[1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

[September '22]
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Gabriel Ducas
Brujah
Beiträge: 1698
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Nachdem der Gesang des Mondkindes verklungen war, hatte auch Gabriel die Zeit genutzt, um sich die Illustration aus einer besseren Position anzuschauen. Er war nicht zu Nahe herangetreten, um anderen den Blick zu versperren und weiterhin hielt er auch hier eine Position bei, um den Ältesten Respekt zu zollen und gesellschaftlich über ihm stehenden nicht im Weg zu stehen. Als dann die Schale für Angelique hereingetragen wurde zuckte die linke Augenbraue des Gelehrten einen Moment. Welch dezenter Hinweis. Seine Augen überflogen die kindliche Malkavianerin und er nickte ihr anerkennend zu. Kunst hatte viele Ausdrucksformen und auch wenn er nicht jede beherrschte so zollte er den anderen Teilnehmern für deren Kunst Respekt.

Bevor er sich jedoch in seinen Gedanken verlieren konnte, begann bereits der Baumeister mit seiner Präsentation und interessiert wandte sich Gabriel dessen Beitrag zu und lauschte den Ausführungen und Erklärungen. Ein geschichtliches Werk also. Eine Miniatur. Und welch meisterliche Arbeit. Aus SAND!? Der Gelehrte versuchte seine Ehrfurcht vor der Geschicklichkeit nicht zu verbergen und sein Mund öffnete sich einen Moment, ehe er sich der Umstehenden besann und diesen wieder schloss. Der Bau einer Mauer muss schon fast eine Beleidigung seiner Handwerkskunst sein. Auch die Erläuterungen nötigten dem Gelehrten Respekt ab, ein wahrhaft meisterliches Werk mit einer hervorragenden Darbietung. Sein Blick überflog die Anwesenden und suchte die Augen des Verborgenen und er nickte diesem zu. Es war kein gesellschaftlicher Gruß, vielmehr eine Art Dank. Von einem Handwerker zum anderen. Mit erstaunen, ja beinahe entsetzen hob er den Kopf als Vergonzo schließlich sein eigenes Werk vor den Augen aller anderen wieder zerstörte. Nachdenklich und mit krauser Stirn lag sein Blick auf dem verbliebenen Sand.

Spoiler!
Wahrnehmung+Aufmerksamkeit SK8: 3 Erfolge 02.01.23 13:28 Uhr
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I Tarocchi
Erzähler
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Wie zuvor schon trugen nun zwei Diener einen Sockel und eine Schale herein. Auf der kleinen Plakette war das Zeichen einer geschlossenen Sanduhr zu sehen. Oder war es eine “8”? Die Linien waren fein genug, dass man darüber rätseln konnte. Doch ehe überhaupt jemand das genauer hätte in Augenschein nehmen können, drängte plötzlich einer nach vorn.

“RECHT hast du getan, dass du dein eigenes Schandwerk zerstört hast!”, rief er und deutete mit dem Finger auf den Nosferatu. Seine Stimme wurde lauter, als er dann einen anderen Ton anschlug so wie ein Prediger vor einer aufgewühlten Menge.
‘Denn die Bräuche der Heiden sind alle nichts!’” Zorn und Eifer ließen Ferrucios Augen eisblau brennen. Er trat vor die Versammlung im Atrium, doch seine Stimme trug noch weiter, laut in die Nacht über der hell erleuchteten Villa hinein: “Man fällt im Walde einen Baum, und der Bildhauer macht daraus mit dem Beil ein Werk seiner Hände.” Näher und näher war der Büßer an Vergonzo und den Sand heran getreten. Mittlerweile stand er schon mit seinen bloßen Füßen darin.

