[1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

[September '22]
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Vincente Carlos
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[1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Vincente Carlos »

Unter den Gästen gab es einige Neuankömmlinge und diese fand Vincente immer spannend. Er ignorierte dabei beflissentlich die Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte, dass er selbst noch gar nicht lange in der Stadt war und daher auch noch „Neuankömmling“ war.

Mit gemächlichen Schritten näherte er sich dem Mann, den die Harpyie ihm als Paolo benannt hatte. Er wählte dabei nicht den direkten Weg. Vielmehr glitt er durch das Meer der Gäste wie ein Fisch, der einen Leckerbissen erspäht hatte. Dabei ließ er sein Ziel nicht aus den Augen. Eine Weile beobachtete er wie der Fremde mit den Händen rang. Er schien verunsichert oder nicht recht zu wissen was er tun sollte.

Wenigstens versteckt er sich nicht hinter einer Topfpflanze, ging es ihm durch den Kopf. Er konnte sich noch sehr gut an seinen ersten Abend in Gesellschaft erinnern, schließlich war dies erst seine zweite Veranstaltung.

Er umrundete eine Säule und da er sich nicht plötzlich wie aus dem Nichts in das Sichtfeld des anderen schieben wollte, sprach er den Fremden von hinten an: „Das ist ein sehr schönes Tuch, das ihr da trag. Die Farbe steht euch ausgezeichnet.“
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Paolo
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Paolo »

Paolo schrak sichtlich zusammen. Er hatte gar nicht bemerkt dass sich jemand ihm genähert hatte und jetzt stand er auch noch da wie ein verängstigtes Kind.
Er nahm sich einen Moment sich zu fassen und die Haltung zu lockern, aber sein Lächeln, was er zeigte als er sich zu dem Ansprechenden umdrehte, war eine Spur erzwungen.
Seine dunklen Augen huschten über die Gestalt des Lasombra.
"Ihr...ich kenne euch nicht...hm" dann erinnerte er sich des Gelernten.
"ähm Verzeiht. Mein Name ist Paolo, Neugeborener vom Blute der Wanderer und ihr?" Er nickte Vincente kurz zu.
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Vincente Carlos
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente ließ seinen Blick einen Tick länger als nötig auf Paolo ruhen. Was hätte er wohl gemacht, wenn ich mich direkt auf ihn zubewegt hätte? Lächelnd, fragte er sich. Manchmal vergaß er, dass vielleicht nicht jeder so viel Zeit unter Freibeutern, Haudegen und Trunkenbolden verbrachte – Personen eben, bei denen der Ton rauer war und bei denen man entsprechend kantig auftreten konnte und mitunter auch musste. Kurz blickte er an sich hinab. Vielleicht hätte ich...buntere Kleidung wählen sollen. Oder mehr...Glitzerzeugs.Vielleicht ist meine Erscheinung doch zu … streng? Zu grimmig?

Er befahl seinen Gedanken später weiter über die Auswahlmöglichkeiten unter seiner Garderobe nachzugehen, als ihm auffiel, dass er vielleicht schon ein wenig zu lange schwieg und sein Gegenüber musterte.

Als er lächelte war dieses echt. „Bitte verzeiht, werter Paolo, ich hatte keineswegs die Absicht euch zu erschrecken. Falls dem so gewesen ist, bitte ich euch dies zu verzeihen. Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Vincente Carlos, Neugeborener der Lasombra, Kind des Kasib Sami, Ancilla des Clan Lasombra. Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.“ Er legte den Kopf schief. „Clan der Wanderer“, wiederholte er. „Bedeutet dies, dass Genua und seine Domäne nur ein Zwischenstopp auf einer längeren Reise ist?“
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Paolo
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Paolo »

