[1070] Bis der Sieger feststeht [Angelique, Giada, offen] [Turnierspiel] [Kunst des Wettkampfs]

[Giada Salvaza Rossi]

Giada lehnte sich auf ihrem Platz zurück, faltete die Hände im Schoß und betrachtete das Spielfeld eine Weile lang still. Es war schon spät in der Nacht, mitten in diesen einsamen Stunden nach der Mitternacht und vor dem Morgengrauen.

"Ja, das war es in der Tat", bestätigte sie dann langsam Angeliques letzte Worte. Etwas in oder an ihr schien sich entspannt zu haben. Als hätte der Wettstreit des gesamten Abends, nicht nur der auf dem Brett, nun für sie seinen Abschluss gefunden. Sie lächelte schmal.
"Es gibt Kämpfe, die es um ihrer selbst willen wert sind, ausgetragen zu werden. Man mag uns dafür töricht heißen, dass wir all die Mühe und Gedanken in ein Spiel legen, doch ich glaube wohl, dass dieses Spiel es mehr als wert war."

Sie sah Angelique nachdenklich an. "Ihr scheut das Spiel neben dem Brett als gäbe es derlei nicht. Sobald Ihr gelernt habt, auch dort zu siegen, könnte kaum einer Euch noch Einhalt gebieten." Giada wiegte den Kopf. "Doch Ihr habt Gründe, aus denen heraus Ihr Euch im Zaume haltet, nicht wahr."

[Angelique]

"Jedes Mal, wenn ich das Spiel außerhalb des Bretts spiele, habe ich zwar am Ende meist meinen Willen, aber es sind dann auch Menschen mit Träumen, Hoffnungen und Gefühlen tot und manchmal auch welche von uns, deren Erfahrungen der Jahrhunderte dann nur noch Staub im Wind sind."

[Giada Salvaza Rossi]

“Nein, Euren Willen habt Ihr nie bekommen.” Mit einer langsamen Geste ihres Armes fegte Giada die beiden letzten Figuren, den Schwarzen und den Weißen König, vom Spielfeld.
“Denn wäre dies so, so wäre diese Stadt eine andere, das Gesicht der Domäne trüge weit deutlicher Eure Zeichen und Spuren.”

Sie sagte das nicht unfreundlich, eher mahnend gestreng wie eine Mutter, die ihre Tochter an die harte Realität des Lebens gewöhnen will.
“Dennoch habt Ihr recht, dass Euer Wille einiges verändert hat. Er hat Leben gekostet und kostet sie weiterhin. Er hat auch Leben gerettet und diese fordern nun ihre Preise ein. Nichts ist ohne Folgen, ohne Preis, ohne langen Schatten. Sogar Eure Weigerung, außerhalb des Brettes zu spielen, kostet ihren Preis.”

Mit einer Hand griff Giada in die kleine Menge schwarzer und weißer Figuren am Rande des Brettes und hob eine Faust voll von ihnen hoch.
“Ich denke, dass Ihr Euch nicht abwenden könnt.” Wie zum Beweis hob sie die Figuren hoch, so dass Angelique sie in ihrer Faust und zwischen ihren Fingern hervorragen sehen konnte.
“Neutralität gibt es nicht. Jede Eurer Taten und jede Weigerung sind Steine in den Waagschalen Eures Daseins. Und dies gilt für einen jeden von uns, für die Sterblichen, für die Unsterblichen, für jeden auf dieser Welt. Scheut Euch nicht davor, sage ich. Uns ist die Freiheit zu Tat und Untat gegeben, zu leuchtendem Guten und finsterster Sünde. Am Ende werden wir unser Schiedsgericht erfahren. Lasst nicht zu, dass dies, was Ihr tun, was Ihr sein, was Ihr werden könntet, einfach verschwendet ist. Weder Eurer lebendigen Seele noch dem Blut Eurer zweiten Geburt ist das angemessen.”

[Angelique]

Angelique lächelte leise.
"Ein ähnliches Gespräch und fast identische Worte hörte ich vor einigen Jahren schon einmal. Nur mit komplett entgegengesetzter Aussage und der Andeutung, ich sei nur eine Schachfigur und nicht die Spielerin.

Und natürlich, dass alles, was ich tue, nur Tod und Elend über andere bringt.

Aber ich bin geneigt, eher Euren Rat zu befolgen. Eigentlich tue ich das auch schon sehr lange. Nur offenbar subtiler, als es selbst die selbsternannten Puppenspieler im Hintergrund wissen."