Er schmückt es mit Silber und Gold und befestigt es mit Nagel und Hammer, dass es nicht umfalle. Es sind ja nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld.” Abfällig trat er den Sand über das verglühende Kohlestück. Ferrucio Erminio benötigte kein Feuer um zu brennen. Er wandte sich nun auch an alle anderen:

“Und ihr alle! RECHT tut ihr daran, diesem Unrat nicht weiter zu huldigen! RECHT tut ihr daran, euch abzuwenden und zu vergessen, was einst die Heiden ihren heidnischen Götzen errichtet haben!”
Sein Blick suchte und fand Einzelne unter den Zuschauern. Arash. Gabriel. Adamo.

Sondern ihre Altäre sollst du umstürzen und ihre Steinmale zerbrechen und ihre heiligen Pfähle umhauen. Denn du sollst keinen andern Gott anbeten. Denn der Herr heißt ein Eiferer. Ein eifernder Gott ist er!”, fuhr er sie an.

Doch dann breitete er seine Arme weit aus. Die Drohung und Bedrohung fiel jäh ab, als er freudig ausrief: “Verkündiget unter den Heiden und lasset erschallen! Werfet ein Panier auf! Lasset erschallen und verberget es nicht und sprechet: Babel ist gewonnen! Bel stehet mit Schanden!” Ein weiterer Tritt, dann noch einer: “Merodach ist zerschmettert! Ihre Götzen stehen mit Schanden, und ihre Götter sind zerschmettert!

Dann drehte er sich herum und zurück zu Vergonzo. Unter seinen Füßen wurden auch die letzten Reste der vergänglichen Pracht und Handwerkskunst zerstört. Lauernd starrte Ferrucio auf den Baumeister herab. “Und ich will Rache üben mit Grimm und Zorn an allen Heiden, so sie nicht gehorchen wollen.


— —
Schalen im Wettkampf: Liutprand: 0 | Gabriel: 2 | Angelique: 1 | Vergonzo: 0
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Liviu Cosma
Toreador
Beiträge: 1226
Registriert: So 31. Okt 2021, 18:41

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Liviu Cosma »

Der Baumeister präsentierte eine Rekonstruktion des Tempels der Vesta und schon diese war sehr detailreich und faszinierend. Er krönte seinen Vortrag mit der der anschließende Zerstörung, um die Vergänglichkeit zu symbolisieren. Sehr beeindruckend . . . .

Liviu merkte aber immer stärker, wie der Abend sein Tribut forderte. So viele zu sehen, zu hören und eine Vorführung faszinierender als die andere. Es wurde immer schwieriger sich nicht in die Einzelheiten, in die Nuancen der Kunst zu verlieren. Die Qualität und die Art waren genauso unterschiedlich wie die Personen, die sie vortrugen. Dennoch hatte es jeder von ihnen verdient entsprechend gewürdigt zu werden und sich ihre Kunst zu öffnen. Sie in allen ihrer Einzelheiten wahrzunehmen und die Emotionen auf sich einwirken zu lassen.

Eigentlich eine Seltenheit und ein besonders Privileg so viele Atemberaubende Kunstarten auf einem Abend zu haben. Aber er spürte, wie er langsam drohte von den schönen Dingen übermannt zu werden. In eine Art Rausch zu verfallen und unkontrolliert von einer ästhetischen Glücksseligkeit in die nächste zu Stolpern. Er atmete tieft durch und sammelte seine Kräfte. Er hatte noch eine Vorführung zu überstehen und dann würde er versuche alle die Eindrücke, Emotionen und das Feuer des Glaubens in seinen Vortag zu legen. Seine ästhetische Glücksseligkeit zurückzugeben an alle Anwesenden und dann konnte er erschöpft den Abend ausklingen lassen.
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Clansschwäche - Bauwerk Liviu Cosma (Tobias) Request: [4d10] Roll: [9, 6, 2, 1] Result: 18
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Fiamma
Gangrel
Beiträge: 164
Registriert: Mi 10. Nov 2021, 15:27

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Fiamma »

