Schattenkuss (Giacomo)

[Januar '17]
Benutzeravatar
Acacia
Lasombra
Beiträge: 673
Registriert: Mo 20. Jul 2015, 18:05

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Acacia »

Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und setzte die wenigen Informationen, die sie ihm gegeben hatte sorgfältig zusammen. Es gefiel ihr, dass er sich nicht auf einem Bild ausruhte und krampfhaft daran festhielt, sondern sich bemühte die Wahrheit herauszufinden. Seine Fragen waren direkt und einem anderen hätte sie sie vermutlich nicht beantwortet, aber sie wollte, ebenso wie er, dass er ein möglichst vollständiges Bild hatte – oder es sich zumindest einbilden konnte. Sie schwieg einen kleinen Moment, in dem ihr Blick nach wie vor auf ihm lag. Ihr Geist jedoch streckte sich nach dem Abyss, schmeckte die Dunkelheit in ihrem Innern und übernahm die Macht über die Schatten in dem Raum. Vollkommen lautlos bildeten sich Tentakel aus purer Schwärze in seinem Rücken und schlangen sich so unendlich sanft um seine Taille und seine Beine, dass er es kaum spüren durfte. Erst als es schon zu spät war zogen sie sich fest, deutlich spürbar, aber nicht so, dass sie ihn zerquetschten. Aufstehen konnte er jedoch auch nicht mehr. „Das ist ein Teil der Macht, über die wir verfügen.“, beantwortete sie dann seine Frage immer noch gelassen und erstaunlich sanft, wobei sie sich aber nicht an seiner Angst störte. „Und ich meine derzeit alles was ich sage wörtlich. Dein Herz wird nicht mehr schlagen, kein Atem wird deinen Körper mehr durchströmen und deine Haut wird kalt sein. Dennoch wirst du gehen, sprechen und denken können, als wäre all das nicht geschehen.“ Brutal ehrlich kamen ihre Worte über die blassrosa Lippen und waren dazu gedacht ihn in Panik zu versetzen. Er hatte einen physikalischen Beweis ihrer Worte und sie wollte wissen wie er darauf reagierte. Sie konnte immerhin kein Kind gebrauchen, dass den Verstand über die Schrecken der Nacht verlor.

Gleich darauf klopfte es leise und ein junges Mädchen betrat den Raum. Vielleicht vierzehn Jahre alt balancierte sie ein Tablett und warf dem verängstigten Mann nur einen gelassenen Blick zu. Lautlos stellte sie das Tablett ab und füllte das darauf stehende, unendlich kostbare Glas mit Wein. „Danke, Anna.“ Das Mädchen knickste nur und zog sich dann ebenso leise wieder zurück. Acacia konzentrierte sich indes wieder auf Giacomo. „Mein Clan benötigt keine Schiffe. Ich benötige eine Flotte.“, beantwortete sie dann schließlich seine letzte Frage.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Benutzeravatar
Giacomo di Nicolo
Lasombra
Beiträge: 20
Registriert: Di 11. Okt 2016, 21:28

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Giacomo di Nicolo »

Die Fragen, die er ihr stellte, lenkten ihn davon ab, was sie in der Zeit tat. Die immer mal wieder flackernden Lichter irritierten ihn nicht sonderlich, auch nahm ihr engelsgleiches Antlitz viel von seiner Aumerksamkeit für sich ein, was ihn die drohende Gefahr nicht erkennen ließ. Allerdings kannte er auch nichts von dem, was sich hier in wenigen Augenblicken ereignen würde, also überfiel es ihn, wie einen Ahnungslosen. Zu spät bemerkte er, wie die Tentakel sich um sein Taille geschlungen und ihn in den Sessel gezogen hatten. "Was zum...?", fragte er erschrocken, blickte an sich hinab und seine Augen weiteten sich. Sofort griff er nach dem nachtschwarzen Schlingen um seinen Körper, doch waren diese viel zu stark, als dass er sie mit seinen Händen würde lösen können. Zudem fühlten sie sich merkwürdig glatt und kalt an, was verhinderte, dass er einen guten Halt bekam. Ungläubig blickte er zu der Frau, die ihm eiskalt erklärte, was da gerade vor sich ging. Geschockt hörte der Mensch der Frau zu, schüttelte jedoch unverständlich den Kopf. "Ich...", versuchte er einen Satz zu beginnen, doch stockte dann.

