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Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Di 31. Jan 2023, 10:50
von Vergonzo Faro
Als Ferrucio mit seiner Präsenz weiter auf den Nosferatu eindrückte, sprach ein abgrundtiefe Stimme im inneren zusammen mit seiner in seinem Kopf -Genug! Das reicht!- und ein knurren war zu hören. Ein Zeichen dafür das eine Grenze erreicht worden war, die der Büßer und der Baumeister hier und heute sicher nicht überschreiten wollten.

Ferrucio war das ältere Tier hier, doch das war er auch.... und dann sprach Ferrucio und das kurze Knurren verebbte in Verwirrung.*
Sah er da Hoffnung umschlungen von Abscheu und doch eine reichende Hand. Die Hand eines Wesens, welches das Menschsein hinter sich gelassen hatte um mehr zu sein? Vor Glaube triefende Gedanken, so klar und echt, wahrhaftig sogar, dass sie schon wieder unwirklich und fern jeglicher Möglichkeiten erschienen.
ER wollte ihn retten? Jemand der keiner Rettung bedurfte?

Vergonzo erkannte, dass beide vor so vielen Jahrzehnten einen völlig gegensätzlichen Weg eingeschlagen hatten. Und dennoch hatten diese Wege eine gleiche elementare Grundlage. Gott.
Doch von dort aus liefen beide in gegensätzliche Richtungen. Wann würde der Büßer erkennen, dass er so nie Erlösung, Freiheit oder seine wahre Bestimmung finden würde, dachte der Baumeister während er irritiert auf die Gestalt Ferrucios blickte. Erlösung fand Vergonzo darin zu sein was er war und nicht darin zu glauben, man wüsste was man sein sollte aber nicht war, um ewig zu versuchen etwas zu werden, das man nie erreichen konnte. Wer würde so vermessen sein, zu glauben man wisse was Gottes Plan für einen war?
Seinen Beitrag hatte er völlig vergessen und da riss ihn eine Gestalt aus seinen Gedanken.

Tankred trat vor und legte eine Kugel in die Schale.
Vergonzo blieb angespannt, die Kiefer aufeinander gepresst, stehen.
Er schüttelte sanft den Kopf über den Blick Ferrucios, als dieser sich auf Tankred und Vergonzo legte.
Mit festem Blick, sicherem Stand.
Dann schweifte sein Blick, sich daran erinnernd wieso er hier war, über sein zerstörtes Kunstwerk.
Dies war sein Kunstwerk!
Er hatte er zerstört!
Niemand anderes!
Auch wenn er dem Älteren zuvor Respekt gezollt hatte und ihn eingeladen hatte etwas beizutragen, Vergonzo würde nicht weichen.


*
Spoiler!
Gegenüber einschätzen -> 4 Erfolge

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Mi 1. Feb 2023, 22:33
von Liviu Cosma
Liviu tritt nach vorne für seinen Vortrag, Senkt in Richtung des Prinzen seinen Kopf sehr sehr tief während er gleichzeitg niederkniet. Kommt wieder hoch und verneigt sich tief in Richtung der Ancilla. Nickt mit seine Kopf tief in Richtung der Amtsträger. Beginnt dann mit klaren und deutlichen Worten . . .
Spoiler!
1 wk +
Liviu Cosma (Tobias) Request: [6d10] Roll: [10, 9, 8, 7, 6, 1] Result: 41

"Höchst verehrter Prinz, verehrte Ancillae, wohlwerte und werte Neugeborenen. Bevor ich mit meinem Beitrag beginnen möchte ich mich beim wohlwerten Gabriel entschuldigen. Sein Kunstwerk hat mich tief berührt und mit dem Feuer des Glaubens erfüllt. Deutlich habe ich die Zeichen des Herrn gesehen, Blut und Nägel am Holzkreuz, ewigblutendes Stigma, die Tränen der Mutter, die die Füße des Sohns benetzten: Stigmata, Verdammnis, Erinnerung an die höchste Hoffnung - die auf Vergebung, die auf Erlösung, die auf die endlose Gnade Gottes, dessen Sohn dort am Kreuz gestorben war.“

Eine kurze Pause

„Daher erlaube ich mir im Rahmen meines Vortrages ihnen weitere Aspekte für uns Gläubigen durch die Kunst der Wörter in den Klängen und Lauten der Italienischen, Lateinischen, Griechischen und Normannischen Sprache nahezubringen.“

