[1074] Gutes Benehmen hat noch niemandem geschadet [Iulia, Fiamma]

[Fiamma]

Remigio hatte sie auch dieses Mal bereits erwartet, aber in dieser Nacht war Fiamma darauf vorbereitet. Wieder kam sie über die dunkle kleine Gasse auf den Platz und wieder musterten die Wachen sie aufmerksam. Es waren andere als beim letzten Mal und unwillkürlich musste Fiamma sich fragen, ob die beiden anderen irgendeiner Blutgier zum Opfer gefallen waren – dem einen hätte sie es definitiv gewünscht. Aber auch dieses Mal hatte Fiamma keine Zeit ihren Gedanken nachzuhängen, denn auch dieses Mal wurde die große schwere Tür geöffnet, bevor Fiamma anklopfen konnte. Nach einer kurzen, aber freundlichen Begrüßung zog sich Remigio wieder zurück und ließ Fiamma allein in der Eingangshalle stehen.

Sie hatte sich auf das Treffen gefreut, auch wenn sie schrecklich aufgeregt war. Etikette gehörte nicht zu ihren Stärken und ein bisschen fragte sie sich, ob sie das ganze Gebaren darum wirklich verstehen würde. Fiamma dachte an den Wettbewerb zurück und es schüttelte sie. Sogar sie hatte die Spannungen wahrgenommen und naja, auch sie hatte wohl mit ihrem Verhalten für Aufmerksamkeit gesorgt. Fiamma schluckte den aufkeimenden Trotz hinunter. Nein er hatte hier heute keinen Platz. Auch wenn Fiamma die Etikette reichlich egal war, so wollte sie doch zumindest in der Lage sein, sich mit ihresgleichen angemessen begrüßen und unterhalten zu können.

Auch in dieser Nacht trug Fiamma die einfache Jägerkleidung, die nun einige weitere Gebrauchsspuren aufwies, aber dennoch, genau wie sie selbst, sauber war. Heute umwehte sie der Duft von frischer Kamille, Thymian und ein wenig Lavendel. Ihre langen, roten Haare trug Fiamma als locker geflochtenen Zopf, was ihr eine gewisse Wildheit verlieh. Wie bereits für einige Anlässe zuvor trug Fiamma wieder die Lederschuhe, welche noch immer sehr neu und selten benutzt aussahen.

Und so straffte Fiamma die Schultern und schritt in der Eingangshalle umher. In dieser Nacht hatte sie Augen für das schöne Fresko und sie blieb davor stehen um es zu betrachten während sie ganz entspannt wartete.

[Iulia Cornelia]

Die Schritte, die sich dem Eingangsbereich näherten, waren regelmäßig und nicht sonderlich leise. Leichtes Leder, welches auf den Fliesen festen Halt fand, sowie seidener Stoff, der bei jeder Bewegung zart raschelte. Die Ventrue kam aus dem Teil des Hauses, in der die Besprechungszimmer lagen, in den sanft erleuchteten Vorraum, ihre blaugrauen Augen einige Momente auf das Kunstwerk wandern lassend, bevor sie mit ihrer angenehm warmen Stimme in Richtung Fiamma fragte: „Es ist wunderschön, nicht wahr?!“ Ihren Blick dabei auf die Gangrel richtend. Sie selbst trug wie so oft ein langes Kleid und ihre Haare züchtig unter einem Tuch, welches so weiß wie ihre restliche Kleidung war, verborgen.

[Fiamma]

Fiamma brauchte nicht aufzusehen um zu wissen, dass Iulia zu ihr in die Eingangshalle getreten war. Das Rascheln des feinen Stoffs hatte sie bereits angekündigt. Noch immer sah Fiamma auf das Fresco und nickte lächelnd. "Ja, das ist es. Ich hatte bei unserer letzten Begegnung dafür keine Augen. Ich bewundere ein solches Können sehr." Dann drehte sich Fiamma langsam in Iulias Richtung und schenkte Ihr ein ehrliches und entspanntes Lächeln, bevor sie ihr zunickte und eine leichte Verbeugung andeutete. "Seid mir gegrüßt, wohlwerte Iulia Cornelia, Harpyie von Genua, Neugeborene vom Blut der Könige, Kind der Aurore, la principessa bianca, Prinz von Genua, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters. Es ist eine Weile her, dass wir uns zuletzt gesehen haben. Habt vielen Dank, dass Ihr mich heute empfangt." Grundsätzlich wirkte Fiamma heute sehr viel ruhiger, als bei ihrer letzten Begegnung. Immerhin lag ein gutes Jahr dazwischen. Und doch überkam Fiamma eine leichte Unsicherheit, ob der Angst, dass Fiamma die Anrede Iulias nicht richtig im Kopf behalten haben könnte, aber sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen und hoffte einfach, dass sie es richtig gemacht hatte.

