[1075] Vorbereitungen treffen [Benjamin, Iulia]

[Iulia Cornelia]

Ein junger Bote hatte eines Nachts Benjamin bei einem seiner Besuche im A Tarda Ora vorsichtig angesprochen, um ihm eine mündliche Nachricht zu überbringen. Eine Einladung zu einem Treffen in einem Monat eine Stunde nach Mitternacht. Um wen es sich dabei handelte, wusste er nicht zu sagen, noch enthielt die Botschaft Hinweise. Dennoch schien die bewusste Wahl eines Treffpunkts wie diesem, keine größere Gefahr für den Banu Haqim zu verheißen.

So Benjamin in jener Nacht erscheinen würde, würde er das Gästehaus verhältnismäßig leer vorfinden. Zwar befanden sich die obligatorischen Wachen vor der Tür, die ihn, ohne zu kontrollieren, passieren lassen würden, im Inneren des von warmem Licht erhellten Hauses selbst war dagegen nur eine einzige Person zugegen. Alle sterblichen Diener waren offenkundig aufgefordert worden, dass Gebäude zu verlassen. Entsprechend allein stand die hochgewachsene Gestalt mit dem Rücken zur Tür vor dem Kunstwerk im Eingangsbereich.

Ihre Haare waren züchtig unter weißem Stoff verborgen, während die hellen Hände offen auf ihrem Rücken lagen. Der sanfte Fall ihrer seidenen Kleidung betonte die weibliche Figur der natürlichen Schönheit, die dort sowohl unbewaffnet wie auch ohne Rüstung, Statuen gleich dastand und zu warten schien. Ob sie sich hier sicher, oder gar wohl fühlte, war schwer zu sagen, doch sie schien in sich zu ruhen, und der Dinge zu harren, die da kommen würden.

[Benjamin]

Er hatte dem Diener gegenüber seine Zustimmung geäußert und war an jenem besagten Abend erschienen. Er trug lockere Leinenhose und Leinenhemd. Auch er wirkte ruhig, obwohl aufmerksame Beobachter eine gewisse Grundspannung erkennen konnten. Dennoch, die leeren Hallen und das spärliche Licht schienen ihm nichts auszumachen. Ein freundliches Lächeln war auf seinen Zügen zu erkennen als er auf die Harpyie zuging.

Er neigte den Kopf als er die Distanz zwischen ihnen auf einen Schritt verkürzt hatte. Interessiert musterte seine blauen Augen die Ventrue, suchten nach Veränderungen und Altbekanntem. In seiner Mimik lag Interesse und Neugier. Was konnte Iulia wohl von ihm wollen dass eines Treffens bedurfte?

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue wandte sich dem Hinzugetretenen nicht zu. Womöglich hatte sie ihn nicht gehört oder aber sie nutzte den Moment bewusst aus, um ihn aus den Augenwinkeln heraus kurz zu betrachten, während sie noch einen Moment länger das Bild ansah, ehe sie sich ihm tatsächlich zuwandte, um ihn schweigsam mit einer höflichen Geste zu begrüßen.

Auf den ersten Blick hatte sich Iulia nicht viel verändert, auch wenn sie durchaus etwas muskulöser wirkte. Ob sie dies jedoch nicht bereits bei ihrer letzten Veranstaltung gewesen war, war schwer zu sagen, waren sie sich damals nicht nähergekommen.

Damals wie heute wirkte ihre Körpersprache jedoch erwachsener, womöglich auch schlicht ventruesker, durch die auf ihren Rücken gelegten Hände, als sie nach einem Moment des Schweigens mit gedämpfter, aber furchtfreier Stimme gleichmäßig melodisch sprach: „Schön euch wiederzusehen. Es ist lange her, seit wir zuletzt miteinander gesprochen haben.“

Ihre blaugrauen Augen wanderten kurz durch das A Tarda Ora, weiterhin nicht lauter sprechend, als es nötig war, als sie nachdenklich zu verstehen gab: „Womöglich zu lange.“ Iulia machte eine knappe Sprechpause, bevor sie weiter zu verstehen gab: „Vieles hat sich seitdem verändert.“

Die Ventrue machte einen tiefen Atemzug, hielt die Luft jedoch für einen Moment in ihren Lungen, als sie ihren Blick langsam auf Benjamin zurückwandern ließ und sie ihm schließlich zu verstehen gab: „Doch deshalb bin ich nicht hier.“

[Benjamin]

Benjamin nickte bejahend als sie davon sprach, dass ihre letzte Begegnung bereits zurücklag. „Mir is es ebenso eine Freude euch hier anzutreffen.“ die Tatsache, dass nur wenige sich dieses Treffpunktes bedienen würde und noch Inkognito und dass dadurch die Anzahl der ladenden Personen eigentlich nur noch Ancilla und Ahnen beinhaltete, ließ er unausgesprochen. Sie beide wussten dies.