"Hm...vielleicht. Irgendwann sicher. Doch nicht in nächster Zeit." und nächste Zeit konnte bei Kainiten durchaus auch mehrere Jahre wenn nicht Jahrzehnte umfassen.
"Es ist meine Heimat. Genua. Es ist also eine Art Heimkehr, aber kein Ruhesitz."
Paolo musterte nun Vincentes Erscheinung. "Aus welcher Domäne der See stammt ihr? Ich nehme mal an ihr stammt aus einer als Lasombra mit einem Erzeuger mit einem südländischen Namen." Noch ein neuer. Es gab wirklich ständig Zulauf und Alte verschwanden.
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Vincente Carlos
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Vincente Carlos »

„Eure Heimat? Nun, die Stadt hat sich sicherlich verändert, seit ihr zuletzt hier gewesen seid. Altes musste weichen und neues wird errichtet, man muss sich nur die Stadtmauer anschauen.“ Bei dem Gedanken fiel ihm wieder ein, dass er noch keine Gelegenheit hatte, sich mit ihrem Baumeister zu unterhalten. Oder sie sich anzuschauen. Vielleicht sollte er das in nächster Zeit nachholen.

„Ich persönlich finde es ja immer schön, wenn Orte Vertrautheit und Neues bereithalten, es macht das Wiederkehren so viel schöner“, ergänzte er. Schließlich war das auch einer der Gründe, warum er so gerne reiste. „Und ja, eure Vermutung ist korrekt. Ich stamme nicht aus Genua. Bevor ich hierher gekommen bin, habe ich mich vorrangig in Sardinien aufgehalten. In gewisser Weise könnte man sogar sagen, dass auch ich … wandere.“ Er grinste frech. „Wo wart ihr zuletzt beheimatet?“
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Paolo
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Paolo »

"Sardinien. Nun das ist weniger südlich als ich dachte. Ich war aber auch nie dort. Wie ist es da?" fragte Paolo und stellte sich eine bewaldete Insel mit vielen Stränden vor und weniger Zivilisation.

"Ihr habt recht mit der Vertrautheit. Es ist ein ganz eigenes Gefühl. Neues und Altes nebeneinander zu sehen."

Paolo schaute sich etwas um. "Ich war nie wirklich woanders beheimatet. Durch fremde Orte zu ziehen ist nicht wirklich etwas was ich Heimat nennen würde."
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Vincente Carlos
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Vincente Carlos »

„Mein Erzeuger ist deutlich mehr gereist als ich selbst, sicher kennt er sich auch im Süden aus, falls dieser euch eines Tages als Ziel interessieren sollte“, erklärte Vincente. „Ich selbst habe seine alte Heimat noch nicht bereist, es ist mir immer noch etwas befremdlich, wenn der Sand die Hitze des Tages noch für Stunden nach Sonnenuntergang festhält.“

Das er nach seiner alten Heimat gefragt wurde, ließ seine Augen leuchten. „Oh, Sardinien ist wunderschön“, begann er, holte tief Luft und erbrach sich in einen regelrechten Redeschwall. Er beschrieb den süßen Duft des Sommers, wenn Mensch und Natur so träge wurden, dass nicht einmal das Meer noch Wellen an den Strand werfen wollte. Er beschrieb wie der Wind nachts Musik davon trug, wenn in den Dörfern Feste gefeiert wurden. Er erinnerte sich noch an den Geschmack des Weins, den er in seiner Jugend getrunken hatte, an den Rausch und die berauschenden Feste. Und später wurde dies dann durch das Blut der Sarden ersetzt. „Wein ist nicht gleich Wein, die Trauben, der Hang, die Verarbeitung – sie alle nehmen Einfluss auf das Ergebnis. Die Region färbt somit den Wein, und auch das Blut der Bewohner. Oh, es gab da mal ein Mädchen...“, und er begann von der Schönheit der Frauen und Männer zu schwärmen und von den süßen Färbungen, die der Weingenuss durch ihr Blut zog, wenn das Salz des Meeres sich mit Schweiß und Tränen mischte. Vincente beschrieb auch die Landschaft, den Gesang der Vögel, das Glitzern des Mondlichts auf dem Wasser, Stürme und Dürren und Hungersnöte. „... Und wenn man sich in eine Taverne setzt, dann dauert es nicht lange, und die Alten erzählen Geschichten von Geistern und Seehexen und Wasserschlangen und fliegenden Fischen!“, beendete er seine Ausführungen. „Falls es euch einmal dahin verschlägt und ihr nicht alleine reisen wollt, dann sagt mir gerne Bescheid. Ich bin einem Besuch in der alten Heimat niemals abgeneigt.“