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue lächelte sanft, bevor sie das Nicken erwiderte und eine einladende Geste vollführte, die der Gangrel erlaubte näherzutreten. Derweil erklärte sie ihr freundlich: „Wohlwerte Iulia genügt, nachdem wir uns bereits bekannt sind, werte Fiamma.“ Ihre wohlklingende Stimme war angenehm warm und wohlwollend. Es war kein Vorwurf darin zu hören. Vielmehr glichen ihre Worte einer sanften Erklärung, bevor sie weiter sprach: „Und ich nehme mir gerne die Zeit für euch. Ich hoffe, ihr konntet euch in der Zwischenzeit in Genua gut einfinden?“

[Fiamma]

Einfinden war wohl nicht die richtige Bezeichnung. Fiamma lächelte verlegen. Nicht des gerade gedachten Gedankens wegen, sondern wegen der zu förmlichen Vorstellung. Sie hatte tausend Fragen, wenn nicht sogar noch mehr. Aber Fiamma biss sich leicht auf die Unterlippe, bevor sich ein freundliches Lächeln darauf breitmachte und sie Iulia verstehend zunickte. Dann trat sie näher an Iulia heran. „Ja, ich finde mich jeden Tag etwas besser zurecht und hinsichtlich unserer letzten Unterhaltung ist mir im Wald noch nichts Schlimmes widerfahren.“ Fiamma grinste frech und sah schnell auf den Boden. Man konnte halt doch nicht so einfach aus seiner Haut.

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue lächelte zart, ob des frechen Grinsens der Gangrel, bevor sie dieser milde versicherte: „Das freut mich zu hören.“ Ihre Sorge damals hatte ehrlich geklungen, und auch heute schien sie unterschwellig mit in ihrer warmen Stimme mit zu schwingen, als sie sich erkundigte: „Wie ist es euch seitdem ergangen? Konntet ihr bereits eine neue Bleibe finden?“

[Fiamma]

Ein ehrliches Lächeln, gefolgt von einem Nicken ging von Fiamma aus. "Ja, ich habe eine Bleibe. Sie ist etwas außerhalb und gut geschützt." Vermutlich würde jemand, der versuchen würde ihr nachzustellen, sie so oder so finden, egal, wo sie sich befinden würde. Dann blieb Fiamma still stehen und sah Iulia neugierig an. Und wieder nickte sie. "Ich finde mich auch langsam zurecht." Was Iulia wohl davon halten würde, wenn sie ihr erzählen würde, dass sie die Dächer bereits besser kennt, als die Straßen und die Gebäude, die ggf. wichtig wären." Fiamma schmunzelte kurz. "Wie ist es Euch ergangen in dem letzten Jahr? War es sehr kurzweilig für Euch?"

[Iulia Cornelia]

„Das war es durchaus.“, erklärte die Ventrue mit einem Nicken und sanftem Schmunzeln, bevor sie zu verstehen gab: „Ich hatte seit vielen Jahrzehnten die Möglichkeit, mich meinen persönlichen Interessen stärker zu widmen.“ Ihr Schmunzeln war zu einem seligen Lächeln geworden, welches widerspiegelte, dass sie diesbezüglich nicht traurig war. Stattdessen erkundigte sie sich interessiert: „Wie steht es um euch? Wohin sollen euch, eure Wege in den kommenden Jahren führen?“

[Fiamma]

Wieder lächelte Fiamma „Das klingt hervorragend.“ und freute sich darüber, dass Iulia scheinbar auch etwas Zeit für sich selbst finden konnte. Es muss schrecklich anstrengend sein sich um alle unartigen Schäfchen zu kümmern, die nicht in der Lage sind sich anständig zu benehmen. Fiamma lächelte still und konnte nicht umhin sich Iulia vorzustellen, wie sie die jungen Neugeborenen mit ihrem Hirtenstab in die rechte Bahn wies, bis diese endlich in der Lage waren den Weg zur saftigen Weide alleine zu finden.

Dann straffte Fiamma die Schultern und sah Iulia kurz an, bevor sie ihre Augen wieder gen Boden richtete. „Ich werde mich um die Waisen kümmern.“ Nach einer kleinen Pause fügte sie kichernd hinzu: „Also nicht ich persönlich, aber ich möchte die Umstände verbessern.“ Dann zuckte sie kaum sichtbar mit den Schultern „Zumindest hat es mir der Herold so aufgetragen.“ und ihr Lächeln war mal wieder von einer gewissen Unsicherheit durchzogen.

[Iulia Cornelia]

„Eine interessante Entscheidung des Herolds.“, stellte Iulia milde fest, nickte aber schließlich leicht, bevor sie sich erkundigte: „Hattet ihr euch in eurer Vergangenheit denn bereits um Kinder gekümmert, dass er euch gerade diese Aufgabe hat zukommen lassen? Und wie gedenkt ihr diese anzugehen, so ihr meintet, nicht ihr persönlich?“