Angst machte sich in ihm breit und Panik, denn auch wenn er nicht verstand, wie das, was sie ihm sagte Sinn ergeben sollte, wusste er, dass sein Tod ihr Preis war, den sie forderte. "Das ist unmöglich. Wenn mein Herz nicht mehr schlägt, mein Atem nicht mehr geht, wie soll ich da gehen oder leben können?", fragte er sie und versuchte trotz all dem, was ihm gerade durch den Kopf ging. Der Auftritt der kleinen Anna nahm er mit ebenso großem Unvermögen auf, die Situation wirklich einzuschätzen. Vielleicht hatten sie ihm etwas ins Essen oder in den Wein gemischt, was erklären würde, wieso Acacia nichts davon angerührt hatte. Vielleicht träumte oder halluzinierte er nur. "Eine Flotte?", fragte er und schüttelte kurz den Kopf. "Wofür? Das würde Jahre dauern." Es schien offensichtlich, dass sie Fragen zu beantworten hatte und vor allem vermutlich zeigen musste, wie kalt ein Körper sein konnte, wenn er 'tot' war.
Benutzeravatar
Acacia
Lasombra
Beiträge: 673
Registriert: Mo 20. Jul 2015, 18:05

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Acacia »

Aufmerksam beobachtete sie wie Angst auf seinen Zügen aufleuchtete und er sich bemühte dagegen anzukämpfen. Die Angst in die Schranken der Logik zu verweisen, in die Mauern des Möglichen … nur, dass er nicht wusste was möglich war. Dennoch zerbrach sein Geist nicht an den Dingen, die er nicht erklären konnte, sondern blieb standhaft und suchte Wege es zu akzeptieren. Hoffnung regte sich in ihrer toten Brust, dass er die Wandlung überstehen und ein weiteres starkes Mitglied ihres Clans sein würde.

„Es ist die Gabe Kains, die uns des Nachts wandeln lässt. Er teilt seinen Fluch, aber auch seine dunklen Gaben mit uns.“ Ihre Hand bewegte sich leicht und deutete auf die nachtschwarze Fessel, die sich daraufhin von ihm löste und einfach … verschwand. Als hätte es die finstere Dunkelheit niemals gegeben. „Alle Kainskinder, Kainiten wie ein anderer Name für uns lautet, sind unsterblich. Wir atmen und essen nicht, unser Herz ist tot, wir schlafen tags und doch leben wir. Ewig und ohne einen Tag zu altern. Es gibt ein paar Dinge, die uns schaden können, doch sind diese wenig an der Zahl. Und was die Flotte betrifft: Wozu braucht man wohl Kriegsschiffe?“ Sachter Spott lag in ihrer Stimme und doch war der Grundton ernst. Immerhin sollte er durchaus wissen wie groß das Spielfeld war, auf das er treten konnte. Sie steuerten nicht nur das Schicksal einiger weniger Sterblicher. Nein, ganze Kriege und Länder lagen in ihren kalten, toten Fingern und sie spielten das Spiel ohne Rücksicht auf Verluste. „Dass es lange dauern wird, ist nicht weiter wichtig. Zeit ist etwas, das ich beinah im Überfluss besitze.“ Für einen Moment überlegte sie ob sie ihm die näheren Umstände erkläre sollte, entschied sich aber dagegen. Das Ganze war auch so schon kompliziert genug und nicht unbedingt leicht zu durchdringen. Da musste sie ihm nicht auch noch die Verwicklungen der Ahnen und der kainitischen Politik näherbringen. Immerhin würden sie sehr viel Zeit haben darüber zu sprechen, wenn alles so ablief wie sie es geplant hatte.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Benutzeravatar
Giacomo di Nicolo
Lasombra
Beiträge: 20
Registriert: Di 11. Okt 2016, 21:28

