[1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

[September '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Iulia Cornelia
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[1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es war spät geworden in jener Nacht, als eine hochgewachsene Frau in einem langen, fließenden, weißen Kleid aus feiner Seide und einer Kopfbedeckung aus ebenselbigem Material inmitten des Eingangsbereiches des A Tarda Oras stand, welcher mit Kerzen sanft ausgeleuchtet worden war. Ihre Haarpracht war vollständig bedeckt, wie auch der Rest ihres Körpers, was ihr einen überaus züchtigen Charakter verlieh. Ihre hellen, feingepflegten Hände waren wie ihr Gesicht unbedeckt und lagen offen auf ihren Rücken, was ihr zusätzlich eine aufrechte und zugleich selbstbewusste Ausstrahlung verlieh, während sie aus blaugrauen Augen regungslos das große Gemälde betrachtete und nachzudenken schien.

Wie die ewigjunge Frau dort dastand, mochte sie auf den ersten Blick beinahe wie eine von meisterlicher Hand gefertigte, wirklich außergewöhnlich schöne, Statue wirken, die bewusst hier platziert worden war. Doch verblieb diese nicht lange in jener bewegungslosen Haltung, sondern begann vornehm durch den Raum zu schreiten, ihren Blick langsam über die Gegend wandern lassend, hoch zur Empore und weiter über die Türen und Wege, die von dem Eingangsbereich abgingen. Sie selbst mochte äußerlich vielleicht zwanzig Sommer gelebt haben, doch ihre gesamte Körpersprache wirkte älter und erhabener, auch wenn sie dabei durchaus einen sympathischen und modebewussten Eindruck zu machen schien.
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Fiamma
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Fiamma »

Viel zu schnell stürmte Fiamma die Treppe hinunter zurück in die Eingangshalle. An den Weg zum Ausgang erinnerte sie sich noch gut. Sie war froh es endlich hinter sich gebracht zu haben und konnte es kaum erwarten die Stadt wieder zu verlassen. Wenn sie jetzt loslief, würde sie es rechtzeitig vor Tagesanbruch schaffen.

Dass sie fälschlicherweise angenommen hatte durch eine andere Tür gebracht zu werden, beschämte sie noch immer ein wenig. Aber Remigio hatte sich nichts anmerken lassen.

Viel zu spät sah Fiamma die ihr unbekannte Frau in der Eingangshalle stehen. Abrupt und ungelenk bremste Fiamma sich aus und blieb auf der letzten Stufe der Treppe stehen. Ihre Lederschuhe knarzten leicht dabei. Fiamma hatte nicht damit gerechnet, hier noch jemanden anzutreffen. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie nicht mal darüber nachgedacht, dass das passieren könnte. Schon wieder nicht! Was sollte sie jetzt tun? Etwas sagen? Nichts sagen? Auswegsuchend sah sie zur Ausgangstür. Sie könnte sich rausschleichen, bevor sie vollends wahrgenommen werden würde. Noch hatte die Frau ihr den Rücken zugewandt. Aber wenn sie doch bereits gesehen wurde, dann war es vielleicht ein Fehler und sie würde Ärger kriegen. Sie kriegte in jedem Fall Ärger. Das stand schon fest. Vermutlich war sie eh nicht zu übersehen, sicher auch nicht zu überhören gewesen. Fiamma betrachtete die hochgewachsene Frau nur eine Sekunde, ließ ihre Erscheinung auf sich wirken und befand, dass sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Sofort senkte sie den Blick auf den Boden, wie sie es gerne tat und räusperte sich leise. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ich habe Euch nicht gesehen.“ Mehr traute sie sich nicht zu sagen. Fiamma deutete einen kleinen Knicks an, der eleganter wirkte, als ihre einfache schlichte Jagdkleidung es hätte vermuten lassen und im Kontrast zu ihrer fast schon perfekten hochgesteckten Flechtfrisur stand. Ihre Wangen waren vielleicht ein My dunkler geworden, aber vielleicht war es auch nur eine Veränderung des Kerzenscheins. Fiamma sah die hochgewachsene Frau nicht mehr direkt an und hielt ihr Haupt artig gen Boden gesenkt.
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Iulia Cornelia
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ruhig hatte sich die junge Frau umgewandt, die Hinzugestoßene langsam musternd, bevor sie ihr ein Lächeln schenkte, ob ihres gesenkten Blickes. Die Stimme, die nur einen Moment später erklang, war angenehm warm und melodisch. Sie sprach dabei kaum lauter, als sie musste und doch schien sie mit ihr den gesamten Raum erfüllen zu können, so sie es denn gewollt hätte.

