[1076] Novum sanguinem [Atessa, Macario]

[Macario]

Seit beinahe zwei Jahrzehnten nunmehr war der Pater Ferotello in Amt und Würden. Die Kirche San Cassiano hatte sich in Clavicula eingefügt, wie auch er selbst. Not war gelindert worden. Doch noch immer war Clavicula das Armenhaus Genuas und die rohe Gewalt herrschte in den Gassen des Viertels. Kein Ort für die vornehmen Bürger Genuas. Gerade des Nachts war man besser in seinem Bette und schon gar nicht allein unterwegs zwischen den Häuserzeilen.
Spärlich drang schwacher Lichtschein aus den hohen Fensteröffnungen des Kirchenschiffs. In der Nacht konnte die Kirche auch ein Zufluchtsort sein. Denn niemand würde Hand anlegen an ein Gotteshaus. Normalerweise. Doch jüngst hörte man wieder die schrecklichen Gerüchte von getöten Mönchen... es gab Untersuchungen.
Pater Ferotello machte gerade seine Runde durch die Kirche...

[Atessa Federizzi]

Nach der langen Reise war das Anlegen an der Platealonga durchaus angenehm gewesen, wenngleich die Nacht kalt war. Atessa genoss den festen Boden unter den Füßen und das Treiben im Hafen. Man hatte ihr gesagt in welcher Richtung die San Cassiano - und somit der Herold - zu finden sein sollte, das sie aber auch in Clavicula, dem augenscheinlichen Armenviertel der Stadt, durchaus Vorsicht walten lassen sollte. Und so schritten die drei in Reisemäntel gekleideten Gestalten schnellen Fußes auf das Gotteshaus zu.

Beim Blick nach unten verspürte Atessa den tiefen Wunsch schweben zu können - zumindest musste sie den Gestank nicht ertragen, der (so verriet es ihr der Blick ihrer Begleitung) anscheinend mehr als nur unangenehm war. Was war das hier?! Sie achtete darauf, dass die ihre Kleider etwas raffte und ihr Gewand dabei nicht sonderlich unter dem Reiseumhang zum Vorschein kam.

Das Licht aus dem Kirchenschiff bot etwas Orientierung und so standen sie alsbald vor dem Kirchenportal und Atessa streckte die Hand nach dem großen Ring aus.
Sie zögerte einen Augenblick, schloss die Augen um sich zu konzentrieren und als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich ein höfliches Lächeln in ihr Gesicht geschlichen.

Der dumpfe Schlag von Eisen auf schweres Holz klang durch die dunklen Stunden. Atessa zog die Kapuze ihres Reisemantels herunter und wartete, ihre beiden verhüllten Begleiter im Rücken.

[Macario]

Es dauerte gar nicht lang, nachdem man den Türklopfer benutzt hatte, da wurde neben dem Kirchenportal ein kleines Seitenfenster geöffnet, welches etwa mannshoch lag. Im Dunkel der Nacht war schwer auszumachen, wer dort seinen Kopf herausreckte.
Ein kurzer Augenblick verstrich. Vielleicht musterte derjenige die drei Gestalten in diesem Moment. Eine leise, männliche Stimme fragte schließlich von eben dort:

"Wonach verlangt es euch mitten in der Nacht? Die heilige Messe ist bereits vorüber."

[Atessa Federizzi]

Atessa wandte sich dem Seitenfenster zu und versuchte den Blick auf die Gestalt zu erhaschen, die sprach. Sie hoffte, dass es sich um einen einfachen Diener des Herolds handelte.

"Wir ersuchen Einlass und ein Gespräch mit dem wohlwerten Macario. Mein Name ist Atessa Federizzi, ich hatte versucht meine Ankunft so gut wie mir möglich anzukündigen."

Ihr Stimme war warm und man hörte ihr Lächeln, als sie sprach. Sie richtete sich auf, sodass man im schwachen Licht ihr Gesicht zumindest etwas erkennen konnte.

