit in den Worten finden. Das Kainskind vor ihr schien zu meinen was sie sagte. Begleitet wurden diese letzten Worte mit einem Lächeln und einem aufrichtigen, leuchtendem Blick aus den eisblauen Augen. Und ja, der Blick war direkt auf die Augen der Ventrue gerichtet...
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Das Nicken der Ventrue war durchaus anerkennend, ob der Vollständigkeit der Linie der Brujah, welcher sie interessiert und aufmerksam zugleich gelauscht hatte. „Die Freude ist ganz meinerseits.“, entgegnete Iulia höflich, bevor sie ihre feingliedrige helle Hand sanft auf die Stelle legte an der einst ihr Herz geschlagen hatte.

„Mein Name ist Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige, Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters.“, stellte sie sich vor.

Jedem Namen, den sie in ihrer Linie ausgesprochen hatte, wohnte aufrichtiger und tiefer Respekt inne. Beinahe wirkte es, als könnte sie zu Jedem, deren Blut sie tragen durfte, etwas erzählen. Iulia ließ der Brujah einen Moment Zeit, ihre blaugrauen Augen noch immer ohne zu blinzeln in den ihren ruhend, als sie mit einer zarten Geste in Richtung der Sitzgelegenheiten deutete und einladend vorschlug: „Setzen wir uns doch, werte Brianna. So ihr nicht in Eile seid?“
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Brianna
Brujah
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Brianna »

Ach du grüne Neune... da hatte sie sich ja nun etwas aufgebrummt. Sie ermahnte sich selbst, dass sie ihre unbekümmerte und offene Art zurückschrauben müsste. Ein Ahnenkind... und noch schlimmer... das Kind des Prinzen? Hallo Fettnäpfchen... ich sehe Dich... und ja, vielleicht konnte man für einen Moment dieses hadern mit sich selbst auf ihrem Gesicht ablesen. Bleiben oder gehen? Dann schien sich allerding etwas anderes in den Vordergrund zu schieben.
Drauf geschittert! Was immer in der nächsten Zeit passieren würde, wäre eine weitere und völlig neue Erfahrung. Außerdem kratzte es wieder verflixt an ihrer Hirnrinde. Sollte, dürfte, könnte, müsste sie die Harpyie direkt auf ihre Stammlinie ansprechen? Die Intonation der einzelnen Namen war fast zu verlockend.
Dann entschied sie sich aber für harmloserer Worte: „Zu freundlich von Euch, dass ihr mir Eure Zeit widmen wollt.“ Sie folgte der Geste mit dem Blick und wusste nicht ganz was sie tun sollte... sie entschied, dass sie folgende Worte sprach: „Da meine Füße ohne mein direktes Zutun mich hier und jetzt hierher führten, bin ich absolut nicht in Eile.“ um dann darauf zu warten, dass sich die Ventrue vor ihr niederließ. Vielleicht hatte diese ja einen Lieblingsplatz.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Das freut mich.“, erklärte die Harpyie ehrlich mit einer weiterhin angenehm warmen Stimmfarbe, die auf einen geübten Redner oder auch Sänger schließen ließen. Ob die Harpyie einen Lieblingsplatz hatte oder diesen völlig willkürlich wählte, war schwer einzuschätzen. Dennoch würde Brianna, so sie dem sanften und einladenden Deut der Harpyie folgte, so sitzen, dass die Brujah einen guten Blick auf ein Kunstwerk der Meisterklasse auf einer der Wände haben würde.

Das Fresko zeigte eine Gruppe von Menschen, die sich Gaben reichten oder auch von Jemandem geschenkt bekamen. Dreizehn an der Zahl. Darum war eine Bordüre aus Ranken, die Wappen umschlungen. Symbole wie Krone, Zepter, Schädel und Rose befanden sich eher mittig oben auf ihnen, während mittig unten sich Wolf, Schlange, Maske und Mond befanden. Weiter außen fand sich oben auch das Symbol vom Clan der Gelehrten wieder.

Das Bild selbst war wohl in seiner blanken Qualität kaum von einem Menschen umsetzbar. Stattdessen musste sich Jemand wohl über Jahre hier mit Herzblut verausgabt haben, um ein Gemälde zu schaffen, dass Einige in dessen Bann ziehen konnte. Menschen würden darin ein biblisches Werk entdecken. Kainiten vielleicht Geschichte.

„Ihr müsst verstehen, es ist bedauerlicherweise äußerst selten, Jemanden außerhalb des Bluts der Könige kennenzulernen, der auf eine vollständige Ahnenreihe blicken darf.“, meinte die Ventrue mit einem durchaus hörbaren Respekt in ihrer Stimme, nachdem sie sich niedergelassen und ihre Hände adrett in ihren Schoss gelegt hatte.