Gerade noch betrachtete Fiamma das Bauwerk und staunte darüber, dass der Bucklige es nur aus Sand erschaffen hatte - wahrlich meisterhaft, auch wenn sie nicht viel davon verstand. Und schon schlug sie sich die Hand vor den Mund, als er es mit einer einzigen Bewegung wieder zerstörte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wie viel Zeit hatte ihn dieses kleine Gebäude wohl gekostet. Fast hätte sie einen lauten Ausruf der Empörung ausgestoßen, konnte sich aber noch rechtzeitig zurückhalten. Aber das machte nichts, denn ein anderer zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Langsam wich Fiamma wieder zurück an die Stelle, an der sie sich in Sicherheit wägte und betrachtete das lautstarke Treiben von dieser Position aus. Noch während alle Augen auf den Predigenden gerichtet waren, sah Fiamma sich aufmerksam um und ging hinüber zur großen Schale und nahm mutig eine der Kugeln an sich und ging wieder hinüber an die Seite. Und wieder fragte sie sich, welche Ungeheuerlichkeiten in dieser Nacht wohl noch passieren würden.
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Vergonzo Faro
Nosferatu
Beiträge: 2974
Registriert: Mi 5. Okt 2016, 16:29

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Der Nosferatu hatte sich neben das zerstörte Kunstwerk hingestellt, bereit Reaktionen aufzunehmen oder zu erwidern.
Dann preschte der Ancilla vor, direkt auf Vergonzo zu. Das Tier wurde dem sofort Gewahr und instinktiv spannte sich die blasse trockene Haut über versteinernde Muskeln.
Doch der alte Baumeister blieb ruhig stehen. Wich keinen Fingerbreit zurück, stattdessen vertrieb er alle Aufmerksamkeit und Atmosphäre aus der Szenerie, die er hier aufgebaut hatte.
Und so kam es, das diese beiden gegensetzlichen Präsenzen auf einander prallten und man froh war nicht dazwischen geraten zu sein. Es war ein Wunder das keine Funken sprühten als Ferrucio dem Buckligen immer näher kam.
Ferrucio baute sich in seiner hageren Gestalt mit seiner schweren Präsenz der Heiligkeit vor der kompakten Kraftkugel aus mysteriöser Verborgenheit auf.
Vergonzo lächelte noch immer, sah Ferrucio in die Augen und legte den Kopf leicht schief als er den glühenden Blick des Ancillas sah und dieser sich im Labyrinth des Nosferatu verlor.

Es ist mir eine Ehre, dass er mir und meiner Darbietung diese Aufmerksamkeit schenkt. Kunst erzeugt Emotionen, die manch einen übermannen können. Dies hier war eine Anerkennung, beinahe eine Huldigung seiner Darbietung. Allerdings würde es dem Betrachter obliegen, der diese Kunst wahrnahm, eigene Dinge darin zu erkennen, zu erleben und persönliche Schlüsse daraus zu ziehen. Denn das was man darin erkannte, kam stets von einem selbst, dachte der Nosferatu.
Er neigte dann langsam und bedacht das Haupt als Dank, ohne den Blick Ferrucios zu verlieren, so tief es möglich war.

Als er den Kopf hob, schien es fast so, als hatte er sich ein Stück weiter nach vorne geneigt, Ferrucio entgegen.
Ein Moment der Stille verging als Ferrucio vorerst geendet hatte. Gefährliche Stille, eine Situation die zu allem Möglichen bereit war.

Eine großzügige Geste mit der Hand, welche langsam hinter dem Rücken hervor gekommen war, deutete über den Bühnenbereich Vergonzo´s Darbietungsfläche.
"Gerne lade ich euch dazu ein, meine Darbietung und die mir geschenkte Aufmerksamkeit mit euch zu teilen, so dass eure Weisheit und Erkenntnis auch hier Gehör findet. Möge sie auf fruchtbaren Boden landen, auf das daraus etwas neues entsteht." und war hier wieder ein Bezug zu seiner Präsentation von zuvor versteckt?

