[1076] Besprechung zweier Amtsträger [Liutprand, Arash]

[Arash]

Früh im Jahr überbrachte ein Bote eine Nachricht an den ersten Liktor Genuas. Die Nachricht war auf Pergament geschrieben. Kurz gehalten, aber akkurat geschrieben.

Wohlwerter Liutprand, Erster Liktor von Genua,
Neugeborener vom Blute der Könige,
Nachfahre des ehrwürdigen Mithras, dem Herrn der Sonne, Ahnherr vom Blut der Könige,
Kind des Ventrue, erster seines Blutes,
Kind des Enoch, des Weißen,
Kind des Kain, des Vaters,

nach den Vorfällen in Votori würde ich gerne mit euch über eine mögliche Zusammenarbeit sprechen. Die kommenden Zeiten werden sicher eine Probe für Genua werden, die einfacher zu bestehen sein wird, wenn eine effiziente Zusammenarbeit der Ämter gegeben ist. Votori hat gezeigt, dass hier auf allen Seiten noch deutliche Verbesserungen möglich sind. Daher möchte ich euch bitten mir eine Zeit und einen Ort für ein ungestörtes Treffen mitzuteilen.

gez.

Arash, Geißel Genuas,
Neugeborener vom Clan des Tieres,
Nachkomme von Selan, Ancilla vom Clan des Tieres,
aus der Blutlinie Ennoias.

[Liutprand]

Dem Boten wurde aufgetragen in vier Tagen wieder zu erscheinen, um eine Antwort zu erhalten. Die Antwort enthielt eine knappe und förmliche Zusage einen Zeitpunkt und einen Ort. Der Zeitpunkt war Mitternacht in drei Tagen und der Ort war eine kleine Hütte etwas östlich von Borgi di Bisagno an einem Feldweg.

In jener Nacht war Liutprand mit einer Gruppe von vier Soldaten zu dem Feld geritten. Die Soldaten hatten am Feldweg in Sichtweite der Hütte die Pferde angebunden, unterhielten sich leise und bewachten die Pferde, während Liutprand sich zur Hütte aufmachte. Die Hütte selbst war unbewohnt. Die Bauern der Umgebung benutzten sie als Lager für Werkzeug und Saatgut und manchmal als Unterstand bei schlechtem Wetter.

Der erste Liktor selbst war in einen weiten Reiseumhang gekleidet, die Kapuze hatte er bei der Ankunft zurückgeschlagen. Unter dem Umgang schien er eine Rüstung zu tragen. Seinen Speer hatte er an die Hütte gelehnt und er hatte eine kleine Laterne dabei, die in der recht dunklen Nacht ein klein wenig Licht spendete.

Geduldig wartete er auf Arash

[Arash]

Liutprand musste nicht lange warten. Schon wenige Minuten später erschien eine Gestalt aus der Dunkelheit und trat in das Licht der Laterne. Arashs Äußeres hatte sich gewandelt. Der Umhang den er trug war nicht mehr aus grober grüner Wolle, sondern aus fein gewebtem Stoff in einem dunklem Blau. Die Kapuze verdeckte das Meiste des Gesichts, da er den Kopf vorerst gesenkt hielt. Der Saum der Kapuze war mit silbernen feinen Stickereien versehen, die komplexe Muster zeigten, ohne ein klares Bild herauszugeben. Er schien allein zu sein und verneigte sich kurz vor dem ersten Liktor, bevor er sich vollständig aufrichtete. Nun war auch zu erkennen, dass dieser neue Umhang mit einer silbernen Schließe in Form zweier Klauen, die ineinander griffen zusammen gehalten wurde. Auch sein Gesicht wurde nun deutlicher, im Schein der Laterne, sichtbar. Die grünen Augen betrachteten den Ventrue mit einer Ruhe, die vollkommen seiner Ausstrahlung zuwider sprach. Manch einer mochte es noch auf dem kürzlich abgehaltenen Kunstwettbewerb gemerkt haben, aber wenn man dem Gangrel nun direkt gegenüber stand war die Aura und Ausstrahlung deutlich erkennbar. Man konnte das Tier quasi greifen, welches in jedem Kainiten schlummerte. Aber Arash schien das Tier nicht nur nach außen zu tragen. Er schien fast daraus zu bestehen. Es tropfte durch jede Pore seines Seins und seiner Haut. Trotzdem war er offenbar weit davon entfernt die Kontrolle zu verlieren. Aber machte so etwas jemanden nicht noch gefährlicher? Schließlich wartete er darauf, dass Liutprand die Begrüßung vollzog, auf dass dieses Gespräch beginnen konnte.