[Macario]

Es war wohl ein Geistlicher, der dort kurz zu sehen war. Doch kaum hatte Atessa zu Ende gesprochen hatte, wurde das Seitenfenster geschlossen. Wieder einen Augenblick später konnte man vernehmen, dass das Kirchenportal geöffnet wurde, zumindest die rechte Türhälfte.
In der sich öffnenden Tür stand der Sprecher. Ein mittelalter Mann, hager, in der dunklen Kutte eines Priesters. So konnte man es im schwachen Kerzenschein, der aus dem Innern der Kirche auf die Szene fiel, erkennen.

"Tretet ein." Das waren die einfachen Worte des Priesters, der mit der Handfläche einladend ins Kirchenschiff wies und den Weg freimachte.

Die Kirche war schlichter Bauweise. Wenn man sich genauer umschaute, so mochte man folgendes bemerken:
Das Kirchenschiff war größer, als man von außen vermutet haben mochte. Die Fensterstürze lagen ungewöhnlich hoch und waren schmal. Spärlicher Kerzenschein flackerte am Altar am Ende des Kirchenschiffs. Eben dort schien es hinter dem Altar, zu zwei Räumen zu führen, die mit Holztüren verschlossen waren.

[Atessa Federizzi]

"Habt Dank"

Atessa nickte und betrat das Innere der Kirche, ihre beiden Begleiter folgten ihr mit zwei Schritten Abstand, nahmen die Kapuze ab und senkten in Demut den Kopf.
Zum Vorschein kam das Haupt eines blonden Jünglings, vermutlich am Anfang seines 20sten Lebensjahrs. Sein kurzes, Haar fiel ihm leicht ins Gesicht, während er den Kopf unten hielt und wartete.
Zum anderen konnte der Priester eine Frau erkennen, vielleicht Ende 20. Ihr Blick war hart sie hatte ungefähr die gleiche Größe wie der junge Mann, doch schien sie unter ihrem Reiseumhangs etwas breiter zu sein. Ein rotblonder Zopf verschwand unter dem Kragen und auch sie hielt den Blick gesenkt.
Atessa war sicher eine halbe Hand kleiner als die Beiden.

Sie nahm ebenfalls die Kapuze von ihrem Kopf und wandte sich dem Priester zu. Ein hellbrauner Schleier aus feinem Leinen verdeckte einen Großteil ihres dunkelbraunen Haars.
Die Kainitin ging ein paar Schritte weiter ins Kirchenschiff, ihre Begleitung folgte ihr. Dann drehte sie sich zum Priester und wartete, dass er ihr den Weg zum Herold aufzeigte - sofern er es denn nicht selbst war - und ihren Begleitern einen Platz zum Warten zuwies.

[Macario]

"Ich bin Pater Ferotello.", so stellte sich der Priester vor, während er hinter den Dreien die Kirchentür wieder zusperrte. Wer aufmerksam des Paters Tun beobachtete, bekam mit, dass dieser sogar den Türriegel zuschob.

Der Priester konnte seine Neugierde kaum verbergen und sein Blick ruhte länger auf Atessa und ihren Begleitern als es vielleicht höflich gewesen wäre. Es war keine anzügliche Neugierde. Es war vielmehr aufrichtiges Interesse dahinter. So würde es jedenfalls mit ein wenig Menschenkenntnis den Eindruck erwecken.

"Seid willkommen im Hause Gottes. Ich werde den Bruder Marcus sogleich über Eure Ankunft unterrichten.", antwortete Ferotello schlussendlich auf das Ersuchen Atessas.

Der Geistliche wartete einen Augenblick ab, ehe er an den Dreien vorbeigehen würde in Richtung des Altars, um wenig später die linke der beiden Türen hinter dem Altar zu benutzen.

Es war sehr still in der Kirche.

Man konnte in der Zwischenzeit das Öffnen einer weiteren Tür im hinteren Teil der Kirche hören.
Es verging etwas Zeit, bis das schwache Geräusch der Schritte von zwei Personen an das feine Gehör drangen.
Der Pater erschien wieder in der linken Tür, gefolgt von einem weiteren Geistlichen, der ebenfalls eine lange Kutte trug. Sie wechselten ein paar leise Worte, woraufhin Ferotello am Altar verblieb, während der Andere auf die drei Besucher zuschritt... leise, bedächtig... barfüßig.

