[1075] Treffpunkt Hafenkante [Fiamma, Gabriel]

[Gabriel Ducas]

Der Brujah beobachtete und nickte auf ihre abschließende Frage hin. Seine rechte Hand fuhr sich einen Moment durch den Bart und er wirkte nachdenklich. Seine gesamte Haltung ihr gegenüber änderte sich. Die Mundwinkel sanken etwas, die Augen verengten sich und auch eine leichte Spannung trat in den Körper. Auch der Klang seiner Stimme veränderte sich etwas und seine Worte waren nicht mehr gänzlich freundlich, sondern eher geschäftig kalkulierend. „Wie ich bereits sagte wäre es Zeitverschwendung, wenn ihr Informationen aus den Tavernen beschafft. Befragt eure Ältesten. Befragt jene unter den euren die sich mit der Geschichte auskennen. Ich bin mir sicher ihr werdet fündig werden.“ als dann nickte er ihr respektvoll, aber knapp zu „Nun ich wünsche euch noch eine angenehme Nacht und allseits sichere Wege.“ mit diesen Worten ließ er sie dort stehen und würde in Richtung Stadt verschwinden.

[Fiamma]

Betroffen blickte Fiamma Gabriel nach. Zuerst wusste sie nicht, wie ihr geschieht und warum sich die Stimmung so schnell änderte und er sie einfach stehen ließ. Aber langsam sickerte die Erkenntnis in ihren Verstand und sie begann sich für ihr Verhalten zu schämen.

Fiamma blickte ihm betroffen nach und überlegte, was sie nun tun sollte. Gabriel war kurz davor in der kleinen Gasse zu verschwinden. Schnell trat Fiamma an dem Kistenstapel vorbei und machte einige Schritte in seine Richtung. "So wartet doch. Bitte entschuldigt. Ich wollte Euch nicht verärgern."

Betroffen überbrückte sie die Entfernung zu ihm mit schnellen, leisen Schritten. Fiamma blieb vor Gabriel stehen. "Ich bin es nicht gewohnt mit anderen zu reden." Fiamma lächelte entschuldigend und zuckte mit den Schultern. Nachdem sie ihn einen Moment angesehen hat, antwortet sie "Ich verstehe die Frage nach den persönlichen Zielen nicht. Ihr seid nicht der Erste, der mich danach fragt." Und dann sah Fiamma beschämt zu Boden.

[Gabriel Ducas]

Gabriel hatte seine Schritte in Richtung einer Gasse gelenkt als er die Worte der Gangrel vernahm, setzte er noch einen Schritt, blieb dann stehen und wartete auf die hinzutretende. Langsam wandte er sich zu ihr und seine Züge wirkten ruhig und gelassen. Sollte sie erst einmal sprechen.

„Es ist unhöflich die Fragen seines Gesprächspartners einfach so zu ignorieren. Aber verärgert bin ich nicht. Wenn ihr die Frage nicht versteht, so sagt dies doch einfach. Immerhin war dies eine offene Frage und ihr hättet beliebig antworten können.“ er schmunzelte bei seinen letzten Worten. „Es ist keine Schande es nicht zu wissen. Aber immerhin ist es eine Antwort.“ Gabriels Stirn legte sich nachdenklich in Falten und er rieb sich erneut mit der Hand das Kinn. „Wenn wir also annehmen das ihr unser Gespräch fortsetzten möchtet, so lasst uns doch mit eurer Aussage beginnen. Ihr sagt ihr wisst nichts über eure persönlichen Ziele? Solltet ihr dies nicht klären? Immerhin habt ihr nun…“ er sah ihr in die Augen „…Zeit.“

Mit einer einladenden Geste der Hand bot er ihr an, ihm zu folgen. „Vielleicht können wir zu einem gegenseitigen besseren Verständnis kommen. Was lehrte euch euer Erzeuger über die Nacht? Welchen Prinzipien, Überzeugungen, ja welchem Weg folgt ihr wohl? Vielleicht hilft mir dies zu verstehen, warum ihr die Frage nach persönlichen Zielen nicht versteht.“ So sie ihm folgen würde, setzte er seine Schritte in Richtung Mascherana. "Und bitte senkt eure Stimme, solange wir durch die Gassen wandeln." lächelte er ihr aufmunternd zu.