„Umso mehr freue ich mich natürlich eure Bekanntschaft machen zu dürfen.“, bestätigte Iulia weiter, bevor sie sich höflich, dabei durchaus sympatisch wirkend, erkundigte: „Seid ihr zu Besuch in Genua, auf der Durchreise oder gedenkt ihr gar längerfristig hier zu verweilen?“
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Brianna
Brujah
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Brianna »

Die Harpyie hatte eine Stimme, der man gerne zuhörte. Im Kopf der jungen Gelehrten bildete sich ein Bild eines greisen, weisen Großmütterchens, die ihre Enkel auf den Schoss hatte und alte Geschichten an die nächste Generation weitergab. Daher konnte sie sich ein kleines, fast verträumtes Lächeln nicht verkneifen. Auch die von der Ventrue vollführten Geste hatte etwas von Fürsorge. War das eine Eigenart der Dame oder war es nur ein Schauspiel? Der Brujah war das schnurzpiepe... sie sah etwas und nahm es an, ohne zu hinterfragen, zu lauern oder zu misstrauen. Naivität? Jugend? Oder nur Selbstvertrauen?

Nachdem sie sich niedergelassen hatten und sie recht geschickt platziert worden war, schenke sie den Fresko für den Monet eher nur einen kurzen Blick. Sie war eben kein Künstler der von Schönheit gefangen wurde. Vielleicht würde sie während des folgenden Gespräches ab und an einen Blick darauf werfen, Dinge und Begebenheiten erkennen und ihre Wissbegierde befriedigen und Fragen dazu stellen.

Dann kam, wie soll man es betiteln, das Kompliment der Ventrue. Das verleitete sie zu einem schmunzeln und ehe sie sich versah zu einem Augenzwinkern: „Nun, in meinem Fall lag das erlangen des Wissens um meine Herkunft zum einem in meiner Einstellung, meiner Wissbegierde und an den Kenntnissen meines Erzeugers. Im Grunde also nicht mein Verdienst, denn hätte er seine Linie nicht gekannt, hätte er sie mir nicht näher bringen können. Bei wem liegt also der Fehler, sollte man nicht seine Ahnenreihe bis zu Kain zurückverfolgen können?“ ein durchaus verwegener Gedanke und einem Ahnen die Schuld für verlorenes Wissen aufzudrücken war recht unkonventionell oder aber einfach freigeistig.

Das Schmunzeln behielt sie bei, und wahrscheinlich hätte ein, sagen wir, ängstlicher Geist die folgenden Worte nicht gesprochen. Aber sie war nun einmal die Person die sie war. Punkt! „Wenn ich nicht mit diesem Wissen hätte glänzen können...“ eine kleine geschickte Pause, „.. währt ihr dann weniger erfreut?“ Und nein, sie war nicht gekränkt oder verstimmt, eher einfach nur gut gelaunt, wie sie es schon den ganzen Abend war. „Was meine Anwesenheit hier betrifft. Nun, wenn man es mir gestattet, würde ich gerne längerfristig hier verweilen. Aber diese Entscheidung liegt schlussendlich nicht bei mir. Allerdings wäre das sehr schade. Genua hat schon so viel erlebt, und ich möchte all das in Erfahrung bringen und ich bin ja so gespannt darauf wo der Weg dieser Domäne noch hingeht.“

Und da war es wieder, diese Leuchten in ihr. Die Begeisterung für etwas. Der bisher unbeugsame ~Lebenswille~, dass Ausleben des hier und jetzt, des Seins. Alles an ihr, die Arte wie sie sprach, deutlich, klar und mit dem Klang der Emotionen; oder wie sie sich bewegte, wie die Hände nicht sittsam im Schoss lagen, sondern die Worte hier und da unterstrichen, zeugten von einer immensen Energie.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Interessiert war die Harpyie den Worten der Gelehrten gefolgt, bevor sie ihr auf ihre Frage höflich erwiderte: „Nun, ich wäre anders erfreut gewesen, so ihr eure Wurzeln nicht gekannt hättet, werte Brianna, auch wenn ich natürlich nicht umhin kam zu bemerken, dass ihr gerade von seiner Linie spracht und nicht eurer. Oder auch, dass ihr euch selbst als Neugeborene des Clan Brujah, und nicht wie eure näheren Vorfahren, als Neugeborene der Bay't Mushakis vorgestellt hattet.“ Ihre blaugrauen Augen lagen noch immer ruhig auf der Brujah, als sie ihrem Gegenüber ein mildes Lächeln schenkte.