[Giada Salvaza Rossi]

“Wer sich selbst als Puppenspieler denkt oder sogar so nennt, der ist keiner und allzu oft selbst nichts als die Puppe. Und wir alle sind doch irgendwann, nach dem ersten halben oder ganzen Jahrhundert, zu alt, um nicht beinahe jedes Gespräch so oder so ähnlich einmal gehört zu haben. Eine erste Ahnung davon, wie es jenen ergeht, die noch einmal ein vielfaches länger überdauert haben.”
Es war eine recht trockene und sehr zynische Bemerkung der Magistra. Doch sie schien Angelique damit eher zuzustimmen als alles andere. Erstaunlich behutsam legte sie die Figuren aus ihrer Faust wieder nieder und entließ sie aus ihrem Griff.


“Ich würde Euch gern einmal wahrhaftig spielen sehen, werte, geschätzte Angelique. Ob mir die Folgen davon gefallen würden, will ich gar nicht versuchen, zu ermessen. Doch ich kann die hohe Kunst, die Bildung, die Schärfe von Verstand und Ambition, die Stärke und den Willen schätzen, in Freund und Feind gleichermaßen.”

Und nun glomm etwas in Giadas Blick, das tatsächlich erschreckend nah an mütterlichem Stolz auf Angelique war. “Ich will sehen, was Ihr tun könntet, wenn Ihr es nur wagt und wolltet.”

[Iulia Cornelia]

Das Schmunzeln der Harpyie war dezent, ob Giadas Einschätzung über Angelique, doch mischte sie sich vorerst nicht ein. Stattdessen ließ sie die Beiden sprechen, auch wenn ihr Blick immer häufiger gen Mond, Schachbrett und zwischen den beiden Spielern hin und her zu wandern schien, als ob sie diese damit fragen wollte, ob sie denn nun endlich bald fertig waren. Oder ob sie das Spiel, und somit auch das derzeitige Ergebnis dieses, so stehen lassen wollten. Schließlich hatte sich noch keiner der Beiden hierzu verbal geäußert oder seine Figur umgelegt. Entsprechend ungeduldig schien das sanfte Tippeln der Finger der Harpyie langsam zu werden, als scheinbar alle gerade auf Angelique und Giada warten mussten.

[Giada Salvaza Rossi]

Zur Zeit waren gar keine Figuren mehr auf dem Brett, denn Giada hatte zuvor beide Könige vom Feld gefegt.

[Angelique]

"Wenn es denn einen Gewinner geben muss, trete ich den Sieg gerne ab. Mir ging es eh um das Spiel selbst und das war toll."

Sie streckte ihr Händchen aus. "Herzlichen Glückwunsch!"

[Giada Salvaza Rossi]

Giada schnaubte einmal und neigte knapp das Haupt. "Dann sei es so. Euch ebenso meinen Glückwunsch, werte Angelique. Ihr habt Euch behauptet", meinte sie dann kurzerhand. Sowohl sie als auch die Malkavianerin genügten den recht offensichtlich gemachten Wünschen der Gastgeberin. Und zu dieser sah sie nun hin.

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue erhob sich und zollte den beiden Kainiten mit einem Nicken ihren Respekt, gegenüber Angelique weniger tief, denn gegenüber Giada, bevor sie diese zu ihrem beeindruckenden und spannenden Spiel, beziehungsweise ihrem Sieg beglückwünschte.



Zusammenfassung:
Im letzten Spiel des Abends auf dem Schachturnier traf die Malkavianerin Angelique auf Schwarz auf die Lasombra Giada auf Weiß. Der Schatten schlug dem Mondkind eine andere Art vor, den Sieger zu ermitteln. Eine Geschichte, die sie mit der Hilfe Vergonzos erzählen wollte, woran sich die Gastgeberin und Veranstalterin des Abends jedoch zu stören schien und dies offenkundig weder guthieß, noch gutheißen konnte. Entsprechend präsentierte sie Giada die für sie noch immer unlösbare Aufgabe Benjamins. So kam es, dass die beiden Kainiten nach den Regeln des Abends weiterspielen mussten. Trotz den Einschüchterungen des Enkels Totilas gegenüber der Malkavianerin war es zu einem überraschenden Patt zwischen den Beiden gekommen. Nachdem die Harpyie jedoch nicht vorhatte, sich in das Spiel einzumischen, sondern die beiden Spieler jene verzwickte Situation untereinander regeln ließ, endete das Aufeinandertreffen der Beiden, mit dem Sieg des Schattens, als Angelique diesen an Giada abtrat.