[Fiamma]

Noch bevor Fiamma seiner einladenden Geste folgte, sprudelten die Worte aus ihr heraus. „Ist es nicht genauso unhöflich jemanden so ungeniert auszufragen?“ Sie lächelte Gabriel an und doch zeigte sich wieder die Röte in ihrem Gesicht. Schnell wandte sie den Blick wieder ab.

Insgeheim spürte sie, wie sie sich ein wenig über sein Verhalten ärgerte. Gabriel war eindeutig nicht verärgert, aber er belehrte sie und das mochte sie nicht. Ganz seicht kratzte es unter ihrer Haut, aber Fiamma war klug genug sich selbst zu beruhigen und es ihm nicht zu zeigen. Es war eine Sache von ihrem Clanbruder gerügt zu werden, aber eine vollkommen andere, es von einem Wildfremden zu hören. Und auch wenn sie Gabriels Gesellschaft überhaupt nicht als unangenehm empfand, so war er für sie zum jetzigen Zeitpunkt noch immer ein Fremder. Eine einzelne Nacht würde nicht ausreichen, dass sich das änderte. Auch sie hatte ihren Stolz. Aber auch er hatte Recht. Sie hatten genug Zeit, das zu ändern und ihr Lächeln wurde ein bisschen breiter.

Auf die Frage nach ihrem Erzeuger verfinsterte sich Fiammas Miene für einen kurzen Moment und ihre Stimme klang eisig: „Ich weiß nicht viel über ihn. Er hat mich das aller nötigste gelehrt und mich dann zum Prinzen geführt.“ Gabriel konnte spüren, dass mit diesem Thema wohl einige Emotionen verbunden waren. Allerdings konnte er nicht erkennen, welcher Natur sie wohl entsprungen. „Ich möchte nicht darüber reden.“

Nach einer Weile seufzte Fiamma leise. Sie schien sich wieder im Griff zu haben. Unsicher lächelte sie Gabriel an. „Man sollte meinen, dass ich erst einmal in Genua Fuß fassen kann, bevor ich mir über hehre Ziele Gedanken mache oder etwa nicht?“ Sie machte eine kurze Pause und schlug mutig als erste den Weg in die schmale Gasse ein, auf die Gabriel ursprünglich zugesteuert hatte. Als sie weitersprach, glich ihre Stimme nur noch einem Flüstern. „Da ich mir nicht sicher bin, ob Genua der richtige Ort für mich ist, möchte ich erst herausfinden, was die Stadt und die Gesellschaft mir bieten kann. Was also macht Genua Eurer Meinung nach so wert um bleiben zu wollen?“ Neugierig blickte Fiamma Gabriel an und wartete auf seine Antwort.

[Gabriel Ducas]

Gabriel blieb einen Augenblick verdutzt stehen und musste schließlich anerkennend in Richtung Fiamma schmunzelnd Nicken, als sie ihm Unhöflichkeit vorwarf, ließ sie jedoch weitersprechen. Seine Miene wurde mitfühlend als sie da so finster über ihren Erzeuger sprach, allerdings bohrte er nicht nach. Vielmehr schien er beschwingt und fröhlich als sie sich so durch die Straßen und Gassen bewegten. „Ich frage euch nicht ungeniert aus. Habe ich euch nicht alle eure Fragen beantwortet? Welche Fragen habt ihr mir im Gegenzug beantwortet? Und war es nicht euer Wunsch das Gespräch fortzusetzen?“ es war keine wirkliche Rüge, vielmehr eine ruhige Feststellung und er bewegte sich wieder neben ihr.