Die offene Geste halten, neigte er sich leicht vornüber und machte dem Ancilla Platz, übergab ihm der Menge, dessen Aufmerksamkeit er sich lautstark erzwungen hatte. Wer wäre er, wenn er es dem Hofgelehrten Ancilla verwehren würde.
Dem Menschen Wille ist sein Himmelreich, oder sein Untergang.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Vincente Carlos
Lasombra
Beiträge: 557
Registriert: Do 19. Mai 2022, 20:00

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente war noch auf das Gespräch bedacht und merkte nicht gleich wie jemand durch eine der Türen, welche an diesem Abend des öfteren genutzt wurden, trat. Erst, als Bewegung in die Gesellschaft kam, Gespräche verstummten und sich Gäste wie in einer Bewegung auf die Knie niederließen, dämmerte ihm was dies wohl zu bedeuten hatte. Er ließ sich dort nieder wo er stand, wohl hoffend, dass er nicht im Weg wäre. Jedoch wollte er keine Zeit verschwenden und den Unmut der Majestät auf sich ziehen, indem er sich erst ein anderes Plätzchen für seine Demutsbekundung suchte. Tief senkte er Blick und Haupt, so wie es auch andere taten und wartete ab. Er verzichtete darauf, heimliche Blicke auf Aurore zu werfen, auch wenn er neugierig war. Wenn man alt war, dann duldete man dergleichen sicherlich nicht, sondern statuierte an dem Betreffenden ein Exempel, das anderen als Warnung dienen sollte. Er wollte nicht so enden.

Die Worte, die Aurore an ihre Gäste richtete, verstand er nicht, da er Latein nicht beherrschte. Er musste daher darauf vertrauen, dass es auf Befehl geschah, als ein Geraschel erklang und sich andere nach und nach wieder erhoben. Er tat es ihnen gleich, wenn auch verzögernd. Schließlich konnte er von seiner Position aus nicht sehen, wer bereits stand und wollte sich nicht vor einem der höher gestellten Gäste erheben. Denn sicher würde auch bei diesem Akt die Etikette eingehalten werden müssen.

Scheint, als müsste ich noch eine Sprache lernen, wenn ich länger hier bleibe und damit Gefahr laufe auch öfter auf ihre Majestät zu treffen, dachte er grimmig. Er hatte noch nicht einmal eine Sprache gemeistert, geschweige denn eine, die man mit der gängigen Mundart nicht mehr sprach. Er würde es sich für die nächsten Jahre vornehmen müssen, denn auf Gnade bei Nichtkenntnis würde er nicht hoffen dürfen.

Gespannt folgte er den Erklärungen des Ghuls zum Ablauf des Abends und der Abstimmung. Damit hatte sich die Bedeutung der Schalen mit den Steinen geklärt. Vincente hatte erwartet, dass sich nun alle einen solchen nehmen sollten, da Liutprand als erster Wettkämpfer ernannt worden war. Dann jedoch trat Iulia an Aurore heran. Gespannt verfolgte er die Gesten, die daraufhin dargeboten und gewechselt wurden. Er fragte sich, was dies zu bedeuten hatte. Und war insgeheim auch ein wenig froh, nicht Kind des Prinzen zu sein.

Vincente verfolgte Liutprands Rede, da sich jetzt endlich zeigte, was dieser mit ars gemeint hatte. Als verschiedene Gäste genannt wurde, wunderte er sich, warum diese hervorgehoben wurden. Hatten sie womöglich im Vorfeld mit Liutprand gesprochen und ihm ihre Gunst beim Wettbewerb zugesichert? Als Sardinien genannt wurde, unterdrückte er sein Staunen, denn offensichtlich nahm man es hier mit der Politik nicht ganz so genau. Sardinien gehörte Genua schließlich nicht ganz allein, sondern auch zum Teile Pisa. Er fragte sich, welche Teile in der Rede noch weggelassen worden waren. Letztendlich war die Rede sicher nicht schlecht, jedoch hatte er keine Möglichkeit sie hinsichtlich der verwendeten Kunst zu bewerten. Er kannte die Wissenschaft dahinter nicht, auch hatte er noch keine vergleichbaren Reden gehört, die er nun heranziehen konnte.