„Ich habe euch hier zuvor noch nie gesehen.“, stellte sie mit einem hörbaren Interesse fest. Sanft war die Bewegung ihrer feingliedrigen Finger, die hinter ihrem Rücken hervorgekommen waren und mit denen sie Fiamma zu sich rief, während sie selbst einladend sprach: „Bitte, kommt doch näher.“

Noch immer schien ihr Blick auf ihr zu ruhen. Auf der perfekt hochgesteckten Flechtfrisur, die sie neugierig zu mustern schien, während sie geduldig abwartete, bis sie sie erreicht hatte. „Möchtet ihr euch vorstellen?“, erkundigte sich die außergewöhnlich schöne Frau freundlich.
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Fiamma
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Fiamma »

Fiamma sah ein paar Mal zwischen dem rettenden Ausgang und der wunderschönen, fremden Frau hin und her. Sie sollte gehen, sonst würde sie dem Tagesanbruch zum Opfer fallen. Sie kannte sich hier nicht aus und wollte ungern in für sie unsicherem Gebiet den Tag überdauern. Es gefiel ihr hier nicht. Nicht, weil es hier nicht schön war, sondern weil sie auf all die Begegnungen nicht vorbereitet war. An einem anderen Tag hätte sie sich sicherlich umgesehen. Aber Fiamma hatte sich zu sehr an das Leben im Wald gewöhnt, hatte es schätzen gelernt und sie war mit diesen vielen sozialen Kontakten einfach überfordert. Sie hatte lange nicht so viel reden müssen, wie in dieser Nacht. Damals hätte sie sich sehr darüber gefreut. Aber das war lange her und begann bereits zu verblassen.

Na gut! Sie wollte nicht unhöflich sein. Sie würde sich kurz vorstellen, und schon wäre sie wieder draußen. Das Lächeln gab Fiamma ein wenig Mut und so lächelte sie zaghaft zurück, nickte, ging die letzte Stufe hinunter, machte langsam einige Schritte auf die Fremde zu und blieb in respektablem Abstand vor ihr stehen und sprach: „Mein Name ist Fiamma Degano, Neugeborene vom Clan des Tieres und ich bin erst kürzlich nach Genua gekommen. Dies ist mein erster Besuch in diesem Haus.“
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Das Nicken der Ventrue war zart, aber durchaus von höflicher Natur, während ihre Stimme jene Freundlichkeit weiter transportierte, als sie entgegnete: „Erfreut euch kennenzulernen, werte Fiamma Degano.“ Die Hand, welche Fiamma zuvor noch herbeigebeten hatte, legte sich sanft auf die Stelle an der einst das Herz Iulias geschlagen hatte, als sie sich vorstellte: „Mein Name ist Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborener vom Blut der Könige, Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters.“

Trotz der langen Reihe an Namen, welche Fiammas Gegenüber aufzählte, wirkte Iulia nicht, als würde sie es tatsächlich nur aufzählen. Vielmehr wohnte ihrer Stimme tiefer Respekt inne und die Gewissheit zu wirklich jedem, deren Blut sie tragen durfte, etwas erzählen zu können. Sie ließ ihre Hand zurück auf ihrem Rücken sinken, der Gangrel die Zeit lassend zu reagieren, bevor sie sich erkundigte: „Ihr erwähntet ihr seid erst kürzlich nach Genua gekommen? Darf ich fragen, was euch nach Genua führte? Aber auch wo eure kainitischen Wurzen liegen? Wer euch in die Nacht geholt und letztlich freigesprochen hatte?“
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Fiamma
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Fiamma »

Die Harpyie? Verzweiflung löste Fiammas Unsicherheit ab. Gerade hatte der Herold sie belehrt und ihr angeraten, sich Etikette von eben dieser Person lehren zu lassen und schon stand sie vor ihr?

Kurz sah Fiamma wieder die Treppe hinauf und grübelte. Wie hatte er es geschafft die Harpyie so schnell herzuholen? Konnte es ein Zufall sein? Gerne würde Fiamma daran glauben, dennoch war sie nicht so dumm anzunehmen, dass es in Genua, nein, besser in der Welt der Kainiten, allzu viele Zufälle geben würde. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie schon wieder geknickst – schon wieder einen Fehler gemacht – hatte. Fiamma seufzte still und lauschte aufmerksam ihren Worten.

Sie kam nicht umhin den Respekt in der Stimme der Hapyie wahrzunehmen und sie fragte sich, wie es wohl wäre, wenn man so fühlte wie die Harpyie es scheinbar tat. Sie schien gänzlich andere Erfahrungen gemacht zu haben als Fiamma selbst.

Fiammas Neugier zeigte sich nun auch äußerlich auf ihrem Gesicht, das sie leicht zur Seite geneigt hatte. Die Neugier blitzte sogar ein wenig in ihren intensiv gelb-grünen Augen, die Iulia nun sehr aufmerksam und freundlich musterten. Ihre Körperhaltung entspannte sich ein wenig.