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Giacomo di Nicolo »

Während sie sprach begann sein Herz langsam zu rasen. Als wüsste es, was käme und fürchtete es nur umso mehr. Es klopfte ihm wild in der Brust, als ihre Worte wie sanftes Gift ihm in die Ohren träufelten. Der Name Kain war gemeinhin mit dem Urbösen, der Ursünde des ersten Mordes verbunden und auch die folgenden Informationen über die Unsterblichkeit, ließen ihm die Eiseskälte den Rücken bis zum Nacken emporkriechen. Dabei verpasste er beinahe den Fakt, dass sich die Tentakel auf ihr Geheiß von ihm gelöst hatten und er theoretisch hätte einen Fluchtversuch unternehmen können. Da er das Anwesen jedoch nicht kannte, aber gesehen hatte, wie dick die Tore gewesen waren, die in seinem Rücken zugefallen waren, nahm er an, dass ein solches Unterfangen keine Aussicht auf den erhofften Erfolg hätte. So wenig wie seine Frag nach dem Grund für die Kriegsflotte. Ihrem spitzen, leicht spöttischen Unterton ignorierte er gekonnt, hatte er doch gerade Wichtigeres zu tun und herauszufinden. Scheinbar war sie auch nur wenig gewillt ihm in dieser Frage mehr Einsicht zu gewähren. Zähneknirschend arbeitete es in seinem Kopf, doch er sträubte sich gegen die Erkenntnis, die er ihm ausspuckte.

"Dann sind die alten Schauergeschichten und Märchen also wahr, welche die alten Ammen einem erzählen?", fragte er sie erneut sehr direkt, doch klang es kaum so, als bräuchte er noch eine Antwort. Vielleicht hätte er normalerweise gelacht und die Frau für verrückt erklärt, nachdem er das Anwesen nach dem Vortragen eines vorgeschobenen Grundes verlassen hätte. Die Tentakel jedoch, die ihn umklammert hielt, war real gewesen und daher wich die Angst, die noch immer sein Herz hart gegen seinen Brustkorb klopfen ließ, einer gewissen Rationalität. "Ihr Kainiten seit also so etwas wie...Untote? Blutsauger? Vampire?", zählte er so manchen Namen auf, der diesen Wesen oder was auch immer sie sein mochten, gegeben wurde. Seine Nasenflügel erbebten bei jedem Atemzug den er nahm, ganz so als fürchtete er, der nächste könnte sein letzter sein. Nach kurzer Zeit setzte jedoch eine gewisse Ruhe bei ihm ein, die einer Erkenntnis gefolgt war – er würde dieses Anwesen nicht mehr leben verlassen. Sein Blick glitt ohne festen Punkt vor ihm her, seine Gedanken drehten sich in diesem Moment um seine Familie. Kurz überlegte er, ob er seine Waffe ziehen und zumindest diese Frau oder was auch immer sie war, mit in den Tod nehmen sollte, allerdings wusste er nicht, ob sie überhaupt sterben konnte, zumindest so, wie er es sich gerade vorstellte. Dann waren da noch ihre Tentakel, die sie wohl zur Hilfe rufen konnte und die Chancen für ihn verschlechterten sich weiter. "Was soll nun passieren?", fragte er schließlich.
Benutzeravatar
Acacia
Lasombra
Beiträge: 673
Registriert: Mo 20. Jul 2015, 18:05

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Acacia »

Sie sah wie er begriff, wie die Tragweite dessen, was sie erzählte, langsam aber sicher zu ihm durchdrang. Noch nie hatte sie diese Reaktion gesehen oder gelegt, war sie doch mit dem Wissen um die Monster in den Schatten aufgewachsen. Vielleicht war es nur Zufall, dass sich der große, schwer gerüstete Mann an der Tür just in dem Moment bewegte und das leise Klirren von Metall durch den Raum drang, als Giacomo an die Flucht dachte. Vielleicht aber auch nicht. Später würde er lernen, dass nur sehr wenige Dinge in Acacias Umgebung zufällig geschahen. Vor allem bei den Dingen, die sie kontrollieren konnte. Still beobachtete sie wie die Angst zu Panik und schließlich zu Resignation wurde. Sie bewegte sich in dieser Zeit nicht, atmete nicht ein, blinzelte nicht, sondern verharrte wie eine tödlich schöne Statue.