Er beobachtete die anderen, was diese wohl von der Rede hielten. Als dann nach und nach Gäste nach vorne gingen, um sich eine Kugel zu holen, beobachtete er auch diese. Jedoch wartete er, bis sich die älteren, höher stehenden eine Kugel genommen hatten. Erst dann würde er sich einen nehmen. Jedoch wurde dies durch Aurore unterbrochen, die erneut in Latein zu ihren Gästen sprach. Er versuchte in den Worten bekannte zu finden, oder Worte, die sich zumindest in Ähnlichkeit zu Worten befanden, die ihm vertraut waren. Aber entweder gab es diese nicht, oder es wurde zu schnell gesprochen. Lediglich den Namen des Herolds, bei dem er sich bei Ankunft in Genau gemeldet hatte, schien er aus dem Wortschwall zu erkennen. In welchem Zusammenhang der Name genannt worden war – sofern er sich denn nicht verhört hatte – konnte er nicht sagen.

Als der zweite Teilnehmer als Gabriel ausgerufen wurde, folgte Vincente den anderen mit etwas Abstand zu dem ausgestellten Kunstwerk. Auch hier würde er den höher gestellten Anwesenden den Vortritt lassen und sich ihnen nicht in den Weg stellen. Auch würde er Abstand halten, um nicht versehentlich etwas zu beschädigen. Die Arbeit war schön und sicher sehr durchdacht. Auf jeden Fall sehr beeindruckend, nur leider konnte er mit dem Dargestellten wenig anfangen. Er glaubte hohe Fenster an Kirchengebäuden gesehen zu haben, als er nachts an ihnen vorbei ging, und fühlte sich jetzt an dieser erinnert, konnte es jedoch nicht mit Gewissheit sagen. Das Glas jetzt erleuchtet zu sehen war ein ganz eigenes Wunder, auch wenn es nicht die Sonne war, die sie erscheinen ließ. Ihm entzog sich nur leider die Bedeutung. Dennoch nickte er dem Brujah anerkennend für seine Arbeit zu. Er fragte sich, was jene mit besonderen Fähigkeiten noch darin entdecken mochten. Was für einen Teil seines selbst Gabriel in sein Werk gesteckt hatte. Vielleicht würde er später Liviu fragen.

Etwas musste geschehen sein. Die Worte Aurores ließen ihm einen Schauder über den Rücken fahren. Er wusste nicht, was Adamo getan hatte, nur dass dieser sich der Prinzessin genähert und dabei offensichtlich etwas falsch gemacht hatte. Er lauschte dem Urteil, das Liutprand verkündete und wusste nicht so recht, was er von dieser Strafe halten sollte. Er war sich nicht sicher, ob es Gnade oder Härte war und wie gern Liutprand diese Hand ausspielte.

Nach der Urteilsverkündung wurde der nächste Teilnehmer ausgerufen. Gespannt lauschte er dem Gesang von Angelique, auch wenn er kein Wort verstand. Seine Sprachkenntnisse halfen ihm auch hier nicht. Dann wartete er, ob sich jemand die Illustration anschauen wollte und ließ hierbei den Höheren erneut den Vortritt, bevor er sich selbst näherte. Er besah sich die feine Arbeit, dann entglitten ihm kurz die Gesichtszüge, bevor er sich wieder beherrschen konnte. Die Zeichnung zeigte offensichtlich einen Gangrel, der einen anderen Kainiten ins Wasser warf. Er hoffte inständig, dass das nicht er sein sollte. Sicherlich wäre das Orakel nicht so gemein?

Auf Gesang folgte Baukunst. Den Erklärungen des Baumeisters konnte er nur bedingt folgen, zu wenig war er geschult in der Geschichte oder seinem Handwerk. Das Werk war schön gemacht und er bedauerte es, dass es von seinem eigenen Schöpfer zerstört wurde. Und auch bewunderte er den Buckligen dafür, dass er etwas geschaffen hatte, von dem er wusste, dass es die Nacht nicht überstehen würde. Die Worte Ferrucios erstaunten ihn, er hatte nicht erwartet, dass man einen Teilnehmer so mit Worten angehen und öffentlich kritisieren – oder war es gar attackieren? - würde.