[Atessa Federizzi]

Ihre Begleiter hielten weiterhin den Kopf unten, während Pater Ferotello sich kurz vorstellte. Atessa nickte höflich, sie schien den Namen zur Kenntnis zu nehmen.

"Ich danke Euch erneut."

Als der Pater verschwunden war, waren keine weiteren Geräusche aus den vorderen Kirchenteil verließ, um "Bruder Marcus" zu benachrichtigen.

Scheinbar schwiegen die drei Neuankömmlinge geduldig, ob nun aus Höflichkeit oder Misstrauen gegenüber dieses Hauses (dessen Wände vermutlich Ohren hatten) - wer wusste das schon.
Atessa knetete ihre Hände, schaute sich im Raum um und wartete. Wenigstens schien der Herold im Haus zu sein, in Anbetracht ihrer nicht ganz klaren Ankündigung sicher keine Selbstverständlichkeit.
Als sie die Schritte hörte, fokussierte sie ihren Blick auf die Tür und den, der vermutlich "Bruder Marcus" war. Ein Mönch im Armenviertel schien der Herold der Domäne, welche interessante Wahl.

In Atessas Blick mischte sich Neugier, als sie den vermutlichen Herold musterte, im Anschluss schenkte sie ihm ein Lächeln und ein tiefes Nicken.

Und dann wartete Sie und hoffte, dass in dieser Domäne der Ranghöhere erwartete, dass Gespräch in dieser Situation eröffnen zu dürfen.

[Macario]

Nun stand Macario vor den Dreien. Tatsächlich trug er nicht die Kutte eines Priesters über den Leib, sondern die eines Mönches. Er registrierte das tiefe Kopfnicken Atessas und erwiderte seinerseits ebenso. Allerdings mit einem recht kurzen Nicken des Kopfes. Es brauchte keine Worte, um diese einfache Geste zu erklären.

So eröffnete er das Gespräch mit der milden Stimme eines vielgehörten Predigers:

"Seid willkommen in San Cassiano, meiner Domäne, werte Atessa Federizzi. Eure Ankunft ward angekündigt. Viele kennen mich hier als ihren Bruder Marcus."

Der Mönch fragte:
"Wer begleitet Euch? Sind es die Euren?"

Falls Atessa bejahte, würde Macario ihr wie folgt antworten:

"Sie mögen hier im stillen Gebet verbleiben. Pater Ferotello wird sich ihrer gewiss sogleich annehmen."

Abschließend würde der Lasombra in Richtung des Altars weisen, wo Ferotello zwischenzeitlich die rechte Tür geöffnet hatte und mit einem Kerzenlicht in der Hand den Raum dahinter spärlich erhellte.
Macarios Blick hingegen blieb auf Atessa und ihren Begleitern.*

Spoiler!

*Wahrnehmung + Gewahrsein (Heute 17:48)(3 Erfolge)

[Atessa Federizzi]

Auf die Frage Macarios nickte Atessa zustimmend.

"Ja, das sind meine Getreuen." Sie deutete auf den Jüngling "Valentino Gucci..." und danach auf die rotblonde Frau "...und Runa".

Beide wirkten etwas angespannt und nervös, als ihre Namen genannt wurden. Dennoch verbeugten sie sich vor Macario, bevor sie wieder in ihre Grundhaltung mit gesenktem Kopf zurückfielen.
Der Mönch konnte erkennen, dass sich unter dem Reisemantel an Runas Gürtel etwas abzeichnete, was aussah wie der Kopf einer Handaxt. Bei dem Jüngling hingegen blitzte nur der Griff eines Dolchs hervor.
Atessa drehte sich zu ihren Begleitern und bedeutete mit einer kurzen Handbewegung, dass sie sich abseits stellen durften - und sie gehorchten.

"Habt Dank, sie werden euch keine Umstände machen."

"Wohlan denn?" Und begleitet von einem Lächeln schritt Atessa in Richtung der Tür, die ihr gewiesen wurde.