(Italienisch)
„Ich beginne mit der Verkündung der Geburt Christus und die tiefempfundene Freude über dieses ganz besondere Ereignis. Ein Ereignis, was seit Jahrhunderten durch die Propheten Gottes angekündigt wurden und sich nun erfüllte. Endlich wurde der Messias auf die Welt gesendet, um die Menschen zu retten und eine glorreiche Zukunft in Namen Gottes zu erschaffen:“

„Voll Freude kam der Engel von der hohen Zinne herab. Er sprach: Gott grüßt Euch, edle Magd, die Ihr innerlich so rein seid. Der Heilige Geist lässt Euch wissen, dass Ihr Gottes Sohn empfangen werdet. Dies überbringe ich Euch voll Freude". Als sie, die Trösterin der Armen, das hörte, meinte sie, dass die Zeit gekommen sei, da Gott sich erbarmen wollte über all seine Getreuen, die in Not waren und ihn um Trost anriefen mit Seufzen und auch mit Liedern.“

(Latein)
„Was in Goetlicher schowe
Alleluia globet sis du maria“

„Zuoz ir wart ain engel gsant
Der was Gabriel genant“

„Er sprach ‘Du bist genade vol
Got ist mit dir,dem gfelst du wol“

„Du enpfhast und gbirst ein kind
Des rich numer dhain ebd gewint“

„Es sol Jesus werden genant
All der werlt an hailant“


„Vons engels rede ersrak si do
Und was doch sines gruosses fro“

„Der Engel sprach und antwurt ir:
Der hailig gaist wurgt daz an dir“

„Maria sprach’Ze den worten din
Gib ich gern den willen min’“

„Maria truog an smersen
Ir kind undr irem herzen“

„Do si ir kindes do genas
Do was si Magt,as si vor“

Eine kurze Pause und mit noch größerer Inbrunst

(Italienisch)
„Das alles aber geschah aber nicht irgendwo, sondern in Jerusalem, im Heiligen Land“

„Schöne Länder, reich und herrlich,
welche ich da noch gesehen habe,
du übertriffst sie alle.
Welche Wunder sind hier geschehen!
Dass eine Jungfrau ein Kind gebar,
hoch erhaben über aller Engel Schar,
war das nicht etwa ein Wunder?“


(Griechisch)
„Hier ließ er sich rein taufen,
damit der Mensch rein werde.
Dann ließ er sich hier verkaufen,
damit wir Unfreien frei würden.
Sonst wären wir verloren.
Wohl dir, Speer, Kreuz und Dornenkrone!
Weh dir, Heidenschaft! Das erregt deinen Zorn“

„Als er sich unser erbarmen wollte,
erlitt er hier den grimmigen Tod,
er, der mächtige, um uns Armer willen,
damit wir gerettet würden.
Dass er das nicht ablehnte,
das ist ein allzugroßes Wunder,
größer als alle anderen Wunder.“


(Normannisch)
„Von hier fuhr der Sohn zur Hölle,
aus dem Grab, darin er lag.
Daher, was der Vater immer vereinte
und der Geist, den nichts
von ihnen scheiden kann: sie sind alle Eins,
schlicht und ebener als ein Pfeilschaft,
wie er Abraham erschienen war.“


Mit den letzten Worten entweicht das Feuer und die Kraft seiner Stimme aus Liviu. Sichtlich erschöpft verneigt er es sich vor seine Zuhörer und beendet seinen Vortrag. Macht Platz für den nächsten Kandidaten.

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Do 2. Feb 2023, 10:27
von I Tarocchi
Ferruccio sah mit dieser hellen, schrecklichen Klarheit auf Vergonzo herab. Sein Blick bohrte sich durch die Schicht aus Hässlichkeit, Buckel und Fluch. Doch die Klänge, die aus der Halle heraus im Atrium zu hören waren, waren genug, um den Büßer letztlich seinen Blick heben zu lassen. Schweigend lauschte er den Worten aus so vielen verschiedenen Sprachen.

“Vergonzo, damit Ihr Eure gute Geste des Verstehens vollendet, legt doch Eure Kugel in die Schale von Liviu Cosma”, sagte er dann leise zu dem Nosferatu hin.



Tankred war einfach dort in der Nähe dieser beiden stehen geblieben. Er hielt den Blick höflich gesenkt, doch er schien nicht weichen zu wollen so lange die Spannungen zwischen dem älteren Nosferatu und dem Ancilla in der Luft hing.