„Sie sind wahr oder sie haben zumindest einige wahre Aspekte. Wir fürchten das Licht der Sonne und wir trinken das Blut Sterblicher. Die meisten anderen Dinge sind erfunden, erlogen oder übertrieben.“ Das Lächeln war verschwunden und hatte ihre Züge in der Klarheit der Perfektion zurückgelassen. Der Ernst stand ihr beinah noch besser als das Lächeln. Unterstrich der Ausdruck doch noch mehr die Düsternis ihrer Ausstrahlung, die noch stärker wirkte, jetzt wo er eine Idee davon hatte was für ein Monster sie war. „Ich gebe dir die Gelegenheit Fragen zu stellen, Dinge heraus zu finden, denn ich breche niemals mein Wort. Es ist deine Entscheidung ob du einer von uns werden willst oder nicht. Wenn du dich jedoch entscheidest den Kuss anzunehmen, muss dir klar sein, dass du damit dein vorheriges Leben aufgibst. Nichts von dem was war wird bleiben. Du wirst lernen und durch harte Lektionen gehen müssen. Die Welt der Menschen erscheint dir grausam? Meine ist das Destillat davon. Du hast Angst jede Nacht aufs Neue um dein Leben zu kämpfen? Dann stirb lieber. Du kannst es nicht ertragen deine Frau und deine Kinder jemals wiederzusehen? Dann wähle den endgültigen Tod. Wenn du aber deine Intelligenz und dein Wissen in den Dienst der Menschen und aller anderen stellen möchtest, wenn du herrschen möchtest, wenn du sehen möchtest wie viele Schattierungen schwarz hat und welche Geheimnisse die Nacht verbirgt … dann wähle die Ewigkeit.“ Stille Leidenschaft lag in den Worten der Lasombra, Überzeugung und auch … Hoffnung. Das hier war kein Spiel, in dem er die Schachfigur war. Zumindest nicht nur. Sie hatte viel riskiert um hier mit ihm zu sitzen und sie würde noch viel mehr riskieren, wenn er sich entschied den Kuss anzunehmen. Sie war jung um einen Vampir zu erschaffen und es konnte sie leicht selbst den Kopf kosten und dennoch war er diesen Preis wert und würde hoffentlich irgendwann verstehen, was sie bereit war für ihn zu opfern.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Benutzeravatar
Giacomo di Nicolo
Lasombra
Beiträge: 20
Registriert: Di 11. Okt 2016, 21:28

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Giacomo di Nicolo »

Noch war er sich unsicher, ob er es für gut befinden sollte, dass das Lächeln auf ihren Zügen erstorben und einer gewissen Ernsthaftigkeit gewichen war. Dies bedeutete zum einen, dass sie keinen Spaß dabei empfand, mit ihm über seinen eigenen Tod zu sprechen, zum anderen auch, dass seine Vermutung wohl zutraft – er würde sterben, so oder so. Die wohlhabende Frau eröffnete ihm, dass wie sooft, wenn eine Geschichte sich lange halten konnte, ein wahrer Kern ihr zu Grunde lag. "Wieso fürchtet ihr das Licht der Sonne?" fragte er von einer gewissen Neugierde erfasst, mit der er der Schwerfälligkeit der Resignation zu Leibe rücken wollte. Erneut arbeiteten seine Kiefer, als sie ihm ganz nonchalant erklärte, was die Folgen seiner Entscheidung wären. Die Aussicht darauf, seine Familie, vor allem seine Frau und seine Kinder nie wiederzusehen, war düster und bedrückend. Jedoch würde er dies in beiden Szenarien nicht, weshalb sein zuweilen sehr rational arbeitender Kopf ihm diesen Herzschmerz als Grundlage seiner Entscheidung entzog. "Ich wäre nicht hier, wenn mich harte Lektionen zu Fall gebracht hätten oder ich den anderen Menschen, die meine Position zu erstreben versuchten nicht die Stirn geboten hätte." Sie wusste dies, genauso gut wie er. "Wenn ich für sie sterbe", damit meinte er offensichtlich seine Familie, "was gedenkt ihr ihnen dann als Ursache dafür aufzutischen?" Seine Augen funkelten sie abwartend an und es wurde klar, dass er sich um die Menschen, die ihm wichtig waren, mehr Sorgen machte, als um sich selbst – vermutlich ein Wesenszug, der ihn im späteren Leben im Clan zu Gute kommen konnte oder seinen Untergang bedeutete.

