[1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

[September '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Vergonzo Faro
Nosferatu
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo hatte die leise Anweisung des Ancillas vernommen und nickte.
Allerdings hatte er nicht das Bedürfnis ebenfalls leise darauf zu reagieren daher war seine Antwort normal laut gesprochen.
Er neigte den Kopf und sprach:"Wie ihr wünscht verehrter Ferrucio."

Somit hinkte der Nosferatu am Büßer vorbei, bedachte Tankred mit einem wohlwollenden Blick der ihre Einheit bestärkte, und begab sich direkt auf den Weg zur Schale mit den Kugeln. Weder eilte er noch trödelte er dabei. Giada in der Nähe schenkte er ein tiefes Nicken des Kopfes.
Er steuerte somit auf die Herrscherin zu, welche mittler Weile vor dem Thron nahe der Schale stand. Doch dies schien seine Schritte nicht zu bremsen, doch wurden sie etwas leiser um die Aura, welche von der Ahnin ausging, nicht zu stören.
Dort angekommen stand er vor dem Podest mit der Schale, links davon, etwas nach hinten versetzt, die Princeps.
Vergonzo ging er erneut vor der Herrscherin auf beide Knie, ihre Herrschaft ehrend und dankend für ihre Anwesenheit.
Hier unten, vornüber gebeugt, auf Fußhöhe der Gesellschaft erblickte er rechts von sich die Kugel die Arash fallen gelassen hatte.
Er hob kurz ein Stück weit den Blick, deutete an die Kugel aufheben zu wollen, wartete aber auf eine Erlaubnis der Princeps.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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I Tarocchi
Erzähler
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Aurore sah auf Vergonzo herab, der dort kniete. Die Nachrichten zuvor, die Vergonzo vielleicht selbst noch gar nicht so mitbekommen hatte, waren nicht ganz spurlos an ihr vorbeigezogen. Noch immer wirkte ihre Miene kühl und beherrscht. Keine Spur von der Leichtigkeit oder Freude, die sie noch zu Beginn gezeigt hatte - das Lächeln einer Herrscherin für einen Abend der Kunst und Gelehrtheit in ihrer eigenen Domäne.

Und dennoch machte sie eine sachte Geste für Vergonzo. Leise sprach sie zu ihm, so leise, dass man es wohl nur mit sehr scharfem Gehör oder von nahem verstehen konnte:
“Potentes sunt qui colligunt et sciunt uti sibi quid alii deciderunt.”*

---
*von sehr nahem oder mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit (SG nach Entfernung) und Lateinkenntnissen:
Spoiler!
Tüchtig ist, wer aufzuheben und zu sammeln weiß, was andere [nur] fallenließen.
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Vergonzo Faro
Nosferatu
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Kurz dachte er nach und übersetzte sich das gesagte.
Diejenigen, die sammeln und wissen, wie man verwendet, was andere fallen gelassen haben, sind mächtig.
Er beherrschte sich nicht zu schmunzeln und nickte, als er ebenso leise, beinahe geflüstert, antwortete.
"Ut vis, domina domus imperatoriae."*

Als er die Erlaubnis bekam, nahm er die Kugel mit zwei Fingern vorsichtig hoch, als hätte er Angst sie unter seine Kraft in Staub zu verwandeln.
Sich erhebend legte er die Kugel sanft neben die Schale und stellte sicher, sie würde nicht erneut auf den Boden fallen.

Erst jetzt warf er seinen gesenkten Blick in Schale.
Dann nahm er ein paar der Kugeln aus der Schale in die Hand, wog sie gegeneinander ab während er dabei angestrengt das Gesicht verzog. Dann ließ er alle bis auf eine zurück in die Schale gleiten.

Mit einer Kugel zwischen Zeigefinger und Daumen vor sich haltend, schritt er somit ruhigen aber festen Schrittes, hinkend eine kleine Runde auf Liutprand zu. Als er diesen und seine Schale passierte wurde er langsamer und nickte dem Ersten Liktor anerkennend zu.
Ich habe heute leider keine Kugel für dich - lag im Blick des Nosferatu, welcher auf die Brust Liutprands gerichtet war.