Benedetto unterdes trat an Fiamma heran, die sich ihm schon zu Beginn vorgestellt hatte. Leise sprach er zu ihr, Worte untermalt mit ein paar Gesten seiner klammen, weichen Hände.
Kurz danach machte sich die Gangrel auf, um ihre Kugel in dem Nebenraum in die Schale von Gabriel Ducas zu legen.



Zwei Diener trugen so leise wie möglich, wie um Liviu nicht zu stören, eine weitere Schale und einen Sockel herein. Die Plakette zeigte eine Mönchsgestalt von der Seite her, mit im Gebet - oder Gesang - gefalteten Händen.



Schalen:
Liutprand: 0 | Gabriel Ducas: 3 | Angelique: 1 | Vergonzo 1 | Liviu: 0 |

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Sa 4. Feb 2023, 00:07
von Ilario
Mit Argusaugen hatte Ilario jede Regung, jeden echten Ärger und jede geheuchelte Täuschung beobachtet. Schlagabtausche wie dieser hier waren die hässlich-erquickliche Seite des Unlebens für alle die sich noch an der Gesellschaft von Ihresgleichen erfreuten. Ja, und selbst das Ungesagte schrieb Satz um Satz, Seite um Seite, über jeden der hier mit Worten und Gesten tanzte. Ilario lächelte.

Mit nachdenklicher Miene verfolgte er dann Arashs Abgang, widmete sich nach dem Willen seiner Lehnsherrin aber wieder den Vortragenden. Das Werk des Baumeisters beeindruckte ihn tief, erinnerte an Dinge von denen Ilario einst auf Zeilen verstaubten Pergaments gelesen hatte und für Ferrucios Ereifern und Verdammen desselben hatte der Hüter nichts übrig als eine Spur Mitleid. Gott zu ehren konnte doch nciht bedeuten alles was Ungläubige je an herausragenden Leistungen erbracht hatten zu verleugnen. Dies war ein Pfad in die dumpfen Niederungen des Fanatismus. Mit verschränkten Armen betrachtete Ilario das sich anbahnende...
Ferrucio und Vergonzo also, war das der Beginn einer wunderbaren Feindschaft? Das Potenzial dazu hatte es allemal.
Livius Vortrag hingegen war anders, weniger glanzvoll vielleicht, aber er zeugte von Bildung und Intellekt. Der Toreador beherrschte mehrere Sprachen und machte sich dies auch zunutze, was Ilarios sichtlichen Beifall fand.

Dann trat Ilario an Vincente heran und raunte ihm leise zu: "Trefft eure eigene Wahl, legt die Kugel in die Schale die euch beliebt." Mit sachter Geste deutete Ilario ihm hinüberzugehen und beobachtete welche Wahl der jüngere Schatten wohl treffen würde. Welche Aussage er damit treffen würde.

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Sa 4. Feb 2023, 06:17
von Gabriel Ducas
Nur langsam wandte er seinen Blick von dem Disput zwischen dem Hofgelehrten und dem Baumeister ab. Natürlich konnte man an solchen Abenden viele dieser Dinge beobachten. War nicht auch sein Streit mit Liviu etwas das dazu gehörte? Innerlicht zuckte er mit den Schultern. Ich kann gut und gern darauf verzichten jedes Mal in einen solchen hineingezogen zu werden. Wie machten das nur andere der Anwesenden? Sein Blick überflog die Kainiten verblieb dann jedoch bei Liviu als dieser seine öffentliche Entschuldigung aussprach. Sollte man es dabei belassen? Offenbar war der Gelehrte nicht daran interessiert es noch mehr auszukosten. Auch wenn sich seine Augenbrauen zusammenzogen ob der Schilderung von Blut, Nägeln und Kreuz. Etwas irritiert sah er zu seinem Beitrag und konnte diese Dinge beim besten Willen nicht erkennen. Langsam schüttelte er den Kopf. Wer weiß schon was andere in meinen Werken sehen?[/b] Gabriel widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Vortragenden und versuchte zu verstehen wovon dieser sprach. Interessante Klänge. Vor allem so viele die er nicht verstand. Wo kamen diese Sprachen her? War die Rose dort gewesen, um die Sprachen zu lernen? Es erfordert Aufwand so etwas zu lernen. Zumindest für einen Handwerker. Dachte er grimmig zurück und erinnerte sich an all die vielen Worte, die er am heutigen Abend nicht verstanden hatte.

