[1073] Das blaue Tuch [Paolo, Vincente] [Die letzten haben keine Rivalen]

[Vincente Carlos]

Ah, der süße Duft von Geheimnissen. Wenn jemand etwas verbarg, dann meist, weil es stehlenswert war, dachte Vincente. Warum sich sonst die Mühe machen.
Und Wissen, dass wusste er, war auch eine Art Ware und versprach Profit.

Auf seine Worte hin lächelte Vincente. Das konnte es in diesem Falle nicht lassen. Dabei sah er etwas wölfisch drein, mit seinen blitzenden Zähnen, den dunklen Haaren und dem versprechenden Grübchen. Jetzt wird der Bengel auch noch frech, dachte er amüsiert. Aber verpasse ich ihm dafür eine blutige Nase, oder will ich nur noch mehr mit ihm spielen?

„Wie könnte man es mir verübeln“, entgegnete er. Er zwinkerte so schnell, dass der andere vielleicht gar nicht sicher war, dass er es getan hatte. „So oder so besteht immer die Gefahr, dass es unsereins auffällt. Blut ist schließlich unser Lebensinhalt. Und ihr“, er hätte die Luft am liebsten Tief eingesogen, „riecht köstlich.“ Sein Blick ruhte auf dem anderen, beobachtete, ob er sich wand oder seine Worte als Kompliment empfand. Paolo war seltsam, er wirkte wie ein zittriges Etwas, dem man am liebsten eine Ecke vor einem warmen Kamin freiräumen würde, und doch tötete auch er seit Jahren Nacht für Nacht. Man durfte nicht vergessen, dass auch Paolo ein Tier in sich trug. Blieb die Frage ob Raub oder Beute.

„Aber keine Sorge“, er wedelte kurz mit der Hand. „Ich werde eurer...Problem... nicht an die große Glocke hängen. Stattdessen bin ich bereit, euch den Gefallen zu tun, und es für mich zu behalten“, sprach er großzügig. „Ich bin schon gespannt wie unsere zukünftigen Gespräche verlaufen.“ Er gluckste. „Meiner Aufmerksamkeit seid ihr gewiss“, erklärte er und es klang wie ein Versprechen und eine Drohung.

[Paolo]

Paolos Gesichtsausdruck wurde kaum freundlicher bei den Worten des Lasombra aber vorsichtiger und schließlich nickte er unterwürfig tief. Jetzt hatte er sich in eine Abhänigkeit verwickelt, aber gut was sollte er dagegen tun außer es selbst für alle an die große Glocke zu hängen und nun hatte er auch noch ein Interesse bei dem anderen Raubtier geweckt, dass er lieber nicht wollte.
"Habt Dank für euer Schweigen."

[Vincente Carlos]

In ihrem ersten Gespräch läuft es zunächst recht gut. Die beiden Männer unterhalten sich über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer Reise zu Land bzw. zu Wasser. Vincente ist von seinem Gegenüber, das einen recht schreckhaften, ängstlichen Eindruck auf ihn macht, recht angetan. Daher beschließt er möglichst unauffällig an ihm zu riechen - ein Fehler, denn von Paolo geht ein leichter Blutgeruch aus. Nur mit Mühe kann sich Vincente, der sogleich auf Abstand geht, beherrschen, denn keinesfalls will er bei einer Veranstaltung einen anderen Kainiten anfallen, nur weil er sein Tier nicht unter Kontrolle halten kann. Anschließend nimmt das Gespräch keine allzu gute Wendung mehr. Paolo fürchtet sich zu recht, dass ein anderer ihn anfallen und beißen könnte, er hält sich in ständiger Bereitschaft zur Flucht. Vincente grummelt, da Paolo verletzt unter Kainiten erscheint und somit für die meisten eine Versuchung darstellen dürfte. 'Großzügig' erklärt er sich bereit, Paolos Geheimnis nicht herum zu erzählen.