„Und ja es ist in der Tat etwas her und vieles hat sich verändert. Woher der Sinneswandel?“ fragte er interessiert.

[Iulia Cornelia]

„Sinneswandel?!“, erkundigte sich die Ventrue rhetorisch, bevor sie sanft, aber bestimmt den Kopf schüttelte und anschließend ernster erklärte: „Nein, dafür bestände keinerlei Grund.“ Iulia machte eine bewusste Sprechpause, welche das Gewicht ihrer Worte weiter bekräftigte, bevor sie ihrem Gegenüber zu verstehen gab: „Ich bin hier, weil ich auf der Suche nach einem Kainiten der See der Schatten war.“ Ihre blaugrauen Augen lagen unbewegt auf dem Südländer, bevor sie zu diesem mit einem schmalen Lächeln sprach: „Offenbar euch.“ Erneut schwieg die Ventrue für einen Moment, bevor sie sich erkundigte: „Euch ist bekannt, worum es sich bei einer Syssitia handelt?“

[Benjamin]

„Ein Kainit der See... ja das wäre wohl offenbar Ich.“ erklärte Benjamin lächelnd während er die Ventrue weiterhin aufmerksam beobachtete. Dann runzelte er leicht die Stirn und antwortete. "Ja, gedenkt ihr eine solche abzuhalten?" dann schmunzelte er und fügte an. "Ein wahrer gesellschaftlicher Spießroutenlauf... je nach Thema natürlich." das Lächeln verblieb auf seinem Gesicht während er interessiert Iulias Antwort erwartete.

Benjamins Haut war mittlerweile deutlich dunkler geworden als noch bei ihrem letzten Treffen, was einen immer stärker werdenden Kontrast zu seinen blauen Augen schaffte. Seine Hände waren hinter seinem Rücken verschränkt, was seinen Haltung ungewohnt straffte.

[Iulia Cornelia]

„Womöglich denke ich darüber nach, ja.“, bestätigte Iulia Benjamins Frage, bevor ihr Blick erneut hoch zu dem Kunstwerk an der Wand wanderte und dort für einen Moment verweilte, als sie nachdenklich zu verstehen gab: „Ich hatte jedoch nicht vor, mit der Syssitia einen gesellschaftlichen Spießroutenlauf zu veranstalten. Vielmehr sollen die Neugeborenen offen miteinander diskutieren können. Ihre Ansichten austauschen. Ihre Meinungen. Die Syssitia soll die Gelegenheit bieten, Gemeinsamkeiten zu finden, anstatt Dinge, die uns trennen.“

Ruhig wanderten ihre blaugrauen Augen auf Benjamin, bevor sie noch einmal zu dem Bild sah und sich schließlich erneut ihm zuwandte, als sie meinte: „Deshalb befand ich es auch für besser, nicht selbst die Rolle des Lesers einzunehmen, sondern stattdessen diese in die Hände eines Kainiten der See der Schatten zu legen, damit ein Zeichen setzend, dass auch ich nicht mehr als ein einfacher Teilnehmer der Syssitia sein würde, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie offen diese werden würde, so ich zugegen bin.“ Die Ventrue schwieg für einen Moment, in dem sie ihr Gegenüber schweigsam musterte und sich schließlich nach dessen Meinung erkundigte, als sie fragte: „Wie ist eure Sicht diesbezüglich?“

[Benjamin]

Eine Augenbraue Benjamins hob und senkte sich wieder, als die Ventrue ihre Idee kundtat. "Wir sind alle Kainiten der See wohlwerte Iulia." erklärte er dann ruhig aber bestimmt. Er folgte ihrem Blick auf das Bild und wieder zurück und ließ nochmal eine extra Pause bevor er weiter sprach.

"Ich denke ob Gemeinsamkeiten oder Gräben aufkommen liegt zu einem wichtigen Teil am ausgesuchten Thema. Es sollte etwas sein dass nicht zu obskur ist. Auf welche Quellen hättet ihr denn diesbezüglich Zugriff?" seine Frage wirkte ernst gemeint. Auch schien es nicht so als ob er damit Iulia in irgendeiner Form Informationen abringen wollte, sondern es musste wohl aus seiner Sichtweise ein wirklich wichtiger Punkt sein, welche Schrift genau diskutiert werden sollen würde.