Natürlich hatte sie sich nach ihrer Herkunft erkundigt! Wie konnte Fiamma auch nur annehmen, dass sie es nicht tun würde. Sie würde eine Antwort geben müssen. Doch wusste Fiamma nicht, welche Worte sie dafür benutzen sollte oder besser musste. Konnte diese unmenschlich schöne Frau ihr dabei vielleicht wirklich helfen? Wollte Fiamma das überhaupt? Sie hatte nicht vor ein Teil dieses höfischen Getues zu werden. Aber hatte sie da wirklich eine Wahl? Vermutlich nicht. Sie entschied sich für die notwendigsten Worte und hoffte, sich damit nicht wieder selbst zum Trottel zu machen.

„Ich bin ebenfalls sehr erfreut, Wohlwerte Iulia Cornelia.“ Fiamma nickte freundlich. „Ich bin wohl eher zufällig nach Genua gekommen und dem hohen Herrn Arash in den Wäldern begegnet. Ich wurde in Ferrara von dem Höchst Verehrten Jakobus, Ancilla des Clan Brujah, Prinz Ferraras, offener Hand des Wissens, freigesprochen.“
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Iulia Cornelia
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Zufällig?“, wiederholte die Ventrue hörbar überrascht das Wort der Gangrel, bevor sie sich erkundigte: „Sagt, wie gelangt man von Ferrara zufällig nach Genua?“ Noch immer lagen die blaugrauen Augen der außergewöhnlichen Schönheit neugierig auf ihrem Gegenüber, dessen offener Anblick nur sanft getrübt wurde, ob der zarten Fältchen, welche sich auf ihrer Stirn ausgebreitet hatten. „Meines Wissens nach besitzen die beiden Domänen keine gemeinsame Grenze?“, meinte die Harpyie milde.
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Fiamma
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Fiamma »

Fiamma sah die schöne Harpyie sichtlich irritiert an. "Wie bitte?" Sie blinzelte ein paar Mal und schüttelte kaum merklich den Kopf. Fiammas Neugier wurde gedämpft von der Unsicherheit, die wieder in ihr aufstieg. Es dauerte eine Weile, bis Worte ihren Mund verließen. "Ich war zu lange in den Wäldern unterwegs. Zu Lebzeiten habe ich unseren Hof selten verlassen und kannte mich nicht in den Wäldern aus. Vielleicht habe ich mich dabei auch verlaufen. Aber ich fühle mich in ihnen wohl. Das habe ich schon immer getan... und...." Fiamma zuckte entschuldigend mit den Schultern. Ihre Stimme nahm einen Hauch von Trotz an. "... mir hat niemand befohlen in Ferrara zu bleiben, also streifte ich umher bis ich irgendwann dem hohen Herrn Arash begegnet bin." Fiammas Augen blitzten auf als sie sich an etwas zu erinnern schien und sie sprach leise weiter, fast als würde sie sich für ihre folgenden Worte schämen. "Ich wusste nichts über die Grenzen der Domänen und weiß auch heute nur ein bisschen über die Genuas. Aber mir wurde bereits versichert, dass ich viel Glück gehabt habe es so weit geschafft zu haben." Fiamma legte prüfend den Kopf auf die Seite. Langsam fragte sie sich, ob es nicht normal war durch die Wälder zu streifen.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Ja, das hattet ihr wohl durchaus.“, entgegnete die Harpyie amüsiert mit einem zarten Lächeln, was sich auch in ihrer Stimme wiederspiegelte. Die Ventrue wirkte noch immer entspannt und offen. Auch ihre gekräuselte Stirn war wieder verschwunden. Schweigend musterte sie einen Augenblick lang die Gangrel interessiert. „Da ihr nun hier seid.“, begann Iulia schließlich, bevor sie sich weiter erkundigte: „Gedenkt ihr hier zu verweilen? Oder werdet ihr weiter streifen? Zurück nach Ferrara? Zu eurem Erzeuger?“
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Fiamma
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Re: [1073] Wohin die Zukunft führt [Iulia, Fiamma]

Beitrag von Fiamma »

Gerade hatte Fiamma noch damit gerechnet wieder gerügt zu werden, als sie den amüsierten Ton in der Stimme der Harpyie hörte. Fiamma sah das freundliche Lächeln und ließ sich davon anstecken. Fiamma gluckste leise und leicht verlegen. Ihr war bewusst, dass sie oftmals zu impulsiv und vielleicht auch manchmal zu naiv handelte. Lächelnd schüttelte Fiamma den Kopf. "Nein, ich möchte nicht zurück und würde gerne bleiben."
Dann legte sie wieder neugierig den Kopf leicht schräg. "Darf ich Euch eine Frage stellen?"
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