„Sicher sollt ihr zunächst einmal ankommen. Doch seid euch bewusst das ihr bereits auf dem einen oder anderen Spielfeld steht. Aber wenn ihr so offen fragt. Ihr wollt also einen Grund in Genua bleiben zu wollen?“ Nun verfinsterten sich seine Züge und der Brujah schwieg einen Moment bevor er erneut mit leiser, ruhiger, aber sehr gefasster Stimme antwortete. „Es soll hier Möglichkeiten geben.“ sagte er mit einem kurzen Achselzucken in ihre Richtung und lächelte gequält. „Wo, liegt natürlich nur bei euch. Auch wie schwer diese Möglichkeiten zu erreichen sind, hängt von euch ab.“ mit scheinbar schlafwandlerischer Sicherheit steuerte Gabriel auf ein unsichtbares Ziel hin. „Nun also zu meinen Fragen. Ihr könnt nicht völlig unwissend sein. Insbesondere nicht, wenn es um eure Überzeugungen geht. Was treibt euch also an? Was ist eure Leidenschaft? Und bitte sagt nicht, ihr wisst es nicht, denn sicher habt ihr etwas getan, bis ihr euer aktuelles Alter erreicht habt und sicher habt ihr Träume?“ da war er wieder. Dieser väterliche Ton eines Herrschers der über seine Herde wacht. Nicht streng, sondern vielmehr fürsorgend.

[Fiamma]

Es war das erste Mal, dass Fiamma so frei in den Straßen von Genua flanierte. Staunend betrachtete sie alles und sog die Eindrücke auf wie ein ausgetrockneter Schwamm. Gabriel konnte ihre Neugier an den Dingen eindeutig wahrnehmen. Bisher schlich sie heimlich durch die Dunkelheit und was auch immer sie gerade noch beschäftigt hatte, schien weit entfernt zu sein. Fast schon hätte Gabriel damit rechnen können, dass sie wieder nicht auf seine Fragen antwortete, als sie unerwartet stehen blieb und sich ihm zuwandte. Fiamma lächelte schüchtern und sprach leise, so wie er es ihr geheißen hatte. „Wisst ihr, ich bin die Tochter eines Kaufmanns. Nein ich war! Wenn Ihr mich nach einer Überzeugung oder einem Antrieb fragt, dann kann ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass es die Freiheit ist.“ Schüchtern sah Fiamma auf den dreckigen Boden der Gasse. Dann seufzte sie und sah wieder hoch. „Ich strebe nicht nach Macht oder dergleichen. Auch wenn ich eingestehen muss, dass es unsereins sicherlich viele Vorteile bietet. Vielleicht bin ich mit dem Wenigen, das ich habe, vorerst zufrieden.“ Sie zuckte wieder mit den Schultern, wie sie es so oft tat. „Ihr könnt es vielleicht nicht nachvollziehen, aber fühle mich draußen alleine im Wald, in der Natur am wohlsten.“ Fiamma setzte langsam den Weg fort. „Aber wenn es um Leidenschaft geht, dann würde ich gerne mehr von der Welt sehen.“ Ihr Blick schien in weite Ferne zu gleiten. „Das habe ich zu Lebzeiten nicht gekonnt…. Nicht gedurft….“ Fiamma lachte leise. „Stellt Euch doch einmal vor, was mir alles hätte passieren können.“ Und wieder musste sie ihre Gedanken sortieren. „Aber heute bin ich in der Lage mich zu verteidigen. Das eröffnet mir Möglichkeiten, die ich als Mensch nicht hatte…. Niemals für möglich erachtet habe.“

[Gabriel Ducas]

Auch er stoppte seine Schritte als sie so unvermittelt stehen blieb und hörte ihr dann aufmerksam zu. Hier und da nickend und ein bestätigendes „mhh“ von sich gebend sah er ihr zu wie sie sprach und die Eindrücke der Stadt aufsog. „Tochter eines Kaufmanns also?“ er strich mit der Hand über seinen Umhang. „Nun so seid ihr in behüteten Verhältnissen aufgewachsen und wolltet diese scheinbar immer schon verlassen?“ er nickte lächelnd. Ob er ihren Wunsch verstehen konnte? Erneut bogen sie um eine Ecke und gingen hinter San Giorgio in Richtung San Damiano. „Die Welt sehen ist ein interessanter Gedanke. Ist Genua denn bereits etwas Neues für euch? Woher stammt ihr?“ die Stimme verfiel in einen sanften Plauderton ebenso wie ihre Schritte mehr einem gemütlichen Schlendern glichen.