[Liutprand]

Liutprand wandte sich Arash zu, als er ihn bemerkte und lies den neuen Kleidungsstil der Geißel auf sich wirken. Diese Aura, die der Gangrel ausstrahlte, Konnte der Ventrue deutlich spüren. Die unterschwellige Bedrohung lies seinen Körper in einer gewissen Anspannung, schließlich wäre es töricht, sollte man von einer solchen Bestie nicht jeder Zeit einen Angriff erwarten können. Seine Stimme jedoch war ruhig und hatte die angemessene Ernsthaftigkeit. Sein blick blieb aber direkt in seine Augen gerichtet.

"Guten Abend, werter Arash. Ihr wolltet etwas besprechen."

Stellte er das offensichtliche fest und machte mit seiner Hand eine kleine einladende Geste, um seinem gegenüber zu signalisieren, dass er nun sein anliegen vortragen konnte.

[Arash]

Der Gangrel nickte und senkte den Blick gegenüber den Augen des Ventrues nicht. Keinerlei Furcht stand darin geschrieben. Nur wer tiefer blickte hatte sofort das Gefühl nicht mehr in die Augen der Geißel, sondern in die des Tieres zu blicken. Einem Wesen, welches keine Gnade und kein Zögern kannte. Nur Wut und Zerstörung. Das war die Essenz, welche Arash ausstrahlte.

"Vielen dank Wohlwerter Liutprand, dass ihr mir die Möglichkeit dazu gebt." begann er mit einem leicht knurrenden Unterton. Es war nicht das sonore Schnurren, welches die Stimme des Gangrels früher begleitet hatte, sondern eher das Knurren einer Bestie. Trotzdem aber schien es die Stimme Arashs nicht zu verzerren, sondern eher eine natürliche Addition zu sein. Nichts, was dort nicht hingehörte. "Ich habe einige Themen, wenn ich ehrlich bin. Aber ich denke wir gehen diese am Besten nach und nach an." fuhr er fort. Sein Blick glitt kurz zu den Soldaten, die sich einige Meter abseits bei den Pferden aufhielten. Würde der Wind drehen, könnten die Tiere deutlich unruhiger werden, wenn der Geruch, den Arash verströmte ihre Nüstern erreichte. Dann blickte er wieder dem Liktor in die Augen.

"Beginnen wir mit der Zusammenarbeit. Die Geschehnisse bei der "Verhandlung" in Votori haben gezeigt, dass eine wirkliche Zusammenarbeit und Absprache zwischen den verschiedenen Ämtern nicht wirklich funktioniert. Ich will mich hier nicht von der Schuld ausnehmen. Ich hätte meinen Plan mit den anderen Amtsträgern, insbesondere euch und dem wohlwerten Nubis teilen sollen." Er machte eine wegwischende Handbewegung. "Aber dies ist Vergangenheit und die Fehler können wir nur noch analysieren, um sie nicht zu wiederholen. Da ihr die Söldnerschule in Borgo di Bisagno kontrolliert sind wir beide die Einzigen Kainiten die schnelleren Zugriff auf eine größere Anzahl Kämpfer haben. Ich würde daher gerne Vorschlagen, dass wir auch die Ausbildung dieser Einheiten zumindest zum Teil zusammen absolvieren lassen. Gerade mit dem nun aufziehenden eventuellen Krieg mit Savonna wäre eine schlagkräftige Armee etwas, was Genua helfen würde. Während eure Söldner den schlagkräftigen Körper bilden können meine Waldläufer Augen und Ohren sein, genauso wie sie das Gelände mit Fallen spicken können und im Falle einer Schlacht als Bogenschützen fungieren können. Sie sind nicht mehr so viele, aber ich werde ihre Reihen nun wieder mehr füllen. Leider ist die Ausbildung recht zeitaufwendig. Was haltet ihr davon? Habt ihr Vorschläge wie die gemeinsame Ausbildung aussehen könnte?" schloss er schließlich vorerst, um auf Antwort des Ventrues zu warten.

[Liutprand]

"Ihr meint die Fallen im Wald, die einen meiner Soldaten getötet, mehrere verletzt und mich insgesamt fünf Pferde gekostet hat?"

In der Aufzählung war deutlich zu hören, dass für Liutprand die Pferde die wertvolleren Verluste waren. Auch letztlich waren es nicht die Verluste, die Liutprand zu ärgern schien, sondern die absolute Sinnlosigkeit der Verschwendung von Ressourcen, die tatsächlich durch eine kurze Botschaft hätte verhindert werden können.

"Ihr wollt Euch von der Schuld nicht ausnehmen."

Sprach er die Worte des Gangrel nach und blickte die Geißel ausdruckslos an.

"Also darf ich davon ausgehen, dass Ihr vor habt diese Schuld zu begleichen?"

Die anderen angesprochenen Themen ließ er erst einmal unkommentiert. Offenbar war dies vordringlicher zu klären.