Seine Stimmbänder waren vom vielen Reden ein wenig kratzig. Er machte eine Pause und blickte sein Gegenüber an wie ein Rätsel, das er lösen wollte. „Clan der Wanderer“, grübelte er laut. „Was hat es damit auf sich, mit dem wandern. Warum tut ihr das?“
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Paolo
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Paolo »

Paolo war überrascht ob des Redeschwalls Vincentes. Immerhin war es nun nicht er selbst der etwas sagen musste. Ob Vincente auch so nervös war wie er und deshalb so viel redete? Die Erzählungen erfreuten ihn aber. "Wanderer ist nur ein Beiname. Nicht alle von uns wandern tatsächlich, aber es kommt wohl öfter vor, dass wir weite Strecken zurücklegen oder öfter den Ort wechseln, so wie ich. Vielleicht zieht es unser Blut gerade zu denen die das Weite und die Freiheit suchen.
Ich bin noch nicht soweit direkt weiter zu ziehen, aber das sind schöne Bilder die eure Worte zeichnen. Da möchte man direkt dort sein. Vielleicht wird Sardinien also direkt mein nächstes Ziel. Seid ihr Poet oder Künstler?"
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Vincente Carlos
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Vincente Carlos »

„Ja, Sardinien sollte man auf jeden Fall einmal besuchen!“ Gab es da nicht so ein Sprichwort? Sardinien sehen und sterben, oder so ähnlich?
Er freute sich, dass er in Paolo einen so guten Zuhörer gefunden hatte, der an den richtigen Stellen nickte und aufmerksam blieb. Wenn man sich in Tavernen unterhielt, ließ der Alkohol das Gegenüber oft glasig um die Augen werden und dann konnte man etwas vom Pferd erzählen, ohne, dass es auffallen würde.

„Eure Worte schmeicheln mir“, erklärte er. Er dachte an die Abende mit Livius zurück, an denen dieser versucht hatte, ihm Kunst zu erklären. Er hatte noch immer wenig Verständnis dafür, hatte er doch noch keine Zeit gehabt, um Dinge um ihrer selbst willen zu betrachten. Er sah sie immer nur als potenzielle Beute, die er eintauschen oder verkaufen konnte. „Poet oder gar Künstler bin ich nicht, ich mag nur meine alte Heimat und habe so selten einen guten Zuhörer wie euch“, erklärte er. Er deutete mit der Hand auf die anderen Gäste. „Es gibt hier viel gelehrtere Personen, als ich es bin. Ein paar haben auch Vorträge für den Wettbewerb vorbereitet, die mit Sprache und dergleichen zu tun haben.“

Er ließ den Blick wieder zu Paolo wandern. „Aus Neugierde, wie reist ihr, wo ihr doch oft unterwegs zu sein scheint?“
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Paolo
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Re: [1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Paolo »

"Zu Fuß." Erwiderte Paolo nonchalant und meinte es ernst. "Oft zu Fuß aber da ich auch ohne genaues Ziel oft reise, reise ich immer so dass ich die nächste Stadt erreiche und in einem Gasthaus vor der Stadt unterkommen kann oder naja unter der Erde. Nicht schön aber mitunter notwendig." Er zuckt mit den Schultern.
"Wenn ihr eure Heimat so liebt. Was hat euch aufs Festland geführt?"
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