„Wie man unschwer erkennen kann, komme ich nicht aus dieser Stadt. Ich stamme von Sizilien. Auch mich trieb es also in die Ferne. Neue Eindrücke sammeln, fremde Städte und Personen kennenlernen. Reisen vermag jetzt einfacher klingen, doch ist es weitaus gefährlicher, selbst wenn man sich verteidigen kann. Es gibt viel zu beachten wenn man eurer Leidenschaft nachgehen möchte. Es gibt Grenzschützer überall, man muss Regeln befolgen…“ seufzend fügte er hinzu „…wenn man seine gegebene Zeit nicht vorschnell verlieren möchte.“ einen Moment schien es als würde er warten wollen bevor er jedoch erneut ansetzte und fragte „So habt ihr kein Interesse in die Fußstapfen eures Vaters treten zu wollen? Könntet ihr doch entsprechende Kenntnisse besitzen. Vielleicht würden sich so Möglichkeiten ergeben. Zum Reisen und zum…handeln.“ zwinkerte er ihr zu.

[Fiamma]

Ein Kichern wurde zu Gabriel herübergetragen. Noch immer sah Fiamma sich mit fast schon kindlicher Neugier um, als sie sprach: "Ich denke, dass ich in Genua angekommen bin, scheint mein Schicksal gewesen zu sein." Wieder kicherte sie, aber dieses Mal hielt sie sich die Hand vor den Mund und sah kurz zu Boden. Amüsierten sie ihre Worte oder ihre Gedanken? "Mir wurde bereits versichert, dass ich großes Glück hatte, zuerst der Geißel von Genua in die Falle zu tappen und dass mir auf meinen Streifzügen im Wald ein schlimmes Schicksal drohen könnte." Dann senkte sie ihre Hand und betrachtete Gabriel kurz, bevor sie sich weiter alles betrachtete. "Genua ist etwas vollkommen neues für mich."

Eine etwas längere Pause entstand, bevor Fiamma weitersprach. Jegliche Freude und jegliches Lachen war vollkommen aus ihrer Stimme und ihrem Gesicht verschwunden. "Nein, ich strebe nicht danach in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Es würde mich nicht glücklich machen." Dann starrte Fiamma starr vor sich als sie neben Gabriel herging.

[Gabriel Ducas]

Der Blick des Brujah zeigte deutliche Spuren von Skepsis. Glaubte er womöglich nicht an Schicksal? Oder war es etwas anderes das er skeptisch betrachtete? „Nun sicher sind die Wälder nicht für jeden von uns ein geeigneter Ort. Ich selbst bevorzuge die Städte.“ erwiderte er knapp und so langsam konnte man wohl erahnen, wohin ihr Weg sie führen würde, befanden sie sich doch allmählich in der Nähe des Elysiums. „Nun ihr scheint eure vergangenen Tage nicht wirklich zu vermissen. Dennoch haben sie euch doch einiges gegeben. Als Kind eines Kaufmanns dürftet ihr einige Dinge gelernt haben. Etwas das euch sicherlich nützlich sein dürfte, wenn ihr euch hier in Genua niederlassen und eure Aufgabe bewältigen wollt.“ seine Mundwinkel und Schultern zuckten einen Moment. „Ich respektiere euren Wunsch, nicht in die Fußstapfen eures Vaters treten zu wollen. Zumindest des einen…“ mit einem verschmitzten Blick sah er zu Fiamma. „..doch was macht euren Wahlerzeuger aus? Er hat euch doch sicher nicht gänzlich unwissend entlassen, oder etwa doch? Immerhin sind die Tage und auch die Nächte…gefährlich für jemanden der nichts weiß…“ er ließ dies erst einmal so stehen und wartete was sie zu sagen hatte.

[Gabriel Ducas]

Zusammenfassung: Fiamma und Gabriel treffen im Hafen aufeinander und führen ein Gespräch. Man spricht über die von den Herolden verteilten Aufgaben, tauscht gegenseitig Gefallen und bei einem anschließenden kleinen Stadtspaziergang philosophiert man über Herkunft und persönliche Vorstellungen.