[Arash]

Arash zuckte bei der Aufzählung des Liktors zuerst mit den Schultern. "Nein. Eigentlich nicht. Ich wollte mich nicht von der Schuld ausnehmen, dass die Absprache nicht ideal war. Ich selbst hatte nicht einmal geplant dort zu sein. Aber Spuren führten dorthin." Wieder zuckte er mit den Schultern. "Mir die Schuld daran zu geben, dass ihr mit euren Reitern in einen unwegsamen dunklen Wald stürmt, ohne daran zu denken, dass dort Fallen sein könnten..." er lies den Satz unvollendet. Für den Gangrel schien es nicht die beste Feldherrenentscheidung gewesen zu sein. "Ich werde euch die Pferde trotzdem durch finanzielle Mittel ersetzen, wenn ihr dies wünscht." Dann schwieg der Gangrel und überlies es weiterhin dem Vantrue die anderen Themen wieder aufzugreifen.

[Liutprand]

"Nicht Ideal?"

Liutprand schüttelte den Kopf.

"Eine hübsche Umschreibung für nicht vorhanden. Und jetzt sagt Ihr mir, dass Ihr selbst da ward und seelenruhig zugesehen habt, wie ich meine Männer in den Wald geführt habe, obwohl Ihr wusstet, was dort auf mich und meiner Männer wartet? Dass die Bogenschützen mit den Brandpfeilen eigentlich Eure Männer waren. Was hattet Ihr vor? Alle, die in diesem Haus waren zu verbrennen?"

Liutprand wirkte eisig und betrachtete den Gangrel prüfend.

"Ich gebe Euch nicht die Schuld, dass ich diesen Befehl gegeben habe. Was ich Euch vorwerfe, ist, dass Ihr mir bei unserem letzten Gespräch schon Zusammenarbeit zugesichert habt und es ganz offensichtlich nicht eingehalten habt. Ich werfe Euch vor, dass Ihr mich in eine Falle habt laufen lassen, die Ihr gestellt habt und es nicht verhindert habt, obwohl Ihr da ward und es hättet tun können."

Er legte den Kopf leicht schief.

"Und jetzt schlagt Ihr erneut eine Zusammenarbeit vor. Was also frage ich Euch, soll mich glauben machen, dass Ihr diesmal Wort haltet?"

[Arash]

Der Gangrel lies den Ventrue ausreden und schloss dabei allerdings die Augen. Das Tier in seinem Inneren begann weiter aufzubegehren. Perlte es bisher nur langsam durch die Poren seiner Haut, so begann es nun geradezu zu fließen und unter ihm eine Pfütze zu bilden. Zumindest in einem übertragenen Sinne. Wirklich sehen konnte man natürlich nichts. Aber als Arash die Augen wieder öffnete und Liutprand ansah, war das Tier noch viel deutlicher in seinem Blick zu sehen, als zuvor. Auch in seiner Stimme spiegelte sich dies wider. Sie war nun von einem tiefen Grollen durchzogen.
„Ihr verbergt eure eigene Unfähigkeit hinter Anschuldigungen anderen gegenüber.“ Die Geißel schnaubte. „Glaubt was ihr wollt. Ich hatte meine Gründe dort zu sein, die nichts mit den Verhandlungen zu tun hatten.“ Fuhr er fort. „Vergesst nicht, dass ihr nicht Teil der Kainiten wart, die vom Prinzen zum Schutz Votoris abgestellt wurden.“ Er zuckte den Schultern. „Ihr könnt das Angebot annehmen, oder es lassen. Selbst mein Eingreifen hätte eure Männer nicht gerettet, da ihr nicht nachgedacht habt. Es hätte schlicht zu lange gedauert.“ Eine kurze Pause entstand, bevor der Gangrel fortfuhr. „Aber kommen wir doch nun zu einem wichtigeren Thema.“ Grollte es nun aus ihm hervor. „Ihr werdet den Spatz wieder freilassen. Sofort. Falls nicht....“ Die Hand des Gangrels hob sich, wodurch die Klauen zum Vorschein kamen für die der Clan des Tieres so gefürchtet war. „Glaubt nicht, dass eure Männer schnell genug wären euch zu helfen. Sie wären genau wie ihr tot, bevor sie ihre Waffen gezogen hätten."


Manipulation + Einschüchtern:
9, 9, 6, 6, 5, 4

- 1 BP - Klauen

[Liutprand]

Liutprands Augen weiteten sich und der Ventrue machte unwillkürlich einen Schritt zurück auf Grund der Bedrohung, die der Gangrel ihm gegenüber aufbaute. Fast augenblicklich grub sich Liutprands Blick in Arashs Augen und versuchte dessen Willen zu unterwerfen und mit einem hastig gezischten... "Erstarre!"* ...davon abzuhalten, ihm näher zu kommen oder gar anzugreifen.

Er packte mit der Rechten seinen Speer, der an der Wand gelehnt war, ohne Arash aus den Augen zu lassen und beobachtete Erfolg oder Misserfolg der Macht seines Blutes.

*
Beherrschung 1: 3 8 2 6 6 1 7 + WP gegen Arash aktuelle Willpower