Eine Beeindruckende Darstellung von sprachlicher Vielfalt. Ironisch das diese ausgerechnet folgte, nachdem der Hofgelehrte die Vielfalt mit seinen fanatischen Reden nicht nur sprichwörtlich mit Füßen getreten hatte. Doch was trug der Toreador da vor? War es ein Gedicht? Gab es einen Wechsel im Thema? Für jemand der diese Sprachen nicht verstand war es schwer zu folgen, doch offenbar handelte es sich um etwas kirchliches. Ohne den inhalt zu erfassen würde wohl kaum jemand offen Klatschen aber das schiere Wissen und der sicherer Vortrag nötigten ihm Respekt ab. Ruhig ließ er Liviu enden, wartete einen Moment und musterte den erschöpften Redner und nickte diesem dann anerkennend zu.

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Sa 4. Feb 2023, 10:31
von I Tarocchi
Was für Blüten diese Nacht bereits getrieben hatte! Und was für einen Duft und Gestank, was für eine eitrig schillernde Farbenpracht sie verbreiten konnten! Benedettos Blick war wie beiläufig über Ilario und Vincente geglitten, mit einem ölig-wohlmeinenden Lächeln, das seine Augen nie erreichte.

Der Erste Liktor und Adamo schuldeten dem Abend noch Blut, noch waren nicht alle Kugeln vergeben. Hier und da lag noch eine in den Händen von Neugeborenen, von Macario oder Giada, Gabriel oder Liviu und auch in der des ersten Liktors, Liutprand. Arash hatte die Kugel, die er gehalten hatte, einfach achtlos fallen lassen und sie lag unberührt und unbeachtet auf dem Boden der Weißen Halle.

Der Tanz des Abends drehte sich langsam auf ein Ende zu. Vielleicht ein letztes Mal trat der Allesfresser vor und faltete die Hände vor dem massigen Bauch.
“Eine letzte Darbietung im Wettstreit der Künste wird es noch geben”, sagte er laut über die Halle hinweg. “Wohlwerter Macario, Vasall der höchst verehrten Aurore von Genua, Herold von Genua, Neugeborener vom Clan der Nacht - beginnt nach Eurem Ermessen!”



Schalen:
Liutprand: 0 | Gabriel Ducas: 3 | Angelique: 1 | Vergonzo 1 | Liviu: 0

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Sa 4. Feb 2023, 14:05
von Macario
Macario trat hervor, kaum dass der Allesfresser seinen Namen verkündet hatte. Doch seine Schritte führten nicht etwa in das Zentrum des Saales, um dort seine Rede zu beginnen, sondern zur Harpyie, zu Iulia Cornelia. Für alle ersichtlich neigte er sein Haupt vor ihr, langanhaltend und demütig tief. Halblaut sprach er sie danach schließlich an:

"Wohlwerte Harpyie, erlaubt mir, dass ich diese Kugel in Eure sicheren Hände übergebe."

Schon hielt er die Kugel mit beiden Händen in ihre Richtung. Sie müsste sie nur ergreifen.

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Sa 4. Feb 2023, 18:37
von Iulia Cornelia
Noch einen längeren Moment war Iulias Blick auf Aurore geruht, bevor sie ihn schweigsam über die Versammlung hatte wandern lassen, nachdem Arash fortgeschickt worden war und dieser den Raum verlassen hatte. Ein ganz und gar flüchtig wirkendes Schmunzeln war dabei auf ihr Gesicht gehuscht, während sich ihr Körper unter dem kaum sichtbaren Zucken einer bitteren Amüsiertheit, ob diesem durchaus gelungenen Scherzes, langsam aus dessen Starre gelöst hatte. Ruhigen Schrittes hatte Iulia im Anschluss begonnen sich durch den Raum zu bewegen, dabei die Anwesenden und deren Reaktionen beobachtend, wie es wohl ein Künstler tat, der ein Bild zu betrachten schien. Benedettos Nein ihr gegenüber dabei offenkundig schweigsam, wie auch demütig akzeptierend.

Nachdem Liviu seinen Beitrag begonnen hatte, hatte sich Iulias ansonsten ebenmäßige Stirn unter den ersten Worten des Toreadors sichtbar in zarte Fältchen gelegt. Auch die Sprachen, welche er verkündete und welche er für seinen Vortrag in der heutigen Nacht offenkundig gewählt hatte, hatten nicht dafür gesorgt, dass sich diese entspannt hatte. Vielmehr wirkte sie sichtlich nachdenklich, fast so als schien sie dabei etwas durchaus entscheidendes zu vermissen. Dennoch schien sie sich an dem grundsätzlichen Thema, welches der Torador gewählt hatte nicht zu stören. Im Gegensatz womöglich zu all jenen, die im Gegensatz zu ihr, nicht getauft worden waren und über welche sie schweigsam ihre blaugrauen Augen hinweg wandern lassen hatte.