Während Ferrucio mit Vergonzo sprach, ging Vincente hinüber zu den Kugeln und nahm sich wie anfangs angewiesen eine. Sollte einer der Anchillas ihn bitten seine Kugel abzulegen, so konnte er dies nun tun.

Danach begab er sich wieder zu den anderen Gäste, auf den nächsten Vortrag wartend. Alles im allen war dieser Abend keineswegs langweilig, er war jedoch froh, dass er nicht an diesem Wettkampf teilgenommen hatte.
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I Tarocchi
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Die Augen und die Aufmerksamkeit der meisten lag genau dort, auf dieser Szene zwischen dem Büßer und dem Buckligen über den Ruinen eines Kunstwerks. Das Atrium, in dem das Kunstwerk errichtet worden war, war von Säulen umrahmt und die meisten Umstehenden standen wohl entweder im Atrium selbst oder zwischen jenen Säulen.

Darum bekamen wohl auch nur wenige, wenn überhaupt, mit, dass jemand eine Seitentür zur Weißen Halle aufstieß und eilig zum Allesfresser lief. Rußschwarz und schweißgebadet war dieser Mann und er flüsterte eilig und hektisch seine Botschaft. Was für eine Botschaft musste das sein, dass dafür jemand es wagte, zu dieser Zeit in diese Halle mit diesen Gästen zu stürmen?

Diese Botschaft ließ die Miene Lucios erst erstarren, dann erbleichen. Er schickte den Boten wieder hinaus, fort aus dem Sichtfeld dieser Abendgesellschaft. Dann wandte er sich seiner Herrin zu, trat an sie heran und sank auf die Knie. Leise übermittelte er die Nachrichten und mit einem Schlag veränderte sich die Haltung der Weißen Prinzessin. Ja, sie war schön, jugendlich, anmutig. Wenn sie es zuließ, dann konnte man all diese Dinge beinahe für echt halten. Doch jede Illusion von zarter Mädchenhaftigkeit zerschellte nun, als sich Aurore von Genua kerzengerade aufrichtete und nach ihrer Geißel rief.

“Arash!”, befahl sie diesen zu sich. Die wenigen Gäste, die nicht der Szene im Atrium beigewohnt hatten, wendeten unwillkürlich ihre Köpfe und Blicke mit dem Geschehen mit. Der Gangrel löste sich aus der kleinen Gruppe der Zuschauer im Atrium und für einige von diesen war das vielleicht auch der erste Moment, an dem sie überhaupt mitbekommen konnten, das drinnen etwas vor sich ging.

“Begib dich zur Villa Fiori so schnell du es kannst”, befahl Aurore ihrer Geißel. “Finde die Übeltäter. Bringe sie mir.”
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Arash
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Arash »

Arash nickte und erhob sich wieder, nachdem er die Worte der weißen Prinzessin vernommen hatte. Er verneigte sich noch einmal und verlies dann schnellen Schrittes die Halle. Allerdings bahnte er sich nicht den Weg durch das Atrium, sondern verschwand in den Tiefen der Villa Illuminata. Immer schneller wurden seine Schritte, während sein Körper sich langsam zu begann zu verändern. Als er schließlich den Lichthof des Anwesens erreichte erhob sich ein grau gefiederter Reiher majestätisch in die Lüfte und klapperte mit dem Schnabel, während er sich auf die Stadt zubewegte.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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Gabriel Ducas
Brujah
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Als der Hofgelehrte mit seiner Triade begann hatte sich Gabriel vorerst nichts dabei gedacht, jedoch fiel sein Blick dann jedoch etwas verwirrt auf den Ancilla als dieser ihn ansah und ihm sagte, er solle sich abwenden. Abwenden? Von einem solch kunstvollen und auch lehrreichen Werk? Wen interessierte schon die dahinterliegende Gottheit? Wie konnte man nur so verbohrt sein? Etwas widerwillig senkte er dennoch den Blick und sah so nur am Rande, wie der fanatische Prediger in den Sand stapfte und sich weiter ereiferte. Er senkte den Blick und ließ den Ältesten machen. Offenbar gehörten der christliche Glaube und die Gehässigkeit der hiesigen Ältesten zum Ton in der Domäne Genua. Auch wenn sich diese Gehässigkeit oder der blinde Eifer und Hass nur schwer mit dem christlichen Glauben vereinbaren ließen.