Dann ging er weiter auf Livius Schale zu und lächelte diesen an.
Mit einem kurzen Geräusch landete die Kugel in seiner Schale, tanzte noch kurz vom aufprall, ehe sie zur Ruhe fand.
Vergonzo nahm den noch immer über der Schale schwebenden Arm zurück und lege beide hinter dem Rücken zusammen. Sein Blick wanderte von Liviu in Ferrucios Richtung, dann über die anderen Ancilla, die Neugeborenen unbedacht lassend.
Dann stellte er sich so, dass er die Anwesenden im Blick hatte.


*Latein
Spoiler!
Wie ihr wünscht, Herrin aus dem kaiserlichen Hause
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Gabriel Ducas
Brujah
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Als nach dem Vortrag der Rose wieder etwas Bewegung in die Versammlung kam, nutzte er die Gelegenheit und nahm wieder eine Position am Rande ein. Erneut setzte er seine Schritte mit bedacht und wendete so wenigen der älteren Raubtiere wie möglich den Rücken zu. Am Rande angekommen beobachtete er das Schauspiel um den Kniefall des Baumeisters und den anschließenden, ihm unverständlichen und leisen Wortlaut, ehe sein Blick verfolgte wie der Verborgene die, von Arash fallengelassene Kugel, neben der Schale mit Kugeln platzierte. Sich selbst eine nahm und diese platzierte. Sein Mundwinkel hob sich etwas als unterdrückte er ein Schmunzeln, ehe er kurz auf die Kugel in seiner Hand sah um anschließend über die Gäste zu blicken, bevor sich seine Augen erwartungsvoll auf den Magister richteten. Herold von Genua? dachte er nachdenklich, nachdem ihm ein Teil der Verkündung übersetzt wurde.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

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Paolo
Ravnos
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Paolo »

Paolo blickte mit Vorsicht auf den eifernden Malkavianer, der sich scheinbar gar nicht mehr beruhigen konnte ob des heidnischen Baus, dass das Kunstwerk gewesen war.
Paolo war das egal. Ferruccio musste ihn nicht groß bekehren zum Glauben, dass der HERR der einzige Gott war. Das war für ihn jeher sein Glaube.
So widmete er der hitzigen Predigt des Malkavianers nur deshalb Aufmerksamkeit, weil ohnehin nichts anderes stattfand, bis dann Arash gerufen wurde und plötzlich aufbrach.
Was war da wohl geschehen?

Schließlich ging er auch zurück in die Halle und hörte sich den Vortrag Livius an. Er verstand nicht alles davon, was gesagt wurde, aber genug, um zu verstehen, was dieser ausdrücken wollte.
Sein religiöser Eifer war fast gleichwertig mit dem des Hofgelehrten. Nur weniger aggressiv.

In dieser Nacht waren viele Vorträge, Gesänge und Reden gehalten worden. Er bedauerte, dass es vom greifbaren sichtbaren Handwerk nur eines gegeben hatte, aber sicher war auch das Wort gewandt zu nutzen eine Kunst für sich.

Als Macario mit der Harpyie sprach, hörte er nicht was sie sagten, aber offenbar ging es um die Kugel.
Nun war der neue Herold auch der letzte in der Reihe an Darbietenden und so musste auch Paolo sich bald eine Kugel nehmen, aber es gefiel ihm gar nicht so, dass Aurore dort in der Nähe stand und er hatte immer noch nicht verstanden ob er nun um eine Kugel bitten musste, knien oder sich einfach eine nehmen konnte.
Die meisten hatten nicht gekniet oder sie irgendwie adressiert. Was war höflicher? Kein großes Aufsehen darum zu machen, oder um die Kugel zu bitten, die sie ohnehin nehmen sollten?

Er hasste diese Situation. Schließlich entschied er sich einen Bogen so zu gehen, dass er nicht auf der Seite wo Aurore stand vorbei kam um zur Schale zu gehen, sondern diese von der anderen Seite anzusteuern, dabei hielt er dennoch den Kopf demütig gesenkt und nahm sich schnell eine Kugel aus der Schale und zog sich wieder an den Rand zurück um nun dem letzten Beitrag Aufmerksamkeit zu widmen. Jedoch war Macario noch damit beschäftigt, um das Ablegen seiner Kugel bei dem ersten Liktor zu bitten.
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Ilario
Lasombra
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Ilario »

Kurz hatte Ilario bei Macarios Bitte zu Luitprand geblickt und nach einem Augenblick des Nachdenkens schlicht nickend Zustimmung signalisiert. Natürlich, die Ventrue konnten dieses Ergebnis nicht gesichtswahrend hinnehmen. Verständlich und dem sollte man abhelfen, immerhin war es auch der Clan seiner Herrin.