Ob es dem Zufall geschuldet war, dass Iulia sich bei ihrer eigenen Wanderung erneut dem Thron genähert hatte, war nicht ersichtlich. Womöglich wollte sie auch schlicht die Reste von dem, was Vergonzo sich in so mühseliger Arbeit aufgebaut hatte betrachten. Überbleibsel, die nun nicht mehr als Staub waren, welche der Wind und die Wellen mit der Zeit hinwegtragen würden. Iulias blaugraue Augen wanderten zu Aurore hin und ihrem Blick auf sie wohnte eine aufrichtige Verehrung für den Prinzen der Domäne inne, welche die Meisten der Anwesenden wohl nie gänzlich verstehen oder gar für eine falsche Liebe missdeuten würden. Dennoch wirkte das Lächeln ihres Kindes ehrlich und voller Hochachtung für ihren Lehnsherrn, bevor sich ihre Aufmerksamkeit auf den Kainiten richtete, welcher unvermittelt zu ihr getreten war, nachdem Lucio dessen Beitrag angekündigt hatte.

Iulias Kopf neigte sich leicht zur Seite, während sie ihr Gegenüber langsam von oben herab zu mustern schien. „Da euch dies offenkundig ein derart dringliches Anliegen ist.“, entgegnete die Harpyie mit einem vielschichtigen Lächeln dem Lasombra, dabei einen Blick kurz über ihren Clansbruder, sowie die anwesenden Höherstehenden wandern lassend, bevor sie weiter erklärte: „Will ich diesen eher ungewöhnlichen Gefallen von euch gerne akzeptieren, werter Macario.“

Ihre helle Hand mit den feingliedrigen Fingern trat unter ihrem Umhang hervor und gab dem Schatten einen guten Blick frei auf das rote Taufkleid der Harpyie. Doch entgegen der Erwartung des Lasombras, griff die Ventrue nicht nach der weißen Kugel, sondern drehte ihre Hand nach oben, gleich einer offenen Schale, in welche Macario, diese wohl ablegen durfte. Zumindest mochte das höfliche Nicken des Kinds des Prinzens darauf hindeuten.

Doch tatsächlich bewegte sich ihre Hand über die anwesenden Ancillae mit demütig gesenktem Blick hinweg, beginnend bei Benedetto, über Ilario hinweg und endend bei Ferrucio, als sie dem Lasombra und wohl auch den Anwesenden, die geneigt waren, ihrer Unterhaltung zuzuhören, zu verstehen gab: „Seid doch so gut und wendet euch an einen der hier anwesenden, verehrten Ancillae, eurer Wahl. Zeigt euch dabei von eurer besten Seite, mit euren besten Manieren und besten Umgangsformen, und ersucht diesen demütig darum, diese Kugel in euren Händen, in die Schale meines von mir viel geschätzten Bruders im Blute dem werten Liutprand legen zu dürfen.“

Ihre Hand legte sich flach auf ihr Herz, als sie dem Lasombra zu verstehen gab: „Es schmerzt mich als seine Schwester außerordentlich, seine Schale noch immer derart leer zu wissen und ich will gerne jenem verehrten Ancilla, der bereit ist, euch jenen Gefallen zu tun, einen größeren persönlichen Gefallen von mir in Aussicht stellen, für die damit verbundene Großzügigkeit jener Geste.“ Ruhig wanderte der Blick der Harpyie noch einmal demütig gesenkt über die anwesenden Ancillae, während sich ihr Umhang wie ein Vorhang vor ihr schloss. Iulia schenkte Macario ein geradezu aufmunterndes Lächeln, abwartend, was dieser als nächstes tun würde. Oder auch die Ancillae selbst.

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: So 5. Feb 2023, 17:36
von Macario
In was für eine unnötige Situation hatte er sich einmal mehr selbst manövriert?! Sünder. Überheblichkeit. Er hatte die Harpyie unterschätzt und sie bewies, dass dies ein großer Fehler gewesen war. Sie erfand einfach ein neues Spiel zu ihren Regeln, anstatt Teil seines viel zu einfachen Spieles zu werden.
Nun stand er ohne Not an ihrer statt im Brennpunkt und wäre obendrein abhängig von der ungewissen Gunst der Ancillae, um ohne Schaden und Spöttelei aus dieser Lage herauszutreten. Dies alles unmittelbar vor seiner so wichtigen Rede. Abgesehen davon, dass der Erste Liktor diese ganze Szene nur würde missverstehen können. Was würde diese unerwartete Wendung ihn am Ende alles kosten?