"In der Rolle des einfach Teilnehmers würdet ihr für diesen Abend als Gleiche unter Gleichen teilnehmen. Seid ihr euch sicher dass dies euer Wunsch ist wohlwerte Iulia?" bohrte er zu ihren weiteren Worten nach. "Außerdem würde Ich einwerfen, dass die Diskussion im Elysium über die unterschiedlichen Pfade die durch die Nacht führen nicht unbedingt das Vertrauen in solcherlei Veranstaltungen gestärkt haben wird. Nichtsdesdotrotz würde Ich sagen ist es einen Versuch wert etwas derartiges zu veranstalten."

"Impliziert ihr dadurch dass Ihr mit mir darüber heute sprecht, dass Ich die Rolle des Lesers übernehmen würde, wenn ihr als einfach Teilnehmerin anwesend wäret?" fragte er offen heraus aber dennoch höflich.

[Iulia Cornelia]

Iulia blickte einen kurzen Moment schweigend auf ihr Gegenüber, bevor sie mit einer ruhigen, gleichmäßigen, freundlich, aber dennoch gefasst wirkenden Stimme erklärte: „Ich bin mir durchaus bewusst, als was ich teilnehmen würde, ebenso wie der Leser, der Teil des Ganzen ist und Niemand, der außenvor bleiben würde, wie euch sicher selbst bewusst und bekannt ist.“ Für einen Augenblick betrachtete sie Benjamin weiter, ohne ein Wort zu sprechen.

Schließlich erklärte sie: „Entsprechend bin ich auf der Suche nach einem Kainiten, der mit den Gepflogenheiten und Ritualien der See der Schatten aufgewachsen oder aber zumindest sehr vertraut ist, gab es in den vergangenen Jahrzehnten schließlich wenig Annäherungen der Kainiten, deren Wurzeln nicht in der See der Schatten liegen zu jenen Themen und dies, obwohl der Prinz Genuas seine Vasallität Teja geschworen hatte. So ihr euch also als Leser berufen fühlen würdet, würde ich euch nicht verneinen.“

„Was derweil die Veranstaltung im Elysium anbelangt.“, begann Iulia nach einem Moment des Schweigens, bevor sie mit ihrer feinen Hand eine wegfegende Geste beschrieb, als sie meinte: „Die meisten Neugeborenen hören nicht zu, verstehen entsprechend nicht worum es geht und frönen lieber ihren eigenen Vendetten. Dennoch wundert es mich offen gestanden, dass gerade ihr davon hörtet, hattet ihr euch doch in eben jener Nacht als Bürger dieser Stadt durch den Hüter der Elysien entschuldigen lassen und breit erklärt, wie wenig Interesse ihr an derartigen Veranstaltungen doch habt.“

Ein leichter Spott war in der ansonsten angenehm warmen Stimme zu hören, als sie abfallend lächelte. Dennoch winkte Iulia das Thema wie eine lästige Fliege ab, ging es ihr wohl derzeit nicht darum. Trotz allem erkundigte sie sich abschließend bei ihm: „Was soll es mit diesem Bürger überhaupt auf sich haben?“ Stumm musterte sie ihr Gegenüber, bevor sie nur sanft den Kopf schüttelte und schließlich sachlicher erklärte: „Allerdings nein, ich habe noch keine abschließende Entscheidung darüber gefällt, welches Thema es letztlich sein würde, noch würde es eine offene Veranstaltung sein, zu der Alle und Jeder geladen werden würde. Querelen sollten entsprechend allein hierdurch auf ein deutlich geringeres Maß reduziert sein.“

[Benjamin]

Auf Benjamins Gesicht trat ein breites Grinsen und er wirkte nur verschmitzt ab als sie ihn auf die Bürger Genuas ansprach. "Ich denke Ich werde euch ein anderes mal in die Geheimnisse der Bürger Genuas einweihen müssen, noch ist nicht der rechte Zeitpunkt dafür..." seine Stimme triefte vor Selbstironie.

Er stand eine Weile reglos da und schien nachzudenken. "Ich könnte mir vorstellen die Rolle des Lesers zu übernehmen. Dann sollten wir uns jedoch vorher über das Thema und die Gäste einig werden, meint Ihr nicht?" fügte er rethorisch an. "Ebenso sollte es einen Anreiz geben. Nichts was es zu gewinnen oder zu erreichen gäbe. Ich denke da eher daran dass es Annehmlichkeiten bringen sollte Teil dieser Runde zu sein, um die Verbindung zwischen jenen und der Domäne sowie untereinander zu festigen."

"Wen gedenkt ihr denn bisher einzuladen?" fragte er, mit einem sachten aber für jemand wie Iulia doch erkennbaren Unterton.