"Natürlich werter Macario, die Worte des ersten Liktors finden auch mein Wohlgefallen. Aus ihm spricht ein wahrer König. So legt eure Kugel denn in seine Schale."

Über die Gefälligkeit sprach Ilario nicht, die Symbolik der Situation war eigentlich schon Lohn genug. Sein Clan profitierte, dem seiner Prinzessin wurde eine unangenehme Situation erspart und zuletzt war Luitprand auch ein Wandler auf der Via Regalis. Darauf zurück kommen könnte man zu späterer Zeit vielleicht noch immer.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Macario
Lasombra
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Macario »

Ilario enttäuschte ihn nicht. Zumindest diese Situation hatte er richtig eingeschätzt. Ilario würde den Ersten Liktor stützen, wie auch die Harpyie und damit die Hausmacht Genuas. Er hatte keinen Vorteil daran, ihn zu erniedrigen.

Auf die Worte und das Nicken Ilarios hin, verbeugte sich der Herold abermals und wand sich daraufhin zwei Schritt seitwärts gehend vom Ancilla ab, um nach weiteren Schritten bei der Schale des Liutprand, die den Dreiklang von Ethos, Logos und Pathos darstellte, anzukommen. Dort gab er seine Kugel geräuschvoll hinein. Hatte er dies getan, ging er wieder ins Zentrum, verharrte dort einen Wimpernschlag in der Demutshaltung eines betenden Mönches, der er war, um schließlich mit seiner Rede zu beginnen...
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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Vincente Carlos
Lasombra
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Vincente Carlos »

So wie Ferrucio tobte, war es schwer die Szene nicht zu bemerken. Fast tat er ihm leid, auch wenn er noch wegen der Szene beim Schachturnier etwas grollte und noch nicht für sich entschieden hatte, ob er den Baumeister mochte oder nicht. Wahrscheinlich hing es davon ab, ob der andere ihn absichtlich aufs Glatteis hatte führen wollen. Oder nicht.

Interessiert verfolgte er auch, wie Arash einen Befehl von Aurore erhielt und damit, da er nicht anwesend sein würde, automatisch aus dem Wettkampf ausschied. Wie seltsam. Offenbar gab es Dringenderes, dachte er. Aber ihm sollte es recht sein.

Dann richtete Vincente seine Aufmerksamkeit auf Liviu, der als nächster am Wettkampf teilnehmen würde. Er hatte seinen Lehrmeister noch nie musizieren gehört, nickte ihm jedoch aufmunternd zu, als dieser die Bühne betrat. Vielleicht half es ihm mit den Nerven, sollte er nervös sein.

Leider sang Liviu keines der Trinklieder, die Vincente selbst so gern schmetterte, sondern hatte ein christliches Motiv für diesen Abend gewählt. Damit waren es schon 2 Beiträge, die dies als Leitthema hatten. Und hatte nicht auch Liutprand vom Glauben gesprochen? Jedenfalls schien der Glaube doch ein recht kräftiger roter Faden an diesem Abend zu sein.

Er selbst war zu ungebildet, sowohl was Sprachen betraf als auch die Religion, daher hätte er – vom italienischen Teil des Liedes einmal abgesehen – nicht sagen können, worum es ging oder welche Sprache was war. Dennoch musste er zugeben, dass es sicher nicht einfach war, ein Lied zu verfassen, zu spielen und dabei auch noch die verschiedenen Sprachrhythmen in Harmonie zueinander zu setzen, sodass kein Teil wie angehängt oder nicht ganz passend wirkte. Er fand, dass Liviu das durchaus gut und kompetent gemacht hatte.