Macario zog die Kugel wieder zu sich zurück. Er nickte der Harpyie verstehend oder auch anerkennend zu. Kurzzeitig lag ein komischer Ausdruck auf seinem Gesicht.

"Eines Gefallens hat es mir persönlich nicht bedurft. Doch nun, da Ihr Euren Wunsch formuliert habt, wohlwerte Iulia Cornelia, will ich ihm auch entsprechen und wahr werden lassen.", antwortete er der Harpyie mit deutlich vernehmbarer Stimme.*

*
Spoiler!
Geistesschärfe (situatives Erkennen bzgl. Gefallen) + Etikette [Heute 16:34 Uhr] [Kein Erfolg]

Hatte er sie richtig verstanden? War es das Kalkül der Ventrue, dass Sie ihn im Unklaren darüber beließ, ob sie einen Gefallen anbot für seinen Dienst oder er ihr gar einen Gefallen schulden sollte?! Er würde das Lehrgeld bezahlen. So oder so.

Der Herold wandt sich seitwärts und ging recht zielstrebig die wenigen Schritte herüber zu Ilario Contarini.
Sobald Ilario, der sich anbahnenden Szene gewahr würde, würde Macario sich in angemessener Weise demütig vor dem Ancilla verbeugen, langanhaltend und tief. Macario wartete erst auf eine zustimmende Geste des Älteren, die ihm erlauben würde fortzufahren, ehe er ihn folgendermaßen ansprechen würde:

"Verehrter Ilario Contarini, Ancilla vom hohen Blute der Schatten, Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege,
ich grüße Euch, gemäß guter Sitte und alter Tradition.

Ich, Macario, stehe vor Euch mit einem ehrenhaften Anliegen. In einer Sache, die ich einmal mehr zu meiner eigenen Sache gemacht habe.

Ihr habt die Worte der wohlwerten Harpyie vernommen und so schenket mir ebenso Gehör.
"

Der Etikette wegen machte der Jüngere hier eine Kunstpause. Sofern Ilario nicht intervenieren würde, würde er sein Begehr weiter vortragen:

"Der WOHLWERTE Erste Liktor sprach in gekonnter Rhetorik wahre Worte in einer sehr guten Sache. Er beschwor die Gemeinschaft und ließ die Vision des wachsenden und erblühenden Genuas vor unserem geistigen Auge einmal mehr entstehen. Wir hörten all dies. Dieser Sache gebührt mehr der Aufmerksamkeit. Denn wer die Vision und den Glauben aus den Augen verliert, der verliert den Sinn, der verliert alles. Und so darf nicht derjenige, der sein eigenes Interesse zurückstellt, um das Wohle aller wegen, nicht gänzlich unbedacht bleiben.

Da ich als vermeintlich letzter Beitragende dieser Nacht noch meine Kugel in Händen halte, erlaubt mir als Zeichen Eurer Gunst, der Schale des wohlwerten Liutprand, des Ersten Liktors, meine Kugel jetzt hinzuzufügen.

Ich werde mich ebenso dankbar für Eure Unterstützung in diesem noblen Tun erweisen wie auch die wohlwerte Iulia Cornelia vom hohen Blute der Könige es soeben für sich bekundete. Wenngleich ich nur der Überbringer Eurer Gunst sei, bedeutet mir dies allein in dieser edlen Sache genug.

So will ich mich Euch, verehrter Ilario Contarini, in Zukunft wohl gefällig erweisen. Dies ist mein Wort.
"

Re: [1073] Die Letzten haben keine Rivalen [alle]

Verfasst: Mo 6. Feb 2023, 08:49
von Giada Salvaza Rossi
Giada in der Zwischenzeit war die einzelnen Kunstwerke und Schalen einmal abgegangen. Sie hielt die weiße Kugel in der linken Hand ohne darum ein großes Aufheben zu machen.
Bei jener Szene im Atrium, die sich noch immer zwischen Ferrucio und Vergonzo fortsetzte, blieb sie stehen. Sie sah auf Tankred, der standhaft dort geblieben war, sah auf Vergonzo und seine Standfestigkeit und Ferrucio in seinem Glaubenseifer.

Sie musste und sie wollte sich hier nicht einmischen. Doch sie konnte es bezeugen und so verharrte sie dort.