Das eintreten des schweißgebadeten und rußgeschwärzten bekam Gabriel wohl erst mit als die Stimme des Prinzen ertönte und sich der Gangrel daraufhin verwandelte um wohl ihrem Befehl zu gehorchen.
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I Tarocchi
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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Beitrag von I Tarocchi »

Etwas in der Stimmung schien zu bröckeln. Wie groß war Aurores Einfluss hier, in ihrer Halle, in ihrer Domäne, in ihrer Nähe? Alles schien eine Spur kälter, härter, schärfer. Das Licht vertrieb die Schatten, die sich um so tiefer und dunkler abzeichneten, wo die Lichter nicht mehr hinreichen konnten.

“Weiter!”, befahl sie dennoch und der Allesfresser beeilte sich, vorzutreten und im Zweifel auch näher zu den Türen zum Atrium hin so dass er gut zu sehen und zu hören war.

“Wohlwerte und verehrte Wettstreiter und Gäste”, begann er. “Der wohlwerte Arash wird uns seine Darbietung nicht zeigen können. Doch ich bin sicher, dass der Nächste die Darbietungen im Wettstreit strahlend weitertragen wird. Wohlwerter Liviu, Neugeborener des Clans der Rose, Kind von Maria di Caltagirone, Ancilla vom Clan der Rose - beginnt nach Eurem Ermessen.”



Noch während der kleinen Rede hatte Benedetto sich Tankred zugewandt, mit einem kleinen Lächeln und wohl auch einem Nicken. Der Kappadozianer und der Nosferatu sprachen kurz miteinander, der eine lächelnd, der andere steif und ernst.

Dennoch, am Ende des Gesprächs nahm Tankred seine weiße Kugel und ging damit auf das Atrium zu, auf die Schale, die nun dort für die Sandruine aufgestellt worden war.



Ferrucio hatte kaum vorgehabt, Vergonzo so einfach oder so billig entkommen zu lassen. Eifer und Glaube brannten in seinem Blick. Doch durch die Unterbrechung dieser Szene zwischen ihm und dem buckligen Nosferatu über der Ruine, die selbst ein wohlgeplanter Teil der Darbietung des Baumeisters gewesen war, schien nur die Möglichkeit einer direkten Feindseligkeit zu bleiben.

Aber stattdessen bemerkte der Büßer: “Dies ist ein Sinnbild für alle alten, heidnischen Götzen und Aberglauben. Sie gehen zu Grunde, Ruinen unter unseren Füßen. Die alten Steine taugen, um aufzubauen, was Gott uns weist. Und so baut auch der Baumeister Genuas. So fügt sich alles.”

Damit wäre er wohl auch abgetreten, wäre dies nicht der Zeitpunkt gewesen, zu welchem Tankred vortrat, um vor den Augen aller, die noch hier geblieben waren, eine einzelne, weiße Kugel in die Schale neben dem Sand rollen zu lassen. Tankred wandte sich dann dem Büßer zu und verneigte sich tief vor ihm. Die Geste war steif, nicht zuletzt wegen der Rüstung und dem schiefen, verwachsenen Körper des Nosferatu.


Die Plakette an jener Schale zeigte eine einzelne, stilisierte Flamme. Dem Blick des Büßers nach zu urteilen, wie dieser ihn auf den beiden Nosferatu ruhen ließ, war diese Flamme genug, um eine Feindschaft zu entzünden, die so unablässig brannte wie jene Flamme wohl einst gebrannt hatte.
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