Als Ilario an ihn herantrat, erschrak er für einen Moment. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er an diesem Abend tatsächlich aufgefordert werden würde, die Kugel abzulegen. Er hatte gedacht, dass es mehr Kugeln gab als es zu verteilen gab. Daher war er überrascht, dass er nun diesen Auftrag erhielt. Noch dazu vom Hüter. Und nach eigener Wahl. Er hatte gedacht, dass er einfach nur den Befehl eines anderen würde ausführen müssen. Stattdessen hatte man die Macht und damit auch die Konsequenzen allein in seine Hände gelegt.

In Anerkennung an den erteilten Auftrag, verneigte er sich vor Ilario und begann dann zu überlegen. Er war sich sicher, dass seine Wahl Folgen haben würde. Und zwar nicht nur für den, der seine Kugel erhielt. Indem er die Kugel in eine Schale gab, positionierte er sich. Für und gegen andere.

Gar nicht mal so dumm vom Hüter, dachte er. So bringt er mich in Brenzlichkeiten und er selbst ist fein raus.

Vincente wollte seine Entscheidung nicht spontan treffen, sondern hielt es für angebracht darüber nachzudenken. Also begab er sich mit seiner Kugel etwas an die Seite, wo er keinem im Weg sein würde. Dort ließ er sich auf einer Bank nieder, schlug die Beine unter und versank in Grübeleien, während Macario das Wort ergriff. Diesem folgte er nur halb, und konzentrierte sich stattdessen auf sich und die auferlegte Aufgabe.

Er schloss die Augen und stellte sich vor, er wäre auf seinem Schiff...
Die Wellen wogten, die Seevögel kreischten, Gischt benetzte die Planken, die fast ebenso viel Blut wie Meerwasser gesehen haben mochten. In seiner Vorstellung schien die Sonne und Wolken trieben über den Himmel. In seiner Vorstellung war es unnatürlich still und außer dem gelegentlichen Kreischen der Vögel gab es keinen Laut. Die Lieder der Seevögel würden ihn noch weit über das Unleben hinaus begleiten.

Er stand hinten auf seinem Schiff und fast schon schien er das Auf und Ab auf der Wellen körperlich zu spüren. Seine Mannschaft war nicht da, in seinem Kopf war das Schiff immer leer, in seinem Kopf gab es nur ihn.

Vor seinem inneren Auge rief er sich Ilario ins Gedächtnis, seine Worte. Er platzierte ihn vor sich auf dem Deck. Wenn man ein Problem lösen wollte, so spielte immer auch das Warum eine Rolle, zumindest seiner Erfahrung nach. Warum hatte Ilario ihm die Kugel gegeben? Warum gab er die damit verbundene Macht und Gunstbekenntnis auf? Hatte es nicht Andeutungen gegeben, dass es weniger auf Leistung ankam und mehr darauf, wer sich im Vorfeld mit einem Gefallen eine Kugel erkaufte? Warum vertraute er sie ihm an? Ihm, den er kaum kannte? Ihm, mit dem es keine vorherigen, heimlichen Absprachen gab?

Vincente sah hier nur wenige Möglichkeiten: Der Hüter wollte oder konnte nicht. Oder der Ausgang des Wettkampfs war ihm schlichtweg egal.

Zumindest konnte sich Vincente keinen Grund vorstellen, dass man Ilario gezwungen hatte, ihm die Kugel und damit die Wahl zu geben. Oder das ganze war ein Test. Oder eine Falle. Oder, dachte Vincente, es ist die verflixte Politik. Egal, welchen Teilnehmer Ilario selbst wählte, er würde Feindschaften bestärken oder Verbündete brüskieren. Also gab er die Entscheidung ab, damit er hinterher sagen konnte, dass es nicht seine Schuld war. Oder er genau gewusst hatte, wen Vincente wählen würde. Oder es zumindest gehofft hatte, dass er die richtige Entscheidung traf.

Ihm entglitt ein leises Seufzen.

Er positionierte die Wettkampfteilnehmer auf dem Deck. Dann schickte er Liutprand und Arash sogleich über die Planke und ließ sie – zumindest mental – den Haien als Mittagessen. Arash hatte nicht teilgenommen, daher schied er aus, was ihm nur recht war. Und gegen Liutprand, nun, seine Liste wurde eher länger als kürzer und er würde dem Liktor sicher nichts schenken. Außerdem würden die Venture schon dafür zu sorgen wissen, dass sie an diesem Abend keine Schmach würden ertragen müssen.