Nachdem sie ihm diese Frage beantwortet hätte, brannte ihm noch etwas anderes unter den Nägeln. "Der Kuss, von dem du eben sprachst, was hat es damit auf sich." Vor allem wollte er wissen, wer ihm diesen denn bitteschön geben sollte und würde sie darauf nicht eingehen, würde er demzufolge noch einmal gezielt nachfragen. Denn auch wenn er seine Familie liebte, nichts kam seiner Leidenschaft für den Schiffsbau und seinem Wunsch für seine Schaffenskraft ewig währenden Ruhm, Erinnerung und die Aufnahme ins Himmelsreich zu erfahren, nahe. Zumindest der letzte Teil würde dann vermutlich wegfallen. Ein nicht gerade beruhigender Ausblick, doch war er sich fast sicher, dass wenn er jetzt hier sterben würde, er auch nicht ins Reich Gottes aufgenommen werden würde. Erneut trat eine kurze Pause und Stille zwischen sie, in der er sie beobachtete, ehe er den Blick von ihr nahm, sich entspannend zurücklehnte und die Augen für einige Momente schloss. Erst als er die Lider seine Augen langsam wieder hob, hatte er einen Entschluss getroffen. "Nehme ich einen anderen Namen an? Wie werde ich arbeiten können, wenn man mich in Pisa und hier in Genua kennt? Meine Familie würde den Hinweise folgen, wenn es denn welche auf meine Person gäbe." Ohne persönliche Involvierung, so sein Gedanke, könnte er seine Tat- und Schaffenskraft niemals für den Bau ihrer gewünschten Flotte einsetzen. "Und wann gedenkt ihr mir den Kuss zu geben?" Es klang fast ungerührt, doch in Wahrheit klopfte ihm sein Herz bis an den Hals.
Benutzeravatar
Acacia
Lasombra
Beiträge: 673
Registriert: Mo 20. Jul 2015, 18:05

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Acacia »

„Große Macht fordert ihren Preis und da unsere Macht sich aus der Dunkelheit speist, schadet uns die Sonne. Sie verbrennt uns und wir können ihren Anblick nicht ertragen.“, erklärte sie gelassen und deckte damit die größte Schwäche der Kinder der Nacht auf. Allerdings schien es sie nicht im Geringsten zu beunruhigen ihn in diese Dinge einzuweihen. Ein weiteres Zeichen für ihre Überzeugung die Oberhand zu haben. Seine nächste Frage ließ ihre Mundwinkel ein wenig nach oben wandern. Sie mochte seine logische, rationale Art und Weise an Dinge heran zu gehen und die Probleme heraus zu picken. „Es gibt mehrere Varianten, wie du sterben kannst. Entweder verletzt du dich tödlich bei einem Unfall in der Werft, du stirbst bei einem Raubüberfall … Genuas Straßen sind immer noch nicht so sicher wie sie sein sollten oder wahlweise bei einem Schiffsunglück. Ich kann dir aber garantieren, dass deine Familie nicht nach dir suchen wird. Viele deiner Anverwandten gehören meinem Erzeuger und sie werden deine Frau von allzu vielen Fragen abhalten.“ Sie hatte das hier mehr als nur sorgfältig geplant und kannte die Problematiken nur allzu genau. Allerdings erschien es ihr auch nicht besonders lang ihn zehn oder fünfzehn Jahre vor der Öffentlichkeit zu verbergen. „So kannst du hier also ohne Einschränkungen arbeiten … wenn man davon absieht, dass dir nur noch die Nacht zur Verfügung steht. Auch deine Mannschaft wirst du behalten können.“