Iulia machte eine kurze Sprechpause, bevor sie weiter erläuterte: „Ich würde es jedoch nicht zwangsweise einen Fehler nennen, so man seine Linie nicht bis zu Kain kennt, schließlich können die Gründe hierfür mannigfach sein. Sei es beispielsweise nun, dass die Linie derart ausgedünnt wurde, so dass es schlicht Niemanden mehr gibt, auf den man sich hätte berufen können. Oder womöglich gab es in der Vergangenheit auch einen Bruch, auf Grund von unterschiedlichen Ideologien.“

Die Harpyie zuckte nur leicht mit den Schultern, was dafür sorgte, dass ihr seidenes Kleid sanft dabei raschelte, bevor sie meinte: „Manchen sind auch die Bürden und Pflichten, welche mit dem Blut kommen und von Generation zu Generation weiter vererbt werden, zu wider. Sie streben stärker nach persönlicher Freiheit, denn nach den Interessen der gemeinschaftlichen Familienbande.“ Einen längeren Augenblick sah sie die Gelehrte schweigsam an.

Dann sprach sie mit einem angenehm warmen Tonfall weiter, der unbeschwert, beinahe plaudernd klang, als sie zu verstehen gab: „Nun, Genua hat fürwahr eine lange Geschichte. Viel gesehen, und wie ihr selbst sagtet, viel erlebt. Allein die Regentschaft des Prinzen Aurore von Genua umfasst inzwischen nun bald 140 Jahre. Und je nachdem, wen ihr zur Geschichte befragt, werdet ihr mitunter völlig unterschiedliche Deutungen oder auch Blickwinkel erhalten.“

Die Harpyie wirkte entspannt, während sie sich weiter wohlwollend und hilfsbereit erkundigte: „Gibt es denn etwas Bestimmtes, dass ihr in Erfahrung bringen möchtet? Bei dem ich euch womöglich weiterhelfen kann?“
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Brianna
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Re: [1073] Inspirationen [Iulia, offen]

Beitrag von Brianna »

Sie hörte den Ausführungen der Harpyie aufmerksam zu. Bezüglich ihrer Linie wollte sie gerade etwas antworten, als die Ventrue nach einer kurzen Pause, ihren Redefluss, fortsetzte. Auch den folgenden Worten lauschte die Brujah. Bei der nächsten Pause war die Gelehrte etwas vorsichtiger und musste sich nicht unterbrechen oder eher zurückhalten als die andere Frau nach der nächsten, gekonnt gesetzten, Pause weitersprach.

Vielleicht war es daher nicht ganz so verwunderlich, dass nach der letzten Frage eine kleine Pause zwischen den Beiden entstand. Was immer es auch war; die gute Laune der Brujah oder die scheinbar recht, wie soll man es umschreiben, bodenständige, natürliche und lockere Ventrue – das Gespräch zwischen ihnen Beiden verlief erstaunlicher Weise recht unkompliziert. Der kleine Rebell in ihr war sichtlich zufrieden oder vielleicht hatte sie einfach keine Vorurteile gegenüber dem Clan der Könige.

„Nun, der Reihe nach... ich selbst sehe mich eben eher als Brujah, denn dem muslimischen Glauben folge ich nicht...“ hier unterbrach sie sich augenscheinlich; hätte beinahe etwas gesagt, was vielleicht nicht ganz so gut bei ihrem Gegenüber angekommen wäre. Ein kleines, feines Kopfschütteln und dann fuhr sie fort: „Bürden und Pflichten? Ich weiß nicht. Gut, ich habe den Vorteil dass meine Linie weit verstreut ist und niemand von ihnen mir ständig über die Schulter guckt, aber irgendwie beruhigt es mich zu wissen wo ich herkomme. Und ja, es mag sein, dass man man etwas vererbt bekommt, denn seitdem ich in die Nacht geholt wurde gibt es dass ein oder andere, was vorher so noch nicht da war.“ Fettnäpfchen? Oder hatte sie sich einfach nicht darüber nachgedacht, dass die Ventrue in einer ganz anderen Lage war. Wie sie wohl die unmittelbare Nähe zu ihrem Erzeuger empfand?

„140 Jahre?“ entfuhr es dann der Gelehrten. Wie hatte sie diesen Ausbruch nur so lange zurückhalten können? „Oh, was hätte der Prinz wohl für Geschichten zu erzählen? Ich meine, was hat sie nicht alles erlebt, was hat sie nicht alles gesehen und davon ab... wie viele Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte wandelte Sie schon vorher über diese Welt? Ich meine... also...“ fast hätte sie sich die Haare gerauft. Irgendwie wusste sie scheinbar nicht, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. Was war schicklich und angemessen? Durfte sie überhaupt die Fragen stellen die ihr unter den Nägeln brannten? War es fair gegenüber der Harpyie? Der Blick der die ganze Zeit auf die andere Person gerichtet war, schweifte nun ab und suchte rettenden Halt in dem Fresko. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit zu erwähnen, dass von der Brujah ein gewisse Wärme abging... fast schon konnte man es auch Hitze nennen, so als wenn ein Feuer in der Nähe brennen würde.
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