Blieben der Baumeister, das Orakel, Gabriel, Liviu und, wenn er sich nicht verhört hatte, auch der neue Herold, Macario.

Kurz überlegte er, ob er sich den Beitrag von Macario anhören sollte. Nicht nur war dieser Herold und Amtsträger – und damit nützlich - er war auch Lasombra. Würde er ihn wählen, so hätte er ein Clansmitglied unterstützt und nach Außen nicht nur Zugehörigkeit, sondern auch Einigkeit des Clans bezeugt. Aber wenn er ehrlich war, dann wollte er seine Kugel nicht in letzter Sekunde abgeben, zu lange zögern. Wahrscheinlich warf man ihm schon jetzt fragende Blicke zu ob seines sonderbaren Verhaltens. Und: andere hatten auch während oder direkt nach einer Vorstellung Kugeln abgegeben. Es schien daher nicht erwartet zu werden, dass alle bis zum letzten Moment, bis zum Ende der Vorträge warteten. Vincente schob Macario gedanklich zur Seite und fokussierte sich auf die anderen.

Wenn er ehrlich war, so hatte er das Werk Vergonzos nicht verstanden. Und es war bisher auch das einzige Werk, das vergänglich gewesen war, denn Lieder z. B. konnte man reproduzieren, wenn man sich einmal die Arbeit mit dem Schreiben und Einüben gemacht hatte. Aber ein Werk, dass man immer wieder zerstören musste, damit es seine Bedeutung erlangte? Das war etwas gänzlich anderes.

Angelique hatte ebenfalls gesungen, auch hier hatte er nur wenig verstanden, wenn überhaupt. Mit dem Orakel hatte er sich gut unterhalten, sie hatten Gemeinsamkeiten gefunden, die zu einer Zusammenarbeit führen würden. Er könnte die Verbindung zwischen ihnen stärken, indem er ihr seine Kugel gab. Aber war das klug? Er hatte erst in dieser Nacht ein erstes Gespräch mit ihr geführt, er kannte sie zu wenig, wusste nicht, wie sie stand. Es war ein Risiko. Und das Band würde durch die gemeinsamen Pläne sowieso gestärkt werden.

Blieben Gabriel und Liviu. Die beiden Streitenden.

Er versuchte beide Leistungen mit einander zu vergleichen, aber letztlich war dies kaum möglich. Die Glaskunst war beeindruckend gewesen, zweifelsohne. Gabriel hatte sicher viel Zeit und Aufwand hineingesteckt. Können.

Hin und her gerissen, kam ihm ein anderer Gedanke. Vielleicht musste er sich nicht fragen, was Ilario von ihm erwartete, wenn dies wirklich ein Test war. Vielleicht musste er sich die Frage stellen, was der Hüter über ihn wusste, wissen konnte.

In seinen Gedanken schob er Ilario wieder in den Vordergrund. Ging er davon aus, dass es zu seiner Paranoia keinen Grund gab, dann war anzunehmen, dass Ilario wohl kaum Zeit und Ressourcen in einen Neuling wie ihn gesteckt hatte. Sprich, warum ihm nach spionieren? Warum ihn zu Fall bringen? Daher war es wahrscheinlich, dass er nur wusste, was seine Diener ihm erzählten oder er selbst durch Zufall im Elysium oder bei Veranstaltungen mitbekam. Mit wem er sich traf. Und wie oft.

Ilario wusste von seinen Lehrstunden bei Liviu, dass sie sich bei ihm trafen, damit er Schreiben und Lesen lernen konnte. Soweit Ilario dies würde beurteilen können, war Liviu der bisher stetigste Kontakt, den Vincente zu anderen Kainiten hatte.

Und dann kam ihm noch ein Gedanke. Warum sich nach den anderen richten, wenn man ihm die Freiheit der Wahl gegeben hatte. Warum sich anderen anbiedern, mit Entscheidungen, die man so nie freiwillig treffen würde?