Die Frage nach dem Kuss ließ sie kurz spöttisch lächeln, auch wenn sie nicht herabwürdigend wirkte. „Das Wort Kuss ist ein Euphemismus. Es geht dabei um die Erschaffung eines neuen Kainiten und hat nichts mit romantischer oder ehelicher Vereinigung zu tun. Ich würde dir dein Blut nehmen und dir als Austausch meines geben, wobei ich nicht leugnen kann, dass sich dieser Teil sehr angenehm anfühlt.“ Tatsächlich gab es wohl kaum eine angenehmere Art zu sterben, als von einem Vampir ausgetrunken zu werden. Immerhin verursachte der Biss einen Rausch sondergleichen und sie erinnerte sich noch gut an ihre eigene Wandlung, auch wenn die schon weit über ein Jahrhundert zurücklag. „Wenn du dich dafür entscheidest, kommt es darauf an wie lange unser Gespräch dauert. Zeit ist etwas, das ich momentan reichlich zur Verfügung habe und selbst wenn es ein Jahr dauern würde, würde es nicht besonders viel an meinen Plänen ändern.“
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Benutzeravatar
Giacomo di Nicolo
Lasombra
Beiträge: 20
Registriert: Di 11. Okt 2016, 21:28

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Giacomo di Nicolo »

Ihre Worte brannten sich in seinen Geist ein, wie die Sonne auf die Haut jener Geschöpfe, die sie ihm dort beschrieb. Es hatte etwas für sich, vorzustellen, dass das, was sie sagte wirklich der Realität entsprach. In seinem Geiste war er drauf und dran ihr für diese schöne Geschichte schon sein Lob auszusprechen, als ihm gewahr wurde, dass die Tentakel, die ihn vorhin gebunden hatten, alles andere als ein Hirngespinst gewesen waren. "Nein", meinte er dann am Ende ihrer Erklärung, die sie für seinen Tod und seine Familie vorgesehen hatte. Dabei blickte er ihr lange und tief in die Augen. "Unfälle und Mord regen zu Fragen an", stellte er knapp fest. "Fragen, die vielleicht für einige Zeit verstummen mögen, aber ich kenne meine Familie, vor allem...", fast hätte er von der Willensstärke seiner beiden Kinder, vor allem die seiner Tochter gesprochen. "Mein Herz", schlug er dann vor und griff sich fast zeitgleich an jenen Bereich des Köpers, an dem es schlug. "Ein Krampf und der Herrgott hat mich zu sich geordet." Ein natürlicher Tod war nichts, was in seinem Alter ungewöhnlich anmutete, aber wichtig war vor allem, dass es Fragen in aller Regel erstickte. Dann bettete er seine Arme auf die Lehnen und sah sie weiterhin ruhig an. Zu ruhig, selbst für seinen eigenen Geschmack. Er sollte diese Reise nach Genua bedauern, sollte das Verlassen der Docks und der Werft verteufeln und auch, dass er mit eben jenem wohl einen Pakt einzugehen bereit war.