Wenn er das ganze Drumherum einmal wegließ und nur auf sein eigenes Verständnis lauschte, so musste er eingestehen, dass er Livius Werk am ehesten bewerten konnte. Er selbst wusste nun, wie schwer es war eine neue Sprache zu erlernen. Und Liviu hatte sein Lied in mehr als einer vorgetragen. Der Gelehrte musste dazu nicht nur die jeweiligen Sprachen beherrschen und das Instrument, auf dem er sein Lied vortrug. Er musste beides so gut zu meistern wissen, dass er sie zusammen bringen und daraus Einheit machen konnte.

Er hatte seine Entscheidung getroffen.

Er öffnete die Augen, erhob sich und ging zu der Schale die man vor Liviu aufgestellt hatte. Andere hätten die Kugel sacht hineingelegt oder gerollt. Vincente ließ sie kurz über der Schale los, ganz so, als würde er einen Anker im Meer versenken.

Anschließend suchte er in der Menge Ilario. Er verbeugte sich kurz vor dem Hüter, zum Zeichen, dass er seinen Auftrag ausgeführt hatte. Dann mischte er sich wieder unter die Gäste und verfolgte die weiteren Geschehnisse auf dem Wettkampf.
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Macario
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Macario »

*(Rhetorik 4 Erfolge)

"Höchstverehrter Prinz,
verehrte Ancillae, wohlwerte Harpyie, wohlwerter Erster Liktor,
werte Vasallen, Neonati und werte Gäste.
"

Der Herold sprach mit fester, lauter Stimme.
Er hatte sich einmal langsam im Rund gedreht und blieb daraufhin wieder mit Blickrichtung zur weißen Prinzessin stehen.
Er hatte die Inhalte und Worte zuvor durchdacht.**

"Kunst mag ewig währen.

Sie weist über das alltägliche Geschehen lange hinaus, ist Metapher für das Unsterbliche!

Kunst und Kultur sind seit jeher wichtige Säulen einer jeden Gesellschaft, auch der Unsrigen.
Sie sind Ausdruck eines jeden Daseins.
Doch verstehen wir Kunst auf eigene Art. Dies zeigt auch die heutige Nacht...
"

Der Lasombra wies mit einer Armbewegung und ausgestreckter flacher Hand zu den einzelnen Schalen des Wettbewerbs.

Etwas leiser gesprochen setzte er fort:

"Kunst spricht zu uns, durch das Werk.
Sie kann starke Gefühle auslösen. Wie wir gesehen haben...
Sie ist mächtig, kann uns beherrschen und verderben wie auch gleichsam erfüllen und erlösen.
"

Seine Stimme wurde lauter.

"Umso wichtiger, dass wir, die hier und jetzt versammelt sind, uns bewußt werden und bewußte Entscheidungen treffen,
was uns leiten soll. Soll uns Niedergeschlagenheit, Schmerz und Sünde bestimmen oder wählen wir den Weg der Hoffnung, der Gnade und Buße?
"

Seine Stimme wurde eindringlicher.

"Genua verbindet uns alle miteinander. Der wohlwerte Erste Liktor hat uns der Vision, die uns die höchstverehrte weiße Prinzessin, die weiße Königin einst zeigte, erinnert. Wächst und erblüht Genua, so ist es mit uns ebenso!"

Seine Rhetorik auf die vorhergende These war diese:
"Lassen wir uns von der Kunst Anderer leichtfertig blenden, verführen und beeinflussen oder sind wir gestärkt durch das, was wir selbst geschaut, selbst gehört und selbst erfahren haben?"

Die Intensität verebbte...

"Erschaffen wir einfache Kunst mit unseren Händen, Worten oder allein durch unsere Präsenz, so dient sie meist einem banalen Zweck. Sie will unterhalten, zur Diskussion anregen, erinnern, zu hohem Tun ermutigen..."

... nur um in der folgenden Aussage den Höhepunkt zu setzen:

"Doch die höchste Kunst strebt immer zum Göttlichen!"

Die Aussage erklärend:
"Denn die höchste Kunst muss versuchen, den göttlichen Funken zu ergreifen."

Ruhiger sprechend:
"Kunst als Ausdruck der Seele, eines inspirierten und selbstbewußten Geistes."