"Wie hoch ist die Chance, dass ich euren Kuss nicht überleben werde?", fragte er dann irgendwann, als die Informationen bei ihn gesackt waren und er sich über unterschiedlichste Dinge einen Kopf machte. Ihre Antwort würde über seinen Gemütszustand entscheiden, mit dem er in der Folge in das Gespräch mit seiner 'Schöpferin', oder wie auch immer man sie nun nennen wollte, ging. Dementsprechend lang oder kurz wäre auch die Pause, die zwischen seiner Frage und einem kleinen Themenwechsel läge. "Ihr spracht gerade noch von meiner Mannschaft", ging er auf ihre Worte ein, "was wird mit ihr geschehen. Sie werden merken, dass ich nicht mehr derjenige bin, der ich einmal war, nehme ich unschwer an?" Es war mehr eine dunkle Vorahnung, als eine wirkliche Frage. Auch die Antwort auf diese jedoch würde über die Verzögerung zwischen ihr und der nächsten entscheiden. "Wozu die Kriegsflotte?", wollte er ganz frei heraus wissen und sah ihr in die Augen, die wie zwei Edelsteine in dem marmornen Sockel ihres schneeweißen Gesichts ruhten. "Wen gedenkt ihr damit anzugreifen? Oder fürchtet ihr einen solchen Angriff?"
Benutzeravatar
Acacia
Lasombra
Beiträge: 673
Registriert: Mo 20. Jul 2015, 18:05

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Acacia »

Langsam wölbte sich einer der perfekten, schwarzen Bögen über ihren Augen in die Höhe, als er ihr widersprach und ein sanftes Lächeln bog ihre Lippen. Ein Lächeln, das zu sanft war. „Es ist nicht an dir dieses Detail zu entscheiden … oder mir in diesen Dingen zu widersprechen.“ Sie erhob ihre Stimme nicht, aber dennoch war klar, dass er eine Grenze berührte. Diese Grenze war dehnbar und würde sich mit jeder Nacht weiter strecken, doch im Moment gab es für ihn einen engen Rahmen, den er nicht verlassen durfte. Nicht, weil sie ihn unbedingt gängeln wollte, sondern weil ihre Welt so viel tödlicher war als die seine. Er würde es lernen und sie würde mit jedem seiner Schritte die Zügel lockerer lassen, aber sie würde ihn nicht einfach so endgültig sterben lassen.
Seine Frage überraschte die alte Neugeborene und Anerkennung leuchtete auf ihren Zügen auf. „Mein Blut ist stark und dein Wille ebenfalls. Du darfst selbst im tiefsten Winkel deines Herzens nichts zweifeln. Dann …“ Sie runzelte ein wenig nachdenklich die Stirn und dachte für einen Moment nach. Ganz so als würde sie es gerade wirklich berechnen. „Ich würde sagen eins zu drei.“ Es war alles andere als leicht Vampir zu werden und die meisten Menschen ertrugen es nicht, wenn ihnen die Seele aus dem Körper gerissen wurde. Sie waren zu schwach um wirklich herrschen zu wollen. Ohne Eile ließ sie ihm Zeit mit der Vorstellung zurecht zu kommen, ehe sie ihr Gespräch fortführten. Zeit war im Moment immerhin nicht das Problem.

„Solange du sie nicht an deinem Herzen lauschen lässt, solange werden sie es nicht bemerken. Doch unsere Vitae – unser Blut – ist eine machtvolle Sache. Es vermag Liebe zu erwecken, die so tief ist, dass kaum ein Mensch sie beschreiben kann. Ich werde dir zeigen wie du Menschen durch dein Blut an dich bindest und sie so daran hinderst deine … Verwandlung auf irgendeine Art und Weise zu verraten.“ Es erfreute sie und erfüllte sie mit Stolz, dass sie klug gewählt hatte. Er stellte die richtigen Fragen und sah die wichtigen Lücken in ihren Worten, selbst wenn sie bisher nur ein sehr grobes Bild gezeichnet hatte.
Die Frage nach der Flotte ließ sie leise seufzen. Als wäre sie selbst nicht ganz glücklich darüber, während ihre Augen jedoch gleichbleibende, schwarze Schlünde blieben. „Wir Kainiten sind Raubtiere. Jäger unter lauter Schafen und wir werden mit jedem Jahr unserer Existenz mächtiger. Ich selbst wurde vor über einem Jahrhundert erschaffen und mein Erzeuger ist sehr viel älter als ich. Er ist etwas, das wir Ahn nennen. Ein Kainit, der mehr als 3 Jahrhunderte gesehen hat. Bei Alexander sind es eher sieben oder acht. Er ist also ein deutlich mächtigeres Raubtier, als ich es bin. Vor einigen Wochen weilte nun ein anderer Ahn der Lasombra in der Stadt. Ich weiß nicht genau warum er hier war, aber dass er hier war ist kein gutes Zeichen. Zumal dieser fremde Ahn und mein Erzeuger sich nicht leiden können. Also hat Alexander angedeutet, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir ein Bündnis zwischen Pisa und Genua schmieden und beide Städte mit einer mächtigen Flotte ausstatten. Er hat einen besseren Überblick über das Spiel, welches wir spielen und es ist nicht so als hätte ich in dieser Sache eine Wahl, wenn ich weiterhin in seiner Gunst stehen würde.“ Nein, nur weil man untot war, hieß das nicht, dass man frei von allen Verpflichtungen war. Es gab immer ein noch mächtigeres Raubtier irgendwo da draußen.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
Benutzeravatar
Giacomo di Nicolo
Lasombra
Beiträge: 20
Registriert: Di 11. Okt 2016, 21:28

Re: Schattenkuss (Giacomo)

Beitrag von Giacomo di Nicolo »

Das Echo auf ihre Antwort folgte in Form seiner Nase, die sich ärgerlich und in Ablehnung dessen, was sie ihm sagte, rümpfte. Kurz grübelte er, denn er hatte bereits erfahren, wie unwirsch sie darauf reagierte, als er ihr seine Meinung näher gebracht hatte. "Dann lasst mich euch den Rat geben, dass es eurem Vorhaben dienlich wäre, wenn mein Tod glaubhaft genug ist, dass er keine für euch unwillkommenen Fragen schürt." Im Grunde hatte er damit nichts anderes gesagt, als zuvor schon. Sein Blick entschwand von ihrem Antlitz, als sie ihm die ungefähre Chance für sein Überleben nannte. "Eins zu drei", wiederholte er, beinahe abwesend. Für einen Moment schien es fast so, als würde ihn dies zum Zweifeln bringen. "Schlachten", begann er dann jedoch und sah an einen fixen Punkt an der Wand vor ihnen, "wurden gegen größere Widrigkeiten gewonnen." Es erschreckte ihn beinahe, wie ruhig er in diesem Moment war. Erst als seine weiteren Fragen einen Antwort von ihr erhielten, erbebte sein Blick kurz, ehe er aus den Augenwinkeln wieder zu Acacia sah. Aufmerksam und dieses Mal ohne sie zu unterbrechen lauschte er ihren Ausführungen, ohne dass dabei eine Regung seinen Gemütszustand oder seine Gedanken über das von ihr Gesagte offenbarte. Sie nannte ihm nahmen, die er in diesem Zusammenhang nicht zuordnen konnte – noch nicht. Aber es war waren weitere Puzzlestücke, die ihm in Zukunft vermutlich helfen konnten.

Noch immer von der betörenden Schönheit und Reinheit der Frau, die neben ihm saß, befangen, sah er sie eine Weile an, ohne etwas zu sagen, als ihre Stimme schon lange verklungen war. "Das erklärt, wieso ihr auf die Flotte setzt, aber nicht, wieso ich dafür einer von euch werden muss", spielte er ihr erneut den Ball zu und sah ihr so fest es ihm möglich war, in die Augen, vermutlich um sich in ihnen zu verlieren, ehe ihm die Begierde bis in den Schoß vorstieß. "Wird mir die...Wandlung in irgendeiner Form dabei helfen, mein Tatwerk schneller, besser, effektiver oder in einer anderen Art und Weise förderlicher für die Erschaffung von Schiffen werden zu lassen? Wenn ja, wie?", fragte er, aufrichtig interessiert und obwohl sich seine Nackenhaare noch immer aufgerichtet zeigten, waren seine Ohren gespitzt, als er auf die Antwort der Frau wartete, die das weitere Schicksal seiner Existenz mittragen würde.
Gesperrt

Zurück zu „987“