Rhetorisch fragend:
"Was wäre die Kunst ohne den Glauben, möget Ihr nun fragen?
Eine leere Hülle, die nicht kann, wohin sie will, gelähmt, verloren, vergessen.
Wie Sand unter unseren Füßen.
"

Erst zeigte er mit der Hand zum Himmel empor und schließlich hielt er beide Hände in hilfloser Geste vor sich Richtung Boden.

Er ließ den Wettkampf noch einmal vor dem geistigen Auge vorbeiziehen:
"Viel der Kunst haben wir geschaut in dieser Nacht. Was davon überdauert? Was davon wird also metaphorisch unsterblich?
Das Lied, welches wir gehört? Vielleicht ist es das schon...
Die vielen guten Worte? Die Glaskunst?
"

Oder der Sand, der bereits zerronnen und zertreten unter unseren Füßen...", mit leicht süffisantem Klang in der Stimme zeigte der Herold abermals auf den Boden.

Wer sehr genau beobachtete, mochte sehen, dass der Redner auch für einen Wimpernschlag hinüber zu Vergonzo gesehen hatte.

Wieder mit ernsterer Stimmlage und nüchtern setzte fort: "Doch auch seine Funktion ist erfüllt: Vergänglichkeit."

"Die Welt und ihre Begierde vergeht, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit!", rezitierte der Geistliche lehrreich und lautstark aus der heiligen Schrift (1. Johannes 2,17).

"Kein Werk ist groß genug, kein Aufwand wiegt schwer genug, der göttlichen Ewigkeit zu entsprechen.
Unser Werk muss aber davon künden, dass wir die höchsten Künste aufbringen, die größten Anstengungen unternehmen, um der Ehre Gottes willen. Nur dann ist das Werk wahrhaftig der höchsten Ehre Gottes geweiht.
"

Das Finale mit Kraft und Nachdruck gesprochen:
"Und so ist es die Vision der höchstverehrten weißen Prinzessin, der Regina Alba, der ich folge, nicht geringeren Zielen will ich dienen, die höchsten Künste rufe ich auf: Versammelt Euch zur höchsten Ehre Gottes und schafft gemeinsam das GRÖßTE Werk,
den BAU EINER KATHEDRALE in Genua, im Herzen der Stadt, in Clavicula.
Sie soll wahrlich von La Superba künden in nah und fern! Dafür will ich alles einsetzen!
Nicht geringer als andernorts, nein, sie wird das Bekannte übertreffen!
Ich rufe DIR, DIR UND DIR zu, pack an, leiste Deinen höchsten Beitrag im Namen Gottes
oder zumindest im Namen Genuas!
"

Damit endete Macarios ambitionierter Vortrag abrupt. Einem Fanal gleich zum Ende hin gesprochen.
Er stand noch einen Augenblick still an seinem Fleck, wartete mögliche Reaktionen ab, stellte sich alsdann neben die Schale, die den betenden Mönch bildlich zeigte und nahm nahezu diese Haltung in realitas ein.
Spoiler!
*Rhetorik: Charisma (Spezi) + Führungsqualitäten (Merit) SK 5 (Redu wg Vorbereitung): 4 ERFOLGE

Macario (Lennart) — heute um 13:36 Uhr
inkl wk
Dice Maiden
BOT
— heute um 13:36 Uhr
Macario (Lennart) Request: [8d10] Roll: [9, 7, 7, 4, 4, 3, 3, 2] Result: 39

**Rhetorik Vorbereitung: Intelligenz + Ausdruck SK 8 (wg Zeitmangel): 3 ERFOLGE

Macario (Lennart) — heute um 13:23 Uhr
inkl wk
Dice Maiden
BOT
— heute um 13:23 Uhr
Macario (Lennart) Request: [4d10] Roll: [9, 8, 3, 2] Result: 22
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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Paolo
Ravnos
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Paolo »

Sieh an. Eine Kathedrale. Und der Herold nutzte seine Darbietung für die Kunst dafür die Werbetrommel zu rühren. Ein Mann der Effizienz?
Nun aus den Socken hatte ihn dies nicht gehauen, aber reden kann der Lasombra fürwahr.

So wie Paolo Ferruccio einschätzte, würde dieser dem Herold allein für das Thema eine Kugel geben?

Der junge Kainit blieb gespannt stehen, wer sich nun wie positionieren würde und auch wem er seine Kugel bringen sollte.
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